06./08.03.2004 - Letzte Aktualisierung: 08.03.2004 | Bundesliga |
Update #3 | Stimmen und Bericht der KN ergänzt... |
Mit 27 Paraden der Spieler des Tages: Henning Fritz. |
Schon in den ersten beiden Minuten bewies THW-Keeper Henning Fritz seine Klasse: Er parierte Würfe seiner Nationalmannschaftskollegen Christian Schwarzer (frei vom Kreis) und Volker Zerbe (aus dem Rückraum). Als "Fritze" dann noch einen Gegenstoßversuch des TBV-Linksaußen Carlos Lima vereitelte und eine weitere Parade folgen ließ, ging der THW mit 6:4 (7.) in Führung.
Nachdem Lemgo durch Zerbe auf 5:6 (8.) verkürzt hatte, musste Christian Zeitz zunächst das Spielfeld verlassen. Der Linkshänder hatte Kreislaufprobleme. Bei ihm wurde auf der Bank ein Ruhepuls von über 120 gemessen. Für "Zeitzi" kam Demetrio Lozano ins Spiel. Aber zunächst war es Martin Boquist, der mit zwei Toren zur 9:5-Führung (12.) beitrug. Henning Fritz hielt hinter einer sehr starken, aggressiven Abwehr weiter wie eine Wand, während auf der Gegenseite Jörg Zereike im TBV-Tor nach der 11:6-Führung der Hausherren (14.) Christian Ramota Platz machen musste.
Marc Baumgartner war mit acht Toren bester TBV-Werfer. |
Tolle Stimmung in der Ostseehalle beim Sieg des THW über Lemgo. Und am Ende gab es für die Zebras stehende Ovationen. |
Bis zum 27:22 (51.) kontrollierte der THW die Partie weiter klar und überstand sogar eine doppelte Unterzahl zwischen der 48. und 49. Minute. Dann aber kamen die Gäste aus Ostwestfalen doch noch einmal heran. Zum einen, weil Christian Ramota nun im Lemgoer Tor einige gute Szenen hatte, zum anderen, weil der THW eine weitere Zeitstrafe gegen Abwehrchef Klaus-Dieter Petersen hinnehmen musste. Zweimal Baumgartner, einmal Zerbe - der TBV war tatsächlich noch einmal auf 25:27 (55.) herangekommen.
Johan Pettersson war mit 8/2 Toren bester Schütze. |
Marcus Ahlm war fünf Mal erfolgreich. |
Pressekonferenz. Von links:
THW-Manager Schwenker,
THW-Trainer Serdarusic,
Moderator Körting,
TBV-Trainer Mudrow,
TBV-Manager Holpert
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Volker Mudrow: "Wir waren zu drucklos."
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In der ersten Halbzeit haben wir unsere Chancen nicht genutzt, Kiel zog davon. Wir haben nicht souverän gespielt, waren viel zu drucklos. Die Schiedsrichter haben schnell Zeitspiel angezeigt, das setzte uns zudem unter Druck. In der zweiten Halbzeit haben wir dann mit Herz und Leidenschaft gespielt. Charakter zu zeigen war nicht so einfach nach der Niederlage in Essen, aber wir haben es getan.Dass wir nicht gewonnen haben, liegt natürlich aber auch an der Klasse des THW.
Ich bin enttäuscht, ziehe aber dennoch ein positives Fazit: Die Einstellung aus der zweiten Halbzeit können wir in die nächsten Spiele mitnehmen.
Wenn mir jemand erzählt hätte, dass wir nach 23 Spieltagen vor Lemgo liegen - und das mit einer besseren Tordifferenz - dann hätte ich ihn für verrückt erklärt.Zur Pause haben wir so hoch geführt, weil wir kompakt und mit Leidenschaft in der Abwehr standen und Henning Fritz einen sehr guten Tag hatte.
Es wäre zu viel verlangt gewesen, wenn man erwartet hätte, dass wir Lemgo auch in der zweiten Halbzeit so nieder kämpfen.
Dass es am Ende dramatisch war, sehe ich nicht so. Wir haben fast immer mit drei Toren, einmal mit zwei Toren, geführt. Es war spannend, aber nicht dramatisch.
[Frage: Ist nun das Thema "Meisterschaft" wieder aktuell?]
Natürlich will ich jedes Jahr deutscher Meister werden, das ist ja ganz klar. Aber Alfred Gislason hat gesagt, dass man mit mehr als zehn Minuspunkten nicht mehr Meister werden kann. [Grinst] Wir haben nun zehn, aber vielleicht gewinnen wir ja alle restlichen Spiele. [Lacht] Lemgo ist nach dieser Regel jedenfalls raus...
Fynn Holpert: "Ausgepowert? Die Ausrede zählt nicht."
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Dass wir ausgepowert sind, kam nicht von mir. Die Ausrede zählt nicht. Bei den anderen Spitzenmannschaften ist die Belastung genauso hoch.Von Müdigkeit nach der Europameisterschaft mag ich nichts hören. Man kann sich auch müde reden.
Heute haben wir einen hellwachen TBV Lemgo erlebt, vor allem in der zweiten Halbzeit. Es war eine Leistungssteigerung gegenüber Mittwoch, das war wichtig. Wir sprechen nun erstmal nicht mehr von der deutschen Meisterschaft, aber unser Minimal-Ziel, die Qualifikation für die Champions League, bleibt.
Die Insider hatten uns vor der Saison nicht so weit vorn erwartet, weil wir einen Umbruch zu verkraften haben: Wir haben vier neue Spieler in der ersten Sieben. Vor diesem Hintergrund haben wir nun eine sehr gute Ausgangsposition, aber wir setzen uns nicht unter Druck. Den Druck haben andere. Mich freut es, dass Flensburg und Magdeburg uns nun im Rückspiegel sehen. Gerade weil man weiß, dass unsere nördlichen Freunde damit immer so ihre Probleme haben...Wir kommen wie immer im April und Mai aus dem Windschatten...
Das Ergebnis geht absolut in Ordnung, wir waren in der ersten Halbzeit zu weit hinten, die Aufholjagd hat uns zu viel Kraft gekostet.Die Meisterschaft ist erst am letzten Spieltag entschieden, aber unsere Chancen sind nun schon etwas kleiner geworden.
Klar bin ich zufrieden. Gerade gegen die Nationalmannschaftskollegen gut auszusehen, freut mich.In der ersten Halbzeit haben wir stark gespielt, hätten in der zweiten Halbzeit eigentlich schon den Sack zu machen müssen. Am Ende waren wir etwas zu unkonzentriert, haben den Abschluss zu früh gesucht.
Jetzt haben wir in der Meisterschaft wieder eine große Chance. Der Druck liegt nun bei Flensburg, mal sehen, wie man dort damit umgeht.
Wir sind jetzt in allen drei Wettbewerben dabei. An Titel denken wir aber nicht, das wäre falsch. Wir müssen einfach nur spielen, spielen, spielen.
Lemgo ist wieder rangekommen, weil die Jungs auch guten Handball spielen. Wir haben gezeigt, dass wir prima drauf sind. So verlieren wir kein einziges Spiel mehr.
Ein verdienter Kieler Sieg. Ich habe wenig gespielt, weil ich die Grippe habe.
Wichtig war, dass wir keine Klatsche bekommen haben.
Immer wenn die Kieler Torhüter einen schweren Ball halten, legt die Hallenregie den alten Schlager von Wencke Myrrhe auf: "Er steht im Tor, im Tor, und ich dahinter. . ." Die 10 250 bekamen den Uralt-Hit am Sonnabend in der ausverkauften Ostseehalle als Dauerschleife geboten. Henning Fritz hatte seine Hexerkiste ausgepackt und verzauberte den TBV nach allen Regeln der Kunst. Vor vier Wochen, beim Gewinn der Europameisterschaft in Slowenien, waren Christian Schwarzer, Daniel Stephan und Co. ihrem Kieler Mitspieler für dessen tollen Paraden noch um den Hals gefallen, vorgestern geriet ihnen der 29-Jährige zum Albtraum. Insgesamt 27 Bälle luchste Fritz den Lemgoern ab, darunter je einen Siebenmeter von Daniel Stephan und Markus Baur. Henning Fritz' Torhüterdarbietung war Grundlage für eine sehr ansehnliche THW-Vorstellung in diesem Weichen stellenden Spiel. Erstmals in dieser Saison sind die Zebras nun am amtierenden deutschen Meister vorbeigezogen, belegen den für die Champions League notwendigen dritten Tabellenplatz - und sitzen Spitzenreiter Flensburg sowie Magdeburg im Nacken.
Kein Wunder, dass Kiels Verantwortliche auf den gepolsterten Stühlen des Presseraumes völlig entspannt ihre Antworten formulierten. Mit der neu formierten Mannschaft habe man den THW noch nicht so früh so weit vorn erwarten können, erklärte ein gut gelaunter Uwe Schwenker. "Wir setzen uns jetzt aber nicht unter Druck, den Druck haben andere." Diesen gab Kiels Manager nämlich flugs weiter an die Konkurrenz von der dänischen Grenze: "Mich freut es, dass Flensburg und Magdeburg uns im Rückspiegel sehen. Gerade, weil man weiß, dass unsere nördlichen Freunde damit immer so ihre Probleme haben." Erst jetzt, elf Spieltage vor Saisonende, hat der THW seinem ewigen Nordrivalen den Fehdehandschuh hingeworfen.
Gegen Lemgo loderte das THW-Feuer von Beginn an. Wie schon in Wetzlar, gab es keinen Ausfall. Aggressiv, aber fair, packte die Abwehr mit dem Mittelblock Ahlm/Petersen gegen die anfangs zaghaft spielenden Gäste zu. Die daraus resultierenden Konter nutzten die Angreifer zumeist konsequent. Eine erste Fünf-Tore-Führung schaffte Johan Pettersson schon in der 14. Minute, kurz vor dem Wechsel lagen die Zebras mit sieben vorn, bei 18:12 wurden die Seiten gewechselt. Auch nach der Halbzeit blieben die Gastgeber zunächst am Drücker, 21:13 hieß es nach 34 Minuten, es deutete sich ein Lemgoer Debakel an. Doch in den TBV-Trikots stecken nicht umsonst sechs Europameister. Lemgo kämpfte zurück, Christian Ramota steigerte sich im Tor, und parallel verkrampfte das THW-Spiel. Weil jetzt Kiels Rückraum, allen voran der von einem Magen-Darm-Virus geschwächte und auf der Bank behandelte Christian Zeitz, mehr Fahrkarten als Torjubel löste, bekamen die Ostwestfalen Tuchfühlung. Selbst Zeitz' von den Schiedsrichtern Methe/Methe gewertetes "Phantom-Tor" - der Ball sprang vom Innenpfosten an die Latte und wieder hinaus - warf Lemgo nicht aus der Verfolgungsbahn. Fünf Minuten vor Schluss war der TBV auf 25:27 heran, hatte durch seinen Besten, Marc Baumgartner, gar die Chance zum Anschlusstreffer. Doch wieder war Henning Fritz mit einem Reflex zur Stelle. Der extrem raffinierte Dreher von Johan Pettersson und Marcus Ahlms Treffer vom Kreis beendeten die Kieler Zitterpartie. "Ich hatte nie ernsthaft Sorgen", schloss THW-Trainer Noka Serdarusic. Nicht jeder in der Halle teilte diese Meinung .
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.03.2004)
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