16./17./18.11.2005 - Letzte Aktualisierung: 18.11.2005 | Bundesliga |
Update #4 | Weiteren Bericht der KN, Spielbericht der KN, Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt... |
Nach dem Pausentee kehrte Chrischa Hannawald ins Tor des TVG zurück. Dennoch blieb es bis zum 21:17 durch einen schönen Dreher Henrik Lundströms beim Kieler Vier-Tore-Vorsprung. Dann schnappte sich Hannawald einen Wurf des bis dato hundertprozent treffsicheren Marcus Ahlm, was sich wie eine Initialzündung auf die Nordbayern auswirkte. Erst traf Petersson zum 18:21, dann griff sich Hannwald auch noch Würfe von Kavticnik und Lövgren. Andi Kunz traf daraufhin zweimal per Tempogegenstoß: Die Gastgeber waren urplötzlich wieder dran. (20:21, 35.). Nach dem Großwallstädter Anschlusstreffer zum 21:22 wurde es hektisch in der nun immer lauter werdenden Halle: Hannawald riss Karabatic nach einer ungewollten Kollision zu Boden, unverständlicherweise bekamen beide hierfür eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt (39.). Drei Minuten sollten vergehen, ehe wieder ein Akteur in die Maschen der Tornetze treffen sollte - unglücklicherweise für die Kieler war dies mit Jens Tiedtke ein Spieler des Gastgebers, der zum Ausgleich traf.
Zuvor zeichneten sich Rominger und Fritz, der einen Siebenmeter von Petersson entschärfte, gleich mehrfach aus. Dennoch: Die Kieler Treffsicherheit der ersten Hälfte war dahin. Die zunehmende Hektik ergriff nun beide Teams, kaum eine Spielminute verging nun ohne eine Zeitstrafe. Nach Karabatics Treffer zum 23:22 von Linksaußen erwischte es Großwallstadts Bernd Hofmann. Die numerische Überzahl brachte den Kielern ein wenig Entlastung. Frode Hagen und Kavticnik erhöhten wieder auf 26:23 (46.) - der THW bewies Nervenstärke. Die Entscheidung folgte kurz darauf. Ahlm hatte den Weg zur Strafbank antreten müssen, dieses Mal aber schlugen die Zebras sogar in Unterzahl unbarmherzig zurück: Kim Andersson und Stefan Lövgren per Tempogegenstoß nach einem Fehlpass von Heiko Grimm erhöhten auf 29:24 (48.). Im Stile einer Klasse-Mannschaft erwehrten sich die Zebras nun den wütenden Angriffen der Gastgeber. Auch die Umstellung auf eine sogenannte "Indianer-3-2-1-Abwehr" irritierte den Deutschen Meister nur kurz. Zwei Tore von Ahlm und der finale Treffer von Lundström brachten schließlich den verdienten und nach dem Spielverlauf in dieser Höhe nicht unbedingt zu erwartenden 35:27 - Erfolg, der den THW Kiel weiterhin im Titelrennen hält.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten und einen weiteren KN-Bericht.
Aus kiel4kiel.de:
THW siegt bei Flensburgs Angstgegner Großwallstadt
Eine insgesamt konzentrierte Leistung bescherte dem THW Kiel zwei wichtige Punkte im Meisterschaftskampf beim schweren Auswärtsspiel in Elsenfeld. Bei Altmeister TV Großwallstadt, bei dem die SG Flensburg-Handewitt die einzigen beiden Bundesliga-Niederlagen der letzten zwölf Monate kassierte, gewannen die Zebras verdient mit 35:27 (19:15) und bleiben damit Tabellenführer VfL Gummersbach und dem punktgleichen Erzrivalen aus dem Norden weiter auf den Fersen. Bester Torschütze bei einer homogenen Manschaftsleistung des THW war Kreisläufer Marcus Ahlm mit 7 Treffern.
Das Ergebnis spiegelt nicht das Spiel wider. In der zweiten Halbzeit haben wir in unserem taktischen Spiel nachgelassen als der TVG mit viel Kampfkraft agierte. Dabei haben wir zweimal den Faden verloren. Als Großwallstadt in den letzten 15 Minuten nachließ und nicht mehr so stark spielte, konnten wir das Ergebnis ausbauen.Zum Thema "Henning Fritz im Formtief?" habe ich schon einige Fragen beantwortet. Es gibt keinen Menschen, der eine gleichmäßige Leistung bringen kann. Diese Tiefs gab es bei Boris Becker und bei einigen Fußballspielern. Ich weiß, was ich an Henning Fritz habe.
Kiel hat das Spiel verdient gewonnen, wenngleich das Ergebnis zu hoch ausfiel. Im Vergleich zum letzten Spiel haben wir uns gesteigert und uns in der zweiten Halbzeit zurück ins Spiel gekämpft. Meine Mannschaft hat große Moral bewiesen, auf dieses Spiel müssen und können wir aufbauen.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Henning Fritz.
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2005:
In der 43. Minute stand eine faire, intensiv geführte Partie auf der Kippe. Damit hätte niemand mehr gerechnet, zu souverän spielte der THW Kiel gegen den ersatzgeschwächten Gastgeber auf. Neben den beiden verletzten Hünen Jan-Olaf Immel und Wjadscheslaw Lochman fehlte auch noch Linksaußen Dominik Klein. Der 21-Jährige, mit 56 Saisontoren bester Schützte, zog sich im Training eine Bänderdehnung zu. Großwallstadt musste sich im linken Rückraum mit dem jungen Dänen Nichlas Jörgensen und dem tunesischen Nationalspieler Wael Horri behelfen.
Zu wenig, um die Kieler Abwehr wirklich in Verlegenheit zu bringen. Großwallstadt führte zwar flott mit 3:0, doch der deutsche Meister ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Zumindest in den ersten 30 Minuten nicht.
Dann taute TVG-Keeper Chrischa Hannawald auf, dem vor der Pause gar nichts gelingen wollte. Großwallstadt kämpfte sich auf 21:22 heran, die Halle tobte. Gänzlich aus der Fassung gerieten die Fans, als sich kurz darauf Hannawald und Nikola Karabatic in die Haare gerieten. "Er hat mir seinen Ellenbogen ins Gesicht gerammt", schimpfte der Franzose, der sich anschließend den 34-Jährigen zur Brust nahm und gemeinsam mit ihm auf die Strafbank wanderte. Kurios die Entscheidung der Unparteiischen, den Ball an die Hausherren auszuhändigen. Während sich Karabatic und Hannawald auf dem Boden kugelten, hatten die Kieler ihn sich längst zurück erobert.
Großwallstadt holte nun die letzten Akkus aus dem Keller, glich zum 23:23 aus. "Daran sind wir selbst schuld", ärgerte sich THW-Manager Uwe Schwenker. "Bei einem solchen Spielstand kommt hier immer Hektik auf. Das hätten wir uns ersparen können."
Doch obwohl Serdarusic mit Karabatic, Kim Andersson und Vid Kavticnik seine "jungen Wilden" auf dem Spielfeld beließ, gaben die Kieler den Taktstock nicht ganz aus der Hand. Der gute Henning Fritz parierte einen Siebenmeter von Alexander Petersson. Auf der anderen Seite traf Frode Hagen, der ansonsten auf der Ersatzbank saß, vom Punkt - 25:23 für Kiel. So langsam spürte der deutsche Meister Rückenwind. Dann parierte Fritz gegen Horri und Kiels Rechtsaußen Kavticnik traf zum 26:23. Zuvor hatte der Slowene es immer wieder vergeblich mit Gewalt versucht, diesmal drehte er den Ball mit Gefühl ins Netz. Stefan Lövgren, nach dem Kolding-Spiel mit einem blauen Auge im Gesicht, traf kurz darauf den Pfosten. Der Abpraller landete bei Marcus Ahlm und der machte mit dem 29:24 alles klar. "Das hat Spaß gemacht", sagte ein sichtlich gezeichneter Schwede. "Ein hohes Tempo, viele Zweikämpfe und trotzdem keine Gewalt im Spiel."
Die Hausherren hissten nun die weiße Flagge. Zermürbt und enttäuscht nahmen sie in der Schlussphase widerstandslos weitere Tore hin. "Großwallstadt hat aufopferungsvoll gekämpft", fand ein strahlender Fritz noch nette Worte für den Gegner. "Aber als das Spiel zu kippen drohte, haben wir einen kühlen Kopf bewahrt."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2005:
"Er ist der Kopf der Mannschaft", sagt Manager Uwe Schwenker. "Er wird zwar nicht jünger. Aber es gibt nur wenige Mittelspieler mit seinen Qualitäten." Welche Rolle Lövgren in der verjüngten Zebraherde spielt, wurde erst am Mittwoch wieder deutlich. Souverän führte er seinen THW zum 35:27-Sieg in Großwallstadt. Lövgren war der ruhende Pol für die "Krabbelgruppe" mit Vid Kavticnik (21), Nikola Karabatic (21) und Kim Andersson (23).
Dann, als Großwallstadt zum 23:23 (43.) ausglich und die Untermainhalle kochte. Als die Jugend im schwarzweißen Dress Nerven zeigte und THW-Tore nur noch im Fünf-Minuten-Takt fielen. Der vierfache Europameister bildete mit Henning Fritz und Marcus Ahlm die stabile Achse, an der sich das Team in unruhiger See festhalten konnte.
"Ich bin zwar nicht mehr so schnell wie früher", sagt Lövgren. "Aber es macht mir Spaß, den jungen Leuten mit meiner Erfahrung zu helfen." Zwei lange Jahre plagte sich "Löwe" mit Verletzungen herum. Zwei Jahre, in denen ihn seine kaputten Füße nicht mehr tragen wollten. Doch seit einigen Monaten läuft es wieder rund beim Weltmeister, der seit Juli 1999 das THW-Trikot trägt.
Gute Laune also bei den Kielern, die erst Großwallstadt besiegten und dann zu mitternächtlicher Stunde noch gemeinsam den Mannschaftsbus von einer Eisschicht befreiten. Gestern morgen um 6.30 Uhr fielen die müden Sieger dann endlich in ihre Betten. Mit acht Toren Differenz hatten sie gewonnen. Ein solch deutlicher Erfolg gelang dem THW Kiel in Großwallstadt bisher nur ein einziges Mal - im September 1997 (31:23).
Die Franken unterstrichen dabei einmal mehr, warum sie derzeit das Überraschungsei der Liga sind. Acht Spieler verließen den Klub zum Saisonende, zehn neue kamen. Dazu mit Michael Roth ein neuer Trainer. Ein solcher Umbruch führt zu erstaunlichen Ergebnissen. In jeder Hinsicht. So zersägte der Klub, der 14 deutsche Spieler unter Vertrag hat, in Hamburg (37:29) unlängst den Stuhl des HSV-Trainers Christian Fitzek und punktete als einziges Team gegen Flensburg (28:24). Die dunkle Seite? Beim Pokal-Aus gegen Aufsteiger SG Kronau/Östringen verjubelte der Traditionsklub einen Acht-Tore-Vorsprung.
"Wir sind einfach noch zu grün", schimpfte TVG-Torhüter Chrischa Hannawald, der gegen den THW einen gebrauchten Tag erwischte. "Die Kieler tauchten immer frei vor mir auf. Da kann ich nur den Hampelmann machen und mich für eine Seite entscheiden." Hannawald wählte besonders in der ersten Halbzeit so oft die falsche, dass er entnervt auf die Ersatzbank schlich. Vor diesem Abend hatte er im Schnitt 17 Bälle pro Spiel gehalten. So viele wie kein anderer Torhüter in der Liga. Gegen Kiel hielt er nur Karabatic fest. "Wir haben uns nur ein bisschen provoziert", spielte der 34-Jährige die Rauferei mit dem Franzosen herunter. "Das war nur ein kleines Geplänkel."
So freute sich am Ende nur die Gymnastikabteilung des TV Großwallstadt über das Gastspiel der Kieler. Da der THW im Anschluss an ihre Dehnübungen noch ein letztes Mal vor dem Spiel trainieren wollte, fanden sie am Morgen ihre Halle erstmals beheizt vor.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2005)
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