11./12.05.2014 - Letzte Aktualisierung: 12.05.2014 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, PK-Video, Highlights-Video, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Jubel der Kieler nach dem 48. Derbysieg. |
Schock in der zweiten Spielminute: Für Aron Palmarsson war das Landesderby früh beendet. |
Die Partie begann rasant: Johan Sjöstrand parierte gleich den ersten Versuch Glandorfs, ehe Palmarsson den ersten Treffer setzte. Glandorf glich aus, doch ein Sprungwurf des isländischen Spielmacher brachte postwendend das 2:1. Der Jubel über dieses Tor wich im Kieler Hexenkassel aber schnell blankem Entsetzen: Palmarsson landete unglücklich auf dem Fuß Jacob Heinls und blieb verletzt liegen. Schnell wurde klar: Für den Regisseur würde es im 77. Landesderby nicht mehr weitergehen.
Christian Zeitz führte glänzend Regie - nur im Abschluss scheiterte er mehrfach an Mattias Andersson. |
Gudjon Valur Sigurdsson erzielte vier Treffer selbst, bereitete aber auch eine Menge Tore vor. |
Johan Sjöstrand parierte am Ende 16 Würfe. |
Auch der zweite Durchgang begann verheißungsvoll für die "Zebras", die nach einem Ekberg-Gegenstoß bis auf 19:14 erhöhten, während sich die dänische Flügelzange der SG, Anders Eggert und Lasse Svan, nach jeweils zwei Fehlversuchen auf der Bank wiederfand. Doch die Flensburger steckten noch nicht auf, der erste Treffer Mogensens setzte neues Selbstvertrauen frei, und nach zwei Gegenstoßtreffern durch Wanne und Radivojevic war der Kieler Vorsprung schnell auf zwei Tore geschmolzen.
Filip Jicha, Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen bejubeln einen Treffer. |
Während einige Optimisten bereits ausrechneten, wie viele Tore noch bis zur Tabellenführung fehlen würden, scheiterten die "Zebras" mehrfach an Mattias Andersson. Und wäre Sjöstrand auf der Gegenseite nicht auch gegen Radivojevic und Gottfridsson zur Stelle gewesen, die SG hätte vielleicht noch dichter als auf 22:25 herankommen können. Neun Minuten vor Schluss schien es doch noch einmal spannend werden zu können.
Kapitän Filip Jicha biss auf die Zähne - nur sieben Tage nach seinem Außenbandanriss. |
Die Vorbereitung auf das heutige Spiel war sehr schwer, weil Filip nicht dabei war. Als dann auch noch Aron nach drei Minuten raus musste, habe ich mich schon gefragt, wie wir dieses Spiel überhaupt gewinnen sollen. Nach 15 Minuten sah es dann ja auch nicht so rosig aus. Aber wir hatten eine großartige Abwehr und einen super Johan dahinter. Meine Mannschaft hat einen Riesencharakter bewiesen, und der Acht-Tore-Sieg für uns ist großartig. Jetzt stelle ich mir die Frage, wie ich ein einigermaßen gesundes Team nach Lübbecke schicken soll. Ohne Aron müssen wir dort erst einmal gewinnen, auf das Torverhältnis schaue ich nicht.Die Rhein-Neckar Löwen haben in dieser Saison schon einiges an Glück verbraucht. Aber sie haben den Vorteil, den breitesten Kader zu haben. Wir können nichts tun außer selbst Leistung zu bringen. Die Löwen haben die besseren Karten. Aber egal, wer am Ende oben stehen wird: Diese Mannschaft hat es dann verdient. Ich hoffe nur, dass auch die Gegner der Löwen genauso sportlich an die letzten Spiele gehen, wie wir es in der vergangenen Saison getan haben. Wir haben in Großwallstadt nicht abgeschenkt, um im Abstiegskampf nicht der entscheidende Faktor zu sein.
Ich gratuliere Kiel zu zwei verdienten Punkten. Dabei haben wir gut angefangen, ich hatte sogfar das Gefühl, dass wir den THW über weite Strecken der ersten Halbzeit kontrolliert haben. In kurzer Zeit haben wir dann sehr viel verloren, technische Fehler gemacht, Fehlentscheidungen getroffen und sind falsch gelaufen. Trotzdem hatten wir zur Pause nur drei Tore Rückstand. Ich habe dann noch einmal darauf hingewiesen, dass wir gegen diese Abwehr sehr viel trainiert haben. Deshalb kann ich einige Entscheidungen im Spiel nicht verstehen. Sicherlich, wir hatten heute einige junge Spieler dabei, die das erste Mal hier gespielt haben. Dennoch hätte es meine Mannschaft besser machen müssen. Mit Hampus Wanne und Bogdan Radivojevic war ich zufrieden, sonst nicht so.Mit Blick auf den Titelkampf: Der THW ist es gewohnt, zu gewinnen. Aber auch die Löwen wissen, was jetzt zu tun ist. Das hat das unglaubliche Ergebnis gegen Eisenach gezeigt.
Natürlich verlieren wir nicht gerne in Kiel. Heute war ich nicht zufrieden mit meiner Mannschaft. Aber ich blicke nur voraus und habe heute eine Partie gesehen, in der zwei Mannschaften, die im Halbfinale der Champions League stehen, aufeinander getroffen sind. In Köln wollen wir zeigen, dass Schleswig-Holstein ein tolles Handballland ist.
Die Zuschauer haben ein tolles Spiel gesehen, in dem sich Filip in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Er hat so auf die Zähne gebissen, dass man sehen konnte, dass er ein echter Kieler ist. Ich möchte aber auch für Johan eine Lanze brechen, er war heute ein Sieggarant.Ich möchte noch einen Gruß an Theo Storm ausrichten: Glückwunsch zum Rekordsieg!
Wir werden bis zum Umfallen kämpfen. Egal, ob wir angeschlagen sind oder nicht. Ich habe große Schmerzen, und ich war eigentlich nicht bereit, solange zu spielen. Aber ich war froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Momentan rufen wir in jedem Spiel eine Energieleistung ab. Wir stehen als Mannschaft dicht beisammen, und wir kämpfen zusammen. Mit diesem Gefühl im Rücken geht man dann auch dahin, wo es richtig weh tut. Überlegt wird nicht mehr! In der kommenden Woche werde ich mir unsere Physiotherapeuten wohl mit Aron teilen. In der vergangenen Woche haben mich unsere Physios fast rund um die Uhr behandelt, wofür ich ihnen richtig dankbar bin!
Trotz aller Verletzungsprobleme haben wir gekämpft ohne Ende - eine starke Leistung der Mannschaft.
Im Moment hält man immer die Luft an, wenn jemand länger liegen bleibt. Aber wir haben ein klares Ziel und wollen unser Ding durchziehen. Die Körpersprache ist gigantisch.
Wir haben gut angefangen, aber nach der Umstellung der Kieler Abwehr haben wir zu lange gebraucht, um uns darauf einzustellen, und haben die Kieler zu einfachen Toren eingeladen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2014:
"Die Nummer eins im Land sind wir", hatten sie in den letzten Minuten skandiert. Für wen das Land an den Grenzen Schleswig-Holsteins endet, der hatte Recht. Wer die gesamte Republik im Sinn hatte, nicht ganz. Acht Tore liegen die Zebras zwei Spieltage vor den Abpfiff hinter den Löwen. Doch hätte jemand vor dem Anpfiff einen Sieg mit einem Tor Abstand versprochen, Alfred Gislason hätte es akzeptiert. Zwei Minuten nach dem Anpfiff wäre der Trainer wahrscheinlich sogar mit einem Remis zufrieden gewesen.
Was war passiert? Aron Palmarsson, der mit zwei herrlichen Toren zum 2:1 getroffen hatte, knickte um. Schlagartig wurde es in der Arena ganz leise, nur die SG-Fans waren noch zu hören, die die Ruhe nutzten, um auch einmal zu Wort zu kommen. Das kam beim harten Kern der THW-Fans, nur wenige Meter von ihnen getrennt, gar nicht gut an.
Als Palmarsson vom Feld humpelte, hatten aber auch sie andere Sorgen. Wie sollte es nun weitergehen? Filip Jicha, der sich am vorvergangenen Sonntag einen Außenbandanriss im linken Knöchel zugezogen hatte, spielte zwar mit. Doch richtig springen konnte der Kapitän, der sich in den vergangenen Tagen einem Behandlungsmarathon unterzogen hatte, nicht. Egal, er war dabei, kämpfte mit dem Herz eines Löwen, riss die Kollegen mit. Doch im Vollbesitz seiner Kräfte, das war klar, konnte er nicht sein. Und Palmarsson? Der kam nicht zurück.
Mitte der ersten Halbzeit ging er in die Kabine, ließ sich dort intensiv behandeln, den linken Knöchel stabilisieren. Während sich die Kollegen in der Halle in die zweite Halbzeit stürzten, joggte er durch die verwaisten Katakomben. Dann gab er auf und verfolgte das Spiel vor einem Bildschirm im Presseraum.
"Wir haben alles versucht", sagte Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker, "aber es hat nicht gereicht". Heute wird der Isländer eingehender untersucht, die erste Diagnose ist eine schwere Bänderdehnung. "Wenn der Knochen nichts abbekommen hat, ist seine Verletzung mit der von Jicha vergleichbar", sagte Brandecker. Noch am Abend vor dem Spiel hatte Jicha den Physiotherapeuten Uwe Brandenburg in dessen Privathaus in Kronshagen aufgesucht. "Casey" verließ ein Gartenfest, um ihn zu behandeln. Ein Einsatz, der sich lohnen sollte. Ohne Palmarsson musste Gislason frühzeitig improvisieren, er tat dies mit dem gezielten Griff eines Zauberers in seinen schwarzen Zylinder. Auf der Mitte wechselten sich Jicha, Dominik Klein und Christian Zeitz ab, der Erinnerungen an das gegen die SG gewonnene Champions-League-Finale 2007 (28:28/29:27) weckte, als er, in der Not auf der Mitte eingesetzt, 14 Tore erzielte. Gislason brachte zwei Kreisläufer, er ließ nichts unversucht. Hätte der auf der Bank sitzende Brandecker einen Spielerpass besessen, wäre wohl auch er noch eingewechselt worden.
Harmonisch war das Angriffsspiel der Kieler schon nach dem Palmarsson-Aus nicht mehr, wie auch? Der überragende Mittelmann der vergangenen Wochen verletzt, Jicha zum Stand-Handballer degradiert, Wael "Willi" Jallouz bei seinen Kurzeinsätzen reichlich überfordert. Aber: Mit einem starken Johan Sjöstrand, einer Deckung, die mit grenzenloser Leidenschaft kämpfte, und einem Angriff, in dem der Individualist ohne Angst gefragt war, zogen die Kieler in der 45. Minute erstmals auf sieben Tore (25:18) davon. Dann schwanden die Kräfte, die Flensburger, zuletzt im Februar 2006 in Kiel siegreich, verkürzten aus ihrer Sicht auf 23:26 (53.). Der THW wankte, dann kassierten Jim Gottfridsson und Jacob Heinl nahezu zeitgleich Zwei-Minuten-Strafen. In doppelter Überzahl zapften die Zebras den Reservetank an, trafen dreimal in Folge - die Party konnte beginnen. Auch wenn der THW einmal nicht Meister werden sollte, Zweiter ist er nun sicher - und damit erneut in der Champions League.
(von Wolf Paarmann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2014)
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