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24./26.04.2004 - Letzte Aktualisierung: 26.04.2004 EHF-Pokal

THW holt nach Sieg über Altea zum dritten Mal den EHF-Pokal - Flensburg scheitert

EHF-Pokal, Finale, Rückspiel: 24.04.2004, So., 16.10: THW Kiel - BM Altea (ESP): 27:19 (12:10)
Update #3 Berichte der KN ergänzt...

THW-Kapitän Stefan Lövgren reckt den EHF-Pokal in die Höhe.
Klicken Sie zum Vergrößern! THW-Kapitän Stefan Lövgren reckt den EHF-Pokal in die Höhe.
Zum dritten Mal nach 1997/98 und 2001/02 hat der THW am EHF-Pokal teilgenommen und zum dritten Mal haben die Zebras den Pokal nach Kiel geholt. Mit einem souveränen 27:19 (12:10)-Heimsieg über BM Altea (ESP) machte der THW nach dem 32:28 (17:10)-Hinspielerfolg vor 10000 begeisterten Fans in der Ostseehalle alles klar. Währenddessen blieb die SG Flensburg-Handewitt ohne Titel: Der 30:28 (15:15)-Erfolg über Celje reichte nicht, um den Sechs-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel wett zu machen und die Champions League zu gewinnen.
1:0 (2.) stand es nach einem Treffer von Christian Zeitz, als Victor Alvarez zum Strafwurf gegen Henning Fritz antrat. Doch der spanische Rückraumspieler scheiterte vom Siebenmeterstrich ebenso wie im Nachwurf. Da hatte Altea das Fritz-Syndrom erwischt. Der deutsche Nationaltorhüter sollte in den folgenden 58 Minuten noch 23 Bälle und zwei weitere Siebenmeter abwehren, und damit einen großen Teil dazu beitragen, dass an diesem Sonnabend Nachmittag in der Ostseehalle wenig Spannung aufkam.

War mit acht Toren bester Schütze: Demetrio Lozano.
Klicken Sie zum Vergrößern! War mit acht Toren bester Schütze: Demetrio Lozano.
Zunächst zog der THW auf 6:1 (11.) davon, erst in der 12 Minute erzielte der 40-jährige Mijail Joukov vom Kreis für Altea das erste Feldtor zum 6:2. Etwas Pfeffer in die Partie kam nach dem 7:2 (14.) durch Johan Pettersson auf. Binnen vier Minuten verkürzte das Team von der Costa Blanca auf 6:7. Doch Demetrio Lozano, der wie schon im Hinspiel von Anfang an ran durfte, machte seinen Landsleuten die Hoffnung auf eine Überraschung schnell zunichte. "Deme" traf zum 9:7 und 10:7 (22.).

In die Kabine gingen die Zebras mit einer 12:10-Führung, die sie nach Wiederanpfiff schnell auf 16:11 (37.) erhöhten. Maßgeblich beteiligt waren Marcus Ahlm mit drei Toren und Christian Zeitz, der mit seinem zweiten "Steal" seinen Gegenstoßtreffer zum 14:10 (34.) vorbereitete. In der 40. Minute gelang "Zeitzi" der dritte "Balldiebstahl". Diesmal verwertete Pettersson zum 18:11 (40.).

Setzte sich sieben Mal durch: Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Setzte sich sieben Mal durch: Marcus Ahlm.
Als Marcos Fernandez in der 45. Minute per Konter zum 12:19 traf, war das erst der zweite Treffer für Balonmano Altea im zweiten Durchgang. Auf der Gegenseite zeigte sich der THW deutlich torhungriger. Immer wieder trafen Lozano, Ahlm und Zeitz. Besonders der junge Nationalspieler schockte die spanische Abwehr ein ums andere Mal mit völlig ansatzlosen Würfen wie dem zum 24:15 (52.).

Die letzten Minuten spielte der THW souverän unter stehenden Ovationen der Zuschauer herunter. Mit dem völlig ungefährdeten 27:19-Sieg fuhr der THW seinen dritten internationalen Titel ein. Nach Ballonregen, Feuerwerk und Pokalübergabe feierten die Spieler ausgiebig mit Sektduschen.


Jubel beim THW.
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Champions League: Flensburg geht leer aus

Die SG Flensburg-Handewitt hat es nicht geschafft, den Champions League-Titel als zweiter deutscher Verein nach dem SC Magdeburg zu gewinnen. Zwar schlugen die Männer von der dänischen Grenze am Sonnabend Nachmittag in der Campushalle Celje Pivovarna Lasko (SLO) mit 30:28 (15:15), doch das reichte nicht, um die 28:34 (13:17)-Niederlage wett zu machen.

Den Europapokal der Pokalsieger gewann Portland San Antonio (ESP), den Challenge Cup IFK Skövde (SWE).

 

Stimmen zum Spiel:

Alteas Trainer Javier Cabanas Lopez:
Gratulation an den THW.

Ich bin nicht zufrieden mit dem Abschneiden meiner Mannschaft, sie hat in keinem der beiden Spiele ein gutes Spiel gezeigt, man hat nicht gesehen, welches Potenzial sie hat. Wenn man ein Spiel verliert, kann man nicht zufrieden sein.

In den letzten Monaten hatten wir viel Pech mit Verletzungen unserer wichtigen Spieler.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir hatten das erste Spiel gewonnen, in der ersten Halbzeit in Spanien super Handball gezeigt, aber die Spanier haben in Altea eine Schwächephase von uns in der zweiten Halbzeit ausgenutzt. Daher habe ich vor dem Rückspiel gewarnt. Wir haben gut begonnen, dann nach zehn Minuten völlig den Faden verloren, die Spanier machten vier Tore in Folge. Da hat sich jeder gefragt: "Geht das noch ins Auge?" In der zweiten Halbzeit haben wir dann wieder Handball gespielt, keiner hat es mit der Brechstange versucht, jeder hat für den anderen gespielt, die Abwehr stand kompakt, Henning Fritz hat gut gehalten, daher kam dann ein solches Ergebnis zustande.

[Frage: Freuen Sie sich über den Titel?]
Natürlich freue ich mich sehr. Für mich als Trainer ist es schön zu sehen, wie die Mannschaft sich freut. Mit meinen 53 Jahren tanze ich nun aber nicht unter Sektfontänen herum. Als Trainer ist es einfach eine Bestätigung. Man wischt den Schweiß ab, und sagt: "Ja, das hat gut geklappt". Dann ist man auch bereit, noch mehr zu arbeiten.

Jetzt müssen wir in einer Woche noch einmal richtig ran.

[Frage: Bereuen Sie es nun, dass Demetrio Lozano den THW Kiel verlässt?]
Jeder weiß, was für ein positiver Typ "Deme" ist und wie positiv er denkt. Ich habe ihn in Spanien von der ersten Sekunde an spielen lassen, weil seine Familie, viele Freunde und der Nationaltrainer da waren - heute wurden auch Bilder nach Spanien übertragen.

Wenn ich sicher wäre, dass Demetrio in der nächsten Saison Handball spielen kann, dann wäre er hier geblieben.

Alteas Manager David Caballero:
Ich danke dem THW für die hervorragende Organisation. Es war eine fantastische Atmosphäre in der Ostseehalle. Ich hoffe, wir haben demnächst die Gelegenheit, hier wieder einmal aufzutreten.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Ich bin froh, dass wir mit dieser neuformierten Mannschaft schon so weit sind. Es ist natürlich eine tolle Sache, beim hundertjährigen Bestehen des THW einen Titel zu holen. Jedoch ist unser Job noch nicht beendet, wir wollen uns unbedingt für die Champions League qualifizieren und haben im Pokal am kommenden Wochenende eine schwere Aufgabe mit dem Halbfinalspiel gegen Flensburg. Da müssen wir uns erheblich steigern, wenn Einsatz und Engagement stimmen, dann können wir vielleicht gegen Flensburg bestehen.

Glückwunsch an Flensburg. Es hat zwar nicht ganz gereicht, aber dennoch haben sie den deutschen Handball und Schleswig-Holstein hervorragend vertreten.

Ich möchte mich noch einmal bei unserem Publikum bedanken, es war eine tolle Stimmung.

THW-Kapitän Stefan Lövgren gegenüber den Kieler Nachrichten:
Titel zu gewinnen ist immer schön. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf die Qualifikation für die Champions League. Das ist für den Verein ziemlich wichtig. Die Atmosphäre heute war fantastisch, so wünsche ich es mir öfters.
THW-Torhüter Mattias Andersson gegenüber den Kieler Nachrichten:
Es war o.k., dass Henning Fritz durchgespielt hat. Er hat doch klasse gehalten, dann wechselt man den Torhüter auch nicht aus. Außerdem kann ich eine Pause bei meinen Rückenbeschwerden gut haben.

TV-Tip:

EHF-Pokal, Finale, Rückspiel: 24.04.04, Sa., 16.10: THW Kiel - BM Altea (ESP): 27:19 (12:10)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60., 27 Paraden), Andersson (n.e.); Preiß (1), Pettersson (3/1), Przybecki, Lozano (8), Petersen, Lövgren, Wagner (1), Ahlm (7), Boquist, Zeitz (7); Trainer: Serdarusic
Logo BM Altea (ESP Flagge ESP):
Asmussen (1.-55., 11 Paraden), Oliva (55.-60. und bei einem 7m, 2 Paraden); Möller Jakobsen (2/1), Parro (1), Alvarez (4), Jiminez (1), J. Fernandez (1(1), Jörgensen, Riise (4), Joukov (1), M. Fernandez (4), Navarro (n.e.), Bartolome (1), Gonzalez-Albo (n.e.); Trainer: Cabanas
Schiedsrichter:
Rancik/Beno (SVK)
Zeitstrafen:
THW: 6 (zweimal Zeitz (12., 38.), zweimal Ahlm (27., 43.), Boquist (54.), Petersen (55.));
Altea: 1 (Möller Jakobsen (23.))
Siebenmeter:
THW: 3/1 (Lövgren gegen Asmussen an die Latte (4.), Pettersson scheitert an Oliva (30.));
Altea: 5/2 (Möller Jakobsen scheitert an Fritz (9.), Alvarez scheitert zweimal an Fritz (2., 38.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1 (3.), 6:1 (11.), 6:2, 7:2 (14.), 7:6 (18.), 8:6, 8:7 (20.), 11:7 (27.), 11:9, 12:9, 12:10;
2. Hz.: 15:10 (36.), 15:11, 19:11 (41.), 19:12, 20:12, 20:13, 22:13 (48.), 22:14, 23:14, 23:15, 24:15 (52.), 24:18 (56.), 26:18 (59.), 26:19, 27:19
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004:

Partykeller Ostseehalle

10000 feierten THW-Europacupsieg - Beim 27:19-Triumph blieb BM Altea nur die Statistenrolle
Kiel - Es ging nichts mehr schief, der THW holte sich am Sonnabend nach 1998 und 2002 zum dritten Mal den EHF-Pokal. Während und nach dem 27:19 (12:10) über BM Altea feierte die Ostseehalle Europacup-Party. Trainer Noka Serdarusic ist mit seinem 13. Titelgewinn Bundesliga-Rekordhalter.

Mijail Joukow ist kein grüner Junge mehr. Der 40-jährige Kreisläufer von BM Altea kennt deshalb auch keine Eile, als sich im Rückspiel um den EHF-Pokal seine Schnürsenkel lösen. Dass um ihn herum mehr als 10000 Zuschauer die Ostseehalle in einen Partykeller verwandeln, stört ihn nicht. Bücken, Schuhe zu, langsam hochkommen, entspannt abspielen. Das ging bisher immer gut. Früher. Das war vor dem neuen "Zeitz-Alter". Wie ein Luchs hatte Christian Zeitz darauf gelauert, dass Joukow den Ball abspielen würde. Er ahnte, wohin die Kugel fliegen würde. Blitzschnell schnappte er zu und knallte dem bemitleidenswerten Altea-Keeper Kristian Asmussen ("Der ja hat einen unglaublichen Hammer") einen seiner sieben Treffer um die Ohren.

Als sich Joukow seine Schuhe zuband, war in der Ostseehalle gerade die 34. Minute angebrochen. Da war trotz des Hinspielsieges (32:28) noch alles offen, weil die Kieler Mühe hatten, vor dem ungewohnt emotionalen Publikum ihre Nerven in den Griff zu bekommen. Doch als Zeitz zum 14:10 traf, brachen alle Dämme. Bei den wackeren Gästen und bei der Gänsehaut-Kulisse, die nun minutenlang "seht her Flensburg, so wird das gemacht" intonierte.

"Als ich zuletzt gegen Zeitz spielte, war er jung und noch sehr nervös", erinnerte sich Claus Jacobssen, Däne in Diensten der Spanier, an das EM-Halbfinale gegen Deutschland. Heute, knapp drei Monate später, schrieb er dem Linkshänder eine Eins ins Reifezeugnis. "So ein Typ entscheidet ein Spiel ganz allein. In beide Richtungen." Von dem einen Extrem profitierte zuletzt die SG Flensburg-Handewitt. Das andere bekamen die Spanier zu spüren, denen als Gegenmittel nur ein großes Netz geholfen hätte.

Doch Zeitz war nur einer von drei Kielern, die an diesem Nachmittag eine Hauptrolle spielten. Einen Sahne-Tag erwischte auch Henning Fritz, der für dieses besondere Spiel sein grimmigstes Gesicht ausgesucht hatte. Wild entschlossen und bis in die Haarspitzen motiviert wurde seine Körpersprache von Minute zu Minute lauter: Liebe Spanier, das wird heute leider nichts. Fritz wollte diesen Pott wie kein anderer. "Das ist ein besonderer Tag. Schließlich wäre mein verstorbener Vater heute 60 Jahre alt geworden."

Die außergewöhnliche Bilanz - 24 Paraden und drei gehaltene Siebenmeter - verdankte der Nationaltorhüter auch seinen Vorderleuten. Ohne die zahlreichen Löcher in der Deckung hätte sich der Europameister gar nicht so eindrucksvoll dekorieren können. Der dritte THW-Schlüssel zum Erfolg war Demetrio Lozano, der ganz offensichtlich in der Lage war, seine spanische Herkunft für 60 Minuten zu vergessen. Sieben herrliche Tore und zauberhafte Pässe garnierte "Deme" stets mit einem braven Gruß an die Zuschauer, die den sympathischen Glatzkopf auf seiner Abschiedstour frenetisch feierten. "Wir haben uns viele Videos von Kiel angesehen", meinte Juan Jiminez, Rückraumspieler von Altea. "Doch auf keinem war Lozano drauf." Deshalb habe es ihn überrascht, dass sein Freund in beiden Finals von Beginn an dabei war. "Ich freue mich für ihn. Anscheinend hat er zuletzt wohl nur selten gespielt."

Überrascht war der 30-Jährige auch vor der Atmosphäre in Kiel. Gewohnt an die heimische Arena mit Turnhallen-Flair war nicht nur Jiminez anschließend um eine Erfahrung reicher. "Das war unglaublich. Wir waren bis zum Ende super nervös." Da traf es sich ganz gut, dass den Spaniern bei der Siegerehrung, die in ziemlicher Unordnung verlief, die Silbermedaille im Dunkel umgehängt wurde.

(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)

Stimmen

  • Noka Serdarusic: Natürlich freue ich mich sehr über den Titel. Das gibt mir als Trainer die Bestätigung für geleistete Arbeit. Trotzdem tanze ich als 53-Jähriger nicht zusammen mit den Jungs unter Sektfontänen herum.
  • Javier Cabanas (Trainer Altea): Ich gratuliere Kiel zum verdienten Erfolg, bin aber mit beiden Spielen meiner Mannschaft überhaupt nicht zufrieden.
  • Uwe Schwenker, THW-Manager: Es ist eine tolle Sache zum 100-jährigen Bestehen des Vereins einen Titel zu holen. Aber unser Job ist nicht beendet. Wir wollen uns unbedingt für die Champions League qualifizieren und haben am kommenden Sonnabend im Pokal eine schwere Halbfinal-Aufgabe gegen Flensburg.
  • Stefan Lövgren: Titel zu gewinnen ist immer schön. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf die Qualifikation für die Champions League. Das ist für den Verein ziemlich wichtig. Die Atmosphäre heute war fantastisch, so wünsche ich es mir öfters.
  • Mattias Andersson: Es war o.k., dass Henning Fritz durchgespielt hat. Er hat doch klasse gehalten, dann wechselt man den Torhüter auch nicht aus. Außerdem kann ich eine Pause bei meinen Rückenbeschwerden gut haben.

Europacup-Splitter

  • Sportstudio - Nach dem Scheitern der SG Flensburg gegen Celje entschieden sich die Programmmacher des ZDF-Fernsehens kurzfristig für die Kieler Stefan Lövgren und Klaus-Dieter Petersen als Gäste für das Sportstudio. Begeisterungsstürme löste die Einladung bei den beiden Zebras nicht aus. "Ich wäre hätte lieber mit der Mannschaft gefeiert", stöhnte Stefan Lövgren. "Aber Dienst ist Dienst."
  • Helden von Bern: Es ist fester Brauch. Nach Titelgewinnen verkleiden sich die Zebras. "Pitti" Petersen, zuständig für die Abteilung Spaß, steckte seine Jungs in Trikots der "Helden von Bern", den deutschen Fußball-Welmeistern von 1954. Das Motto: "Elf Freunde müsst ihr sein."
  • Karten: Europapokal - das ist Familientag. Dann strömen viele in die Ostseehalle, die nicht zum Kreis der Dauerkartenbesitzer zählen. Doch Rabatte für die Jugend gibt es nicht. Dafür, so Manager Uwe Schwenker, seien die Karten zu günstig. "Das Finale war nicht teurer als ein ganz normales Bundesligaspiel." Billiger ginge nicht, schließlich würde der THW den EHF-Cup zwar mit Pokal aber ohne Gewinn abschließen. Versuche mit speziellen Schülerblocks hätte es gegeben. "Die Resonanz war aber gering."
(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)

Pungartnik: "Heute habe ich zwei Pokale gewonnen!"

Es gab ein paar Ostseehallen-Gäste, die überrascht waren, weil viele THW-Fans vor den TV-Geräten in der Ostseehalle die Tore für Pivovarna Lasko Celje gegen Flensburg feierten und nicht umgekehrt. "Verstehe ich nicht, als Schleswig-Holsteiner drückt man doch der SG die Daumen", ärgerte sich auch Ernst Günther Detlefsen, ein Stammgast aus Kosel.

Verständnis hatte er indes für Roman Pungartnik, zurzeit verletzter Linkshänder vom THW. Dem 32-jährigen Slowenen war bei der EM im eigenen Land das Kreuzband im linken Knie gerissen. Am Sonnabend hockte "Pungi" im Presseraum vor einem Fernseher, bangte, zitterte und feierte mit Celje. "Das müssen die Leute verstehen", sagte er, "das ist meine kleine Stadt, das ist mein Verein, dort habe ich mein halbes Leben gespielt, und dort bin ich geboren."

Als Pungartnik vom Schlusspfiff erlöst wurde und der Champions League-Triumph feststand, machte er einen kleinen Luftsprung. Er fühle sich immer noch als Teil der Mannschaft, bekräftigte er. "Ich war am Freitag in Flensburg und habe die Jungs auf Sieg eingeschworen." Als schließlich auch der Europacup-Gewinn für seine Zebras feststand, war seine Freude grenzenlos. "Ein wunderschöner Tag, heute habe ich zwei Pokale gewonnen."

(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)

Flensburg scheiterte an Celjes Stärke

Champions-League-Pokal wanderte nach Slowenien
Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt sind gute Verlierer. Zu oft landeten sie auf einem zweiten Platz. Und weil es allemal keine Schande ist, ganz knapp am großen Triumph in der Champions League vorbei zu schrammen, fällt es auch in Momenten der Niederlage leicht, von einem zu starken Gegner, dem spaßigen "Zubrot" Europacup und kommenden Aufgaben zu sprechen.

Vielleicht sind die Flensburger mittlerweile auch einfach nur gute Schauspieler geworden, die ihre Gefühle zu verbergen wissen nach einem Spiel wie dem Champions League-Finale gegen RK Celje Pivovarna Lasko. Der 30:28-Sieg im Rückspiel reichte nach der 28:34-Hinspielniederlage nicht aus. Entschlossen waren die Flensburger Spieler durch den Tunnel in die Campushalle eingelaufen, gefeiert von den mehr als 6000 Zuschauern wie Gladiatoren. Doch die Entschlossenheit wich einem Ausdruck von Unsicherheit in den Augen. Nicht ausgeschlossen, dass es sogar Angst war, die sich wie ein unangenehmer Belag über die Aktionen von Lars Krogh Jeppesen auf der halblinken Rückraumposition legte. Nach einer Viertelstunde war das Trikot des Dänen zerrissen, und ebenso wie Marcin Lijewski schien Jeppesen von der Hoffnung geleitet, irgendwann eine Bindung zum Spiel zu finden.

Obwohl der slowenische Torwart Dejan Peric zu überirdischer Form auflief, kämpfte Flensburg weiter. Und zweimal, beim 24:20 (44.) und beim 28:24 (55.), schien doch wieder möglich, was zuvor nicht mehr denkbar gewesen wäre. "Wir haben wirklich alles gegeben, aber in diesen Situationen technische Fehler gemacht", sagte Joachim Boldsen später. Innerhalb weniger Sekunden brachten Flensburger Unsicherheiten und überhastete Würfe - an beidem war Jeppesen maßgeblich beteiligt - Celje wieder ins Spiel. Stets war der Weißrusse Sergej Rutenka zur Stelle, verkürzte auf 22:24 (47.), traf mit seinem elften Tor zum 28:28 (59.).

"Die Motivation für Bundesliga und Pokal wird kein Problem sein." Torwart Dan Beutler, der in der zweiten Halbzeit den glücklosen Jan Holpert abgelöst hatte, gab sich betont souverän. Doch seine enttäuschten Augen enttarnten den Schweden als Schauspieler. Immerhin, Lars Christiansen, nicht nur wegen seiner elf Treffer bester SG-Spieler an diesem Tag, bemühte sich um Ehrlichkeit: "Ich bin enttäuscht und brauche jetzt einen Tag zum Nachdenken." Und während die Celje-Helden in der Kabine bei "Zlatorog"-Dosenbier und Zigarren feierten, während sich Dejan Peric wie apathisch von Funktionären abküssen ließ und Sergej Rutenka das Blut aus der aufgeplatzten Augenbraue ins Gesicht lief, sprach SG-Geschäftsführer Thorsten Storm einen Raum weiter von Mittwoch. "Da werden wir gegen Lemgo die Meisterschaft zu 98 Prozent klar machen." Ohnehin, die Champions League sei ein Riesenspaß gewesen und toll, jetzt sei man die zweitbeste Mannschaft Europas. Ein super Erfolg. Flensburgs Trainer Kent- Harry Andersson sprach von einem "Tag zum Feiern", Gästetrainer Miro Pozun lobte das "schöne Ambiente", in dem seine "junge Mannschaft mit großem Herz" gewonnen habe. Und irgendwie schienen alle überglücklich. In der Kabine der SG indes gab es keine Zigarren, keine küssenden Funktionäre. Dort saßen nur die Spieler. Mit gesenkten Köpfen.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)


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