26.01.2005 | WM 2005 / Nationalmannschaft |
Einen Ausfall des 126-fachen Nationalspielers kann sich das deutsche Team nicht leisten. Schon gegen Ägypten und Brasilien wurde deutlich, dass eine Figur fehlt, die der Jugend Gelassenheit vermittelt, wenn sie sich gerade wieder von der Hektik des Spiels anstecken lässt. Frank von Behren traut sich zu, das Loch, das die beiden verletzten Lemgoer Daniel Stephan und Markus Baur in der Schaltzentrale des deutschen Angriffspiels hinterließen, zu stopfen: "Von denen, die jetzt dabei sind, kann ich am besten Ruhe ausstrahlen."
Aber auch der Gummersbacher konnte diesen Worten noch nicht viele Taten folgen lassen. Auf der Suche nach einer Erklärung wird er wie folgt fündig: "In der alten Mannschaft wusste jeder, wie er auf ungewohnte Spielsituationen zu reagieren hat. Jetzt sind viele einfach nicht in der Lage umzudenken." Besonders im Angriff lieferten die Deutschen bisher nur Stückwerk ab. Steffen Weber, beim Zweitligisten SG Kronau/Östringen angestellt, und Neuling Oleg Velyky (Essen) sind die Schuhe auf alle Fälle zu groß oder noch zu groß. Leidtragender ist der Kieler Sebastian Preiß, der sich als Kreisläufer oft vergeblich nach dem Ball streckt. "So ein Zusammenspiel muss gut abgestimmt sein. Und das kann es bei der kurzen Vorbereitung nicht sein", sagt der 23-Jährige. Seine Rolle sehe er nun darin, Räume zu schaffen, damit seine Mitspieler im Rückraum das Tor besser treffen können.
Außerdem wartet der zukünftige Lemgoer auf Zuspiele seines Kieler Klubkameraden Christian Zeitz, denn: "Mit ihm klappt es ganz gut." Ein Kompliment, das Zeitz mit säuerlicher Miene an sich abperlen lässt. "Ich habe mein Spiel noch nicht gefunden", ärgert sich der 24-Jährige, "ich habe bisher schlecht gespielt."
Zwar steht Zeitz nicht mehr im Schatten des Lemgoers Volker Zerbe, der nach den Olympischen Spielen abtrat. Doch eine Dauerkarte für einen Platz im rechten Rückraum hat er deshalb noch lange nicht. Gegen Brasilien rutschte er am Ende gar auf Rechtsaußen ab. Zeitz: "Wenn ich hier zwei Fehler mache, werde ich ausgewechselt. Daran muss ich mich gewöhnen." THW-Trainer Noka Serdarusic beweise mehr Geduld mit ihm: "Ich spiele mit viel Risiko und muss auch Fehler machen dürfen."
Ihren Spaß, bei der WM dabei sein zu dürfen, haben Zeitz und Preiß nicht verloren. Die Stimmung in der Mannschaft sei gut, in Florian Kehrmann habe man einen guten Kapitän, und die Tunesier seien sehr nett zu ihnen. Nicht nur, weil sie den Bus stets mit Polizeieskorte zur Halle begleiten. "Die freuen sich alle darüber, dass die WM in ihrem Land stattfindet", sagt Preiß. Bedenken wegen ihrer Sicherheit hätten sie noch nicht gehabt. "Das ist kein Vergleich zu den Olympischen Spielen", weiß Zeitz. "Da sah man kaum Polizisten, hier steht alle zehn Minuten einer." Für ihn gibt es nur ein einziges Haar in der Suppe: "In den Hallen ist es ziemlich kalt."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2005)
Rot - Die Schiedsrichter sind vom Weltverband IHF angehalten worden, schneller zur Roten Karte zu greifen. Sie sollen vor allem dann nicht zögern, wenn ein Spieler im vollen Lauf mit einem noch so sanften Schubser aus der Bahn geworfen wird. Bei der EM in Slowenien erlebte das THW-Spieler Roman Pungartnik, der dafür mit einem Kreuzbandriss bezahlte.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2005)
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