22.06.2013 | Halle |
Recherche: Für Rolf Körting beginnt ein THW-Spiel schon zu Hause. Bevor er an seinem Arbeitsplatz sitzt, informiert er sich bei der technischen Besprechung über die letzten Details. |
Der Spieltag Sein Einsatz beginnt am Spieltag eine Stunde vor dem Anpfiff bei der technischen Besprechung im Raum der Schiedsrichter. Hier treffen sich alle Verantwortlichen, um die Abläufe durchzusprechen. Für Körting nach drei Jahrzehnten reine Routine. Anschließend bespricht er sich mit Torben Pöhls, der auf dem Feld für die Unterhaltung der Zuschauer zuständig ist. Hier plaudern die beiden Moderatoren kurz über die bevorstehende Partie. Eine Viertelstunde vor Spielbeginn macht sich Körting auf den Weg zu seinem Platz. Mit dem Fahrstuhl geht es hinauf in den dritten Rang. Von dort aus hat er den perfekten Überblick. "Früher habe ich noch direkt am Spielfeldrand gesessen", erzählt er. Da sei er zwar unmittelbar am Geschehen gewesen, doch hätten ihm oft die aufspringenden Trainer die Sicht aufs Tor versperrt. "Und da passiert ja die Aktion, die ich ansagen muss." Bei besonders hitzigen Gefechten wurde Körting sogar ins Geschehen verwickelt. In den frühen Achtzigerjahren beschimpfte ein gegnerischer Betreuer die Kieler einmal so wüst, dass Körting ihn zurechtwies. "Daraufhin packte er mich und zog mich über meinen Tisch. Und die Zuschauer, die direkt hinter mir saßen, hielten mich fest und zerrten mich zurück."
An seinem Tisch angekommen, schaltet er zuerst sein Lämpchen ein. "Das ist eine Art Ritual geworden, denn beim Einlauf wird es ja dunkel."
Weil fast jedes THW-Spiel im TV übertragen wird, muss er sich genau an den Zeitplan halten. Wenn Torben Pöhls von der Platte an ihn übergibt, kommen seine vorbereiteten Zettel zum Einsatz. Begrüßung, Gegner- und Schiedsrichtervorstellung, Anmoderation. Dann kann es losgehen. Während des Spiels ist Körtings ganze Konzentration auf den Ball gerichtet. Wer wirft das Tor, wer spielt den entscheidenden Pass? "Viel Handball sehe ich gar nicht", sagt er, so fokussiert ist er auf das Spielgerät. Gleichzeitig führt er eine eigene Statistik über die Torschützen. Seine Sprecheinsätze sind inzwischen klar reglementiert. "Früher hätte ich Lieder singen können", sagt Körting. Heute bleiben ihm nach einem Tor fünf Sekunden, um Schütze und Spielstand anzusagen. In Auszeiten oder wenn die Uhr angehalten ist, darf er sprechen und die Mannschaft anfeuern, nicht aber bei laufender Uhr. Tut er es doch, muss der Verein Strafe zahlen. 1000 Euro waren zu Saisonbeginn einmal fällig, weil Körting zur falschen Zeit geredet hatte. Ex-THW-Tainer Noka Serdarusic scherte sich wenig um solche Vorgaben. "Wenn ich dir ein Zeichen gebe, musst du Gas geben. Ich sorge dafür, dass der THW das zahlt", soll er einst zu ihm gesagt haben. "Aber dazu ist es nie gekommen", sagt Körting und lacht.
Nach dem Abpfiff Ist das Spiel vorbei, ist auch sein Arbeitstag beendet. Nach einigen zusammenfassenden Sätzen zum Spiel, ein Lob an die Mannschaft oder einem Kompliment an den Gegner, notiert er sich das Ergebnis auf seinem Statistikbogen und genießt den Feierabend mit seiner Frau Helga und alten Bekannten im VIP-Raum bei einem Bier.
Der berühmte blaue Pullover... |
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 15.06.2013)
(22.06.2013) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |