THW-Logo
27./28.03.2013 - Letzte Aktualisierung: 28.03.2013 Bundesliga

THW Kiel distanziert TuSEM Essen letztlich deutlich

Bundesliga, 26. Spieltag: 27.03.2013, Mi., 20.15: THW Kiel - TuSEM Essen: 33:23 (16:12)
Update #3 PK-Video, Highlights-Video, KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Aron Palmarsson erzielte vier Treffer gegen Essen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson erzielte vier Treffer gegen Essen.
Mit einem letztlich klaren 33:23 (16:12)-Erfolg über TuSEM Essen hat der THW Kiel seine Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga gefestigt. In der ausverkauften Sparkassen-Arena setzten sich die "Zebras" am Mittwochabend zwar früh auf 11:3 (15.) ab, doch die Gäste fanden in der Folgezeit ins Spiel und verkürzten zwischenzeitlich auf drei Treffer Rückstand. Dank eines 9:1-Laufs Mitte der zweiten Halbzeit fiel der Sieg des deutschen Rekordmeisters aber am Ende doch deutlich aus. Bester Torschütze der Partie war THW-Linksaußen Dominik Klein mit neun Treffern.
Dominik Klein setzt sich im Laufduell mit Hannes Lindt durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein setzt sich im Laufduell mit Hannes Lindt durch.
Die Kieler mussten im Spiel gegen den Aufsteiger auf Daniel Narcisse verzichten, der aufgrund von Kniebeschwerden geschont wurde. Im Tor begann Trainer Alfred Gislason dieses Mal mit Andreas Palicka - eine gute Wahl, wie sich nicht nur in den Anfangsminuten, sondern über die gesamte Spielzeit zeigte. Die Gäste gingen in der ersten Minute durch einen Gegenstoß von Rahmel in Führung - es sollte die einzige Führung des gesamten Spiels sein. Denn der THW Kiel legte los wie die Feuerwehr: Palicka schickte Dominik Klein gleich zweimal auf die Reise, nachdem der starke Kulhanek im Essener Tor den ersten Versuch noch pariert hatte, machte es der THW-Linksaußen kurz darauf besser und netzte zum 4:2 ein. Dann überraschte Klein den Essener Torwart mit der Beweglichkeit seines Unterarmes: Er schnappte sich den Abwurf von Kulhanek und vollstreckte zum 5:2. Eine Szene, die Essens Coach Christian Prokop mit einer Auszeit quittierte (8.).
Kiel gibt den Ton an - bis zur zweiten Auszeit
Doch das gewünschte Resultat blieb zunächst aus: Die Essener spielten weiter mit viel Respekt und zuvielen Fehlern im Angriff. Palmarsson bediente Ekberg mit einem feinen Pass zum Kempa-Tor (6:3), Jicha verwandelte zwei Siebenmeter, und Vujin verlud Kulhanek nach allen Regeln der Kunst zum 9:3. Kurz darauf setzte Ekberg mit einem weiten Pass seinen Kollegen Klein in Szene, der sich mit dem 10:3 bedankte. Und kurz darauf sammelte Palicka den nächsten Assist mit einem exakt getimten Pass auf den Kieler National-Linksaußen, der zum 11:3 traf (16.). Kurz darauf versuchte Prokop mit einer zweiten Auszeit seine Reihen zu ordnen. Er brachte den Rekonvaleszenten Julius Kühn - und hatte mit dieser Maßnahme Erfolg. Plötzlich spielte TuSEM mit Druck auf das Kieler Tor. Und in der Defensive machten die Essener den THW-Angreifern mit Klammern das Leben schwer - Griechisch-Römisch brachte die "Zebras" ein wenig aus dem Konzept.
Essen verkürzt
TuSEM-Trainer Christian Prokop war mit der Leistung seiner Mannschaft über weite Strecken zufrieden.
Klicken Sie zum Vergrößern! TuSEM-Trainer Christian Prokop war mit der Leistung seiner Mannschaft über weite Strecken zufrieden.
Mit einem 5:1-Lauf verkürzte der Aufsteiger binnen drei Minuten auf 9:13 und war urplötzlich wieder im Spiel. Gislason reagierte mit einer Auszeit, in der er gestenreich ein wenig mehr Esprit von seinen Angreifern einforderte - doch bis zum Wechsel sollte sich an der Vier-Tore-Führung für den THW nichts ändern. Nach der Pause aber schien die Ansprache des Trainers endlich Wirkung zu zeigen: Klein eröffnete die zweite Halbzeit mit einem wuchtigen Wurf ins lange Eck, kurz darauf verwandelte er auf flinken Füßen einen Gegenstoß, um dann einen Abpraller von Kulhanek eiskalt zu versenken: Das 19:13 (36.) brachte Ruhe in das Angriffsspiel. Zudem konnten sich die Kieler nun auch wieder auf ihre Abwehr verlassen: Der Systemwechsel auf die offensive 3:2:1 schmeckte den Gästen überhaupt nicht.
Entscheidung eine Viertelstunde vor Schluss
Andreas Palicka entwickelte sich zum Alptraum für Essens Rechtsaußen Ole Rahmel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka entwickelte sich zum Alptraum für Essens Rechtsaußen Ole Rahmel.
Trotzdem blieb TuSEM dran - auch, weil der THW im Angriff einfach zu viele Chancen liegen ließ. Das änderte sich eine Viertelstunde vor Schluss: Nachdem die Gäste auf 17:21 (41.) herangekommen waren, nutzte die nach Kleins Gegenstoß zum 23:17 genommene Prokop-Auszeit dieses Mal den "Zebras": Jicha verwandelte einen Siebenmeter im Nachwurf, und nach Seidels Anschlusstreffer zum 18:24 bog der THW endgültig auf die sichere Siegerstraße ein: Ahlm versenkte einen Abpraller, Jicha vollendete einen Gegenstoß, Ahlm traf nach geschickter Körpertäuschung und Vujin drosch den Ball zum 28:18 in die Maschen. Bei diesem Zwischenspurt profitieren die "Zebras" von einem immer stärker werdenden Palicka, der sich zum Alptraum für den TuSEM-Haupttorschützen Ole Rahmel entwickelte: Erst kaufte Palicka Rahmel einen Siebenmeter ab, dann hielt er einen Rahmel-Wurf von Außen, um dann auch noch einen Gegenstoß des ansonsten so treffsicheren Esseners zu parieren. Die Entscheidung war gefallen - zumal Vujin und Klein nach Palicka-Pass auf 30:18 erhöhten (55.).
Warten auf den HSV
Die letzten Minuten nutzte der Gast dann noch zu ein wenig Ergebniskosmetik. Die Kieler Spieler und Fans waren zu diesem Zeitpunkt längst auf die Vorbereitung auf das Nordduell am kommenden Sonnabend eingeschwenkt: Um 15 Uhr erwartet der THW Kiel den HSV Hamburg in der seit Monaten restlos ausverkauften Sparkassen-Arena - ein Duell, das prickelnde Spannung verspricht.

Video: Höhepunkte des Spiels

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht aus den Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin ganz zufrieden. Wir haben am Anfang sehr gut verteidigt, und Andreas Palicka hat das gesamte Spiel über gut gehalten. So haben wir uns einen guten Vorsprung herausgearbeitet. Dann wurde TuSEM besser, und wir haben viel verworfen oder sind am sehr guten Kulhanek gescheitert. Zudem hat die Essener Verteidigung über 60 Minuten gut gestanden, so dass wir nur mit vier Toren Führung in die Pause gegangen sind. Ich wollte heute eh eine zeitlang die 3:2:1-Deckung spielen, deshalb habe ich dann Marcus Ahlm gebracht. So haben wir dann einen höheren Vorsprung herausgearbeitet und sind nicht in Hektik geraten. Dem ein oder anderen steckte noch das Moskau-Spiel in den Beinen und wir haben gut trainiert. Wir hatten uns vorgenommen, gut zu spielen, Essen nicht zu unterschätzen und die Partie zu gewinnen. Das ist uns gelungen.
TuSEM-Trainer Christian Prokop:
Für viele meiner Spieler war das heute die erste Erfahrung mit dieser tollen Atmosphäre in Kiel. Trotzdem sind wir hier nicht aufgelaufen, um uns Autogramme von den vielen Stars zu holen, sondern unser Spiel durchzuziehen: Aus einer aggressiven Abwehr heraus wollten wir Nadelstiche setzen. Das ist uns am Anfang nicht gelungen, wir haben zuviel Respekt gezeigt. Dann hat unser bester Spieler, Julius Kühn, für mehr Druck aus dem Rückraum gesorgt. So konnten wir verkürzen. Das Halbzeitresultat hat uns Sicherheit gegeben, auch ein Topteam ist verwundbar. Gegen die offensive Kieler Deckung in der zweiten Hälfte hat uns David Breuer gefehlt, der heute mit einer Grippe zu Hause bleiben musste. Mit unserer stehenden Abwehr war ich über 60 Minuten weitestgehend zufrieden, allerdings hätten für ein besseres Resultat mehr Gegenstöße und Siebenmeter sitzen müssen.
TuSEM-Prokurist Stephan Krebietke:
Wir haben im Abstiegskampf kein leichtes Programm, aber einige Heimspiele, in denen wir uns Chancen ausrechnen. Dabei kann Julius Kühn zu einer wichtigen Alternative werden, denn wir haben uns noch lange nicht aufgegeben. Wir gehen voll auf Angriff und wollen uns reinhängen, um die Klasse zu halten.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Es würde der Liga sicherlich gut tun, wenn diese junge Truppe, die heute einen tollen Handball gespielt hat, die Klasse halten würde. Dafür wünsche ich viel Erfolg. Natürlich hatte meine Mannschaft heute vielleicht schon das Spiel am Sonnabend gegen den HSV im Hinterkopf. Gegen die Hamburger hatten wir bereits ein schweres Hinspiel, und zwei Punkte aus dieser Partie sind jetzt erst einmal das Wichtigste. Dann blicken wir auf das "Lufthansa Final Four", und später dann auch auf Veszprem. Ich hoffe auf eine volle Halle gegen die Ungarn, denn wir werden die Unterstützung unserer Fans brauchen.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
So gut habe ich lange nicht getroffen. Wenn ich mir dafür aber vorher immer eine Grippe einhandeln muss, ist das natürlich nicht so schön. Aber im Ernst. Wir sind super gestartet, und dann hat TuSEM angefangen auszuteilen. Zum Ende hin haben wir uns dann aber einen verdienten Vorsprung herausgespielt.
TuSEM-Rückraumspieler Julius Kühn gegenüber den KN:
Wir haben uns vorgenommen, ordentlich zu kämpfen, und das haben wir getan. Die Höhe der Niederlage ist okay, fühlt sich sogar noch ein bisschen knapper an, als sie war. Das Spiel gibt uns Mut. Jetzt werden wir alles dafür tun, um in Liga eins zu bleiben.
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Das Ergebnis ist okay, aber unser Spiel war nicht gut. Wir haben zu viele technische Fehler gemacht. Das können wir uns nicht leisten. Dass Flensburg verloren hat, registrieren wir, mehr aber nicht. Wir haben genug mit uns selbst zu tun.
THW-Kreisläufer Patrick Wiencek gegenüber den KN:
Es ist immer schön, gegen die alten Kollegen zu spielen. Ich kenne noch viele bei Essen. Ich habe am Abend zuvor erfahren, dass ich von Beginn an spiele und mich riesig gefreut. Wir haben es heute aber zu lange spannend gemacht und TuSEM hat super gekämpft.
Video: Die Pressekonferenz

26. Spieltag: 27.03.13, Mi., 20.15: THW Kiel - TuSEM Essen: 33:23 (16:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (n.e.), Palicka (1.-60., 15/1 Paraden); Toft Hansen (1), Sigurdsson, Sprenger, Ahlm (2), Wiencek, Ekberg (2), Zeitz, Palmarsson (4), Ilic (2), Klein (9), Jicha (7/4), Vujin (6/1); Trainer: Gislason
Logo TuSEM Essen:
Kulhanek, Bliß; Böhm (2), Kühn (6), Keller (1), Leenders (4), Bouali, Pieczkowski (1), Seidel (3), Lindt (1), Handschke, Rahmel (3), Kropp (2), Leth-Klinge; Trainer: Prokop
Schiedsrichter:
Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen:
THW: 2 (Zeitz (37.), Palmarsson (53.));
Essen: 2 (2x Böhm (31., 43.))
Siebenmeter:
THW: 6/5 (Bliß hält Jicha (46., Nachwurf verwandelt));
Essen: 2/0 (Rahmel übers Tor (34.), Palicka hält Rahmel (53.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 3:1 (3.), 3:2, 5:2 (8.), 5:3, 11:3 (15.), 11:4, 12:4, 12:6, 13:6, 13:9 (20.), 14:9, 14:11 (23.), 15:11 (27.), 15:12, 16:12;
2. Hz.: 18:12 (33.), 18:13, 19:13, 19:14, 20:14, 20:15 (38.), 21:15, 21:17 (41.), 24:17, 24:18 (47.), 30:18 (55.), 30:21, 31:21, 31:22, 32:22, 32:23, 33:23.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2013:

THW gibt sich keine Blöße

33:23 - Handballmeister verspielt gegen Essen hohe Führung, um dann deutlich zu gewinnen
Kiel. Schön war es nicht, aber letztlich wird sich am Saisonende keiner mehr an Details der Bundesliga-Partie zwischen dem THW Kiel und TuSEM Essen erinnern, schließlich gewann der Handballmeister am Ende sogar versöhnlich klar mit 33:23 (16:12). Die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit war zähe Kost gewesen, aber auch für einen rauschenden Sieg hätte es nur zwei Punkte gegeben.

Dabei deutete gestern Abend in der ausverkauften Arena alles auf eine Party hin. Die "Zebras" legten furios los und führten nach einer knappen Viertelstunde mit 12:4. Patrick Wiencek hatte als Kreisläufer beginnen dürfen. Der Nationalspieler, am Freitag 24 Jahre alt geworden, traf auf seinen Ex-Club. In der Saison 2008/2009 war er nach Essen gewechselt und von dort zunächst an den Oberligisten Jahn Hiesfeld ausgeliehen worden, weil es für den jungen Hünen keine Verwendung gab. Dann musste der dreimalige Meister Insolvenz anwenden, die Stars flohen über Nacht und die Verantwortlichen erinnerten sich an den in Hiesfeld geparkten Wiencek. Er stieg zwar mit dem TuSEM chancenlos aus der Bundesliga ab, machte aber auf sich aufmerksam.

Gestern stand er in der Deckung solide, hatte im Angriff aber Pech - drei Versuche, kein Tor. Eine Quote, die er allerdings nicht exklusiv hatte. Nach dem 12:4, TuSEM-Trainer Christian Prokop hatte gerade seine zweite Auszeit genommen, riss der Faden der Hausherren. Schlampig im Angriff, am Rande der Lustlosigkeit in der Rückwärtsbewegung, der THW zeigte erneut sein zweites Gesicht. Eines, das auch die Fans am Sonntag zur Verzweiflung gebracht hatte, als die Kieler im Rausch einen Zehn-Tore-Vorsprung gegen Moskau erspielten, um dann den Kater folgen zu lassen.

Auch gestern gingen die Fans in der Halbzeit eher ratlos zu den Bierständen, Trost spendete da nur der Zwischenstand aus Lemgo (14:7 gegen Flensburg). Alfred Gislason hatte seine Mannschaft vor dem Tabellen-17. gewarnt, schließlich hatte er sich auch ein Video des Essen-Spiels in Berlin schicken lassen. Da hielt der Aufsteiger bis zur 45. Minute mit, verlor dann in der Höhe unverdient mit 25:32. Gestern dauerte es eine Viertelstunde, bis die Gäste, die jüngste Mannschaft der Liga, ihren Respekt vor der ungewohnten Kulisse abgelegt hatten. Aber dann nahmen sie sich ein Herz und zeigten, dass sie sich nach einem Saisonstart mit 0:26 Punkten an die raue Oberliga-Luft gewöhnt haben. Besonders Julius Kühn machte seinem Namen alle Ehre.

Nach dem Seitenwechsel stellte Gislason seinen Routinier Marcus Ahlm an den Kreis, die Benjamine hatten erreicht, was sie sich vorgenommen hatten - den Respekt der Meister. Der stellte die Abwehr auf die offensive Variante um, störte nun energischer und machte auch mit der nötigen Körperspannung deutlich, dass er einen möglichen Flensburg-Ausrutscher nicht mit einer Essen-Blamage beantworten wollte.

Dominik Klein bewies nach überstandener Grippe große Treffsicherheit, warf die ersten drei THW-Tore im zweiten Durchgang und avancierte mit neun Treffern (bei zehn Versuchen) zum besten Werfer einer Kieler Mannschaft, die nach der Pause konzentrierter wirkte und souverän ihr Programm abspulte. Die Gäste, mit fünf Spielern in ihren Reihen, die dem Baujahr 1993 entstammen, rannten sich in der offensiven Deckung fest und lagen mit 18:27 (51.) zurück, als Wiencek seine zweite Chance bekam. Das Pech blieb ihm treu, freistehend knallte er den Ball an den Pfosten. Bis zum Abpfiff blieben nun nur noch zwei Fragen zu klären. Wie war es Flensburg ergangen? Und würde Wiencek doch noch treffen? Die Antworten: Nicht gut. Nein.

(von Wolf Paarmann und Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2013)


(27./28.03.2013) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite