Der THW Kiel steht im neunten Jahr in Folge unter den besten acht
Mannschaften Europas. Am Sonntagabend gewannen die "Zebras" das
Achtelfinal-Rückspiel in der "VELUX EHF Champions League"
gegen den russischen Serienmeister Chehovski Medvedi Moskau mit
30:26 (17:10) und machten damit die 35:37-Auswärtsniederlage
aus dem Hinspiel wett. Nach 40 ganz starken Minuten führten die
Kieler bereits mit 23:13, ehe die Gäste noch einmal aufkamen und
die 10.000 Zuschauer in der Sparkassen-Arena kurzzeitig zittern
ließen. Der Titelverteidiger, bei dem Christian Sprenger mit
sechs Treffern erfolgreichster Schütze war, hielt Moskau aber
auf Distanz und feierte mit seinen Fans schließlich den verdienten
Viertelfinal-Einzug.
Schon weit vor dem Anpfiff sorgten die Zuschauer in der
Sparkassen-Arena wieder für Gänsehautstimmung - es war
wieder Endspiel-Atmosphäre an der Kieler Förde spürbar.
Kein Wunder, hatte der THW doch das Hinspiel gegen ganz
stark auftrumpfende Russen mit 35:37
verloren und zudem die Generalprobe fürs Rückspiel bei
Frisch Auf Göppingen am Mittwoch (29:33)
verpatzt. Die Kieler Mannschaft suchte die volle Unterstützung
von den Rängen - und bekam sie auch.
Narcisse wieder dabei
Sergiy Shelmenko trumpfte in der Anfangsphase mit drei
Treffern auf.
Alfred Gislason konnte
wieder auf Daniel Narcisse zurückgreifen,
der sich im Hinspiel eine Kniestauchung
zugezogen hatte. Auch der grippegeschwächte Dominik Klein
stand wieder auf dem Spielberichtsbogen, kam aber nicht zum Einsatz.
Der THW startete mit Momir Ilic,
Aron Palmarsson und Marko Vujin
im Rückraum, Christian Sprenger und
Gudjon Valur Sigurdsson auf außen,
Marcus Ahlm am Kreis und
Thierry Omeyer zwischen den
Pfosten - und mit einer 6:0-Deckung, die von Beginn an
den Siegeswillen der Gastgeber ausdrückte. Gleich beim
ersten Moskauer Angriff zeigten die tschechischen Schiedsrichter
das passive Vorwarnzeichen, ehe Spielmacher Filippov mit
einem Verzweiflungswurf den Pfosten traf. Nachdem Rastvortsev,
der statt des im Hinspiel zehnfachen Torschützen Gorbok im
linken Rückraum begann, an Omeyer
scheiterte und Ahlm nach
Ilic-Anspiel den ersten Treffer
erzielte, schrie der Kieler Kapitän seinen Jubel nur so
heraus, als sei dies bereits ein spielentscheidender Treffer
gewesen. Keine Frage: Der THW war genau so heiß auf das
Viertelfinale in der "VELUX EHF Champions League" wie seine Fans.
Fünf Ahlm-Treffer in der Anfangsphase
Dennoch hielt die Mannschaft von Trainerlegende Vladimir
Maximov in der Anfangsphase gut dagegen, was vor allem an
Linkshänder Sergiy Shelmenko lag: Der ehemalige Rhein-Neckar
Löwe fand dreimal eine Lücke in der Kieler Deckung und
hielt sein Team damit in der Partie, ehe Filippov mit einem
verdeckten Wurf Thierry Omeyer zum
4:5-Anschluss tunnelte. Doch der THW zeigte sich unbeeindruckt:
Erneut war es die Achse Ilic/Ahlm,
die postwendend antwortete, und nachdem Omeyer
gegen Dibirov parierte, war es erneut der starke THW-Kapitän,
der - diesmal nach Anspiel Palmarssons -
beim 7:4 die erste Drei-Tore-Führung für den Gastgeber erzielte.
Es war nach diesen elf Minuten bereits der fünfte Treffer
von Marcus Ahlm, der zuvor schon bei
zwei Stochl-Paraden geistesgegenwärtig den Abpraller verwerten
konnte.
Vladimir Maximov nahm nun bereits seine erste Auszeit,
doch nach Wiederanpfiff musste er zunächst mit ansehen,
wie Filippov im Angriff ein Stürmerfoul unterlief und dem
Spielmacher nur Sekunden später eine Zeitstrafe nach einem
unfairen Einsteigen gegen Momir Ilic
aufgebrummt wurde. Vujin erhöhte
per Durchbruch auf 8:4, und nachdem Chipurin verkürzen konnte,
nutzte der THW die Überzahl aus und erhöhte durch
Sprenger auf 9:5. Der THW schien
die Partie im Griff zu haben, doch nachdem Vujin
und Palmarsson in den folgenden
Angriffen über das Tor warfen und Sigurdsson
am mittlerweile eingewechselten Grams scheiterte, robbten sich
die Gäste durch einen Dibirov-Hattrick wieder bis auf 8:9
heran. Dies war Grund genug für Alfred Gislason,
seinerseits die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch zu legen.
Kieler 8:2-Lauf bis zur Halbzeit
Kiels Trainer wechselte durch, brachte Narcisse,
Jicha, den zuvor nur in der Abwehr
für Vujin eingesetzten
Zeitz für den Rückraum sowie
Toft Hansen am Kreis. Zwar
scheiterte Jicha mit seinem ersten
Wurf an Grams, aber durch einen von Sigurdsson
abgeschlossenen Gegenstoß verhinderten die Kieler den
Ausgleichstreffer und fanden in die Partie zurück. Nach
einem technischen Fehler der Gäste schloss
Daniel Narcisse aus vollem Lauf
und luftiger Höhe zum 11:8 ab, ehe ein unterbundenes Kreisanspiel
der Moskauer durch einen schnellen Gegenstoß über die
Stationen Omeyer,
Narcisse und Toft Hansen
gar zum 12:8 genutzt wurde. Und nach dem 9:12-Anschluss durch
Gorbok legten die Kieler weiter nach: Sigurdsson
mit einem Sprungwurf aus dem Rückraum, der stark von
Zeitz in Szene gesetzte
Sprenger und Jicha
per Durchbruch erhöhten auf 15:9, während Thierry Omeyer
gegen Chipurin und einen Dibirov-Siebenmeter parierte. Die Kieler
hatten sich mittlerweile prächtig auf die offensive 3:2:1-Deckung
der Gäste mit Dibirov bzw. Koksharov an der Spitze eingestellt,
und nach einem Jicha-Treffer aus dem
rechten Rückraum und einem Sigurdsson-Gegenstoß
ging es letztlich mit einer beruhigenden 17:10-Führung in die Kabinen.
Auch nach dem Seitenwechsel lief es zunächst glänzend für die Kieler
weiter: Thierry Omeyer zeigte zwei
weitere Paraden, Sprenger
erhöhte per Doppelpack auf 19:10. Auch eine doppelte Zeitstrafe
gegen Jicha und Sprenger
überstanden die "Zebras" nahezu unbeschadet, weil Narcisse
sich in Unterzahl durch die gegnerische Deckung wackelte und
Zeitz seinen Hammer zum 21:12 auspackte.
Als Thierry Omeyer einen weiteren Wurf
Rastvortsevs entschärfte und Christian Sprenger
das Ergebnis mit einem gefühlvollen Heber gar auf 23:13 (38.) schraubte,
schien das Achtelfinalduell bereits entschieden.
Moskau kommt noch einmal auf
Allerdings waren noch 22 Minuten zu spielen, und beim THW Kiel
hielt im Angriff ein wenig der Schlendrian Einzug: Jicha
scheiterte am Moskauer Block, Palmarssons
Anspiel auf Sprenger landete im Toraus,
Palmarsson scheiterte an Grams und
Zeitz wuchtete seinen Wurf nach einem
Durchbruch über den Kasten. Durch zwei Chipurin-Treffer konnten
die Gäste aber nur minimal verkürzen, und als Sprenger
einen Einwurf schnell auf Zeitz ausführte
und dieser trocken zum 24:15 verwandelte, war die Führung der Kieler
immer noch riesig. Ebenso, als Daniel Narcisse
nach einem schönen Wackler auf 25:17 stellte. Doch als dem THW zwei
weitere Ballverluste unterliefen und Zhitnikov sowie zweimal Aslanyan
zehn Minuten vor Schluss auf 20:25 verkürzten, nahm
Alfred Gislason seine Auszeit. Denn Moskau
musste zu diesem Zeitpunkt nur noch vier Treffer aufholen, um selbst
das Viertelfinalticket zu lösen.
Doch auch, nachdem Filip Jicha kurz nach
Wiederanpfiff per Sprungwurf den 26. Kieler Treffer erzielte, gab
sich der russische Meister noch nicht geschlagen - Zhitnikov
und Dibirov bestraften zwei Fehlwürfe der "Zebras" zum 22:26.
Auf den mittlerweile zurückgekehrten Marko Vujin
war allerdings nun Verlass: Postwendend traf der Serbe zum 27:22 und ließ dem
Anschlusstreffer durch Zhitnikov auch schnell das 28:23 folgen.
Doch erst, als Zhitnikov gegen Sprenger
eine Zeitstrafe kassierte, Ilic das 29:24
erzielte und Omeyer zwei Minuten vor
Spielende einen Dibirov-Wurf entschärfte, war der Viertelfinaleinzug
des THW Gewissheit.
Viertelfinalauslosung am Dienstag
Neben dem THW konnten sich mit der SG Flensburg-Handewitt und dem
HSV Hamburg zwei weitere Bundesligisten für das Viertelfinale in der
"VELUX EHF Champions League" qualifizieren. Die Auslosung der letzten Runde vor dem "VELUX EHF Final4"
in Köln findet am kommenden Dienstag um 11.00 Uhr in der EHF-Zentrale in
Wien statt. Als mögliche Gegner für die "Zebras" kommen der FC Barcelona,
der polnische Meister KS Vive Targi Kielce,
erneut der ehemalige Gruppengegner MKB Veszprem KC aus Ungarn und
Bundesligist HSV Hamburg in Frage. Die Auslosung wird live im Internet
auf ehfTV.com
übertragen. Fest steht bereits, dass die Kieler das Viertelfinal-Hinspiel
zwischen dem 17. und 21. April in der Sparkassen-Arena austragen werden.
Der Vorverkauf für Inhaber von Kombitickets mit Vorkaufsrecht startet
am kommenden Mittwoch, den 27. März um 8.00 Uhr.
Für die "Zebras" beginnt derweil die Vorbereitung auf die zwei
kommenden Heimspiele in der "DKB Handball-Bundesliga": Am Mittwoch
(20.15 Uhr) empfängt der THW im Traditionsduell den abstiegsgefährdeten
TuSEM aus Essen, ehe am Samstag (15.00 Uhr, live auf Sport1) der
zuletzt wiedererstarkte HSV Hamburg zum Spitzenspiel an die Förde reist.
Ich bin sehr zufrieden, dass wir ins Viertelfinale eingezogen sind
- und das gegen die stärkste Mannschaft, die wir hätten zugelost
bekommen können. Moskau ist sehr stark und unangenehm zu spielen.
Heute waren wir besser als Tschechow, bis zur 40. Minute war das
sehr gut. Dann hatte ich den Eindruck, dass meine Mannschaft einen
Gang rausgenommen hat. So etwas ist fatal gegen diese Mannschaft,
gegen die wir dann Gegenstöße kassiert haben. Das Wichtigste heute
war das Weiterkommen, gegen wen wir jetzt spielen, ist mir egal.
Das sind alles starke Mannschaften.
Moskaus Co-Trainer Vladimir Kushnir:
Glückwunsch an den THW für das Erreichen des Viertelfinales. Wir
hatten heute leider nicht die Qualität wie im Hinspiel, obwohl das
heute die beste Leistung war, die ich je von einer meiner
Mannschaften in Kiel erlebt habe. Ich danke meinen Spielern, dass
sie beim Zehn-Tore-Rückstand nicht aufgegeben haben und die letzten
15 Minuten eine richtig gute Leistung gezeigt haben.
Das war heute eine starke Mannschaft, die sich hier präsentiert hat.
Wir haben ungewollt Tempo rausgenommen, das war der Grund, warum es
noch einmal eng wurde. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber mit
einer guten Abwehr und einem guten Torwart haben wir die nächste
Runde erreicht.
Medvedi-Mittelmann Dmitry Zhitnikov:
Kiel hat heute gezeigt, warum sie die beste Mannschaft Europas ist.
Wir haben die letzten 15 Minuten der ersten und die Anfangsphase in
der zweiten Halbzeit schlecht gespielt. Angesichts des
Zehn-Tore-Rückstandes haben wir aufgehört, zu viel nachzudenken.
Ab dann lief es - am Ende hat dies aber nicht gereicht.
[Warum haben Sie es so spannend gemacht?]
Gute Frage! Wir haben 40 Minuten dominiert, waren dann vielleicht
etwas zu unkonzentriert und haben die falschen Entscheidungen
getroffen. Aber die Russen sind auch nicht gerade blind, die
können auch Handball spielen. Erst einmal ging es heute ums
Weiterkommen. Unsere letzten beiden Spiele waren gar nicht gut,
da waren wir längst nicht an unserer Top-Leistung dran. Daher
ist es gut, dass wir vor der Länderspielpause wieder gut gespielt
haben.
[Haben Sie einen Wunschgegner?]
Egal. Wir haben gezeigt, dass wir gegen jeden gewinnen können.
Wir müssen nur unser Spiel spielen, dann können wir jeden schlagen.
Wir mögen solche Spiele, diese Atmosphäre. Heute war es wieder
ein Endspiel, wir mussten unbedingt gewinnen. Wir haben alles
gebracht, was wir konnten, haben hinten gut gestanden und
vorne gut gespielt und unsere Fans haben uns toll unterstützt.
Am Ende war es dann aber doch etwas knapper als erhofft.
Aber Tschechow hat eine große Qualität, sie haben sehr gute Werfer,
das haben wir im Hinspiel gesehen. Daher wollten wir heute
insbesondere zeigen, dass wir gut in der Abwehr stehen können.
[Es ist für Sie und Daniel Narcisse
die letzte Saison in Kiel. Ist das Extra-Motivation für Sie?]
Wir wollen - wie auch schon in den anderen Saisons - auch diese
Saison wieder den einen oder anderen Titel mit dem THW holen. Wir
genießen den Moment. Vielleicht ist es Extra-Motivation jetzt im
letzten Jahr, aber ich war auch im ersten Jahr mit dem THW extrem
motiviert.
Zuletzt hat es nicht gepasst, mit den Siegen konnten wir
aber einige unsere Schwächen kaschieren. Jetzt haben wir
zweimal verloren und deshalb ging es darum, dass wieder
jeder alles für die Mannschaft investiert. Das war heute
der Fall und ein Schritt in die richtige Richtung.
Wir haben diesmal in der Abwehr von Beginn an Präsenz gezeigt,
das war der Schlüssel. Der Gegner im Viertelfinale? Das ist mir
egal, das soll das Los entscheiden.
Im EHF-Pokal hat nach dem SC Magdeburg
und den Rhein-Neckar Löwen auch Frisch Auf Göppingen am letzten
Spieltag als Gruppensieger den Viertelfinaleinzug perfekt gemacht.
Die Schwaben besiegten am Samstagabend Naturhouse La Rioja in der
EWS-Arena nach einem Krimi mit 32:31 (18:17) und fingen den spanischen
Club in der Gruppe A noch ab.
Die Rhein-Neckar Löwen traten am Samstagnachmittag mit ihrem "zweiten Anzug"
beim bereits ausgeschiedenen HC Motor Zaporozhye in der Ukraine an
und gewannen dort auch ihr letztes Gruppenspiel mit 29:25 (13:12). Und
auch der SC Magdeburg siegte bei seinem Schaulaufen am frühen
Sonntagabend: Im Heimspiel gegen Stiinta Muncipal Dedeman Bacau (ROU)
gewannen die Bördestädter mit 30:29 (16:20).
Die Auslosung der nur drei Viertelfinals - HBC Nantes zieht als Gastgeber
des neu eingeführten Finalturniers direkt ins Halbfinale ein - findet am
Dienstagvormittag gegen 11.45 Uhr in der EHF-Zentrale in Wien statt. Ein
Duell zweier Bundesligisten ist dabei möglich.
In der "VELUX EHF Champions League"
hat der HSV Hamburg am Donnerstagabend als erster Verein das Viertelfinale
erreicht. Die Hansestädter unterlagen in eigener Halle RK Celje Pivovarna Lasko
mit 28:31, hatten aber das Hinspiel in Slowenien mit 38:29 für sich
entschieden. Auch die SG Flensburg-Handewitt erreichte die Runde der letzten
Acht, tat sich gegen den slowenischen Meister RK Gorenje Velenje allerdings
lange Zeit schwer. Nachdem die Norddeutschen das Hinspiel bereits mit 28:25
gewinnen konnten, liefen sie am Samstag in der Campushalle lange Zeit einem
leichten Rückstand hinterher, ehe sie die Partie in den Schlussminuten drehten
und mit 27:25 (13:14) siegten.
Die Füchse Berlin hingegen sind im Achtelfinale gescheitert. Nach dem
29:29-Unentschieden bei BM Atletico Madrid verloren die Hauptstädter
das Rückspiel in der Max-Schmeling-Halle am frühen Sonntagabend nach
spannenden 60 Minuten mit 26:27 (13:14). Kiril Lazarov setzte den
letzten Treffer für die Gäste, während Barlomiej Jaszka bei seinem
Comeback mit dem finalen Wurf am Pfosten scheiterte.
Alle Achtelfinal-Ergebnisse der "VELUX EHF Champions League" finden Sie hier.
Champions League: Titelverteidiger THW nach 30:26 gegen Moskau im Viertelfinale
Kiel. Wenn es drauf ankommt, dann ist der THW Kiel eine Macht. Im
Rückspiel des Champions League-Achtelfinale gegen Medwedi Moskau
zeigten sich die "Zebras" gestern Abend unbeeindruckt von der
Hinspiel-Niederlage, besiegten den russischen
Serienmeister mit 30:26 (17:10) und zogen in das Viertelfinale der
europäischen Eliteklasse ein. Bis zur 40. Minute schienen die Kieler
vor begeisterter Heimkulisse die Gäste deklassieren zu wollen, dann
wurde es noch einmal eng. Doch die Moskauer konnten ihren
Zwei-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel nicht nutzen.
In einem intensiven Spiel, einem kräftezehrenden und schonungslosen,
zeigten die Kieler von der ersten Sekunde an, dass sie sich in der
Abwehr nicht wie im Hinspiel in Moskau und zuletzt bei der
Bundesliga-Niederlage in Göppingen überraschen
lassen wollten. Die aggressiv ausgerichtete Defensive attackierte
jeden russischen Spieler im Wechsel an der Neunmeter-Linie,
Thierry Omeyer dahinter parierte zum Start
in die Partie gleich etliche Bälle. Auf der Gegenseite versuchte
Timur Dibirov als weit vorgezogene Speerspitze der 5:1-Deckung den
Spielaufbau von Aron Palmarsson zu
zerstören. Dibirov hatte bereits vor dem Spiel angekündigt, den
Kielern das Leben schwer machen zu wollen. "Vor so einer Kulisse zu
spielen, macht uns stärker", hatte er in Erinnerung an 2008 gesagt.
Damals fiel die Moskauer CL-Niederlage in der Sparkassen-Arena
(25:28) niedriger aus als in Moskau
(26:32).
Doch gestern war insbesondere Marcus Ahlm
in den ersten zehn Minuten nicht zu stoppen. Bis zur 7:4-Führung
der Kieler hatte der THW-Kapitän schon alle seine fünf Treffer des
gesamten Spiels erzielt. Abschütteln ließen sich die Moskauer aber
zunächst nicht. Und so musste THW-Trainer
Alfred Gislason alle seine Kräfte ins
Spiel bringen - auch die angeschlagenen.
Daniel Narcisse etwa trotzte seiner
Knieverletzung, führte sich mit einem 112 km/h-Hammer und dem
Treffer zum 11:8 (19.) in das Spiel ein. Auch
Filip Jicha schonte sich nicht,
ließ in seinem Spiel kaum erahnen, dass er sich derzeit mit Problemen
im Ringfinger der Wurfhand plagt. Seine zwei Treffer sowie die Tore
von den Außenpositionen ließen die Kieler mit einer scheinbar sicheren
Führung in die Pause gehen.
Die Partie blieb auch nach dem Wiederanpfiff aufwändig. Gegen die
dichten Kieler Reihen und einen starken Thierry Omeyer
mussten sich die Gäste jedes Tor hart erarbeiten. Nicht alle und alles hielten
diesem Druck stand. Medwedis Rückraum-Ass Sergei Gorbok etwa, im Hinspiel
noch der Sieggarant für Moskau, ließ sich zwischenzeitlich entnervt
auswechseln. Und das Trikot von Linksaußen Dmitry Zhitnikov war am
Spielende nur noch ein Fetzen Stoff.
Christian Sprenger sorgte mit seinen Toren
dafür, dass der THW beim 23:13 (38.) auf zehn Treffer enteilt war. Eduard
Kokcharov, in Sydney mit Russland Olympiasieger, quittierte die Situation
durch intensive Diskussionen mit seinen Kollegen in der Abwehr, und der
Kieler Anhang stimmte in der 40. Minute erste Jubelgesänge an. Sie kamen
zu früh, denn nach einer Auszeit (42.) von Medwedi-Trainer Vladimir Maximov
bäumten sich die "Bären" noch einmal auf. Sie stellten nun ihrerseits die
Anspielstationen zu, provozierten Ballverluste im Kieler Angriff und waren
beim 26:22 (54.) wieder auf vier Toren dran.
Näher kamen die Gäste aber nicht heran, da der Kieler Rückraum mit
Marko Vujin, Momir Ilic
und Christian Zeitz rechtzeitig zur
Treffsicherheit zurückfand. So konnten die Fans dann tatsächlich
zwei Minuten vor dem Abpfiff die Gesänge anstimmen und mit der Mannschaft
den Einzug in das Viertelfinale feiern.
(von Ralf Abratis und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.03.2013)
Tschechow. Russlands Top-Club Tschechow Medwedi
Moskau hat offenbar große finanzielle Probleme. "Wir
haben schon seit drei Monaten kein Geld bekommen",
sagte Kreisläufer Michael Chipurin in einem Interview
dem Internetportal "sports-.ru". So etwas sei zuletzt
vor zehn Jahren vorgekommen. "Da war ich nachts Taxifahrer",
ergänzte der 32-Jährige.
Sollte die Lage bei den "Bären" so bleiben, rechnet
Chipurin mit einem Ausverkauf der Top-Spieler. Nach
KN-Informationen hat die dramatische Finanznot hauptsächlich
politische Gründe. Der für die Region zuständige Gouverneur,
der im September wiedergewählt werden möchte, hält es demnach
beim Stimmenfang für sinnvoller, das bislang in den
Spitzensport investierte Geld Schulen und Kindergärten
zukommen zu lassen.
Angeblich wurde der Fünf-Millionen-Euro-Etat bisher zur
Hälfte von der Kommune finanziert.
Kiel. Metamorphose einer Halle binnen 20 Stunden:
Noch am Sonnabendabend applaudierte das Publikum in
der Sparkassen-Arena den Stars auf dem Eis, gestern
Abend dann schon wieder den Stars auf dem für die
Handball-Champions-League vorgeschriebenen Gerflor-Boden
über dem Parkett.
Damit dies möglich wurde, haben bis zu
50 Techniker und Helfer Nacht und Tag durchgearbeitet,
zuerst die aufwändigen Kulissen der "Holiday on Ice"-Show
abgebaut und auf vier Sattelzüge verladen, danach die 25
Tonnen schwere Eisfläche in Stücke gehackt und mit
Radladern auf vier Containern entsorgt.
Gestern früh, sieben Uhr, wechselte die Schicht und alle
Aufmerksamkeit galt dem Aufbau des Hallenbodens, dem Umbau
der unteren Sitzreihen und später dem Aufbau der LED-Bande
und der Spielfeldmarkierung.
Für den Hallenumbau verantwortlich waren - wie seit fast
30 Jahren - in erster Linie die festen und freien Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Konzertdienst Dreibach GmbH. Genau eine
Woche zuvor haben sie die Halle von der Handball-Bundesliga-Arena
in die Eis-Arena verwandelt. "Der Auf- und Abbau von Holiday on
Ice ist etwas ganz Besonderes, wegen der Art der Deko und wegen
der Eisfläche", erklärt Firmenchef Burchard Dreibach, "ist deshalb
besonders anstrengend, macht aber auch besonders viel Spaß."