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27./28.01.2005 - Letzte Aktualisierung: 28.01.2005 WM 2005 / Nationalmannschaft

DHB-Team in der Hauptrunde - Unentschieden gegen Norwegen

Update #3 Statistik, Spielbericht und KN-Spielbericht ergänzt

Das DHB-Team bleibt bei der Weltmeisterschaft 2005 in Tunesien weiterhin ungeschlagen: nach einer überragenden ersten Halbzeit reichte dem DHB-Team ein 27:27 (15:12)- Unentschieden, um in der Vorrunden-Gruppe D nicht mehr von einem der für die Hauptrunde berechtigenden ersten drei Plätze verwiesen zu werden. In einem zu jeder Zeit spannenden Spiel dominierte das deutsche Team 50 Minuten lang das Geschehen, führte zeitweilig sogar mit sechs Toren, ehe die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand in der Schlussphase mit Glück und Geschick den für das Weiterkommen wichtigen Punkt sichern konnte.
Gleich zu Beginn der Partie rückte das slowenische Schiedsrichtergespann in den Mittelpunkt: zahlreiche überkleinliche Zeitstrafen-Entscheidungen verunsicherten beide Teams, doch Deutschland ging hiermit zunächst besser um. 9:5 hieß es nach 18 Minuten, ehe Kjelling, stärkster Akteur auf Seiten der Nord-Europäer, das erste (!) Feldtor für Norwegen gelang. Zwei Tore von Christian Zeitz und ein Tempogegenstoß von Frank von Behren ließen den Vorsprung bis zur 22. Minute sogar auf sechs Tore anschwellen, ehe Norwegen ein wenig besser ins Spiel fand. Doch das DHB-Team verteidigte geschickt und ließ im Angriff dieses Mal die letzte Konsequenz kaum vermissen, so dass man mit einer 15:12-Führung die Seiten wechselte.

Dass die zweite Hälfte letztlich an Dramatik kaum zu überbieten sein würde, konnte man zu Beginn der zweiten 30 Minuten kaum erahnen. Zeiz' feine Einzelleistung zum 16:13 folgten allerdings ein Treffer von Kjelling und ein Tempogegenstoß von Riise, als Christian Zeitz dann auch noch für zwei Minuten auf die Bank musste, nutzten eben diese beiden Norweger die Gunst der Minuten, um ihr Team mit 17:16 in Führung zu bringen. Da sich auch Steinar Ege im Tor der "Bundesliga-Auswahl" Norwegens zu steigern wusste, wogte das Spiel nun hin und her. Auf deutscher Seite war es in dieser Phase Oleg Velyky, der mit schönen Treffern und sicher verwandelten Siebenmetern die deutsche Auswahl im Spiel hielt. Absetzen konnte sich diese allerdings genauso wenig wie der Gegner, so dass bis in die Schlussphase hinein das Spiel, das geprägt war von Provokationen, ausgeglichen war. Als Bitter beim Stand von 27:27 einen Freiwurf von Kjelling parierte, hatte das deutsche Team auf der Gegenseite ebenfalls per Freiwurf die Chance, doch noch zu gewinnen. Doch auch Ege ließ sich nicht überraschen, das Spiel endete letztlich leistungsgerecht unentschieden.

Damit hat sich die deutsche Mannschaft für die Hauptrunde qualifiziert. "Ich kann über den Punktverlust nicht traurig sein", zeigte sich Brand nach dem Schlusspfiff zufrieden. Das DHB-Team wusste durch eine geschlossene Mannschaftsleistung zu überzeugen, während auf norwegischer Seite vor allem Kjelling überragte. Nach dem Schlusspfiff dürften sich Florian Kehrmann und Johnny Jensen, die während der 60 Minuten des Öfteren aneinander gerieten, einiges zu erzählen gehabt haben...

(Christian Robohm)

In den beiden weiteren Spielen der Gruppe D unterlag Katar der ägyptischen Auswahl knapp mit 29:31, nachdem die Ägypter zur Pause bereits mit 17:10 führten. Serbien und Montenegro gewannen deutlich gegen Brasilien: am Ende hieß es nach spannender erster Halbzeit 33:19 (15:13) für den nächsten Gegner Überraschung: der gestrige Gegner des DHB-Teams. In weiteren Spielen mit THW-Beteiligung schlug Schweden Japan und Spanien unterlag Kroatien (siehe Bericht).

Gruppe D, 27.01.05, Do., 20.15: Norwegen - Deutschland: 27:27(12:15)

Norwegen:
Ege (1.-60., 13 Paraden), Walstadt; Solberg, Tvedten (5/5), Loke (3), Lund, Kjelling (12/3), Hagen, Vildalen, Rykkje, Lauritzen (3), Jensen, Riise (3), Skjaervold (1)
Deutschland:
Lichtlein (2 Siebenmeter, 0 Paraden), Bitter (1.-60., 12 Paraden); Jansen (4/2), Grafenhorst, von Behren (2), Weber, Zeitz (5), Glandorf (1), Kehrmann (6), Preiß (1), Hegemann (n.e.), Tiedtke (n.e.), Roggisch, Velyky (8/4)
Zeitstrafen:
Norwegen: 7 (Hagen, Solberg, Loke, Vildalen, Lauritzen, 2x Jensen);
Deutschland: 9 (je 2x Roggisch, von Behren, Preiß; Glandorf, Weber, Zeitz)
Schiedsrichter:
Pozeznik/Repensek (SLO)
Siebenmeter:
Norwegen: 9/8 ( ;
Deutschland: 7/6 (Ege hält Jansen)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (1.), 1:4 (6.), 4:5 (9.), 5:8, 5:9 (18.), 6:12, 8:12 (22.), 11:13 (27.), 12:15;
2. Hz.: 13:16 (33.), 17:16 (36.), 17:18 (39.), 19:20 (43.), 20:22 (46.), 22:22, 22:24 (50.), 24:24 (52.), 26:25 (56.), 26:27, 27:27
Zuschauer:
3500 (Sousse (TUN))
 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2005:

DHB-Team bestand Reifeprüfung

Nach 27:27 gegen Norwegen weiter
Sousse - Mit heißem Herzen und kühlem Kopf haben die deutschen Handballer ihre Reifeprüfung bei der Weltmeisterschaft in Tunesien bestanden und sich vorzeitig für die Hauptrunde qualifiziert. Dank einer tadellosen Abwehrleistung erkämpfte sich der neu formierte Europameister gestern Abend in Sousse ein 27:27 (15:12) gegen den Geheimfavoriten Norwegen.

Mit einer beinahe makellosen Bilanz von drei Siegen und einem Unentschieden in vier Spielen hat die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand bereits vor ihrem abschließenden Spiel der Vorrunden-Gruppe D morgen (14 Uhr/ARD live) die Hauptrunde in Nabeul erreicht.

Die Deutschen legten in der Olympiahalle von Sousse einen furiosen Start hin. Mit einem bärenstarken Torhüter Johannes Bitter im Rücken raffte sich die Abwehr in der ersten Halbzeit zu ihrer besten Turnierleistung auf. Die Norweger prallten immer wieder an der gelb-schwarzen Gummiwand ab und verloren erst ihr Konzept und dann die Übersicht. Auch der Kieler Frode Hagen konnte die Aktionen der Seinen in der ersten Halbzeit nicht beruhigen. In der zweiten kam er nicht wieder.

Symptomatisch für das Spiel der Skandinavier, denen die bittere 24:25-Pleite gegen die Serben tags zuvor noch in den Kleidern steckte, war die 24. Minute, als selbst der erfahrene Spielmacher Glenn Solberg einen Blackout hatte. Erst warf er dem wie aufgedreht spielenden Kieler Christian Zeitz den Ball zu, dann holte er Torsten Jansen von den Beinen. Glück für Solberg, dass die Unparteiischen ihm nicht die Rote Karte zeigten.

Es sollte bis zur 19. Minute dauern, ehe den Norwegern durch Kristian Kjelling das erste Feldtor gelang. Zu diesem Zeitpunkt lagen die schon 9:5 vorne. Auf flinken Beinen schlossen Jansen und Florian Kehrmann einen Gegenstoß nach dem anderen ab. Den Rest besorgten der achtfache Torschütze Oleg Velyky und Zeitz, der mit einer Extraportion Adrenalin in die Partie startete. "Bei Zeitz muss der große Knoten noch platzen", meinte Brand vor dem Spiel. Motivation pur für Zeitz, der seinen Anteil daran hatte, dass die Deutschen zur Pause 15:12 führten. "Das war eine Leistungssteigerung der ganzen Mannschaft und auch von mir", freute sich Zeitz, der dennoch immer wieder Holger Glandorf weichen musste, dem an diesem Abend nichts gelang.

Es sollte sich rächen, dass der Europameister nicht mehr Kapital aus der Konfusion der Norweger schlug. Wie verwandelt kamen Solberg & Co aus der Kabine und glichen in der 40. Minute erstmals zum 16:16 aus. "Dieses Tempo konnten wir nicht durchhalten", wusste Frank von Behren. "Irgendwann ging uns die Puste aus."

War die Partie zu diesem Zeitpunkt schon hitzig, gossen die Unparteiischen weiteres Öl ins Feuer. Einmal pfiffen sie Jansen einen Siebenmeter ab, weil er Steinar Ege im Gesicht traf und erst den Nachwurf verwandelte. Statt den Strafwurf zu wiederholen, drückten sie den Ball in norwegische Hände. Kurz darauf standen die Slowenen sich Nase an Nase gegenüber und zeigten energisch in verschiedene Richtungen. In der 52. Minute schließlich sahen sie als einzige in der erneut eiskalten Halle einen Wurf von Kjelling hinter der Linie - Handball-Lotterie mit zwei Teams, die beide einen Hauptgewinn zogen, den sie sich zuvor redlich verdienten.

"Wenn die Norweger am Ende nicht den Kopf verlieren, gewinnen sie sogar noch", freute sich Kapitän Kehrmann mit seinen jungen Nebenleuten, die eine weitere Feuertaufe bestanden und d ie erste echte Reifeprüfung ablegten.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2005)


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