Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 15.06.2013:
Als sie schließlich zum 18. Mal
Deutscher Meister geworden
waren, wirkten die Kieler ein
wenig überrascht. "Letztlich
passierte es doch ganz schön
plötzlich", sagte Kapitän
Marcus Ahlm nach dem begeisternden
31:25-Heimsieg gegen die Rhein-Neckar Löwen, der
letzte theoretische Zweifel am
erneuten Triumph der "Zebras"
bereits drei Spieltage vor dem
Saisonende beseitigte. Die
Stationen des Triumphzuges:
25. August 2012
Einen Tag vor dem Abflug zum
Super Globe in Katar starteten
die Kieler mit einem
34:25 (16:10)-Sieg beim VfL Gummersbach
souverän in die neue
Saison. Die Gäste führten mit
2:1, als Goran Sprem erneut seinem
Alptraum begegnete. In der
Regel passiert das, wenn der
Linksaußen mit Kroatien gegen
Frankreich spielt. Doch auch im
VfL-Dress kann er den Duellen
mit
Thierry Omeyer nicht entkommen.
Sprem scheiterte mit
zwei Gegenstößen, und der
THW nahm Fahrt auf. "Die Kieler
sind nicht unser Maßstab",
sagte Nationalspieler Adrian
Pfahl. "Die schlagen wir nur,
wenn sie einen schlechten Tag
haben. Den hatten sie nicht."
Weil dem VfL der Spielbetrieb
in der betagten Eugen-Haas-Halle nur noch unter Auflagen
gestattet wurde, erlebten die
Oberbergischen ein ungewöhnliches
Heimspiel. "Als wir das
letzte Mal trainiert haben, gab
es keine zweite Tribüne und das
Spielfeld war einige Meter weiter
rechts", sagte Pfahl. Problematisch
waren die Lichtverhältnisse,
zehn Meter vor den beiden
Toren begann jeweils eine dunklere
Zone - doch der THW behielt
auch hier den Durchblick.
5. September 2012
Nur drei Tage nach der
Final-Niederlage beim Super Globewaren die Kieler bei der TSV
Hannover-Burgdorf gefordert.
Ohne Marcus Ahlm, der sich in
der Wüste erkältet hatte, feierten
die "Zebras" mit einem
36:30 (20:17)-Sieg den 39. Liga-Erfolg in Serie. Bei den Gästen
gefielen besonders
Andreas Palicka,
"Goggi" Sigurdsson
(Neun Tore bei zehn Versuchen),
Filip Jicha (6) und
Christian Zeitz,
der seine fünf Tore nach
der Pause erzielte. Bei den Gastgebern
überzeugte Mait Patrail,
an dem der THW die Transferrechte
besitzt. Der Este war zuvor
beim TBV Lemgo wegen angeblicher
Disziplinlosigkeiten
ausgemustert worden und nach
Katar abgewandert. Ein Umzug,
aus dem der wurfgewaltige
Rechtshänder offenbar die richtigen
Schlüsse gezogen hatte. In
der AWD-Hall gab Rechtsaußen
Niclas Ekberg sein THW-Debüt.
Der Schwede, kurzfristig von
der insolventen AG Kopenhagen
verpflichtet, hatte die Katar-Reise nicht mitgemacht.
"Dieses Spiel war für mich viel
wichtiger als das Finale in Doha",
sagte ein sichtlich erleichterter
Alfred Gislason nach einem
intensiven Ringen, in dem
die Hausherren andeuteten,
welche Rolle sie im weiteren
Saisonverlauf spielen würden.
12. September 2012
Nach 102 Tagen ohne Handball
schloss der THW Kiel wieder
seine Halle auf. Sie waren zum
Supercup nach München gereist,
zum Super Globe nach
Doha, in der Liga ins Oberbergische
und nach Niedersachsen.
Gegen GWD Minden feierte der
Rekordmeister endlich sein
Heimdebüt - mit dem neuen Videowürfel
an der Decke. Der
Aufsteiger, der zuletzt im Dezember
1983 in Kiel siegen
konnte, hielt 37 Minuten lang
ganz beachtlich mit. Dann
machten die Hausherren mit einem
Zwischenspurt von 21:17
auf 29:17 den
37:26 (15:10)-Sieg
perfekt.
Filip Jicha war mit zehn
Toren einmal mehr bester Werfer.
Was noch? Alle Feldspieler
trafen. Und damit warf auch
Niclas Ekberg sein erstes Tor für
den THW. Manager
Klaus Elwardt
lobte anschließend den
wackeren Gast. "Ich bin mir sicher,
dass Minden die Klasse
halten wird." Taten sie auch, allerdings
nicht mehr mit Trainer
Ulf Schefvert, er wurde im Saisonfinale
durch Sead Hasanefendic
ersetzt.
16. September 2012
Nach 500 Tagen gab der THW
Kiel sich gnädig: Das
26:26 (9:12) bei den Füchsen Berlin
versetzte der Rekordserie einen
ersten Dämpfer. Nach 40 Liga-Siegen in Serie gaben die "Zebras"
im mit 9000 Zuschauern
ausverkauften Fuchsbau erstmals
wieder einen Punkt ab. Die
Füchse feierten ihn, als hätten
sie den Titel gewonnen. Mit
Tanz und Songs wie "Oh, wie ist
das schön" und "So sehen Sieger
aus". Die Gäste führten sieben
Minuten vor dem Abpfiff
noch mit 25:21, konnten das
Polster aber nicht ins Ziel retten.
Am Ende hatten sie noch
Glück, weil Torsten Laen im Gegenstoß
einen Pass von Mark
Bult nicht fangen konnte. "Wir
haben hier zum Wohle des
Handballs einen Punkt abgegeben",
sagte
Alfred Gislason, der
sich auf der Pressekonferenz in
Galgenhumor flüchtete. Die
Diskussion darüber, dass seine
Dauersieger dem Sport schaden
würden, war ihm zuletzt sichtlich
auf die Nerven gegangen.
Filip Jicha nahm sich anschließend
das junge Schiedsrichtergespann
Fabian Baumgart/Sascha
Wild zur Brust, das in diesem
Spitzenspiel den Überblick
verloren hatte. "Ich bin dafür,
dass junge Leute gefördert werden",
sagte der Tscheche. "Aber
so ein Spiel müssen sie sich erst
einmal verdienen."
25. September 2012
Mit einem Kraftakt rang der
THW den SC Magdeburg
33:30 (16:17) nieder. Die Gäste hielten
das hohe Tempo lange mit und
verkürzten nach einem Vier-Tore-Rückstand sogar noch einmal
auf 27:28 (51.). Weil
Marcus Ahlm dann nur die Latte traf,
bot sich dem Team von Frank
Carstens noch die Chance zum
Ausgleich, doch dann kassierte
Fabian van Olphen eine Zeitstrafe
und
Christian Zeitz nutzte
einen technischen Fehler zum
29:27 aus Kieler Sicht. Zudem
behielt
Marko Vujin bei zwei
Siebenmetern (31:28 und 32:29)
die Nerven. "Es war zu sehen,
dass wir noch nicht ganz eingespielt
sind", sagte
Alfred Gislason,
der nach der Pause die Experimente
beendete und vier
seiner fünf Neuzugänge auf die
Bank setzte. Er beschritt in diesen
Wochen einen schmalen
Grat, musste er doch im Ligabetrieb
nachholen, was ihm während
der Vorbereitung nicht
möglich gewesen war: Die einzelnen
Puzzlesteine zu einem
Bild zusammensetzen. Das Gros
seiner Spieler war erst wenige
Tage vor der Katar-Reise von
den
Olympischen Spielen zurückgekehrt.
Außerdem gingen
die "Zebras", die in einem Monat
zehn Pflichtspiele bestreiten
mussten, in dieser Phase der
Saison am Stock.
2. Oktober 2012
Nach dem gewonnenen
Champions-League-Spiel in Madrid
reisten die Kieler über Tübingen
zurück. Grund war das Spiel
beim TV Neuhausen, der seine
Heimspiele im 30 Kilometer
entfernten Tübingen austragen
musste, weil die eigene Halle
nicht den Bundesliga-Anforderungen
entsprach. Neuhausen,
ein Verein mit 900.000-Euro-Etat und einem Profi (Kapitän
Ralf Bader). Der sehr ängstlich
wirkende Aufsteiger verlor in
der mit knapp 2400 Zuschauern
ausverkauften Paul-Horn-Arena
bereits nach einer Viertelstunde
den THW-Express aus
den Augen (4:16). Was noch? Es
gab keine einzige Zeitstrafe.
Und: Niclas Ekberg feierte einen
Hattrick und seine neue
Mannschaft mit 11:1 Punkten
die Rückkehr auf Platz zwei.
"Meine Mannschaft hat Neuhausen
so ernst genommen wie
Madrid", lobte
Alfred Gislason.
14. Oktober 2012
Beim
36:25 (18:13)-Heimsieg gegen
FA Göppingen fehlte zwar
Aron Palmarsson (Schmerzen
im Ellenbogen), doch ein Handicap
sollte das nicht sein. Die
Schwaben, die zuvor 17 Mal in
Folge gegen Kiel verloren hatten,
hielten nur eine Viertelstunde
lang mit, dann zog der
THW davon. Kurios: Mit
Filip Jicha,
Marko Vujin (2x),
Niclas Ekberg
und
Momir Ilic verwarfen
alle Fachleute mindestens
einen Siebenmeter, sonst wäre
die Niederlage der überforderten
Gäste noch höher ausgefallen.
"Heute ist alles ganz einfach
für mich", sagte FA-Trainer
Velimir Petkovic bei der
Pressekonferenz. "Bei einer solchen
Niederlage muss ich mich
mit einzelnen Fehlentscheidungen
der Schiedsrichter gar nicht
aufhalten." Besonders sehenswert
war ein Treffer von Linksaußen
Dominik Klein, der am
gegnerischen Torkreis ein sehr
optimistisches Zuspiel von
Thierry Omeyer fing und artistisch
verwertete. "Unglaublich",
sagte Sport1-Experte Stefan
Kretzschmar über seinen
Nachfolger. "Ich wäre bei dem
Pass noch an der Mittellinie gewesen."
Mit 13:1 Punkten blieb
der THW den Löwen (14:0) und
den Füchsen (16:2) auf den Fersen.
Kiel schien zudem gerüstet
für die nächste schwierige Aufgabe
in der Champions League -
die Partie in Veszprem.
21. Oktober 2012
Vier Tage nach der
Niederlage in Veszprem (30:31) brauchten die
Kieler lange, um sich beim Aufsteiger
TuSEM Essen letztlich
deutlich
mit 37:25 (18:14) durchsetzen zu können. Weil sich
Thierry Omeyer bei einem Gegenstoß
Ole Rahmel ("Ich bin
gegen eine orange Wand geknallt")
in den Weg stellte, zeigten
die Unparteiischen Lars
Schaller/Tobias Rasters ihm bereits
in der 11. Minute die Rote
Karte. "Ich wollte den Pass fangen
und bin dabei einen Schritt
zu spät gekommen", sagte
Omeyer. Zudem fehlte dem
THW weiterhin der verletzte
Aron Palmarsson. Verlass war
auf Neuzugang
Niclas Ekberg,
der alle sechs Siebenmeter verwandelte.
Essen bemühte sich,
das hohe Tempo mitzugehen,
und so erlebten die 2600 Zuschauer
zwischenzeitlich ein regelrechtes
Torfestival. Doch am
Ende gingen dem Team von
Maik Handschke, das in der 43.
Minute (19:23) noch in Sichtweite
war, die Kräfte aus. Kiel hatte
nun 15:1 Punkte, Essen 0:18.
27. Oktober 2012
Nach dem Abschied von
Kim Andersson hatte die Konkurrenz
gehofft, dass die 68:0-Mannschaft endlich menschliche
Züge zeigen würde. Doch
was der THW Kiel beim
33:30 (12:15)-Auswärtssieg gegen den HSV Hamburg
in den letzten elf
Minuten zeigte, erinnerte stark
an die Vorsaison, in der die "Zebras"
das Triple gewonnen hatten.
In der 49. Minute lagen sie
mit 23:28 zurück, dann spielten
sie "elf perfekte Minuten" (
Filip Jicha).
Alfred Gislason hatte zu
diesem Zeitpunkt seine fünf
Neuzugänge vom Feld geholt,
die Eingespielten sollten es in
der offensiven Deckung richten.
Auswechseln, so seine Ansage,
würde er nun nicht mehr. Neben
Jicha und
Thierry Omeyer, dem
bis dahin nichts gelungen war,
wurde
Christian Zeitz nun zum
Matchwinner. "Das war einer
meiner kuriosesten THW-Siege",
sagte
Zeitz, der das Spiel
mit dem 4:4 der Fußball-Nationalmannschaft
gegen
Schweden verglich, in dem
die Deutschen einen 4:0-Vorsprung verspielt hatten.
"Aber auch für den gibt es
nur zwei Punkte." Die Besiegten
konnte es dagegen
nicht fassen. "Auf die ersten
50 Minuten können wir stolz
sein", sagte Michael Kraus.
"Wir hatten Kiel im Sack,
aber vergessen, ihn auch zuzumachen."
Die Serie des
THW hielt, 46 Spiele hatte
der Rekordmeister in der Liga
nun ohne Niederlage bestritten,
45 davon gewonnen.
7. November 2012
Manchmal ist es wie immer:
Die SG Flensburg-Handewitt,
zu Gast in Kiel, verlor
auch das 14. Derby in Serie.
Mit einem starken Endspurt
rasten die "Zebras" schließlich
als
34:27 (15:13)-Sieger
ins Ziel. Verdient, aber etwas
zu deutlich, stand es in der
40. Minute doch lediglich
20:19 für Kiel. Die Länderspielpause
war an beiden
Teams nicht spurlos vorbei
gegangen. Zwei Dänen hatten
sich im Testspiel gegen
Argentinien verletzt. Kiels
Rene Toft Hansen sollte mit
einer schweren Rippenprellung
einige Wochen ausfallen.
Und weil noch unklar
war, wie schwer sich Lasse
Svan Hansen, einziger
Rechtsaußen im SG-Kader,
verletzt hatte, verpflichteten die
Flensburger über Nacht Florian
von Gruchalla vom insolventen
Zweitligisten Post Schwerin.
Christian Zeitz ("Derby-Siege
schmecken am besten"), dessen
schmerzender Ellenbogen eigentlich
das Werfen verhindern
sollte, lieferte eine starke Vorstellung
ab. Das galt auch für
Aron Palmarsson, der fünf Tore
erzielte und intelligent Regie
führte. Die Fans feierten, verbrachten
die letzten Minuten im
Stehen und sangen Klassiker
wie "Die Nummer eins im Land
sind wir".
11. November 2012
Die Zahlen,
30:23 (15:10), lassen
auf einen mäßig dramatischen
Heimsieg gegen den TuS N-Lübbecke
schließen, doch die
Realität sah anders aus. Der
THW stellte in der ersten Viertelstunde
nach dem Wiederanpfiff
den Handballsport weitgehend
ein. Lediglich
Christian Zeitz wehrte sich, er warf die
ersten vier Tore. Und bis zur 46.
Minute die einzigen. "Er ist eine
Waffe", lobte
Filip Jicha den
Kollegen. "Wenn er seinen Tag
hat, dann brauchen wir keine
Kombinationen mehr." Die Ostwestfalen,
die in Nikola Blazicko
(18 Paraden) einen großen
Halt hatten, glichen einen 10:16-Rückstand mit einem 6:0-Lauf
aus und glaubten an das Wunder.
"Für uns war mehr drin",
sagte Trainer Ghenadij Khalepo.
"Aber die Aufholjagd hat
uns zu viel Kraft gekostet. Wir
haben leider nicht eine Bank
wie der THW." Die THW-Serie?
95 Punkte in 48 Spielen, da blieb
nur einer für die Konkurrenz.
14. November 2012
Die Überflieger landeten auch
bei HBW Balingen-Weilstetten
nicht. Nach 20 Minuten führte
der THW Kiel bei den "Galliern
von der Alb" mit 12:2. Als
Rechtsaußen Florian Billek das
dritte Tor erzielte, wurde er von
den Fans gefeiert - es war das
erste Feldtor der Balinger. Es geschah
in der 21. Minute. Am Ende
feierten die Gäste, die sich
auf
Thierry Omeyer (Quote 62,5
Prozent!) verlassen konnten, einen
lockeren 34:22 (16:6)-Erfolg
gegen das Team von Rolf Brack,
das verletzte Stammkräfte wie
Roland Schlinger nicht ersetzen
konnte. "Ohne Sechs kann man
nicht gewinnen", sagte Brack,
der in einer emotionalen Halbzeitansprache
die Verbliebenen
aufweckte. "Das ist nicht nur im
Skat so."
25. November 2012
Die Generalprobe für das Spitzenspiel
beim Tabellenführer
Rhein-Neckar Löwen glückte:
Der THW Kiel besiegte in eigener
Halle den chancenlosen
TBV Lemgo
mit 36:24 (20:8),
führte teilweise mit 16 Toren. In
den Reihen der Ostwestfalen
war
Hendrik Pekeler einer der
wenigen Lichtblicke. Einst wegen
Disziplinlosigkeiten in Kiel
ausgemustert, zeigte der baumlange
Kreisläufer, dass er seine
Lektionen gelernt hat. "Wir haben
in der ersten Halbzeit perfekt
gespielt", sagte
"Goggi" Sigurdsson.
"Hinten standen wir
super, vorne haben wir kaum
Fehler gemacht." Allerdings, so
der THW-Linksaußen, gehöre
zu einem solchen Spiel auch der
entsprechende Gegner. "Und
der hatte heute einen rabenschwarzen
Tag." Beim THW
verdienten sich
Andreas Palicka,
Niclas Ekberg und
Patrick Wiencek ein Sonderlob. Ob ihm
aufgefallen sei, dass er fünf Siebenmeter
und sechs Strafminuten
erarbeitete? "Nein", sagte
Wiencek. "Dazu war ich zu sehr
auf das Geschehen im Spiel fokussiert."
Rene Toft Hansen, der
noch seine Rippenprellung auskurierte,
saß auf der Bank und
führte für
Alfred Gislason die
Strichliste. "Einer der besten
dänischen Statistiker der Nachkriegsgeschichte",
lobte der Isländer
seinen Kreisläufer.
28. November 2012
Das "Duell der Unbesiegbaren"
- in der mit 13.000 Zuschauern
ausverkauften SAP-Arena in
Mannheim trafen die beiden
Vereine aufeinander, die bis dato
noch kein Spiel verloren hatten.
Die Rhein-Neckar Löwen
waren sogar ohne Punktverlust
geblieben. Doch gegen den THW
Kiel waren sie chancenlos, verloren
nach 60 lehrreichen Minuten
mit 17:28 (7:14) und mussten
die Tabellenführung an die "Zebras"
abgeben. Väter des Sieges
waren
Thierry Omeyer (22 Paraden)
und
Filip Jicha, der als
Spitze einer famosen 5:1-Deckung
neun Tore warf. Der
zweite Schock für die Mannheimer
innerhalb weniger Tage,
hatten sie doch kurz zuvor ihren
Ober-Löwen Uwe Gensheimer
(Achillessehnenriss) verloren.
Das Spiel begann kurios, sieben
Minuten lang stand es 0:0, dann
zogen die Gäste auf 5:1 (14.) davon.
"Ich wusste nach fünf Minuten,
dass wir gewinnen", sagte
Dominik Klein. "Wenn unsere
Abwehr so steht, kann uns
nichts passieren." Nach 26 Minuten
stand es bereits 11:4 für
den THW. Ein Schlüssel zum Erfolg
war
Daniel Narcisse, der
Linkshänder Alexander Petersson
ausschaltete. "Ich bin seit
fünf Jahren in Kiel, eine intensivere
Vorbereitung auf ein Spiel
habe ich noch nicht erlebt", sagte
Jicha. "Wir wollten zeigen,
dass wir die beste Mannschaft
sind. Das ist uns gelungen."
9. Dezember 2012
Ein historisches Datum: Nach
585 Tagen, 24 Heimsiegen in Serie
und einer Liga-Bilanz von
101:1 Punkten verlor der THW
erstmals wieder. Es geschah in
eigener Halle gegen ein Mittelgewicht
der Liga, die MT Melsungen.
Die Hessen, gestützt auf
Per Sandström (20 Paraden),
siegten verdient
29:25 (14:16)
und konnten ihr Glück kaum
fassen. Nur einer hatte gemischte
Gefühle -
Daniel Kubes. Er
hatte seinem Freund
Filip Jicha
so energisch in den Wurfarm gegriffen,
dass dieser nach dem
Seitenwechsel nicht mehr werfen
konnte. "Ein schöner Sieg",
sagte
Kubes, der zwei Jahre in
Kiel gespielt hatte. "Aber wirklich
euphorisch kann ich nicht
sein, dazu trage ich zu viel Kiel
im Herzen." Die Verletzung von
Jicha tat ihm zudem "schrecklich
leid". Das Handy von MT-Trainer
Michael Roth stand
nicht still, direkt nach dem Abpfiff
hatte er schon 100 SMS aus
aller Welt erhalten. "Da merkt
man, welche Marke der THW
ist", sagte Roth. Für einen Tag
war die MT Melsungen, die zuvor
14 Mal in Folge gegen Kiel
verloren hatte, in den Schlagzeilen.
Die Gastgeber leisteten
sich 25 Fehlwürfe, keiner erreichte
Normalform.
Alfred Gislason nahm die Schuld auf
sich. "Vielleicht habe ich in den
letzten Tagen zu hart trainiert."
16. Dezember 2012
Ein Spiel nach Melsungen entkam
der THW nur knapp einer
weiteren Niederlage gegen ein
Team aus Hessen: In der mit
4400 Zuschauern ausverkauften
Rittal-Arena der HSG Wetzlar
siegten die "Zebras" glücklich
27:26 (14:13). Matchwinner war
Momir Ilic, der zwischen der 43.
und 48. Minute vier seiner fünf
Tore erzielte und einen wankenden
Favoriten, dem der verletzte
Filip Jicha im Angriff an allen
Ecken und Enden fehlte, in der
Bahn hielt. 26:24 führte der
THW durch ein Tor von
Christian Zeitz, als Adnan Harmandic
einen Siebenmeter an die Latte
knallte. Dann traf
Zeitz erneut,
die Partie schien entschieden
(27:24/55.), aber Wetzlar, damals
Tabellenfünfter und mit
einer Bilanz von zuletzt 13:1
Punkten im Rücken, verkürzte
in Manndeckung auf 27:26.
Nach einer Zeitstrafe gegen
Dominik Klein rettete der THW,
der zu diesem Zeitpunkt auch
noch auf
Daniel Narcisse (Pferdekuss)
verzichten musste, den
hauchdünnen Vorsprung ins
Ziel. Ein Verdienst von
Thierry Omeyer, der in der Schlussphase
gegen Steffen Fäth parierte. Es
war erst seine zweite Parade,
aber selten war eine zweite Parade
wichtiger als diese. "Uns
fehlten nur Zentimeter", ärgerte
sich HSG-Kreisläufer Jens
Tiedtke. "Aber am Ende hat uns
Ilic den Zahn gezogen."
19. Dezember 2012
Filip Jicha konnte noch immer
nicht werfen,
Daniel Narcisse
nicht laufen und in der 33. Minute
der Partie gegen den TV
Großwallstadt konnte
Momir Ilic, der einen Finger ins rechte
Auge bekommen hatte, nicht
mehr richtig sehen. Dem THW
Kiel gingen im Rückraum die
Rechtshänder aus, gegen den
harmlosen Gast aus Mainfranken
reichte es trotzdem zum
34:23 (21:13)-Sieg. Mit dem Bus
waren sie angereist, am Morgen
vor dem Spiel, 600 Kilometer
Entfernung. Keine Übernachtung
auf der Strecke, kein Tageshotel,
kein Geld. Der Mitbegründer
der Liga gab schon vor
dem Anpfiff ein trauriges Bild
ab.
Dominik Klein führte Regie,
Aron Palmarsson, letzter
Rechtshänder, rückte in den
halblinken Rückraum und im
Tor glänzte
Thierry Omeyer (17
Paraden). Ein Dreigestirn, an
dem der TVG sich die Zähne
ausbiss. Zehn Tage nach der
Melsungen-Niederlage konnte
Alfred Gislason wieder lachen:
"Für die Statistiker: Wir haben
jetzt einen 4:0-Punkte-Lauf."
23. Dezember 2012
Kiel, Großwallstadt und der
VfL Gummersbach sind die
letzten verbliebenden Gründungsmitglieder
der Liga. Drei
Dinosaurier, die Welten trennen.
Vier Tage nach der Pleite
der Franken waren auch die
Oberbergischen chancenlos. Im
letzten Heimspiel des Jahres
fehlte den "Zebras" zwar
Daniel Narcisse,
aber
Momir Ilic
konnte wieder sehen,
Filip Jicha
wieder werfen. Da die Löwen
zuvor gegen FA Göppingen
(26:26) einen Punkt abgegeben
hatten, kehrte der THW mit einem
36:19 (17:8)-Erfolg gegen Gummersbach an die Spitze zurück.
Nach 18 Minuten stand es
bereits 11:3 für die Hausherren,
die in
Ilic und
Jicha (jeweils sieben
Tore) ihre besten Werfer
hatten. "Nach fünf Minuten war
es für den THW nur noch ein
Trainingsspiel", sagte ein gefrusteter
VfL-Kreisläufer Jörg
Lützelberger. Nach dem
Schlusspfiff wurde es noch einmal
sentimental, als sich der von
einer Grippe geschwächte Kapitän
Marcus Ahlm bei den Fans
bedankte. "Wir alle, Mannschaft,
Verein und Fans, haben
Großartiges geleistet", sagte er.
"Darauf können wir stolz sein."
26. Dezember 2012
Die "Zebras" hatten im Jahr
2012 wahrlich Historisches geleistet,
nur der Schlusspunkt
sollte nicht gelingen. Bei der SG
Flensburg-Handewitt, mit zuletzt
16:0 Punkten die Mannschaft
der Stunde, waren sie
chancenlos, verloren in überraschender
Klarheit
mit 29:35 (14:19). Held des Tages war
Mattias Andersson, der vier Siebenmeter
parierte und letztlich 20
Würfe halten sollte. Und nicht
nur das, der Schwede fütterte
seine Außen in einer unglaublichen
Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit
mit Pässen, dass
den "Zebras" die Ohren sausten.
Nach 14 Niederlagen feierte
die SG den ersten Sieg gegen
den Erzrivalen mit ihren Anhängern
wie eine Meisterschaft.
"Ich habe heute das beste Publikum
erlebt, seit ich in Flensburg
bin", sagte SG-Trainer Ljubomir
Vranjes. Mit 33:5 Punkten
verabschiedete sich der Rekordmeister
als Zweiter hinter den
Löwen (35:3) in die
WM-Pause.
13. Februar 2013
Spieltag Nummer eins nach der
WM in Spanien. Die Löwen gaben
gegen den TuS N-Lübbecke
(24:24) einen Punkt ab, der THW
Kiel besiegte ohne
Marcus Ahlm
(Augenprellung) in eigener Halle
die TSV Hannover-Burgdorf
mit 39:29 (18:14). Bester Werfer
war
Momir Ilic (9/3), der auch
das schönste Tor warf - vom eigenen
Torkreis traf er in den leeren
Kasten der Gäste, die in Unterzahl
den Torhütern ausgewechselt
hatten (28:19/45.). Die
Partie gegen die starken Niedersachsen,
seinerzeit Tabellensechster
und das Überraschungsteam
Nummer eins der
Saison, begann mit einer Ehrung
für Welthandballer
Daniel Narcisse. In Erinnerung blieb
auch Uwe Stemberg, der stets
sehr gestrenge Herr am Kampfrichtertisch.
Er hatte die Partie
unmittelbar nach dem Anpfiff
wieder abpfeifen lassen, weil er
ihm Glauben war, dass die Videowände
nicht funktionieren
würden. Ihm war schlicht entgangen,
dass Spielzeit und Uhrzeit
längst auf einem Videowürfel
angezeigt werden.
24. Februar 2013
Filip Jicha (12) und
Niclas Ekberg
(10) steuerten zum ungefährdeten
36:32 (18:13)-Erfolg
bei GWD Minden 22 Tore bei.
Zwei Gründe für den Erfolg der
"Zebras", denen
Aron Palmarsson
(Knöchelprobleme) fehlte.
Wegen der zuletzt enttäuschenden
Leistungen des Aufsteigers
hatten die Fans dem Verein den
Rücken gekehrt - in der sonst so
hitzigen Kampa-Halle herrschte
ungewohnte Ruhe. Für den
einzigen Aufreger sorgte
Christian Zeitz, der Anders Persson
im GWD-Tor mit einem Wurf
am Kopf getroffen hatte. Der
Schwede blieb minutenlang liegen
und musste schließlich ausgewechselt
werden.
26. Februar 2013
Mit einem
40:33 (22:18)-Sieg
nahm der THW Kiel Revanche
an den Füchsen Berlin. Sie hatten
ihnen zu Saisonbeginn den
ersten Punkt abgeknöpft, das
hatte der Meister nicht vergessen.
In einem rasanten Spiel bemühten
sich die Gäste, das höllische
Tempo mitzugehen - ein
Fehler. Zudem fehlte Co-Trainer
Axel Haase, der für Dagur Sigurdsson
(Grippe) eingesprungen
war, der Mut, Silvio Heinevetter
auszuwechseln. Dem Nationaltorhüter
gelang nichts.
Als für ihn schließlich der starke
Petr Stochl kam, war die Partie
bereits entschieden. "Am Ende
hat die Kraft gefehlt", sagte
Rechtsaußen Johannes Sellin,
mit sieben Toren erfolgreichster
Berliner. "Wir haben alles gegeben,
mehr ging nicht." Hohe Erwartungen
hatten sie sowieso
nicht gehabt, der letzte Punktgewinn
in Kiel datiert vom 19.
Dezember 1981. Damals war der
SV Darmstadt noch ein Fußball-Bundesligist und Gottlieb
Wendehals stürmte mit "Polonäse
Blankenese" die Charts.
Für eine Nacht kehrte der THW
Kiel an die Spitze der Handball-Bundesliga zurück.
3. März 2013
Gipfelsturm. Nach der Niederlage
der Löwen in Hamburg, von
der die "Zebras" auf der Busfahrt
nach Sachsen-Anhalt erfuhren,
hatte der THW Kiel es in
der Hand, den ersten Platz dauerhaft
zu übernehmen. Gesagt,
getan: Mit
einem 32:23 (18:10)
beim SC Magdeburg gelang der
Gipfelsturm sogar auf beeindruckende
Art und Weise. "An
Tagen wie diesen möchte ich
auch nicht gegen uns spielen",
nahm THW-Trainer
Alfred Gislason
die Besiegten in Schutz.
Vor 7000 Zuschauern in der ausverkauften
GETEC-Arena fiel
die Entscheidung bereits in der
ersten Halbzeit, in der die "Zebras"
eine betonharte Abwehr
stellten. Zudem parierte
Thierry Omeyer vor dem
Seitenwechsel 65 Prozent
aller Würfe. "Er hat uns kaputt
gemacht", sagte SCM-Trainer
Frank Carstens.
Zur Belohnung schenkte
Gislason seiner Mannschaft
vier freie Tage. "Darauf
freue ich mich wie ein
kleines Kind", sagte
Filip Jicha stellvertretend für
die Kollegen. Nur
Dominik Klein und
Patrick Wiencek
hatten keinen Urlaub, für
sie stand ein Kurzlehrgang
mit der deutschen Nationalmannschaft
in Rotenburg
an.
16. März 2013
Keine 24 Stunden nach der
chaotischen Rückreise
aus Moskau besiegte der THW
Kiel den TV Neuhausen
mit 29:21 (13:7). Ein verlässlicher
Rückhalt war
Andreas Palicka, der 20
Bälle parierte. Das Team
von Markus Gaugisch, im
Hinspiel nicht mehr als ein
Sparringspartner, zeigte,
dass es in den vergangenen
Monaten im Oberhaus beachtliche
Fortschritte gemacht hatte.
Allerdings mussten die Baden-Württemberger ohne ihre Fans
auskommen. Da die Partie kurzfristig
verlegt worden war, die
Fans aber nicht mehr umbuchen
konnten, traten sie die Reise ohne
Spiel an. Die Belohnung?
THW-Pressesprecher
Christian Robohm spendierte ihnen auf
besonderen Wunsch eine Führung
durch die leere Arena und
hinterlegte einen Brief in der
TVN-Kabine, in dem die Fans
ihrem Team alles Gute wünschten
- in einem Umschlag mit
THW-Logo.
20. März 2013
In der mit 5600 Zuschauern ausverkauften
EWS-Arena von FA
Göppingen erlebte der THW
Kiel einen der wenigen Tiefpunkte
der Saison. Die dritte
Saisonniederlage
(29:33/12:16)
war eine deutliche, die Vorstellung
des Rekordmeisters über
weite Strecken eine peinliche.
Überragender Akteur war FA-Torhüter
Primoz Prost, den die
Schwaben kurzfristig verpflichtet
hatten. Im Zuge des
Wettskandals, in den auch der
Slowene verstrickt gewesen
war, hatte Montpellier AHB ihn
entlassen und Göppingen die
Chance genutzt. Ein Prost allein
konnte die Niederlage aber
nicht erklären. Kiel blieb mit
43:7 Punkten trotzdem Erster,
dahinter folgten gleichauf die
Löwen und die SG Flensburg-Handewitt mit zwei Punkten
Abstand. Die "Zebras" hatten
auf
Dominik Klein (Grippe) und
Daniel Narcisse (Kniestauchung)
verzichten müssen. "Ich
habe meinen Spielern gesagt,
dass sie keinen Respekt vor den
Kielern haben sollen", sagte
FA-Trainer Velimir Petkovic.
"Das sind auch nur Menschen."
27. März 2013
Pflicht erfüllt, TuSEM Essen
mit 33:23 (16:12) besiegt. Der
Aufsteiger hatte mittlerweile
den Trainer gewechselt, für
Maik Handschke war Christian
Prokop vom insolventen Zweitligisten
Post Schwerin gekommen.
Mit ihm hatte der Aufsteiger,
der bis zum 14. Spieltag ohne
Punkt geblieben war, die ersten
Erfolge feiern können. Doch
der THW, der in
Dominik Klein
(9) seinen besten Werfer hatte,
war für Essen noch immer zwei
Nummern zu groß. Viele der
Gäste spielten zum ersten Mal in
dieser berüchtigten Arena, der
Respekt war spürbar. Als sie ihn
abgelegt hatten, nervten sie die
Hausherren, die nach einem
starken Start den Faden verloren.
Für gute Laune sorgten nur
die Zwischenstände aus Lemgo,
warf der TBV doch zeitgleich
Flensburg aus dem Meisterrennen.
Und
Klein? "So gut habe
ich lange nicht mehr getroffen",
sagte der Linksaußen. "Aber
wenn ich mir dafür vorher immer
eine Grippe einhandeln
muss, ist das nicht so schön."
30. März 2013
Ein weiterer Meilenstein auf
dem Weg zum 18. Meistertitel:
Mit 30:27 (13:11) besiegte der
THW Kiel einen starken HSV
Hamburg, der mit der Empfehlung
angereist war, aus acht
Ligaspielen 15 Punkte eingesammelt
zu haben. "Wenn man
sich die Tabelle seit dem 1. Dezember
betrachtet, dann ist der
HSV die Nummer eins in
Deutschland", sagte
Alfred Gislason.
Nach der Rückkehr von
Torhüter Johannes Bitter
(Kreuzbandriss) war der Meister
des Jahres 2011 wieder eine
Top-Adresse geworden. Pech
für das Team von Martin
Schwalb, dass sich Marcin Lijewski,
der letzte Linkshänder
im Rückraum, in der zweiten
Halbzeit verletzte. Die überragende
Achse
Domagoj Duvnjak/Igor Vori war letztlich zu wenig,
um die "Zebras" stoppen zu
können, die über mehr Alternativen
verfügten. So wechselte
Gislason in der 19. Minute (7:7)
gleich vier Neue ein. "Als der
HSV nach der Auszeit mit der
gleichen Mannschaft weiterspielte,
war klar, dass am Ende
die Kraft entscheiden wird",
sagte
Aron Palmarsson. Und so
kam es, allerdings erst ganz am
Ende: Neunzig Sekunden vor
dem Abpfiff wurden die Punkte
verteilt, als sich
Filip Jicha im
rechten Rückraum durchwühlte
und zum 29:26 traf, dann parierte
Thierry Omeyer gegen Stefan
Schröder, dann traf
Jicha - aus
und vorbei. "Das war eine spannende
Herausforderung für alle",
sagte Schwalb süffisant.
"Auch für die Schiedsrichter."
17. April 2013
Start-Ziel-Sieg beim TuS N-Lübbecke:
Ohne
Aron Palmarsson
(Grippe) und
Christian Zeitz (Mittelhandbruch) feierte
der THW einen
33:29 (20:14)-Sieg. In einem flotten Spiel
schien die Entscheidung bereits
zur Pause gefallen zu sein, auch
weil
Andreas Palicka eine Quote
von 46 Prozent hatte. Doch die
Hausherren warfen nach dem
Seitenwechsel die ersten vier
Tore,
Palicka musste
Thierry Omeyer weichen, der TuS verkürzte
auf 23:25. Und hätte Jens
Schöngarth, der mit Wucht die
Latte traf, besser gezielt, wäre
ein noch knapperer Zwischenstand
möglich gewesen. Doch
mit der offensiven Deckung
fand der THW um den neunfachen
Torschützen
Filip Jicha ins
Spiel zurück. "Dass es in der
ersten Halbzeit so gut laufen
würde, war nicht zu erwarten",
sagte der Tscheche. Das schwere
Pokal-Wochenende und die Hitze
in der Halle ("Das erste Mal in
diesem Jahr") hätten schließlich
ihre Spuren hinterlassen. "Und:
Lübbecke hat toll gespielt."
1. Mai 2013
Zur Pause lag der THW Kiel gegen
HBW Balingen-Weilstetten
mit 16:17 zurück, letztlich siegte
der Hausherr vier Tage nach
dem
kräftezehrenden Champions-League-Spiel in Veszprem
aber gegen die wackeren Balinger
deutlich
mit 33:25. "Ich habe
der Mannschaft in der Kabine
gesagt, dass jetzt eine der
wichtigsten Halbzeiten der Saison
auf sie wartet", sagte Trainer
Alfred Gislason, der an der
Seitenlinie verzweifelte. Das
Team von Dr. Rolf Brack spielte
über weite Strecken ohne Torhüter,
setzte zudem in der Deckung
auf eine robuste 3:2:1-Variante,
die den müden Kielern
den Spaß an der Arbeit vermieste.
"Balingen ist eine Wundertüte",
sagte
Dominik Klein.
"Man weiß nie, was sie wieder
ausgraben." Zudem verloren
die Kieler ihre Linie, warfen
stattdessen lieber aus großen
Entfernungen auf das leere Tor.
Weil sie es bis auf
Thierry Omeyer (1. Saisontor!) meist
verfehlten, erteilte Gislason in
der 40. Minute (21:20 für Balingen)
ein Wurfverbot. Zudem
fand die Deckung nur ihre Stabilität,
so dass den Gästen in der
ersten Viertelstunde nur zwei
Tore aus dem gebundenen Spiel
heraus gelangen - die Entscheidung
für den THW, der in
Aron Palmarsson und
Marko Vujin
seine stärksten Kräfte hatte.
Zwei Punkte gegen Balingen,
die RN Löwen (26:32 in Berlin)
und Flensburg (32:34 in Magdeburg)
verloren - dem THW Kiel
war das Double jetzt kaum noch
zu nehmen.
12. Mai 2013
Mit einem
31:28 (13:16) beim TBV Lemgo stieß der THW die
Tür zur 18. Meisterschaft weit
auf. Allerdings sah es in dem
mit 8500 Zuschauern nicht ausverkauften
Gerry-Weber-Stadion
lange nicht nach einem Erfolg
der Gäste aus. Die Ostwestfalen,
die bereits die Rhein-Neckar
Löwen besiegt und die SG
Flensburg-Handewitt endgültig
aus dem Rennen um die
Meisterschaft geworfen hatten,
führten bereits mit 19:15, als die
"Zebras" aufwachten. Sie hatten
ihre Deckung auf die 3:2:1-Variante umgestellt, robbten
sich Tor um Tor heran, und als
der lange unglücklich agierende
Filip Jicha gegen seinen Ex-Verein schließlich zum 21:20
(42.) für die Kieler traf, hatte
das Team von
Alfred Gislason
sich erstmals nach der zehnten
Spielminute wieder eine Führung
erarbeitet. "Es war zu
merken, dass wir eine sehr lange
Saison hinter uns haben", sagte
Gislason. "Da wird man etwas
langsamer und müder." Dem
TBV, der nach einem katastrophalen
Saisonstart die Liga von
hinten aufgerollt hatte, zollte er
großen Respekt. "Der TBV hat
eine starke Truppe." Für Nationalspieler
Carsten Lichtlein,
der gegen den THW einmal
mehr glänzte, war es der letzte
Auftritt in dieser Arena - der
Torhüter wechselt zum VfL
Gummersbach.
14. Mai 2013
Das erwartete Spitzenspiel gegen
die Rhein-Neckar Löwen
fiel aus, weil der Gegner, immerhin
Tabellenzweiter und
letzter THW-Verfolger, an diesem
Abend chancenlos war. Die
"Zebras", die eine Abwehr aus
Stahlbeton in den Hallenboden
rammten, siegten entspannt
mit 31:25 (15:7) und konnten sich
bereits in der Halbzeit Gedanken
darüber machen, welche
Lieder sie denn mit ihren Fans
nach dem Abpfiff singen werden.
Die Badener, mit den Köpfen
offenbar schon beim "Final4"
um den EHF-Cup, das
wenige Tage später in Nantes
ausgetragen wurde, verteidigte
zwar ganz ordentlich. Doch im
Angriff bekam das Team von
Gudmundur Gudmundsson
kein Bein auf die Erde. Von den
sieben Toren, die den bedauernswerten
Gästen bis zur Pause
gelingen sollten, warf Kreisläufer
Bjarte Myrhol, einer der
ganz wenigen Lichtblicke im
Löwen-Team, vier. Es passte ins
Bild, dass die Gäste Uwe Gensheimer
mitgebracht hatten, der
sich wenige Tage vor dem mit
17:28 verlorenen Hinspiel die
Achillessehne gerissen hatte.
Der Ober-Löwe sollte ausgerechnet
gegen Kiel sein Comeback
geben, offenbar, um vor
dem Halbfinale im EHF-Cup
gegen FA Göppingen noch etwas
Spielpraxis zu bekommen.
Kein Wunder, dass Gensheimer
gleich zwei Siebenmeter verwarf.
Als den Löwen der dritte
zugesprochen wurde, forderten
die THW-Fans ihn höhnisch mit
"Uwe, Uwe"-Sprechchören.
Aber - er durfte nicht mehr. Immerhin,
der letzte Treffer des
Tages ging auf sein Konto. Als
er traf, feierten die Fans längst,
reckten stolz das neue Autokennzeichen
"KI-DM-2013" in
die Höhe und freuten sich mit
den Handballern, die sich anschließend
mit Weizenbier
übergossen. Auch Trainer
Alfred Gislason bekam von
Filip Jicha eine Dusche - während eines
Fernsehinterviews.
26. Mai 2013
In der mit 4300 Zuschauern
ausverkauften Rothenbach-Halle in Kassel gelang dem
THW Kiel gegen die MT Melsungen
eine erfolgreiche Revanche
für die
25:29-Niederlage am 9. Dezember, die den Rekordflug
(101:1 Punkte) der "Zebras"
beendet hatte. Im
Pokal-Halbfinale hatte der
THW die Hessen gar gedemütigt
(35:23), diesmal beließen sie
es bei
einem schmucklosen Arbeitssieg (33:29/16:15). "Wir
waren mit den Gedanken schon
in Köln", sagte Kreisläufer
Rene Toft Hansen. "Unser Angriff
war super, aber in der Abwehr
standen wir nicht gut." So kamen
die Hausherren zwar am
Ende noch einmal auf drei Tore
heran (28:31/57.), doch ernsthaft
gefährden konnten sie den
Rekordmeister, der auf
Christian Zeitz (Mittelhandbruch) und
Marcus Ahlm (leichte Zerrung
im rechten Oberschenkel) verzichten
musste, nicht. "Wir hatten
heute keine Chance", räumte
MT-Abwehrchef
Daniel Kubes
ein. "Kiel hat das Spiel kontrolliert."
Fair ging es zu, erst in
der 59. Minute wurde die erste
und einzige Zeitstrafe (Felix
Danner/MT) ausgesprochen.
"Wir wollten die Kieler nicht
verletzten", sagte
Kubes. "Und
ich schon gar nicht, mir reicht
noch, was im Hinspiel passiert
ist." Damals griff er
Filip Jicha
so hart in dessen rechten Arm,
dass sein bester Freund anschließend
wochenlang nicht
mehr ernsthaft werfen konnte.
5. Juni 2013
Ein schwieriges Spiel: Die
Akkus waren nach einer langen
Saison leer. Die Köpfe auch,
schließlich hatten die "Zebras"
drei Tage zuvor
das "Final4" in Köln nur als Vierter beendet.
Vor dem letzten Heimspiel der
Saison wusste auch
Alfred Gislason
nicht, was ihn gegen die
HSG Wetzlar
(37:31/18:15) erwarten
würde. "Heute ist alles
möglich", sagte er. "Im Abschlusstraining
machten alle einen
kaputten Eindruck." Die
Hausherren legten los wie die
Feuerwehr, führten flott mit 9:1,
dann riss der Faden. Gegen einen
wackeren Gast musste es
schließlich die individuelle
Klasse der Kieler richten. So
war beispielsweise der achtfache
Torschütze
Daniel Narcisse
nicht zu stoppen. Die Kieler
mussten neben
Christian Zeitz
auf
Aron Palmarsson (Knieoperation)
und
Marcus Ahlm verzichten.
Der Kapitän war bereits
mit lädiertem Oberschenkel
zum "Final4" gereist, danach
konnte er nicht mehr
richtig laufen. Als er zwei Minuten
vor dem Abpfiff in seinem
letzten Heimspiel doch noch
eingewechselt wurde, erhob
sich die ganze Halle. Es passte
ins Bild, dass dem THW ein Siebenmeter
zugesprochen wurde,
den
Ahlm, von den Fans gefordert,
verwandelte - allerdings
reagierte HSG-Torhüter Nikolai
Weber nicht. Eine Verbeugung
vor einem großen Sportler.
8. Juni 2013
Einmal reisen wie die Fußball-Stars: Am Morgen vor dem
Auswärtssieg
(32:29/16:10) beim
TV Großwallstadt flogen die
"Zebras" von Kiel-Holtenau
mit einer Chartermaschine ins
hessische Egelsbach, um nach
dem letzten Saisonspiel zügig
auf dem Balkon erscheinen zu
können. "Ich mache den Pilotenschein",
witzelte
Alfred Gislason.
"Dann können wir immer
so reisen." Eigentlich wollte der
Rekordmeister den Gegner bitten,
den Anwurf um eine Stunde
nach vorne verlegen zu dürfen,
um früher in Kiel feiern zu können.
Doch als die Mainfranken
mit dem überraschenden Sieg in
Lübbecke (33:28) noch mit einer
theoretischen Chance auf den
Klassenerhalt in die Begegnung
mit dem Rekordmeister starteten,
verwarf Manager
Klaus Elwardt
den Gedanken schnell
wieder. "Bei dieser Brisanz geht
das nicht." Er versprach einen
seriösen Auftritt, hatte er doch
den unrühmlichen Auftritt der
SG Flensburg-Handewitt in Erinnerung,
die am letzten Spieltag
der
Saison 2007/2008 zu
Hause GWD Minden überraschend
28:29 unterlag. Minden
blieb drin, Lübbecke stieg ab.
Die Kieler hielten Wort: In der
mit 4200 Zuschauern ausverkauften
frankenstolz-Arena in
Aschaffenburg lieferte die
Hausherren dem THW allerdings
einen großen Kampf. In
der 47. Minute glichen sie auf
23:23 aus und hatten für Sekunden
das Abstiegsgespenst vertrieben,
lag der VfL Gummersbach
doch zeitgleich gegen den
bereits abgestiegenen TV Neuhausen
(18:21) zurück. Letztlich
verlor der VfL tatsächlich
(26:28), ein Punkt hätte dem
Team von Peter Meisinger gegen
Kiel gereicht, doch die "Zebras"
rafften sich noch einmal auf.
Andreas Palicka, nach der Pause
gekommen, verbuchte einige
wichtige Paraden, und vorne
machte
Daniel Narcisse, Ex-Gummersbacher wie
Patrick Wiencek,
Momir Ilic,
Gislason
und
"Goggi" Sigurdsson, den
Unterschied aus.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 15.06.2013)