23./24.05.2004 - Letzte Aktualisierung: 24.05.2004 | Bundesliga |
Update #3 | Bericht der KN ergänzt... |
Johan Pettersson war mit fünf Toren wieder unter den besten Schützen. |
Wieder eine starke Leistung: Demetrio Lozano. |
Die "Kröstis", die mit einem Sieg in der Ostseehalle sich den Relegationsplatz 16 sichern wollten, waren erschreckend schwach, die Fehlerquote war enorm hoch. Auch Torhüterlegende Andrej Lawrow konnte gegen die locker aufspielenden Zebras wenig ausrichten. Bis zur 18. Minute hatten die Badener zwar auf 7:11 verkürzt, doch dann zog der THW spielend leicht wieder auf 15:7 (22.) und 18:11 (Pausenstand) davon.
Nikolaj Jacobsen konnte im letzten Saisonspiel doch noch auflaufen und traf zweimal. |
Beim THW waren Demetrio Lozano (6), Johan Pettersson (5) und Marcus Ahlm (5) die besten Schützen. Für Kronau/Östringen waren Schuppler (4.) und Jurasik (4/2) am erfolgreichsten.
Lesen Sie auch den Bericht der Kieler Nachrichten...
Pressekonferenz. Von links:
THW-Manager Schwenker,
THW-Trainer Serdarusic,
Moderator Pipke,
SG-Trainer Michael Roth.
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Michael Roth: "Emotional sehr schwierig."
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Gratulation an den THW, nicht nur zu diesem Spiel heute, sondern auch zu der gesamten Saisonleistung. Wir wurden heute - wie schon im Hinspiel vorgeführt, das ist deprimierend.Natürlich habe ich vor dem Spiel versucht, den Spielern ihre Chance nahe zu bringen, doch das war bei der Aufgabe ein schwieriges Unterfangen. Heute hatten wir keine Chance.
Glückwunsch an den THW, er hat eine junge erfolgversprechene Mannschaft.
Emotional war es heute sehr schwierig, erst waren alle gefrustet, das Thema war erledigt. Dann plötzlich kamen die anderen Ergebnisse, man wollte das gar nicht glauben, die zwei Unentschieden haben genau gepasst. Nun haben wir wieder eine Chance. Ich habe aber meiner Mannschaft gesagt: Unser Glück ist nun mehr als aufgebraucht.
[Zur Lizenzfrage:]
Es ist schon bitter, wenn ein Retortenverein wie der HSV mit aller Gewalt ein Projekt aufzieht. Ich denke, es müsste einmal ein Zeichen gesetzt werden, gegen Vereine, die über ihre Verhältnisse wirtschaften. Wir kratzen einen 1,5-Mio.-Etat zusammen, andere wirtschaften wie die Sau. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Es wird höchste Zeit, dem Einhalt zu gebieten.
Die Jungs haben einige Tage gefeiert, das war fast wie Urlaub, aber mir hat am Herzen gelegen, hier eine ordentliche Leistung zu zeigen - nicht nur wegen der Frankfurter Presse, die von Wettbewerbsverzerrung gesprochen hat. Daher war ein Sieg ganz wichtig, auch wenn ich Christian Zeitz eigentlich versprochen hatte, ihn gegen Kronau/Östringen nicht einzusetzen. In Stralsund habe ich schon gesagt, es werden keine Geschenke gemacht. Heute haben wir von der ersten Sekunde an konsequent gespielt. Wir haben uns heute von drei Spielern verabschiedet - und wir wollten sie mit einem guten Spiel verabschieden.Zu den drei Spielern, die uns verlassen: Ich kann mich gar nicht so richtig über das Saisonende freuen, denn man weiß, wieivel Zeit ich mit den Spielern verbringe - fast mehr Zeit als mit der Familie. Wenn solche Spieler dann gehen, entsteht ein Loch, das man erst nach ein paar Tagen als nicht mehr so schmerzhaft empfindet. Jetzt werde ich erstmal mit den Spielern ein Bierchen trinken gehen.
Wir haben dieses Saisonergebnis nicht so erwartet. Wie gut das Ergebnis ist, sieht man, wenn man weiß, dass wir unsere beste Meisterschaft mit 12 Minuspunkten eingefahren haben und eigentlich nur an einer herausragender Flensburger Mannschaft gescheitert sind. Wir haben die Meisterschaft im nachhinein eigentlich im Heimspiel gegen Flensburg verloren. Es war eine super Saison, wir haben uns schneller gefunden als gedacht.[Zum Abschied:]
Nikolaj und Piotr haben ihre Entscheidung prinzipiell selbst getrogffen, aber bei Deme war es anders. Wenn man sieht, was für Leistungen er in den letzten Wochen gezeigt hat, tut das schon sehr weh, ihn gehen zu lassen. Ich hoffe, dass Demetrio in Spanien weiter auf so hohem Niveau spielen kann. Ich habe wenige Spieler erlebt, die sich so mit einer Mannschaft und dem Verein identifizieren, die so professionell und loyal sind. Ich weiß, er wollte in Kiel bleiben, aber letztendlich mussten wir leider die Entscheidung gegen ihn fällen - aus den bekannten Gründen. Heute werde ich mit den Dreien ein paar Bierchen trinken, alle drei haben ein schwarz-weißes Herz, das spricht auch für die THW-Familie.[Zur Lizenzfrage HSV:]
Jeder weiß, dass wir an dem einen oder anderen Spieler des HSV interessiert sind. Am Dienstag fällt die Entscheidung im Lizenzierungsauschuss. Für mich ist es zwiespältig. Einerseits wäre es für die Handballbundesliga schlecht, wenn der HSV keine Lizenz bekommt, auch wegen der Aufmerksamkeit, die man für den Handball in der Medienstadt Hamburg generiert. Andererseits... Für uns heisst es abwarten, wir haben auch gewisse andere Kontakte. In den nächsten Wochen werden wir vielleicht einiges vermelden.
Nach dem Debakel in der Ostseehalle wähnten sich die Gäste allerdings schon in Liga zwei. Frustriert hockten sie auf dem Hallenboden, als bei der Verabschiedung von Demetrio Lozano doch noch die erlösende Nachricht kam. Die Verlierer feierten. "Die Art und Weise, wie wir hier vorgeführt wurden, war allerdings deprimierend", sagte SG-Trainer Michael Roth, der vorher noch auf taube Ohren gestoßen war, als er seine Spieler von einem möglichen Punktgewinn in Kiel überzeugend wollte. Eigentlich, so Roth, habe er selbst auch nicht daran geglaubt.
"Wahrscheinlich muss ich in der nächsten Saison wieder zweimal gegen die ran", freute sich Christian Zeitz mit seinem alten Klub. "Jetzt bleiben sie wohl drin und das wäre prima." Die Situation, seine Ex-Kameraden aus der Liga zu werfen, machte dem Linkshänder gestern schwer zu schaffen. Er wollte unbedingt spielen, doch seine Nerven bekam der blond gefärbte Nationalspieler nie in den Griff. Er verursachte drei Siebenmeter, saß die Hälfte der Kieler Zeitstrafen ab und traf erst in der 31. Minute endlich einmal ins Schwarze. "Ich hatte ein ganz komisches Gefühl, und das konnte man wohl auch sehen." Im Mittelpunkt stand allerdings ein ganz anderer - Nikolaj Jacobsen. Der Däne, der nach sechs Jahren den THW Kiel in die Heimat Richtung Viborg verlässt, stand erstmals nach einer sechsmonatigen Pause wieder auf der Platte. Den letzten Auftritt in der Ostseehalle wollte Jacobsen unbedingt mit einem Tor krönen. Es klappte, und bei seinen beiden Treffern hielt ihm die gesamte Mannschaft die Steigbügel. Als er in der 53. zum zweiten Mal traf, drehte der 32-Jährige in seinem Wohnzimmer noch einmal eine Ehrenrunde. Tief ins Gedächtnis der Kieler Fans brannte sich auch der sechsfache Torschütze Demetrio Lozano ein, der wie Jacobsen und Piotr Przybecki nach dem Spiel stimmungsvoll verabschiedet wurde. Eine Rede von jedem, ein Film für jeden der drei auf der Videoleinwand. Am Ende wurden ihre Namenszüge bei den Klängen des Abschiedsklassiker "Time to say Goodbye" an die Hallendecke gezogen. Tolle drei Jahre habe er gehabt, "und ich wünsche dieser großartigen Mannschaft noch schöne Jahre", sagte Piotr Przybecki. Demetrio Lozano bedankte sich bei Mitspielern Freunden, Fans und nahezu allen. "Mein Herz bleibt immer Schwarz-Weiß." Auch Nikolaj Jacobsen fand ergreifende Worte. Er verlasse jetzt seinen besten Spielplatz, "mit dem besten Publikum der Welt." Da blieb kaum ein Auge trocken. Auch die sonst so gelassene Fassade von THW-Coach Noka Serdarusic bröckelte. "Ich bin mit den Jungs öfter zusammen als mit meiner Familie. Da bleibt ein großes Loch."
(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.05.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.05.2004:
Gestern wurde er wahr. Als Schiedsrichter Kaiser in der fünften Spielminute auf den Siebenmeterpunkt deutete, war es soweit: Nikolaj Jacobsen wackelte auf zittrigen Knien zum weißen Strich, packte den Ball und legte einen Dreher passgenau am Kopf von Torwart-Legende Andrej Lawrow vorbei zum 4:1. Sie hatte es noch einmal getan, die "Zaubermaus". Wie 945 Mal zuvor in der Bundesliga. Die Halle tobte, Niko-Niko-Rufe schoben sich wellenförmig durchs Oval.
Der nächste Kurzeinsatz folgte in der 21. Minute. Zweimal scheiterte der Däne an Lawrow, einmal verlor er den Ball beim Fangen. "Niko, Niko", kam als Echo vom Publikum. "Ich war einfach kaputt", erklärte Jacobsen später, "vier bis fünf Minuten, mehr geht nicht." Sein 947. und letztes Bundesliga-Tor für Kiel fiel dann doch. Auch, weil fast alle beim THW nicht mehr gegen Kronau sondern für Jacobsen spielten. Pass von Preiß, Dreher vorbei an Rutschmann. Wie sonst? Danach Jubelrunde mit ausgebreiteten Armen. Und vor Glück leuchtende Augen. Nikolaj Jacobsen verabschiedete sich auf seine Weise: mit einem Zaubertor.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 24.05.2004)
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