Der THW Kiel ist zum 18. Mal deutscher Handballmeister! Am
Dienstagabend besiegten die "Zebras" im Spitzenspiel der
DKB Handball-Bundesliga den Tabellenzweiten Rhein-Neckar
Löwen nach einer beeindruckenden Leistung mit 31:25 (15:7)
und sicherten sich damit bereits drei Spieltage vor Schluss die
Titelverteidigung.
In der ausverkauften Sparkassen-Arena rührten die Kieler
in der Abwehr Beton an und hatten das Gipfeltreffen nach einem
famosen Schlusspurt im ersten Durchgang bereits zur Halbzeit
für sich entschieden. Bester Torschütze war einmal mehr
Marko Vujin mit 7/2 Treffern.
THW von Beginn an hellwach
Marko Vujin schreit seine Freude über einen
seiner sieben Treffer heraus.
Überraschend tauchte Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer auf dem
Spielberichtsbogen des Spitzenspiels auf. Der National-Linksaußen,
der sich im November des letzten Jahres die Achillessehne riss,
nahm allerdings zunächst auf der Bank Platz. Ungeachtet dessen
startete der THW Kiel hochkonzentriert und mit seiner 3:2:1-Deckung
mit dem vorgezogenen Filip Jicha in
die Partie. Der erste Wurfversuch Sesums wurde sofort geblockt, und
im Angriff setzte Spielmacher Aron Palmarsson
den ersten Treffer des Spiels. Sigurmannsson scheiterte mit seinem
Versuch von Linksaußen an der Latte, und Vujin
bediente Sprenger zum 2:0. Und auch von
der frühen Zeitstrafe gegen Filip Jicha
ließen sich die "Zebras" nicht beirren: Thierry Omeyer
parierte den Sprungwurf Schmids und Marko Vujin
sorgte mit einem fantastischen Treffer aus 10 Metern in den Winkel
sogar für das 3:0 - die Stimmung im Tollhaus Sparkassen-Arena war
schon nach sechs Spielminuten meisterlich.
Erst in der achten Minute kamen die Gäste zu ihrem ersten
Erfolgserlebnis, nachdem Marcus Ahlm
im Angriff eine falsche Sperre abgepfiffen wurde und der
blasse Petersson Myrhol im Gegenstoß bediente. Doch der THW
brannte auch danach weiter: Vujins
Fackel aus elf Metern knallte zwar an den Pfosten, doch
Filip Jicha las den Ball gedankenschnell
auf und vollstreckte zum 4:1. Und nachdem der von Sesum bediente
Myrhol erneut verkürzte, traf Sigurdsson
per Gegenstoß nach einem abgefangenen Kreisanspiel zum 5:2
für die Kieler. Alles lief nach Plan für die Mannschaft von
Alfred Gislason.
Dann allerdings brummten die Schiedsrichter Schulze/TönniesFilip Jicha in der elften Minute bereits
die zweite Zeitstrafe auf. Der Tscheche blieb in der Folgezeit
zunächst auf der Bank, um keine frühe rote Karte zu riskieren.
Nutzen konnten die Löwen die Überzahlsituation aber wieder nicht
konsequent: Sesum verzog seinen Wurf, immerhin traf Schmid per
zweiter Welle zum 3:5-Anschluss. Der THW blieb aber weiter
spielbestimmend, was er vor allem der starken Abwehrarbeit
verdankte: Daniel Narcisse übernahm
die vorgezogene Defensivposition Jichas,
und die Rhein-Neckar Löwen bissen sich weiterhin ihre Zähne am
Kieler Bollwerk aus. Hätte Niklas Landin im Gäste-Tor nicht
einige Male glänzend pariert - der THW-Express wäre schon jetzt
deutlicher enteilt. Dennoch: Nachdem Momir Ilic
zweimal Rechtsaußen Christian Sprenger
bediente, führte der THW mit 7:3, und nach einem Hüftwurf
Vujins und einem weiteren Treffer
des starken Sprenger stand es nach
20 Minuten sogar 9:4 für die "Zebras". Und Uwe Gensheimer? Er hatte
seinen ersten Auftritt in der 19. Minute, als er für einen
Siebenmeter gegen Omeyer antrat - aber
am Franzosen scheiterte.
Duell der Abwehrreihen
Mit seinem dritten und vierten Treffer gelang Bjarte Myrhol
der Anschluss zum 6:9, was Alfred Gislason
sofort dazu veranlasste, seine Deckung auf die defensive 6:0-Variante
umzustellen. Ilic bildete mit
Toft Hansen den Mittelblock, während
Wiencek auf halbrechts gegen Ekdahl du
Rietz agierte. Beide Mannschaften taten sich nun schwer, Tore
zu erzielen. Die 6:0-Abwehr der Rhein-Neckar Löwen hatte mittlerweile
ebenfalls in die Partie gefunden, verschob clever und machte es
den THW-Spielern schwer. Daniel Narcisse
wühlte sich dennoch irgendwie durch und traf zum Kieler 10:6.
Und so kam nicht das Gefühl auf, dass die "Zebras" Gefahr liefen,
das Spielgeschehen aus der Hand zu geben. Zu sicher stand die
Deckung, in der insbesondere die Ahlm-Erben
Wiencek und Toft Hansen
einen starken Job erledigten - wie kurz vor dem Gegenstoßtreffer
Sigurdssons zum 11:6, als Wiencek
in einen Querpass sprintete und Toft Hansen den
Konter einleitete. Nur selten kamen die Rhein-Neckar Löwen
überhaupt zum Abschluss, und wenn, dann verzogen Petersson oder
Ekdahl du Rietz ihre Würfe so sehr, dass der vermutlich glänzend
aufgelegte Thierry Omeyer keine Chance
hatte, sein Paradenkonto zu erhöhen.
Starker Schlussspurt in Hälfte eins
Dominik Klein erzielte in der
zweiten Halbzeit vier sehenswerte Treffer.
Nichtsdestotrotz hielt sich der Rückstand der Manheimer - auch dank
der eigenen Defensivleistung - bis kurz vor dem Pausenpfiff in Grenzen,
als Kim Ekdahl du Rietz sich zum 7:11 durchtankte. Der THW hatte aber
gleich die passende Antwort parat: Vujin
bediente den zurückgekehrten Jicha am
Kreis, der postwendend zum 12:7 traf. Dann verzog Ekdahl du Rietz
seinen Wurf, und Wiencek holte einen Siebenmeter
heraus, den Vujin zum 13:7 verwandelte.
Die Rhein-Neckar Löwen wurden nun unruhig, schlossen in Person
von Petersson und Ekdahl du Rietz nun überhastet ab und ermöglichten
so zwei Kieler Gegenstöße. Sigurdsson traf
zum 14:7, und ein weiter Omeyer-Pass auf
Wiencek, der gar auf 15:7 erhöhte, riss
die Kieler Fans endgültig von den Sitzen. Zumal der THW-Kreisläufer
beim letzten Löwen-Angriff vor dem Seitenwechsel seinen Gegenspieler
Ekdahl du Rietz zweimal "festmachte" und der direkte Freiwurf des
Schweden nach der Sirene leichte Beute für Thierry Omeyer
war.
Der THW Kiel war dem Tabellennachbarn in den ersten 30 Minuten - wie
schon im Hinspiel - deutlich enteilt, die Partie
bereits so gut wie entschieden. Nichtsdestotrotz versuchte es
Gästetrainer Gudmundsson nach Wiederanpfiff mit einigen frischen
Kräften: Stojanovic beerbte Landin im Tor, und im rechten Rückraum
durfte nun Isaias Guardiola für den schwachen Petersson ran. Und auch
Alfred Gislason wechselte: Dominik Klein
kam für Sigurdsson in die Partie,
Rene Toft Hansen durfte nun auch im
Angriff ran. Und nachdem Aron Palmasson
mit dem ersten Wurf noch an Stojanovic scheiterte, nahm der THW-Express
gleich wieder Fahrt auf: Omeyer las ein
ungenaues Kreisanspiel Schmids auf und bedachte Klein
mit einem weiten Pass, den der Linksaußen zum 16:7 vollstreckte. Und
nachdem Isaias Guardiola mehr als drei Sekunden keine Anspielstation
im Angriff fand und einen technischen Fehler gepfiffen bekam, besorgte
Ilic mit einem krachenden Wurf aus dem
rechten Rückraum die erste Zehn-Tore-Führung. Spätestens jetzt war
das Spitzenspiel und damit auch die Meisterschaft entschieden.
Offene Visiere und schöne Tore
Der Moment des Schlusspfiffs auf (oder besser: vor) der Kieler Bank.
Dies war auch beiden Mannschaften klar geworden, und es entwickelte sich
eine muntere Partie mit nachlassender Intensität besonders in den
Abwehrreihen. Szenenapplaus holten sich insbesondere Toft Hansen
für seine Ballgewinne in der Deckung, Dominik Klein
mit einem tollen Geschoss aus der Rückraummitte zum 20:12, der klasse
Bodenpass von Narcisse auf Toft Hansen
zum 21:12 und der fantastische Dreher Jichas
zum 23:13 ab. Als der auch als Anspieler überragende
VujinDominik Klein
das 25:14 auflegte, hatte der Kieler Vorsprung nach 45 Minuten sein Maximum
erreicht. Und während die Fans in der ausverkauften Sparkassen-Arena ihre
ersten Meistergesänge anstimmten und die LaOla durch das Oval der Halle
schwappte, gelang den Löwen insbesondere dank der Unkonzentriertheiten
im Kieler Aufbauspiel sowie der Treffer von Schmid,
Groetzki und Isaias Guardiola ein wenig Ergebniskosmetik. Mit einem
9:3-Lauf bis zur 56. Spielminute konnten die Mannheimer bis auf 23:28
verkürzen, ehe Marko Vujin mit seinem
Treffer zum 29:23 einer Auszeit seines Trainers zuvorkam. Die letzten
minimalen Zweifel am THW-Sieg waren weggewischt, zumal Vujin
noch einen Siebenmetertreffer und ein tolles Kreisanspiel auf
Toft Hansen folgen ließ. Und auch
Uwe Gensheimer, der zuvor einen zweiten Siebenmeter und einen
Gegenstoß vergab, konnte sich mit dem Schlusspfiff noch über
seinen Comebacktreffer zum 31:25-Endstand freuen, während die
THW-Fans die verteilten "KI-DM 2013"-Kfz-Kennzeichen in die
Höhe reckten.
Nächstes Ziel: Aus dem Double ein Triple machen
Damit sind die 18. deutsche Meisterschaft und das achte nationale
Double des THW Kiel vorzeitig perfekt. Aber die "Zebras" haben noch
ein großes Ziel: Aus dem Double soll - wie 2007 und 2012 - ein Triple
werden, ab sofort gilt die volle Konzentration auf das
"VELUX EHF Final4" am
1./2. Juni in der Kölner Lanxess-Arena. Was aber nicht heißen soll,
dass die Kieler am 26. Mai im nächsten Bundesligaspiel bei der
MT Melsungen nicht auch siegen wollen - denn mit den Hessen hat der
THW nach der 25:29-Hinspielniederlage noch
eine Rechnung offen.
Die Kieler waren zwar nicht so souverän wie in der vergangenen Saison,
ab und zu haben sie geschwächelt. Aber der THW war trotzdem die beste
Mannschaft der Liga. Ich bin sicher, dass der THW jetzt auch die
Champions League gewinnen wird.
Löwen-Abwehrchef Oliver Roggisch gegenüber den KN:
Glückwunsch an den THW, er ist zu Recht Meister. Das hat er heute gezeigt.
Wir haben 50 Minuten super gespielt, es danach etwas schleifen lassen,
aber das kann man niemandem verdenken. In besonderen Spielen geben alle
Gas. Für die Champions League war es wichtig, das Spiel zu gewinnen. Das
gibt Selbstvertrauen für Köln. Heute kann ich die Jungs nicht vom Bier
abhalten. Ich hoffe, es wird nicht zu viel.
Ich spiele seit 2001 in der Bundesliga und wollte diesen Titel. Ein
Traum ist wahr geworden. Ich bin in einen Verein gekommen, wo alles
passt. Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt und nachher Dinge
probiert, die man sich sonst nicht erlaubt.
Wir haben über die gesamte Saison die konstanteste Leistung gebracht.
Es ist ein sehr schöner Titel. Auch wenn es der sechste ist, ist es
etwas Besonderes. Heute werden wir das alle genießen.
Das war eine sehr schwierige Saison, ich kann das noch gar nicht
verarbeiten, dass wir das sogar ein paar Spiele vor Saisonende
schon geschafft haben. Ich bin extrem stolz.
[In diesem Moment erhält Gislason eine Bierdusche]
Übermorgen werde ich das zurückzahlen. Morgen früh fällt das
Training aus. Vor zwei Minuten dachte ich noch, morgen fällt das Training aus ...
Es war klar, dass wir das letzte Jahr nicht wiederholen können.
Es gibt in der Liga so viele gute Mannschaften. Flensburg hat eine
sehr gute Saison gespielt, die Löwen eine überragende Saison. Auch
Hamburg hat nach sehr schlechtem Start ab Oktober überragend gespielt
und auch Berlin hat eine gute Saison gespielt. Diesmal haben sich
die Teams viel mehr gegenseitig Punkte abgenommen.
Aber wir waren hartnäckig, haben nie locker gelassen. Im Dezember
glaubten noch viele an eine Zeitenwende, aber wir haben unseren Stiefel
weiter gespielt und darauf gewartet, dass der eine oder andere nachlässt.
Klar, es ist hart und auch ein bisschen traurig, solche Leute wie
Omeyer oder Narcisse
zu verlieren, aber das ist das Leben. Du kannst diese Sportart nicht
noch mit 60 machen. Jetzt leiten wir einen Verjüngungsprozess ein und
darauf freue ich mich auch. Es wird eine Hammersaison mit ungewissem Ausgang.
[Kommt jetzt das Triple?]
Schön wär's, aber ich bin erst einmal stolz, als erster Titelverteidiger
das Final4 erreicht zu haben. Es wird wieder ein unglaubliches Ereignis
in Köln, mit einem sehr schweren Gegner HSV im Halbfinale. Da müssen wir
ein Riesenspiel abliefern, um weiter zu kommen. Nur darauf konzentrieren wir uns.
Klar, ich freue mich riesig, die Meisterschaft heute in eigener Halle
klar gemacht zu haben. Wir sind gut ins Spiel gekommen, lagen die ganze
Zeit vorn. Mir ist es egal, ob wir zu Null oder nicht zu Null Meister
geworden sind: Titel ist Titel!
Jetzt habe ich keine Wehmut, ich freue mich darauf, mit den Jungs noch
einige Spiele zu spielen. Vielleicht kommt die Wehmut im Sommer.
[Angesprochen auf die Bierdusche und das angedrohte Extratraining]
Wenn er so eine Bierdusche micht bekommt, wird er sie vermissen.
Nach so einer Saison muss er eine Dusche bekommen!
31:25 - "Zebras" machen gegen Löwen Double perfekt
Kiel. Der THW Kiel hat sein Meisterstück gemacht. Zum 18. Mal.
Gestern Abend besiegten die "Zebras" den Zweiten der Handball-
Bundesliga, die Rhein-Neckar Löwen, mit 31:25 (15:7), machten drei
Spieltage vor dem Saisonende das Double perfekt und hatten auch
nach dem Abpfiff noch Luft, um sich ausgelassen zu tummeln. Zu
singen. "An Tagen wie diesen" - die Toten Hosen ließen grüßen.
Die bemitleidenswerten Löwen hatten Pech, sie waren am falschen Tag am
falschen Platz. Gestern hätte in dem mit 10285 Zuschauern gefüllten Tempel
der Kieler keine Mannschaft auf diesem Globus eine Siegchance gehabt.
Bis unter die Hallendecke war zu spüren, dass die Kieler an diesem 14.
Mai die letzten Zweifel beseitigen wollten. Die Schale gewinnen. Ein,
zwei, fünf Bierchen im Anschluss trinken, um sich am Morgen danach schon
auf die Köln-Reise freuen zu können. Auf das "Final4" der Champions League,
in dessen Halbfinale sie am 1. Juni auf den HSV Hamburg treffen. Gewinnen
sie auch in Köln, hätten sie das Triple wiederholt. Eine neue Dimension
der Denkwürdigkeit. Eine, der noch ein Name fehlt. Das Triple-Double?
Egal, gestern spielte die Findung eines neuen Superlativs keine Rolle. Die
Löwen allerdings auch nicht. Sie hatten bislang eine überragende Saison
abgeliefert, doch gestern standen sie von Beginn an auf verlorenem Posten.
Eigentlich hätte der Lametta-Regen auch schon in der 29. Minute beginnen
können. Die große Sause. Zu diesem Zeitpunkt führten die "Zebras", die eine
Deckung aus Stahlbeton in den Hallenboden gerammt hatten, bereits uneinholbar
mit 15:7. Das Publikum, das auch von der ersten Sekunde mit Herz und
Leidenschaft Vollgas gegeben hatte, hielt es nicht mehr auf den Sitzen.
Im Stehen feierten die Fans ihre Mannschaft, die auch im Angriff die viel
besseren Lösungen fand.
Die Löwen verteidigten nicht schlecht, doch immer wieder räumen die "Zebras"
ihre linke Seite so frei, dass Christian Sprenger unbedrängt in den Torkreis
der Gäste abheben konnte - der Rechtsaußen steuerte zur 9:4-Führung (20.)
vier Tore bei und hatte maßgeblichen Anteil am bärenstarken Start der Kieler.
Einen Namen an dieser Stelle herauszuheben würde der Leistung der neuen und
alten Meister aber nicht gerecht werden, es war ein Teamerfolg. Symptomatisch
eine Szene in der 36. Minute, als Rene Toft Hansen
einen Pass von Zarko Sesum fing. Was keine Besonderheit wäre, wenn sie in
einer Mannschaft spielen würden. Dem ist aber nicht so. Sesum wollte Bjarte
Myrhol finden, einen der ganz wenigen Lichtblicke der Gäste, doch stattdessen
spielte er Kiels Dänen mit den unglaublich langen Armen an. Hellwach die Kieler,
lethargisch die Löwen. Ein weiteres Beispiel? Dominik Klein
lief frech von außen ein und knallte den Ball mit einer Geschwindigkeit jenseits
der 100-Stundenkilometer-Marke zum 20:12 (40.) in die Maschen. Noch eins?
Filip Jicha, nach zehn Minuten bereits mit zwei
Zeitstrafen belastet, drehte einen Ball so langsam zum 23:13 (44.) ins Netz,
dass ein verirrtes Silberfischchen ihn hätte überholen können.
Die Löwen konnten für sich lediglich den Gag des Tages verbuchen. Auf der
Bank saß Uwe Gensheimer, der sich wenige Tage vor dem mit 17:28 verlorenen
Hinspiel im November vergangenen Jahres die
Achillessehne gerissen hatte. Er trug unter dem Trikot ein gelbes T-Shirt
mit langen Ärmeln und wirkte wie ein Tourist. Ein Maskottchen. Tatsächlich
trat er vor der Pause zweimal zum Siebenmeter an. Es passte ins Bild, dass
der Ober-Löwe einmal an Thierry Omeyer
scheiterte und im zweiten Versuch nur die Latte traf. Fünf Minuten vor dem
Abpfiff durfte der Nationalspieler sogar auf dem Feld sein Comeback geben.
Er tat es in entspannter Atmosphäre, war doch längst alles entschieden.
Neuzugang Rasmus Lauge, der auf der Tribüne saß,
bekam nun einen Vorgeschmack darauf, wie in Kiel gefeiert wird. Drei Minuten
vor dem Abpfiff wurden die neuen Nummernschilder (KI-DM-2013) ausgegeben,
die heute das Stadtbild schmücken werden. Maskottchen
Hein Daddel brachte nach dem Abpfiff einen
Nachbau der Schale in die Halle, das Original, das erst am 5. Juni
(Heimspiel gegen Wetzlar) übergeben wird, musste das Stoff-Zebra am
Halleneingang abgeben.
Während die Löwen, die am Wochenende beim "Final4" um den EHF-Cup
endlich ihren ersten Titel gewinnen wollen, längst in den Katakomben
verschwunden waren, feierten die Kieler mit Weizenbier-Dusche und großen
Sektflaschen. Sie ließen Christian Zeitz
ausrufen, den verletzten Kollegen. Ohne ihn wollten sie nicht sein in
diesen besonderen Minuten. Eine symbolische Szene für diese außergewöhnliche
Mannschaft, die Jicha dazu bestimmte,
Alfred Gislason beim Fernseh-Interview mit
Weißbier zu übergießen. Live auf Sport1. Der Trainer nahm es mit Humor.
"Alle haben morgen frei, nur Filip muss zum
vierstündigen Konditionstraining." Der Tscheche blieb gelassen. "Kein
Problem, damit fange ich gleich an." Ohne Hantel, mit schweren Gläsern.
Und Kollegen.
(von Wolf Paarmann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 15.05.2013)