Der Meisterschaftskampf in der DKB Handball-Bundesliga
spitzt sich zu: Nachdem die
Rhein-Neckar Löwen bereits am Mittwoch einen deutlichen
41:28-Erfolg gegen Melsungen vorlegen konnten, will der
THW Kiel am Sonntag im letzten Auswärtsspiel der Saison
nachziehen: Die Partie der "Zebras" beim TuS N-Lübbecke wird um
15.30 Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt live.
THW will "Vollgas geben"
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Rechtsaußen Dennis Wilke ist mit 115/52 Treffern bester
Torschütze beim TuS - nächste Saison kehrt er nach Balingen zurück.
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TuS |
Die Ausgangssituation ist klar: Die Rhein-Neckar Löwen
haben den Vorsprung im Torverhältnis auf nun 21 Treffer
aufgebaut. Die Kieler werden am Sonntag in der Merkur-Arena
in Lübbecke alles versuchen, den Rückstand ein wenig
einzudampfen. Allerdings: Mit den beiden angeschlagenen
Schlüsselspielern
Filip Jicha
(Außenbandanriss) und
Aron Palmarsson
(Kapselverletzung im Sprunggelenk) geht es überhaupt erst einmal
darum, beim derzeitigen Tabellenzehnten überhaupt zu gewinnen
- den Rhein-Neckar Löwen gelang dies beispielsweise in der
Anfangsphase dieser Spielzeit nicht. Doch auch bei Trainer
Alfred Gislason ist der Optimismus
zurück gekehrt, zumal vermutlich beide Sorgenkinder werden
spielen können. Gegenüber den Kieler Nachrichten versprach der
Coach: "21 Tore aufholen zu müssen, ist enorm viel. Wir müssen
unsere beiden letzten Spiele sehr gut spielen und dann sehen,
was dabei herauskommt. Wir werden beide Spiele Vollgas geben."
Dabei ist den "Zebras" auch in Ostwestfalen wieder große
Unterstützung auf den Rängen gewiss. Die Merkur-Arena ist
- mit Ausnahme einiger Stehplätze - bereits ausverkauft.
Lübbecke im gesicherten Mittelfeld
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Linkshänder Jens Schöngarth ist mit 113 Treffern bester
Feldtorschütze.
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TuS |
Und die Gastgeber? Die spielten mit neuem Trainer
Dirk Beuchler (kam aus Lemgo) und einem verjüngten
Kader, den wir Ihnen bereits
im
Vorbericht zum Bundesliga-Hinspiel
ausführlich vorgestellt haben, eine mehr als ordentliche
Saison. Die ganze Spielzeit über rangierte "das stärkste
Dorf im Land" im Mittelfeld zwischen den Rängen sieben
und zwölf, steckte dabei auch eine langwierige Knieverletzung
des Routiniers Arne Niemeyer gut weg, und fast noch wichtiger: Lübbecke gewann beide
Kreisderbys gegen GWD Minden. Weitere Highlights neben dem
fast schon obligatorischen Sieg gegen den Lieblingsgegner
aus Mannheim (23:22) waren die drei Punkte gegen den
Ligasechsten aus Melsungen sowie deutliche Heimsiege gegen
Wetzlar und den Bergischen HC (siehe auch
Kurve Lübbecke und
Tabelle der DKB HBL).
Comeback von Christian Dissinger
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Trainer Dirk Beuchler setzt wie schon in Lemgo auf die Jugend.
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TuS |
Oder auch das Unentschieden am 21. April in Göppingen,
bei dem eins der größten deutschen Rückraumtalente sein
Comeback feierte:
Christian Dissinger, der sich rund ein
Jahr zuvor einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen
hatte und dennoch im Sommer vom schweizer Spitzenclub
Kadetten Schaffhausen in die spanische "Liga Asobal"
wechseln wollte, war nach der plötzlichen Insolvenz
seinen Arbeitgebers Atletico Madrid plötzlich vereinslos.
Im Januar stieg der 22-jährige Junioren-Weltmeister von
2011 in Lübbecke ins Mannschaftstraining ein. "Wir wollen
ihm einen Wiedereinstieg ermöglichen und ihm die Gelegenheit
geben, an seine alte Leistungsfähigkeit anknüpfen zu können",
so Teammanager Zlatko Feric. Wenngleich der viermalige
Nationalspieler noch weit von seiner alten Form entfernt ist,
freute er sich sehr über sein Comeback: "Ich bin einfach
glücklich, wieder auf der Platte zu sein", so
Dissinger. Und
Beuchler ergänzte: "Für Christian ist der Einsatz ein gutes
Zeichen nach der Quälerei der vergangenen Monate. Wir wollen,
dass er wieder wieder näher an das Bundesliganiveau heran
kommt. Aber Training und Spiel sind etwas anderes. Er braucht
noch Zeit und wir müssen ihn weiter dosiert belasten", so der
TuS-Coach, der
Dissinger bislang dreimal einsetzte.
Blamage gegen Emsdetten
Allerdings: Mit nur einem einzigen Spiel hatte der
TuS am vergangenen Sonnabend den zuvor positiven
Gesamteindruck deutlich eingetrübt. Im Heimspiel gegen
das bereits abgestiegene Tabellenschlusslicht TV Emsdetten
kassierten die Ostwestfalen eine empfindliche 27:35-Pleite
und wurden von den Fans, die es bis zum Schlusspfiff in
der Merkur-Arena aushielten, gnadenlos ausgepfiffen.
"Wir sind gar nicht rein gekommen, und auch verschiedene
Formationen haben nicht gefruchtet. Die Mannschaft spielt
eine gute Saison, aber am Ende bleibt so etwas dann hängen.
Das war ein totaler Blackout von uns", räumte Trainer
Beuchler nach der Blamage ein. Kapitän Nikola Blazicko
fand in der Pressekonferenz deutliche Worte gegen sich
und seine Mannschaftskameraden: "Die Spieler sind 100
Prozent verantwortlich für dieses Katastrophe", so der
Torhüter, der seinen Coach in Schutz nahm: "Dirk hat in
der ganzen Woche noch mehr in die Vorbereitung auf dieses
Spiel gesteckt und hat oft erzählt und wiederholt, dass
das Spiel heute sehr gefährlich für uns ist. Wir haben
das einfach nicht gut mitgekriegt und nicht gut gelernt."
Der TuS N-Lübbecke hat also bei seinen Fans eine Menge
gutzumachen im letzten Heimspiel der Saison - zumal man
mit drei oder vier Zählern aus den letzten beiden Partien
so viele Punkte in der ersten Liga gesammelt haben könnte
wie seit 17 Jahren nicht mehr. "Unseren Zuschauern
gegenüber sind wir verpflichtet, in jedem Spiel", sagt
Teammanager Zlatko Feric gegenüber der Kreiszeitung.
"Uns ist bewusst, dass unser Spiel im Kampf um die
Deutsche Meisterschaft mitentscheidend ist. Wir wollen
den Kielern die Hoffnung auf eine Torjagd nehmen. Das
ist unser Vorhaben."
Verjüngungsprozess geht weiter
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Regisseur Drago Vukovic erzielte bislang 89 Saisontore.
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TuS |
Zur nächsten Saison wird Dirk Beuchler den Kader
schließlich weiter umbauen und vor allem auf junge
deutsche Talente setzen: Von TuSEM Essen wird
Rückraumspieler Niclas Pieczkowski nach Ostwestfalen
stoßen: "Niclas hat schon in der letzten Spielzeit
beim TuSEM in der 1. Bundesliga gezeigt, was er kann.
Er entspricht unserem Anforderungsprofil und ist
jemand, der gut zu dem passt, was wir in Lübbecke
aufbauen wollen. Er ist physisch schon sehr stark,
dynamisch und variabel einsetzbar. Er kann im Rückraum
auf der Mitte oder links spielen und im Innenblock
verteidigen. Mit ihm bekommen wir viele neue
Möglichkeiten", schwärmt Beuchler vom 24-jährigen
Neuzugang. Auch auf der Suche nach einem Nachfolger
für Kreisläufer Mattias Gustafsson, der nach Schweden
zurückkehrt, wurde man in der zweiten Liga fündig:
Vom Aufsteiger TSG Ludwigshafen-Friesenheim kommt
Christian Klimek. "Wir bekommen mit Christian einen
guten, durchtrainierten Kreisläufer, der ehrgeizig ist
und noch viel Potential besitzt. Mit ihm und Frank
Löke haben wir dann im Angriff am Kreis ein gutes
Tandem, zudem ist er in der Abwehr variabel
einsetzbar", so Beuchler. Dritter Neuzugang ist der
österreichische Rechtsaußen Richard Wöss vom Bergischen
HC, der den Abgang des zum HBW Balingen-Weilstetten
heimkehrenden Dennis Wilke kompensieren soll.
19 Niederlagen in Serie gegen den THW
Am Sonntag aber sind Gustafsson und Wilke noch mit
dabei, wenn der TuS N-Lübbecke einen weiteren Anlauf
unternimmt, die Negativserie gegen den THW endlich zu
stoppen. Der letzte Sieg ist nun schon fast zwölf Jahre
her und datiert vom 7. September 2002, als Lübbecke
zum Saisonauftakt mit
24:22 gewann.
Die Protagonisten damals: Die russische Torhüterlegende
Andrej Lawrow sowie die fünffachen Torschützen Sven
Lakenmacher und Paco Fölser. Seitdem aber gab es zwei
Bundesligaabstiege und direkte Wiederaufstiege für
die Ostwestfalen - sowie 19 Pflichtspielpleiten in
Folge gegen den THW Kiel, der seine Bilanz damit auf
39:8 aus 48 Partien (ein Unentschieden) ausbaute
(siehe auch
Gegnerdaten Lübbecke).
Die Schiedsrichter am Mittwochabend in der Kieler Sparkassen-Arena sind
Holger Fleisch und Jürgen Rieber.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert.
Bitte lesen Sie auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2014:
Bis zum Finale kennt der THW nur Vollgas
Löwen-Manager Storm glaubt noch nicht an eine Vorentscheidung im Handball-Titelkampf
Mannheim. Die Rhein-Neckar Löwen sind mit dem
41:28-Sieg über den Tabellensechsten MT Melsungen am
Mittwoch ein großes Stück ihrem ersten Titel in der
Handball-Bundesliga entgegen gestürmt. Doch von einer
Vorentscheidung wollen die Mannheimer nichts wissen,
und auch beim THW Kiel schwindet nicht die Hoffnung,
am Sonntag mit einem Sieg beim TuS N-Lübbecke nach
Punkten mit dem Spitzenreiter gleichziehen und auch
die 21 Tore Rückstand noch bis zum letzten Spieltag
am 24. Mai aufholen zu können.
"Man sieht, dass es in diesem Jahr zwei Mannschaften
verdient hätten, Meister zu werden", sagt Löwen-Manager
Thorsten Storm, der den Modus,
dass sich die Meisterschaft über die Tordifferenz entscheiden
könnte als störend empfindet. "Man kann eine Saison nicht
so angehen, dass man jedes Spiel mit zehn Toren oder mehr
gewinnen will. Man muss auch mal der zweiten Garde eine
Chance geben. In den vergangenen Jahren hat man über den
Modus nie nachdenken müssen, da der Titelkampf schon vor
dem letzten Spieltag entschieden war. Aber jetzt muss man
sich Gedanken machen, ob der direkte Vergleich nicht besser
wäre."
Ein Endspiel sei im aktuellen Spielplan zwar schwierig,
für die Zukunft aber - auch aus medialer Sichtweise -
hochinteressant, wenn man in anderen Bereichen die Terminenge
verringern könnte, so Storm. Für
den hohen Sieg am Mittwoch "gegen einen unangenehmen Gegner"
sprach er seiner Mannschaft ein großes Lob aus, erwartet aber
den Konter des THW: "Kiel wird am Sonntag hoch gewinnen, und
der Titelkampf bleibt spannend bis zum Schluss."
THW-Trainer Alfred Gislason hatte
am Mittwoch "ab und zu" in die Internet-Übertragung reingeschaut
und sieht die Tordifferenz nun mit Bedenken: "21 Tore aufholen
zu müssen, ist enorm viel. Wir müssen unsere beiden letzten
Spiele sehr gut spielen und dann sehen, was dabei herauskommt."
Von einem Vorteil für die Löwen, die nach Liga-Abschluss nicht
mehr ins Final4 der Champions League müssen, will
Gislason nichts wissen. "Bis zum
Final4 haben wir nach dem letzten Spiel noch eine Woche Zeit.
Das darf uns nicht beeinträchtigen. Wir werden also beide
Spiele Vollgas geben."
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2014)
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2014:
120-Minuten-Sprint im Ligafinale
Im vorletzten Bundesligaspiel muss Handballmeister THW Kiel in Lübbecke auf Sieg und Tordifferenz spielen
Kiel. Der Begriff "Endspurt um den Titel" wandelt
sich in dieser Saison der Handball-Bundesliga vom übertragenen
zum tatsächlichen Sinn. Denn nichts anderes als Höchsttempo
zählt für den THW Kiel in den verbleibenden 120 Minuten
Bundesliga-Spielzeit, um Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen
doch noch von Platz eins verdrängen zu können. Den ersten
Sprint müssen die Kieler morgen beim TuS N-Lübbecke (15.30
Uhr, live in Sport1) absolvieren. Nur ein Sieg mit hoher
Tordifferenz hält die Kieler vor dem Saisonfinale am 24.
Mai (Heimspiel gegen Füchse Berlin) im Spiel.
Dass zwei seiner Spieler derzeit eher in humpelnder als in
spurtender Gangart unterwegs sind, darauf kann THW-Trainer
Alfred Gislason vor den letzten
beiden Partien keine Rücksicht nehmen. Kapitän
Filip Jicha und Mittelmann
Aron Palmarsson werden sich
trotz ihrer Knöchelverletzungen, die sie sich in den
vergangenen beiden Spielen zugezogen haben, mit aller Kraft
einsetzen. "Wir stehen als Mannschaft dicht beisammen, und
wir kämpfen zusammen. Mit diesem Gefühl im Rücken geht man
dann auch dahin, wo es richtig weh tut. Überlegt wird nicht
mehr!", hatte Jicha nach dem
Derbysieg gegen die SG Flensburg-Handewitt
verkündet, und Gislason wird genau
darauf setzen: "Personelle Alternativen habe ich nicht. Im
Abschlusstraining werden wir sehen, wie lange
Filip und Aron
uns in Lübbecke helfen können. Ansonsten muss ich in der
Aufstellung variieren - vielleicht mit
Christian Zeitz auf der Mitte,
vielleicht mit zwei Kreisläufern. Und der Einsatz von
Willi (Wael Jallouz,
d. Red.) könnte wichtig werden."
Auf zaghafte Lübbecker Gegenwehr dürfen die Kieler dabei
nicht setzen: "Wir werden volle Intensität und Konzentration
zeigen und eine seriöse Arbeit anbieten, um keinen Einfluss auf
das Titelrennen zu nehmen", sagt TuS-Trainer Dirk Beuchler. Der
42-Jährige hat die Westfalen zu dieser Saison übernommen und mit
ihnen über weite Strecken eine gute Saison gespielt. Zuletzt
hagelte es aber Niederlagen und vor Wochenfrist gar eine
27:35-Heimblamage gegen den Tabellenletzten Emsdetten. "Das war
ein kollektiver Blackout der Mannschaft. So dürfen wir uns nicht
noch einmal verkaufen. Aber gegen eine der weltbesten Mannschaft
spielen zu können, ist schon Motivation genug." Dennoch erwartet
Beuchler einen Sturmlauf der Kieler: "Der THW wird richtig Gas
geben, denn er weiß, was er aufholen muss. Er wird mit all seinen
Variationsmöglichkeiten agieren und wir werden uns auf die
verschiedenen Deckungsvarianten einstellen und versuchen,
dagegen zu halten."
Allerdings, so schränkt Beuchler ein, sei sein Team zwar
komplett, aber nicht voll einsatzfähig. Die Rückraum-Spieler
Drago Vukovic und Arne Niemeyer sind nach ihren Verletzungen
erst seit ein paar Wochen wieder zurück im Team, und
Zwei-Meter-Mann Christian Dissinger, der nach Kreuzbandriss
und Insolvenz seines Ex-Vereins Atletico Madrid lange vereinslos
war, ist in seiner neuen Sportheimat noch in der Findungsphase.
Daher gibt sich Lübbecke zurückhaltend. "Man kann gegen Kiel
immer verlieren - entscheidend ist die Art und Weise. Ich will
sehen, dass die Einstellung stimmt", sagt Beuchler.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 17.05.2014)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
TuS N-Lübbecke - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1 Internet:
So., ab 15.25 Uhr: TuS N-Lübbecke - THW Kiel
live aus der Merkur-Arena, Lübbecke
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.