04.-06.03.2004 - Letzte Aktualisierung: 06.03.2004 | Bundesliga |
Update #2 | Aktualisierung vom 06.03. und vom 05.03... |
Das Team des TBV Lemgo.
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In der Liga gab sich Lemgo nach der EM-Pause, in die man mit 30:8 Punkten gegangen war, zunächst keine Blöße (siehe Kurve Lemgo). Einem klaren Auswärtssieg bei Wallau folgten erwartete Heimsiege gegen Großwallstadt und Göppingen. Nicht unbedingt erwartet hatte man dagegen die 24:29 (12:17)-Niederlage des Teams von Volker Mudrow am Mittwoch bei TUSEM Essen. Besonders aus dem TBV-Rückraum um Baur und Zerbe kam wenig, aber auch National-Rechtsaußen Florian Kehrmann (siehe auch Interview) blieb blass.
Hätte gerne zwei Wochen Urlaub: Christian Schwarzer.
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Die Mannschaft von Lemgo stellten wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel, das der THW in der Lipperlandhalle mit 29:33 verlor (siehe Bericht), ausführlich vor. Bester Schütze der Lemgoer ist Daniel Stephan (111/39 Tore) vor Florian Kehrmann (110), Marc Baumgartner (107), Christian Schwarzer (99), Volker Zerbe (88) und Marcus Baur (86/42).
Nun hat es der THW am Sonnabend selbst in der Hand, sich selbst mit einem Sieg am TBV auf Platz drei vorbei zu schieben. Und Flensburg und Magdeburg sind in Schlagweite... Doch die Zebras sind bei dem "wegweisenden Spiel" (Uwe Schwenker) auf der Hut. "Angeschlagene Gegner sind am gefährlichsten", warnt der THW-Manager. Und dass Lemgo "ein hervorragendes Potenzial" habe, wisse jeder.
Den letzten Punktverlust gegen Lemgo in der Ostseehalle mussten die Zebras am 21.09.2002 hinnehmen, als sie mit 27:29 verloren (siehe Bericht und Gegnerdaten).
Die Partie wird geleitet von den Unparteiischen Methe / Methe (Vellmar).
Nach der Niederlage will Fynn Holpert in der Ostseehalle nun "eine engagierte Leistung sehen, bei der um jeden Zentimeter gekämpft wird". Der TBV-Manager will laut Neuer Westfälischer Zeitung "wieder den TBV Lemgo erleben, der uns in der Vergangenheit so viel Spaß gemacht hat. Wenn das dann nicht zum Sieg reicht, werden wir keinem den Kopf abreißen." Um den TBV wieder auf Kurs zu bringen, wurde am Donnerstag kurzfristig eine interne Mannschaftssitzung anberaumt. Ob diese gereicht hat, um Defizite im sportlichen und mentalen Bereich, die die NZW ausmachte, zu beheben?
Lesen Sie auch den Sonderbericht zum besonderen Verhältnis von Martin Boquist zu Lemgo...
Lesen Sie auch das große Sport1-Interview mit Uwe Schwenker...
Lesen Sie auch die Interviews mit Henning Fritz und Christian Ramota zum Spiel...
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt laufend aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2004:
Dabei ist der Kopf von Schwarzer leer, der Akku bereits seit Wochen im roten Bereich. "Um wieder zu Kräften zu kommen, bräuchte ich mindestens zwei Wochen Urlaub. Doch die Zeit haben wir ja leider nicht", sagt der Europameister - und es klingt schwermütig.
Die EM fordert ihren Tribut. Beim TBV hört man das nicht gerne, und im Managment ist es fast schon ein Tabuthema. "Andere Klubs waren schwerer betroffen", beliebt Fynn Holpert dann gern zu sagen. Der THW Kiel stellte sogar zehn Spieler ab. Doch kein Verein wurde derart hart geschlaucht wie der Deutsche Meister. Am stärksten gefordert war Florian Kehrmann mit exakt 7:30:49 Stunden. "Flo" war der fleißigste Spieler der diesjährigen Europameisterschaft. Mit Christian Schwarzer (6:46), Volker Zerbe (6:15) und Daniel Stephan (6:11) pendelten sich noch drei weitere Lemgoer Akteure bei einer 75- bis 80-prozentigen Netto-Einsatzzeit im DHB-Team ein. Henning Fritz (6:14), Martin Boquist (5:26) und Stefan Lövgren (4:38) führen die bei den Zebras an.
Wie teuer das schöne Etikett vom "TBV Deutschland" ist, bekam Holpert zwei Wochen nach der EM zu spüren. Im Champions-League-Viertelfinale hatte Lemgo gegen Celje mit 25:32 und 28:28 keine Chance. Speziell Zerbe und Schwarzer hingen in den Seilen. Im Rückspiel glückte dem Kreisläufer kein einziges Tor.
Personell reagieren ging nicht, da es die Ligavereinigung wieder einmal verpasst hatte, ihre Wechselfrist endlich dem internationalen Wettspielkalender anzupassen. Während in anderen Ländern Transfers bis Mitte Februar möglich sind, schließt in Deutschland die Wechselbörse weiterhin stur am 15. Januar. Organisatorische Versäumnisse, für die Schwarzer jedoch keine Energie verschwendet. "Blacky" hat andere Sorgen. Beim THW hofft er auf ein wenig mehr Frische. Dran zu glauben, vermag er indes nicht. Die EM lässt sich nicht abschütteln. So extrem, sagt Schwarzer, sei die Belastung niemals zuvor gewesen. 16 Jahre ist er dabei.
(Von Jörg Hagemann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2004)
Die Ostseehalle brodelt. Der aktuelle Deutsche Meister trifft auf den Serienmeister des vergangenen Jahrzehnts. Insgesamt neun frischgebackene Europameister streiten auf dem Parkett nicht nur um zwei Bundesliga-Punkte, dem Sieger winkt Rang drei und die vorläufige Sicherung eines Champions League-Platzes. Und trotz (Minus-)Punktgleichheit könnten die Vorzeichen nicht unterschiedlicher sein. Der THW Kiel bleibt nach der Europameisterschafts-Pause weiter ungeschlagen und präsentiert sich nach dem erstmaligen Gewinn bei Angstgegner Wetzlar im Aufwind, während sich der amtierende Titelträger TBV Lemgo nach einer Niederlage in Essen bereits unter Zugzwang wähnt.
Man habe schon in aller Welt gewonnen, nur bei der HSG Wetzlar noch nie, orakelte Noka Serdarusic vor dem Auftritt am vergangenen Wochenende. Nun ist auch dieser bislang schwarze Fleck der Handball-Landkarte erobert. "Ich bin sehr glücklich", grinste der Kieler Trainer nach dem ersten Streich im siebten Versuch, "es war eine Herausforderung, hier endlich einmal zu gewinnen. Eigentlich könnte ich jetzt aufhören." Der THW-Coach war rundum zufrieden, alle Akteure in seiner Mannschaft hatten ihre Leistung gebracht. "Wir haben engagiert und motiviert gespielt und kompakt in der Abwehr gestanden", zollte Serdarusic seiner Zebra-Herde nach dem 29:41 bei der HSG Wetzlar Respekt. Die Chancen auf Rang Drei in der Bundesliga-Tabelle seien mit dem Auswärtserfolg in Nordhessen gewahrt worden. Schon am Sonnabend könnte der momentan Viertplatzierte THW Kiel (34:10 Punkte) nun mit einem Sieg den TBV Lemgo (36:10) aus den Champions-League-Rängen verdrängen.
"Dieses Spiel ist für beide Mannschaften richtungsweisend", sagt Uwe Schwenker. Der Gewinner der heutigen Partie setzt ein Ausrufezeichen auf dem Weg zurück an die Spitze. Nach Flensburgs (38:8) Niederlage in Magdeburg (37:7) am vergangenen Dienstag beträgt der Abstand nach ganz oben nur noch drei Minuspunkte. Der Kieler Manager mag sich allerdings nicht an Spekulationen um Meistertitel und fiktiven Rechenexempeln über Champions League-Qualifikationen beteiligen. "Wir müssen zunächst einmal all unsere restlichen Spiele gewinnen, dann schauen wir weiter", so Schwenker. Er gibt sich bescheiden optimistisch. Bereits in Wetzlar habe man gesehen, dass die Mannschaft gut drauf und die Stimmung klasse sei. "Jetzt haben wir eine weitere schöne Aufgabe vor uns: Lemgo", so Schwenker.
Der TBV Lemgo indes befürchtet offenbar schon, den Anschluss im Kampf um die Deutsche Meisterschaft zu verlieren. "Für uns ist bereits das Duell in Essen ein Schlüsselspiel", schrieb National-Rechtsaußen Florian Kehrmann zu Wochenbeginn in seiner Sport1-Kolumne, "eine Niederlage, und die Titelverteidigung rückt in weite Ferne." Der amtierende Champion verlor beim TUSEM mit 29:24 und steht nun erneut unter Druck. Eine weitere Niederlage, so heißt es aus Lemgo, und man könne das "Unternehmen Titelverteidigung" zwölf Spieltage vor Saisonende praktisch schon ad acta legen. Am Sonnabend Nachmittag geht es also um alles oder nichts.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Die deutsche Handballbundesliga gilt als stärkste Liga der Welt. Nahezu alle Spitzenvereine schmücken sich mit zahlreichen ausländischen Weltstars, nur der TBV Lemgo nicht. In Ostwestfalen spielt fast die komplette Startformation der deutschen Nationalmannschaft: Daniel Stephan, Marcus Baur, Florian Kehrmann, Christian Schwarzer, Volker Zerbe und Torhüter Christian Ramota. Die einzigen Handball-Legionäre stellen die beiden Schweizer Marc Baumgartner und Carlos Lima dar.
In Lemgo sind deutsche Spieler ein Konzept: "Alle Spitzenvereine müssen Spieler für internationalen Turniere abstellen. Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Spieler 'en Block' abgeben und 'en Block' zurückbekommen. Sie spielen in fast der selben Konstellation in der Nationalmannschaft wie im Verein", erklärt Fynn Holpert, ehemaliger Torhüter und heute Manager und Geschäftsführer in Lemgo gegenüber der "taz". Selbstbewusst spricht er vom "TBV Deutschland", der in seinem Kern noch länger erhalten bleiben soll. Zuletzt verlängerte Marcus Baur, der sich in Slowenien einen Meniskusanriss zuzog, seinen Vertrag beim TBV um weitere drei Jahre und entschied sich damit gegen Grashoppers Zürich und den HSV Hamburg.
Schon 1994 begannen die Lemgoer mit der Förderung deutscher Talente wie Daniel Stephan. 2001 holte der Verein Baur, Schwarzer und Ramota dazu. Der Erfolg gibt Holpert Recht - der TBV ist amtierender Deutscher Meister und die Nationalmannschaft hat nach den Vizewelt- und Europameistertiteln nun auch den ganz großen Coup geschafft und kam als frischgebackener Europameister aus Slowenien nach Hause.
Das Lemgoer System soll den Spielern möglichst früh beigebracht werden. Der ehemalige Spieler Ulf Gantschow wurde daher kürzlich als Jugendkoordinator eingestellt. Bis zur letzten Saison trat er noch selbst für den TBV in der Bundesliga an, dann musste er seine Karriere aber verletzungsbedingt beenden. Die Bindung alter Spieler scheint sich auszuzahlen. Von den jungen Spielern, die jetzt schon für den TBV spielen, lobt Ulf Gantschow in der "taz" besonders den 18-jährigen Rückraumspieler Sven-Sören Christophersen: "Ein Talent wie er könnte es mal in die Nationalmannschaft schaffen."
Ehrgeizig und selbstsicher klingt auch das benannte Saisonziel "Meister werden" und nahezu unverändert präsentiert sich der TBV gegenüber der letzten Saison, in der Lemgo mit lediglich sechs Minuspunkten sensationell souverän Deutscher Meister wurde. Als einzige Neuverpflichtungen stehen zwei Jugendspieler zu Buche, die Abgänge halten sich mit Schürmann, Ganschow (beide Karriereende) und Julius Kaiser ebenfalls zahlenmäßig in Grenzen. Doch so perfekt wie in der letzten Saison läuft es bei den Lemgoern auch nicht. Nach dem DHB-Pokal-Aus im Dezember letzten Jahres in Hamburg (22:25) und zuletzt dem Aus in der Champions League gegen den Slowenischen Meister Celje (25:32 und 28:28) tanzt der TBV nur noch auf einer Hochzeit und kann sich somit ganz der Aufgabe "Titelverteidigung" widmen. Vom Gejagten ist man mittlerweile zum Jäger der SG Flensburg-Handewitt geworden, ein dünnes Punktepolster trennt die Ostwestfalen von der ersehnten Tabellenspitze. "Die anderen Mannschaften stellen sich halt besser auf uns ein, seitdem wir letztes Jahr so erfolgreich waren", erklärt Florian Kehrmann und macht sogleich seine Kampfansage an den Rest der Liga klar: "Wir müssen alle Punkte sammeln, die wir mitnehmen können und können uns keine großen Fehltritte erlauben. Für die Mannschaft ist ab sofort jeder Sieg Pflicht".
Dies sollte den THW aufhorchen lassen, denn nachdem zuletzt die SG Flensburg zwei Punkte aus der Ostseehalle entführt hat, gilt es auch für den THW sich so wenig Blöße wie möglich zu geben, wenn man auf den Zug "Champions League" noch aufspringen möchte. Und mit Lemgo hat man nach der Heimniederlage letzten Jahres (27:29) (siehe Bericht) ja eh noch eine Rechnung offen...
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Der heutige Gast in der Ostseehalle könnte gut und gerne seine eigene Nationalmannschaft aufmachen, schließlich stehen in den Reihen des "TBV Deutschland" ja gleich sechs aktuelle Nationalspieler des DHB, fünf davon in der Startposition. Einer von ihnen ist Florian Kehrmann.
Geprägt und gefördert von Bob Hanning (1995-1999 Essen, Solingen) und seit seinem Wechsel zum TBV Lemgo 1999 spielerisch gewachsen, klettert der 26-jährige Rechtsaußen stetig auf der Erfolgsleiter nach oben und griff mit der Nationalmannschaft zuletzt bei der EM in Slowenien erfolgreich nach den Sternen. Als zweitbester Torjäger der EM (45 Tore) hat der gebürtige Neussener einen großen Anteil am Erfolg der Deutschen Mannschaft und wurde zuletzt von der Handballwoche zum "Handballer des Jahres" gewählt. Thomas Fischer (living sports) sprach mit dem sympathischen Lemgoer über den sensationellen EM-Sieg, die Aussichten des amtierenden Deutschen Meisters, den Flensburgern doch noch einen Strich durch die Rechnung zu machen und natürlich die deutschen Hoffnungen auf eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Athen.
Florian Kehrmann: "Der EM-Titel ist ein Traum!"
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