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17.06.2013 Interview / EM 2014

KN-Interview mit Martin Heuberger: "Uns fehlen derzeit die Überflieger"

DHB-Coach Heuberger fordert Hilfe der Liga

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.06.2013:

Die 11. Handball-Europameisterschaft der Männer findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
Die 11. Handball-Europameisterschaft der Männer findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
Aschaffenburg. Martin Heuberger, dessen Mannschaft nach den Olympischen Spielen 2012 in London das zweite Großereignis innerhalb kürzester Zeit verpasst hat, steht erneut in der Kritik. Als Nachfolger des 49-Jährigen werden mit Markus Baur und Christian Schwarzer bereits laut Namen ehemaliger Nationalspieler gehandelt, die der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zuletzt goldigere Zeiten beschert hatten.
Mit dem Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft sprach Wolf Paarmann.
Kieler Nachrichten:
Herr Heuberger, wie zufrieden waren Sie mit Ihrer Mannschaft im Spiel gegen Israel?
Martin Heuberger:
Sehr. Obwohl schon vorher klar war, dass wir die Qualifikation für die EM verpassen werden, hat sie Charakter gezeigt, sich als verschworene Einheit präsentiert. Ich sehe bei ihr eine klare Entwicklung in die richtige Richtung, auch wenn wir jetzt leider ein wenig zurückgeworfen worden sind.
Kieler Nachrichten:
Noch ist die Nationalmannschaft offenbar aber nicht stark genug, um sich gegen Mannschaften wie Montenegro und Tschechien, die nicht zur europäischen Spitze zählen, durchzusetzen...
Martin Heuberger:
...es fehlt ihr die Konstanz, eine gewisse Reife. Das war besonders bei der Niederlage in Montenegro wieder deutlich zu sehen. Zu welchen Leistungen die Mannschaft fähig ist, hat sie aber gerade erst bei der WM in Spanien gezeigt (Platz fünf, d. Red.). Sie befindet sich in einem Umbruch, den ich gerne weiter begleiten würde.
Kieler Nachrichten:
Hatten Sie denn die Hoffnung, dass Montenegro mit einem Sieg in Tschechen Schützenhilfe leisten würde?
Martin Heuberger:
Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich habe in den letzten Tagen keine Zeitungen gelesen, um nicht noch nervöser zu werden, mich nur auf das Israel-Spiel konzentriert. Was mich allerdings ärgert, ist, dass Montenegro in Tschechien auf vier Stammspieler verzichtet hat, die gegen uns das Spiel entschieden haben. Das ist unsportlich. Aber: Wir haben auch das Hinspiel in Mannheim gegen Montenegro verloren. Letztlich hat uns dieses Spiel das Genick gebrochen.
Kieler Nachrichten:
In Montenegro endete die Saison bereits Mitte Mai, in der Bundesliga wurde noch vier Tage vor dem Qualifikationsspiel in Podgorica gespielt. Würden Sie sich auch bei der Gestaltung des Terminplans mehr Unterstützung von der Liga wünschen?
Martin Heuberger:
Wir haben in den letzten Jahren sehr viel darüber geredet, dass die Liga der Nationalmannschaft helfen muss. Jetzt muss endlich auch gehandelt werden. Diese Terminierung ist ein gutes Beispiel, auch wenn ich sie nicht als Ausrede benutzen möchte. Meinen Spielern war klar, dass für sie die Saison erst am 15. Juni enden wird. Sie haben sich voller Euphorie auf das Spiel in Montenegro vorbereitet.
Kieler Nachrichten:
Die Liga hat beschlossen, in der nächsten Saison Doppelspieltage einzuführen, um Ihnen mehr Tage für Lehrgänge zur Verfügung zu stellen...
Martin Heuberger:
...ich hoffe nur, dass sie uns jetzt, wo wir die EM-Qualifikation verpasst haben, nicht wieder gestrichen werden. Gerade diese junge Mannschaft, in der ich noch mehr Talente einbauen möchte, braucht Zeit, um gemeinsam üben zu können. Ich würde mir auch wünschen, dass die Liga sich mit einer freiwilligen Selbstbeschränkung verpflichtet, mehr auf den deutschen Nachwuchs zu setzen.
Kieler Nachrichten:
Wie soll das konkret aussehen?
Martin Heuberger:
Die Bundesligisten verpflichten sich dazu, eine bestimmte Quote in ihrem Kader mit jungen, deutschen Spielern zu bestücken. Das würde zwar dem Bosman-Urteil (freie Wahl des Arbeitsplatzes in der EU, d. Red.) widersprechen, aber in den Ligen in Spanien und Frankreich ist das auch möglich. Uns fehlen derzeit die Überflieger, die, die den Unterschied ausmachen. An guten Außen mangelt es nicht, aber im Rückraum fehlen die Perspektiven. Gerade auf diesen Positionen bekommen unsere Talente bei ihren Vereinen zu geringe Einsatzzeiten.
Kieler Nachrichten:
Ihr Vertrag läuft 2014 aus. Wie sehen Sie Ihre Zukunft als Nationaltrainer?
Martin Heuberger:
Wenn der Erfolg ausbleibt, finden Personaldiskussionen statt. Damit muss ich leben. Ich versuche, das von mir fernzuhalten und mich konsequent mit meiner Arbeit zu beschäftigen. Es geht im Moment ja auch nicht um mich, es geht um den deutschen Handball.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.06.2013)


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