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08./09.05.2011 - Letzte Aktualisierung: 09.05.2011 DHB-Pokal

Final Four: THW Kiel zum siebten Mal DHB-Pokalsieger

DHB-Pokal, Finale: 08.05.2011, So., 14.00: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 30:24 (16:13)
Update #1 KN-Berichte und weitere Stimmen ergänzt ...

DHB-Pokalsieger 2011: Der THW Kiel!
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Mit einer souveränen Leistung hat der THW Kiel zum siebten Mal in seiner Vereinsgeschichte den DHB-Pokal gewonnen. Im Endspiel des "Lufthansa Final Four" am Sonntag in der ausverkauften o2 World in Hamburg setzten sich die "Zebras" sicher mit 30:24 (16:13) gegen die SG Flensburg-Handewitt durch. Aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung ragten im 67. Nordderby die jeweils sechsfachen Torschützen Filip Jicha, Christian Zeitz und Aron Palmarsson heraus.
Im Rahmen der Siegerehrung wurde Christian Zeitz, mit elf Treffern auch bester Torschütze des Wochenendes, zum besten Spieler gekürt. Als bester Torhüter wurde Sören Rasmussen von der SG Flensburg-Handewitt ausgezeichnet, der Garant für den Finaleinzug seiner Mannschaft war. Doppelten Grund zur Freude hatte THW-Maskottchen Hein Daddel: Das Zebra feierte nicht nur den siebten Pokalsieg "seiner" Jungs, sondern gewann auch den Maskottchen-Dreikampf vor der Flensburger Möwe Sigi, dem Rhein-Neckar Löwen Conny sowie Janoschs Günter Kastenfrosch aus dem Tigerenten-Club, der Frisch Auf Göppingen unterstützte.

Aron Palmarsson zeigte erneut eine starke Leistung und war sechsmal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson zeigte erneut eine starke Leistung und war sechsmal erfolgreich.
Mit der deutschen Nationalhymne - gespielt vom erst 15-jährigen Trompeter Marquardt Petersen - stimmten sich fast 13.000 Handballfans auf das große Endspiel ein. Nur wenige Plätze von enttäuschten Mannheimer oder Göppinger Fans blieben frei, insgesamt bildeten sich zwei vom Lautstärkepegel her etwa gleich große Fanlager.

Der THW Kiel musste bei dem Vorhaben, eine sehr wechselhafte Saison mit immerhin noch einem Titel abzuschließen, erneut auf Daniel Narcisse verzichten. Die Wadenzerrung des Franzosen, der beim Halbfinalsieg über Göppingen auf die Zähne biss und wichtige Aktionen zeigte, machte sich wieder stärker bemerkbar. Ansonsten stand Alfred Gislason sein gesamter Kader zur Verfügung, und der Isländer entschied sich dazu, den Flensburgern mit einer kompakten 6:0-Deckung und schnellem Handball ohne Spezialistenwechsel den Zahn zu ziehen. Dafür vertraute er auf den am Vortag starken Aron Palmarsson auf der Rückraummitte, Filip Jicha und Christian Zeitz auf den Halbpositionen, die Nationalspieler Christian Sprenger und Dominik Klein auf außen und Kapitän Marcus Ahlm am Kreis. Der Schwede bildete mit Jicha den Mittelblock in der Abwehr, dahinter wollte Thierry Omeyer - genau wie Sören Rasmussen auf der Gegenseite - an die eigene Galaleistung im Halbfinale anknüpfen.

Dominik Klein war dreimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein war dreimal erfolgreich.
Nach dem Anpfiff dauerte es nicht lange, ehe sich fast vergessene Derby-Atmosphäre in der o2 World breit machte. Mocsai, Ahlm und Mogensen hatten die ersten Treffer markiert, ehe die SG-Deckung mit hartem Einsatz gegen Christian Zeitz die Gemüter der beiden Fanlager erstmals erhitzte. Dieser konterte mit einem tollen Schlagwurf zum 2:2, stibitzte Mogensen wenig später den Ball und sorgte dafür, dass der dänische Spielmacher bereits in der 3. Minute die erste Zeitstrafe kassierte. Auch das Trikot Marcus Ahlms, das bereits nach wenigen Minuten zerfleddert war und besonders zur Freude der weiblichen Fans gewechselt werden musste, war Hinweis darauf, dass sich die beiden schleswig-holsteinischen Vorzeigeclubs nichts schenken wollten.

Nach Mocsais Unterzahltreffer zum 2:3 nahm der THW langsam das Heft in die Hand: Sprenger egalisierte, und nach verzweifelten Fehlwürfen Szilagyis und Fahlgrens gegen Kiels Abwehrbollwerk gelang Filip Jicha mit einem Doppelschlag die Führung zum 5:3. Nachdem die "Zebras" einige gute Chancen liegen ließen und Mogensen per Unterarmwurf verkürzte, trumpfte Aron Palmarsson einmal mehr groß auf: Erst traf der 20-jährige Isländer per Sprungwurf zum 6:4, dann legte er gleich noch das 7:4 nach. Elf Minuten waren erst gespielt, und schon ließ sich Halbfinalheld Sören Rasmussen nach nur einer Parade entnervt durch Dan Beutler ersetzen.

Die Kieler Fans hatten viele Gründe zum Jubeln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler Fans hatten viele Gründe zum Jubeln.
Dieser war es dann auch, der nach dem 9:6 des THW - durch zwei weitere Treffer von Aron Palmarsson - seine Farben im Spiel hielt: Hätte Beutler in seiner zukünftigen Heimhalle nicht zweimal glänzend gegen Zeitz pariert und nicht mit einem tollen Reflex eine Großchance Ahlms entschärft - der Tempo-Handball des THW Kiel hätte die Flensburger schnellstens überrollt. So aber gelang Lasse Boesen bei seinem Anschlusstreffer zum 9:7 bei gleichzeitiger Zeitstrafe gegen Ahlm ein Hoffnungsschimmer für die SG. Der Rekordpokalsieger aber blieb cool: Gleich im nächsten Angriff holte Jicha eine umstrittene Strafe gegen Mocsai heraus, den fälligen Siebenmeter verwandelte Ilic zum 10:7. Und nachdem Omeyer mit zwei Paraden gegen Lasse Svan Hansen endlich erste Lebenszeichen von sich gab, Zeitz in der Abwehr einen Ball klaute, per Bodenpass den mitgelaufenen Klein bediente und damit das 11:7 einleitete, waren die Kieler erstmals mit vier Toren voraus. Diesen Vorsprung verteidigten die "Zebras" zunächst durch einen unnachahmlichen ansatzlosen 103km/h-Kracher Zeitz' in den Winkel, einen Treffer Kleins von außen, einen erneuten Geniestreich von Zeitz sowie durch Sprenger bis zum 15:11 (29.). Flensburg hielt besonders in Person von Mogensen und Szilagyi dagegen, sowohl Omeyer als auch Palicka bekamen bislang kaum etwas zu fassen. Kurz vor dem Seitenwechsel gelang erneut Szilagyi zwar der Anschluss zum 15:13, doch nach einem tollen Dreher von Dominik Klein gingen die "Zebras" mit einem hochverdienten Drei-Tore-Vorsprung in die Pause.

Marcus Ahlm kam nach seiner zweiten Zeitstrafe nur noch im Angriff zum Einsatz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm kam nach seiner zweiten Zeitstrafe nur noch im Angriff zum Einsatz.
Dan Beutler gehörten nach Wiederanpfiff die ersten Minuten: Der Schwede parierte erneut mehrfach stark gegen Zeitz und Jicha. Da die 6:0-Deckung der Schwarz-Weißen aber immer noch sicher stand, gelang der SG keine Aufholjagd - auch, weil Thierry Omeyer mit einem Wahnsinnsreflex einen Gegenstoß Eggerts vereitelte. So führte der THW nach zwei Jicha-Treffern und dem fünften Tor Palmarssons mit 19:14, als die ansonsten gut pfeifenden Unparteiischen Geipel/Helbig Marcus Ahlm ein zweites Mal auf die Strafbank schickten, nachdem der Schwede den Ball aus kürzester Distanz an den Fuß geworfen bekam. Notgedrungen musste Alfred Gislason nun doch zwischen Angriff und Abwehr wechseln: Daniel Kubes übernahm den Part Ahlms im Kieler Mittelblock, zudem verhalf Momir Ilic nun Palmarsson und Jicha zu Verschnaufpausen. Dem Kieler Spiel tat dies aber keinen Abbruch: Einen weiteren Ballgewinn Zeitz' in der Abwehr vergoldete Sprenger im Konter zum 20:16, und als Jicha einen Rückraum-Kempa mit 106 Stundenkilometern zum 21:16 in die Maschen ballerte, standen die Zeichen nach 40 Minuten mehr denn je auf Sieg. Mittlerweile war Andersson in die Partie gekommen, Zeitz rückte für Sprenger auf die Außenpsoition. Dort hielt es den Linkshänder aber nur selten: Nach dem Anschlusstreffer Mocsais legte Zeitz aus zentraler Position zum 22:17 nach, und während Beutler sich danach an der Flensburger Bank mit Sören Rasmussen austauschte, war der MVP des Finalturniers schon wieder zur Stelle: Er fing einen Flensburger Pass ab und warf unter riesigem Jubel sofort ins verwaiste Gehäuse - das 23:17 in der 44. Spielminute war bereits die Vorentscheidung.

Der THW Kiel ist zum siebten Mal Pokalsieger.  Daniel Narcisse hat den neu gestalteten Pokal in den Händen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der THW Kiel ist zum siebten Mal Pokalsieger. Daniel Narcisse hat den neu gestalteten Pokal in den Händen.
Flensburg versuchte alles, die Fehlerquote im eigenen Angriffsspiel blieb aber zu hoch, auch setzte Omeyer mit einigen tollen Reflexen für weitere Nadelstiche. So schraubten Ilic und Palmarsson den Kieler Vorsprung auf 26:19 (50.), ehe Ljubomir Vranjes seine Auszeit nahm. Während der Flensburger Coach seiner Mannschaft eine offensivere Deckung diktierte, würdigten 13.000 Handballfans Joachim Deckarm mit Standing Ovations. Die THW-Fans blieben anschließend gleich stehen und feierten nach einem Gewaltwurf Jichas zum 27:20, einen gefühlvollen Siebenmeter Ilics zum 28:20 und einen Treffer Reichmanns zum 29:20 (57.) unter Gänsehaut erzeugenden "Schwarz und weiß"-Gesängen den bevorstehenden siebten Pokalsieg. Dass der THW-Vorsprung am Ende nicht zweistellig ausfiel, hatten die Flensburger den früh feiernden Kieler Handballern ebenso zu verdanken wie Youngster Lars Bastian: Der 18-jährige Rechtsaußen der SG markierte die letzten beiden Turniertreffer zum 30:24-Endstand.

Dann endlich fielen sich die Stars des THW Kiel um den Hals. Nach bitteren Wochen, die das Ende der Meisterschafts- und Champions-League-Träume bedeuteten, können sie nun immerhin den Pokalsieg feiern.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch folgende Berichte aus den Kieler Nachrichten:

Einen NDR-Bericht zum Pokalsieg finden Sie hier im Videostream. Die Datei geht nach sieben Tagen offline.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Ich freue mich riesig für meine Mannschaft, die richtig gut gespielt hat. Die Saison war unglaublich schwierig, deshalb gönne ich es meinen Spielern, dass sie sich hier noch einmal so präsentieren konnten.
Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes gegenüber den KN:
Die Kieler haben verdient gewonnen. Wir haben heute nur ab und zu gut gespielt, ab und zu aber auch nicht. Wir hatten uns vorgenommen, zu Beginn die erste Welle des THW in den Griff zu bekommen. Das ist uns nicht gelungen, die Qualität der THW-Spieler war einfach zu hoch. Ich hoffe, wir sind im nächsten Jahr wieder hier und dann gewinnen wir.
THW-Geschäftsführer Uli Derad gegenüber den KN:
Offenbar gewinnen wir immer die neuen Pokale. Das war in der vergangenen Saison in der Champions League so und diesmal im DHB-Pokal nicht anders. Ich habe gehört, dass es im nächsten Jahr eine neue Schale geben soll. Damit ist auch klar, wer dann Meister wird.
THW-Geschäftsführer Uli Derad gegenüber den KN:
Offenbar gewinnen wir immer die neuen Pokale. Das war in der vergangenen Saison in der Champions League so und diesmal im DHB-Pokal nicht anders. Ich habe gehört, dass es im nächsten Jahr eine neue Schale geben soll. Damit ist auch klar, wer dann Meister wird.
HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann:
Das Final Four war ein riesiger Erfolg, obwohl es in den vergangenen Jahren leichter gewesen ist, die Karten zu verkaufen. Die Endrunde der Champions League ist für uns ein Problem. Sie findet auch in Deutschland statt und ist zeitlich sehr eng mit der Pokalendrunde verbunden. Manche Fans erkennen den Unterschied zwischen diesen Veranstaltungen gar nicht.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha:
Wir brauchten den Titel. Vorher waren wir sehr enttäuscht, wie die Saison bisher in Meisterschaft und Champions League verlaufen ist - das war schon sehr schwer für uns. Aber heute haben wir sehr guten Handball geboten. Für uns war das unglaublich wichtig, nicht nur der Titel, sondern auch die Art und Weise, wie wir uns hier präsentiert haben. Jetzt gehen wir feiern!

Bei der Rückfahrt aus Magdeburg haben wir im Bus offen diskutiert. Wir sind eine starke Truppe, sind Freunde, wir müssen zusammenhalten, uns als Einheit präsentieren, so haben wir unsere Erfolge geholt.

THW-Linkshänder Christian Zeitz:
Wir haben heute gut gespielt. In der ersten Halbzeit war es ein wenig durchwachsen, in der zweiten Halbzeit haben wir dann angezogen. Ich glaube, wir haben heute verdient gewonnen.

[Zur Meisterschaft des HSV:]
Klar sieht man das mit einem weinenden Auge, aber der HSV wird verdient Meister, aber im nächsten Jahr wird es wieder ein harter Kampf.

THW-Linksaußen Dominik Klein:
Ein absolut gutes Gefühl in dieser schweren Saison. Wir haben uns kurzfristig dieses Ziel gesetzt, und haben es an diesem Wochenende erfolgreich erreicht. Gestern hat man gesehen, dass wieder viel Emotionen in unserem Spiel sind. Wenn sechs Leute auf der Platte die Arme hoch reißen, macht das schon Eindruck auf Gegner und Fans. Wir haben heute gezeigt, was in uns steckt.

[Zur Feier:]
In den letzten Jahren haben wir den Pokalsieg nie so groß gefeiert, aber da wir diese Saison keinen Titel mehr holen können, lass ich mich mal überraschen, was heute Abend noch so passiert.

THW-Torhüter Thierry Omeyer:
Wir haben ein gutes Final Four gespielt, sind jetzt sehr glücklich, Pokalsieger zu sein. Dieser Titel war sehr wichtig für uns, wir wollten die Saison nicht ohne Titel beenden.
Flensburgs Kreisläufer Michael Knudsen:
Wir sind unglaublich enttäuscht. Wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden, zu viele einfache Fehler gemacht, zu viel verworfen, dann kannst du gegen Kiel nicht gewinnen. Heute waren sie besser als wir.

[gegenüber den KN:]
Ich bin unglaublich enttäuscht von unserem Spiel. Wir haben einfach viel zu viele technische Fehler gemacht, so hatten wir gegen Kiel von Anfang an keine Chance. Der THW hat in der Abwehr sehr gut gestanden und, anders als wir, einen Kader, mit dem sich innerhalb von zwei Tagen zwei schwere Spiele bestreiten lassen.

THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Nach dem Spiel in Magdeburg haben wir viel gesprochen, wir sind dann nach Hamburg gekommen, um zu gewinnnen, wollten unbedingt noch einen Titel in dieser Saison gewinnen. Das ist uns gelungen, darüber sind wir stolz, es war eine tolle Mannschaftsleistung.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir sind sehr, sehr glücklich, wollten unbedingt einen Titel gewinnen. Wie schon im Halbfinale gegen Göppingen war es auch gegen Flensburg entscheidend, dass wir konstant gespielt haben. Ich habe mich besonders darüber gefreut, dass Christian Zeitz zum besten Spieler ausgelobt worden ist. Er hat es verdient, steht sonst so häufig in der Kritik.

DHB-Pokal, Finale: 08.05.11, So., 14.00: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 30:24 (16:13)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-24., 31.-56., 9 Paraden), Palicka (24.-30., 56.-60., 2 Paraden); Andersson, Lundström (1), Dragicevic, Sprenger (3), Ahlm (1), Kubes, Reichmann (1), Zeitz (6), Palmarsson (6), Ilic (3/3), Klein (3), Jicha (6); Trainer: Gislason
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Beutler (11.-60., 13 Paraden), Rasmussen (1.-11., 1 Parade); Bastian (2), Karlsson, Eggert (5/3), Fahlgren, Mogensen (6), Svan Hansen (1), Djordjic (n.e.), Mocsai (4), Heinl, Szilagyi (4), Boesen (1), Knudsen (1); Trainer: Vranjes
Schiedsrichter:
Lars Geipel / Marcus Helbig
Zeitstrafen:
THW: 2 (2x Ahlm (17., 35.));
Flensburg: 3 (2x Mogensen (3., 53.), Mocsai (18.))
Siebenmeter:
THW: 3/3;
Flensburg: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3 (4.), 5:3 (6.), 5:4, 7:4, 7:5, 8:5, 8:6, 9:6 (14.), 9:7, 11:7 (21.), 11:8, 12:8, 12:9, 13:9, 13:10 (26.), 14:10, 14:11, 15:11, 15:13, 16:13;
2. Hz.: 17:13, 17:14, 18:14, 18:15, 19:15 (35.), 19:16, 21:16 (40.), 21:17, 23:17 (44.), 23:18, 24:18, 24:19, 26:19 (51.), 26:20, 29:20 (57.), 29:22, 30:22, 30:24.
Spielgrafik:
Spielgrafik
Zuschauer:
13000 (ausverkauft) (o2 World, Hamburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2011:

Auferstehung in Hamburg

THW Kiel beendet mit dem Pokalsieg gegen die SG Flensburg die Talfahrt - Zeitz bester Spieler des "Final Four"
Hamburg. Am Ende feierten sie mit der Ausgelassenheit kleiner Kinder: Der Finalsieg im DHB-Pokal gegen die SG Flensburg-Handewitt (30:24/16:13), das war gestern Nachmittag für alle 13 000 Zuschauer in der ausverkauften Hamburger O2-World zu spüren, war mehr als ein weiterer Titel für den THW Kiel. Es war eine Befreiung, die Tür aus einem Tunnel.

Ohne Rücksicht auf Größenunterschiede sprangen sich der zierliche Henrik Lundström und der bullige Daniel Kubes in die Arme, Filip Jicha spielte Brummkreisel mit seinem Freund Daniel Narcisse und für Christian Zeitz hagelte es Küsse. Kapitän Marcus Ahlm drückte dem überragenden Linkshänder einen Schmatzer auf die Wange, Kumpel Christian Sprenger wählte dafür die Stirn des 30-Jährigen, der zurecht zum besten Spieler des Pokalwochenendes gewählt worden war. Der beste Torschütze war er auch. Fünfmal hatte er im Halbfinale tags zuvor gegen Göppingen (28:23) getroffen, sechsmal im Endspiel, in dem er neben Thierry Omeyer, Dominik Klein, Filip Jicha und Aron Palmarsson zu den herausragenden Kräften einer starken Kieler Mannschaft zählte.

Auf seiner angestammten Position im rechten Rückraum legte er den Grundstein für den siebten Cup-Sieg der Kieler. Als Rechtsaußen, Trainer Alfred Gislason hatte in der 42. Minute (21:17 für Kiel) auch Kim Andersson eingewechselt, entschied Zeitz die Partie mit drei Toren in Folge. Das schönste war auch das frechste: In der 43. Minute versandete zum fünften Mal ein Angriff der Flensburger in seinen Händen. Zwischen Zeitz und dem 23. Tor des THW lag lediglich die Weite eines Handballfeldes. Auch das Tor war verwaist, der gute Dan Beutler war zur Bank gelaufen, um einen Schluck Wasser zu trinken. Der Schwede wähnte sich in Sicherheit, schließlich hatten seine Kollegen den Ball und er nach intensiven und temporeichen Finalminuten großen Durst. Doch wie so oft an diesem Nachmittag vertändelten die Flensburger den Ball. Auch in dieser Szene, die Zeitz gedankenschnell mit einem Wurf vom eigenen Kreis ins gegnerische Netz beendete.

Es war der Schlusspunkt in einem einseitigen Finale. Anschließend gaben die Flensburger auf, mit den Kräften und ihren Ideen am Ende. "Es ist genauso gelaufen, wie die Kieler es haben wollten", sagte der Flensburger Viktor Szilagyi, der einst mit Kiel zweimal den Pokal gewonnen hatte. "Sie gingen in Führung und haben uns dann ihr Tempo aufgedrückt." Eigentlich, so der SG-Plan, sollten die "Zebras" unter Druck gesetzt werden, um deren Zweifel in die eigenen Fähigkeiten weiter zu nähren. Doch der THW, so schien es, zweifelte an diesem 8. Mai nicht mehr.

Mit der Heimniederlage gegen die Mittelmacht TV Großwallstadt hatte die Misere begonnen, die große Nachdenklichkeit. Es folgte die Heimniederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen, eine historische, hatten die Kieler doch zuletzt 1978 zweimal in Folge vor eigenem Publikum verloren. Das Aus im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Barcelona war der nächste Schock, anschließend boten sie bei der Pleite in Magdeburg ein trostloses Bild. Dieser THW, so der Eindruck, war nicht mehr der alte. Früher hatten die Kieler nach großen Niederlagen eine noch größere Trotzreaktion gezeigt, eine Auferstehung gefeiert. Ein Magdeburg hätte es früher nicht gegeben. Die Kieler hatten stets an jene Gallier erinnert, die mit Zaubertrank und großer Gelassenheit die römische Übermacht vermöbeln. Zuletzt wirkten sie so, als hätte ihr Druide Miraculix ihnen lediglich kalten Kräutertee gemixt. Die Kraft, dieser unglaubliche Spirit, er war weg. Und auch ein Obelix, jener kräftige Kerl, der als Kind in die Schüssel mit dem Zaubertrank gefallen war, fehlte. Filip Jicha und Thierry Omeyer hatten diese Rolle lange gespielt, wenn es eng wurde, dann waren der großartige Torhüter und der so treffsichere Torschütze zur Stelle. Doch die gestreiften Hosen von Obelix waren auch den beiden Weltstars zu weit geworden.

"Wir haben viel miteinander gesprochen", sagte Jicha, der wie Zeitz elf Tore an diesem Wochenende warf. "Als wir aus Magdeburg zurückgefahren sind, saßen Handballer im Bus, die einige Wochen zuvor noch großartigen Sport geboten hatten", sagte Jicha. "Wir mussten uns nur befreien." Ausgerechnet in Hamburg, der Meisterstadt des Jahres 2011, sprengten die Kieler ihre Fesseln. "Es hat großen Spaß gemacht, in diesen 120 Pokalminuten das schwarz-weiße Trikot tragen zu dürfen", sagte der Welthandballer, der am Abend mit den Kollegen in einem italienischen Restaurant in Kiel feierte.

(von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2011:

Pokal-Splitter

Auszeichnung - Christian Zeitz vom THW Kiel wurde mit zwei Lufthansa-Freiflügen geehrt. Der Linkshänder war zum besten Spieler des Turniers gewählt worden und wurde mit elf Toren erfolgreichster Werfer. Zum besten Torhüter wurde der Flensburger Sören Rasmussen gewählt.

Kabine - Bei der Siegerehrung fehlte Trainer Alfred Gislason auf dem Podest zwischen seinen feiernden Spielern. Warum? "Ich war in der Kabine, lag mit einem Bier auf dem Bauch auf der Liege und habe mir das im Fernsehen angesehen."

Posse - Im zweiten Halbfinale hatte Manfred Werner seinen großen Auftritt. Bei einem Wechselfehler der Löwen stürmte der Gesellschafter der SG Flensburg von der Tribüne zum Kampfgericht, um den längst bekannten Tatbestand mit sieben ausgestreckten Fingern zu dokumentieren. Der erregte Werner konnte erst von dem sichtlich erbosten SG-Kapitän Tobias Karlsson gestoppt werden.

(von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2011)


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