Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2004:

"Vielleicht werden diesmal noch nicht ganz vorne landen", sagt Kreisläufer Marcus Ahlm. "Aber bei der nächsten WM bestimmt." Rund 100 Kilometer südlich von Sousse, dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft, haben die Schweden ein kleines Paradies gefunden.

Ein gemütliches Hotel mitten in der Stadt, die Halle nur fünf Minuten entfernt und Personal mit ausgesuchter Höflichkeit. "Einfach perfekt", schwärmt Johan Pettersson. "Überhaupt kein Vergleich mit der WM in Portugal. Da waren das Hotel schlecht, das Essen mies und die Hallen viel zu groß."

Hier, so Kapitän Stefan Lövgren, werde ihnen jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Ohne Murren hätten die Angestellten gleich mehrere Sofas in ihren Gemeinschaftsraum geschleppt, um dort für Gemütlichkeit zu sorgen. Bei Videos, Massage und Pokerspielen verbringen die Schweden hier die freien Stunden zwischen Spiel und Training. Mit schwedischem Brot und schwedischem Kaffee.

Auf ihrer Etage sitzen gleich vier Wächter, die rund um die Uhr Karten spielen. Vor der Hoteltür stehen mehrere Polizisten, die den Schweden folgen, wenn sie in die Stadt gehen. "Einmal sind wir heimlich entwischt", sagt Lövgren, der mit Pettersson prompt von einem tunesischen Fan erkannt wurde. "Der wollte mit uns in ein Fotostudio und dort ein Bild machen." Als er das erste Nein überhörte, tauchten sofort zwei Uniformierte auf, die den Landsmann verscheuchten. Pettersson: "Die Polizisten haben wir überhaupt nicht gesehen."

Am Sonntag werden die Schweden ihre Oase verlassen und für die Hauptrunde nach Hammamet umziehen. Dort kommt es unter anderem zum wieder sehen mit den Kieler Mitspielern, Sebastian Preiß und Christian Zeitz. Deutschland und Schweden kämpfen in einer Gruppe um den Einzug für die Halbfinals.

Wenn die Skandinavier in der Hautgruppe aber noch eine Rolle spielen wollen, müssen sie heute Abend den Olympiasieger Kroatien (20.15 Uhr) besiegen. "Wenn wir so spielen, wie in den ersten 20 Minuten gegen Spanien, kann das klappen", hat der 276-fache Nationalspieler Tomas Svensson seine Schweden noch nicht aufgegeben. "So einen guten Handball habe ich bei uns noch nie erlebt."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2005)