Die Meisterschale haben die Handballer des THW Kiel bereits
am Mittwoch nach dem
37:31-Erfolg über die HSG Wetzlar
überreicht bekommen, und am Samstagabend wollen die "Zebras"
mit 15.000 Fans auf dem Kieler Rauthausplatz das Double 2013
gebührend feiern. Direkt davor steht allerdings noch das
letzte Saisonspiel in der DKB Handball-Bundesliga an. Während
es für die Kieler in der Aschaffenburger f.a.n frankenstolz Arena
am Samstagnachmittag ab 16.30 Uhr "nur" um zwei abschließende
Punkte geht, kämpft der gastgebende TV Großwallstadt noch um
die kleine Chance auf den Klassenerhalt. Das Traditionsduell
wird - in Konferenzschaltung mit dem anderen "Abstiegsendspiel"
zwischen dem VfL Gummersbach und dem TV Neuhausen - live auf
Sport1 übertragen, auf dem Kieler Rathausplatz wird die Partie
zur Einstimmung auf die Double-Feier exklusiv in voller Länge
auf einer Großbildleinwand gezeigt.
Spannung im Tabellenkeller
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Rechtsaußen Michael Spatz ist mit 150/23 Treffern auch in
dieser Saison wieder erfolgreichster TVG-Schütze.
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TVG |
Die meisten Entscheidungen in der DKB Handball-Bundesliga sind
bereits gefallen: Der THW Kiel steht seit mehreren Wochen zum
18. Mal als deutscher Meister fest, die Rhein-Neckar Löwen und
die SG Flensburg-Handewitt sicherten sich vorzeitig die direkte
Champions-League-Qualifikation, und die TSV Hannover-Burgdorf
hat den sechsten Platz und die damit verbundene erstmalige
EHF-Pokal-Teilnahme in der Tasche. Lange Zeit sah es so aus,
als würde am letzten Spieltag nur noch die Entscheidung, ob jetzt
die Berliner oder die Hamburger am Ende den vierten Platz
in der Tabelle ergattern können, die einzige noch wichtige
Platzierungsfrage darstellen. Denn mit dem TuSEM aus Essen
und dem TV Neuhausen hatten sich ebenfalls frühzeitig zwei
Absteiger heraus kristallisiert, und der TV Großwallstadt
stand nach dem 28. Spieltag und zwischenzeitlich 9:47 Punkten
auch schon mit mehr als einem Bein in der zweiten Liga.
Großwallstadt zuletzt mit 6:4 Punkten
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Der Schweizer Nationalspieler David Graubner erzielte bislang 88 Treffer.
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TVG |
Als nach dem Sieg beim TuSEM Essen die Hoffnung auf ein
Großwallstädter Happy-End durch die Lizenzierungskommission
der Handball-Bundesliga GmbH, die dem TVG aufgrund bestehender
Liquiditätslücken die Lizenz für die kommende Spielzeit in
erster Instanz verweigerte, fast vollständig zerstört wurde,
schien der endgültige, erstmalige Abstieg des Traditionsclubs
besiegelt. Doch nach einem 28:23-Heimsieg über HBW Balingen-Weilstetten
und einem 33:28-Erfolg beim TuS N-Lübbecke am vergangenen
Wochenende ist für die Mannschaft von Trainer Peter David,
die wir Ihnen bereits im
Vorbericht zur Hinrundenpartie
ausführlich vorgestellt hatten, der Klassenerhalt doch noch
möglich - zumal sich auch die Lizenzierungskommission zuletzt
kompromissbereit zeigte: Wenn die Schließung der Liquiditätslücken
bis zum 12. Juni nachgewiesen werden können, winkt den Franken
doch noch eine Lizenz für die DKB Handball-Bundesliga.
Gummersbach oder Großwallstadt - ein Traditionsverein steigt erstmals ab
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Linksaußen Max Holst war bislang 142/63-mal erfolgreich.
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TVG |
Um den letzten freien Platz in der kommenden Spielzeit
liefert sich der TVG ein Fernduell ausgerechnet mit dem
VfL Gummersbach. Eben jenem Club, mit dem die Großwallstädter
von Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre den deutschen
Vereinshandball dominierte und auch in Europa für Furore
sorgte: Zwischen 1973 und 1985 machten die beiden Vereine
12 der 13 deutschen Meisterschaften unter sich aus, auch
gewannen sie beide in der Zeit jeweils zweimal den Pokal
der Landesmeister. Die Voraussetzungen sind klar: Der TV
Großwallstadt benötigt am Samstagnachmittag einen Punkt
mehr als der VfL Gummersbach, der zeitgleich allerdings
einen auf dem Papier deutlich einfacheren Gegner empfängt.
Denn während Großwallstadt versucht, erstmals seit über
12 Jahren wieder ein Heimspiel gegen den THW Kiel zu
gewinnen, spielt der VfL Gummersbach bei seiner letzten
Partie in der altehrwürdigen Eugen-Haas-Halle gegen den
bereits abgestiegenen TV Neuhausen.
THW will 30. Sieg - und dann feiern
Auch wenn die "Zebras" zum Saisonausklang erneut ohne
Christian Zeitz (Mittelhandbruch)
und
Aron Palmarsson (Knieoperation)
in Aschaffenburg antreten müssen, hinter dem Einsatz von
Kapitän
Marcus Ahlm (Oberschenkelprobleme)
ein großes Fragezeichen steht und die Mannschaft von Trainer
Alfred Gislason nur so schnell wie
möglich zur Double-Feier auf den Kieler Rathausplatz wollen
(siehe
Extra-Bericht), so will der
THW Kiel im Abstiegskampf nicht das Zünglein an der Waage
spielen und den 30. Saisonsieg einfahren. TVG-Coach Peter
David muss derweil auf Linkshänder Runar Karason verzichten,
der sich beim Sieg gegen Balingen eine Fissur in der rechten
Hand zuzog.
Die Schiedsrichter der Partie in der f.a.n. frankenstolz Arena am Samstag sind
Martin Harms und Jörg Mahlich.
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2013:
Erst Aschaffenburg, dann Rathausplatz
THW Kiel landet nach Saison-Kehraus gegen den TVG in Holtenau
Kiel. Was viele vergessen haben: Kiel hat einen Flughafen.
Weil dem so ist, wird Handballmeister THW Kiel heute in
Holtenau abheben, um nach dem letzten Saisonspiel beim TV
Großwallstadt (16.30 Uhr/Sport1) zeitnah auf dem Rathausbalkon
erscheinen zu können. "Ich mache meinen Pilotenschein, dann
können wir öfter so reisen", witzelt Trainer
Alfred Gislason, der auf die
verletzten Christian Zeitz,
Aron Palmarsson und
Marcus Ahlm verzichten muss.
Zudem wird Marko Vujin von
einem verstauchten Daumen an der Wurfhand geplagt. Als
Touristen reisen die "Zebras" trotzdem nicht an, schließlich
steht für die Mainfranken viel auf dem Spiel. Der TVG, Kiel
und der VfL Gummersbach sind die letzten Vereine, die seit
Gründung der Bundesliga im Jahr 1977 Stammgäste sind.
Während die Kieler voraussichtlich ab 21.15 Uhr auf dem
Rathausbalkon das Double feiern, wird einer der anderen
"Dinos" ein Zweitligist sein. Die Gummersbacher (15./16:50
Punkte/-129 Tore) haben einen Punkt Vorsprung auf
Großwallstadt (16./15:51/-95), das schlechtere Torverhältnis,
aber das leichtere Los. Besiegen sie in ihrem Heimspiel den
abgestiegenen TV Neuhausen, bleiben sie drin.
Unmittelbar nach dem Abpfiff wird der THW-Tross seine
Chartermaschine besteigen und nach Hause fliegen. Die
Verantwortlichen des Rekordmeisters bitten die Fans, auf
einen Empfang am Flughafen zu verzichten. "Wir steigen
dort sofort in den Bus, um möglichst schnell zum Rathaus
zu kommen", sagt Manager Klaus Elwardt.
Er hatte mit dem Gedanken gespielt, darum zu bitten, den Anpfiff
um eine Stunde zu verlegen, um früher in Kiel landen zu können.
Doch dann siegte Großwallstadt überraschend in Lübbecke (33:28)
und ergriff den allerletzten Strohhalm. "Diese Brisanz verbat
es uns, darüber weiter nachzudenken", sagt Elwardt,
der fest davon ausgeht, dass seine Mannschaft sich in der mit
4200 Zuschauern ausverkauften Arena in Aschaffenburg seriös
verabschiedet. Ihm ist noch der peinliche Auftritt des
damaligen Vizemeisters SG Flensburg-Handewitt in Erinnerung,
der in der Saison 2007/2008 am letzten Spieltag in eigener
Halle überraschend GWD Minden (28:29) unterlag. Minden schaffte
so noch den Klassenerhalt, Lübbecke stieg ab. "Ich möchte nicht,
dass uns so etwas passiert", sagt Elwardt.
Ganz andere Sorgen plagen den Gegner. "Wir können vor dem
Anpfiff gar keine Spieler verabschieden", sagt Peter Meisinger.
"Wir wissen ja nicht, in welcher Liga wir danach sein werden."
Das Gros hat Verträge, die nur für die Bundesliga gültig sind.
Steigt der TVG ab, können sie alle gehen. "Hier sind zuletzt
viele Fehler gemacht worden, auf und neben dem Feld", sagt
Meisinger, eine Kultfigur des siebenmaligen Meisters. Er sprang
im Januar als Sportdirektor ein, als der Abstieg bereits
beschlossene Sache zu sein schien.
Er ließ keinen Trick unversucht, so hing lange ein Trikot
mit der Nummer 15, von allen Spielern unterschrieben, in
der Kabine. Der 15. Platz - die Rettung. "Ich weiß nicht, wo
es im Moment ist", sagt Meisinger. "Wahrscheinlich in irgendeiner
Kiste." Man müsse realistisch bleiben. "Unsere Chance ist sehr
theoretisch."
Gislason hat großen Respekt vor
dem Gegner, dessen Auftritt in Lübbecke ihn begeisterte. "Das
wird ein ganz hartes Spiel." Eines, das er auch gewinnen will.
Denkt Elwardt an Flensburg, denkt
er an Reykjavik. "In einem Stadtteil bin ich noch immer die
mit Abstand unbeliebteste Person", sagt er, der vor vielen
Jahren als Trainer des späteren Meisters Akureyri am letzten
Spieltag vor den Play-offs einige Stammspieler schonte, das
letzte Punktspiel verlor und so ein Verein aus der Hauptstadt
abstieg, der damit nicht gerechnet hatte. "Es geht um die Ehre,
ich werde gegen Großwallstadt das Letzte aus meiner Mannschaft
rausquetschen."
Gislason wirkt in diesen Tagen
gelassener als sonst auf der Zielgeraden einer Saison. Den
emotionalen Abschied von Momir Ilic,
Thierry Omeyer und
Daniel Narcisse verfolgte er am
Mittwoch mit sichtlicher Rührung. "Ich habe mich sehr für die
Jungs gefreut", sagt er. "Sie sind richtig gut rübergekommen."
Zur größeren Gelassenheit hat offenbar auch eine Operation
seiner rechten Schulter beigetragen, die ihm zuletzt große
Schmerzen bereitete. "Ich bin 53, die Schulter leider schon
73", sagt Gislason. "Sie hat mich
zwar nach Deutschland und Spanien gebracht, aber zuletzt auch
um meinen Schlaf."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
TV Großwallstadt - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
Sa., ab 16.15 Uhr: TV Großwallstadt - THW Kiel
live aus der f.a.n. frankenstolz-arena in Aschaffenburg
in Konferenzschaltung mit der Partie Gummersbach - Neuhausen
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Sa. ab 16.30 Uhr: Liveeinblendungen TV Großwallstadt - THW Kiel
(geplante Einblendungen um 16.30,
17.00 Uhr, 17.10 Uhr, 17.30 Uhr, 17.50 Uhr und in der
Schlussphase gegen 18.00 Uhr, jeweils in Konferenz mit
der Partie Flensburg - Lübbecke; Reporter in Aschaffenburg
ist Sascha Hack)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.