19.02.2007 | Mannschaft |
Jeppesen hatte zuletzt die Handball-WM abgesagt, um sich für die Rückrunde in Form zu bringen. Doch anhaltende Schmerzen im Rücken, so Jeppesen, hätten ein hartes Training unmöglich gemacht. Dennoch ließ der Junioren-Weltmeister sich für das erste Saisonspiel gegen Hamburg (33:33) aufstellen. "Ich habe mich gut gefühlt und wollte der Mannschaft unbedingt helfen." Doch unter der Wettkampfbelastung gab der Rücken sofort wieder nach.
Jeppesen, der im Sommer 2006 vom FC Barcelona gekommen war, konnte nur in der Abwehr mitwirken. "Die Schmerzen waren so stark, dass ich gar nicht werfen konnte." Anschließend konnte er auch nicht mehr gehen, verbrachte drei Tage zumeist liegend und im Bett. "Ich habe einfach keinen Bock mehr", meinte Jeppesen, der sein Schicksal nicht fassen kann. "Gegen Hamburg hatte ich das Gefühl, steif wie ein Brett und mit einem Messer im Po über den Platz zu laufen."
Die beiden Rippenbrüche hätten es ihm unmöglich gemacht, drei Monate lang die Rücken- und Bauchmuskulatur zu trainieren. Die Schmerzen in der Bandscheibe seien nun die logische Konsequenz. "Ich habe keine Lust mehr, immer nur mit 60 Prozent zu spielen", sagte Jeppesen, der in Kiel einen Vertrag bis 2009 unterschrieben hat und ihn auch erfüllen will. "Wenn ich nicht daran glauben würde, könnte ich jetzt auch einpacken und nach Dänemark zurückkehren." Geld, so Jeppesen, interessiere ihn im Moment nicht. "Ich möchte endlich wieder Spaß als Handballer haben."
Kaum zu glauben, dass der schlaksige Zwei-Meter-Mann in der Saison 2003/2004 von Trainern und Kapitänen der Handball-Bundesliga zum besten Spieler gewählt wurde. 160 Tore warf Jeppesen in dieser Saison, die seinem damaligen Arbeitgeber, der SG Flensburg, die erste Meisterschaft bescherte. Seine bisherige Bilanz beim THW: 17 Tore in elf Ligaspielen.
Erschütternde Zahlen für die Verantwortlichen des Rekordmeisters, die sich den Dänen eine Ablösesumme von rund 200 000 Euro und ein Brutto-Gehalt von schätzungsweise 230 000 Euro pro Jahr kosten lassen.
Da auch Viktor Szilagyi nach seinem Kreuzbandriss im linken Rückraum noch keine Alternative ist, unternahm Uwe Schwenker in der vergangenen Woche einen letzten Versuch, die Personaldecke zu strecken. Direkt nach dem Pokalsieg gegen Lemgo (35:32) fragte der THW-Manager bei den Ostwestfalen an, ob sie den Tschechen Filip Jicha bis zum Saisonende ausleihen würden. Jicha, mit 13 Toren überragender Schütze in dieser Partie, hätte auch in der Champions League eingesetzt werden können, da er sich mit Lemgo nicht für diesen Wettbewerb qualifiziert hatte. Jicha wäre ein echter Trumpf gewesen: Obwohl die Tschechen bei der WM lediglich Platz zwölf belegten, wurde der 24-Jährige in der so genannten "Scorer-Liste" mit 84 Punkten (57 Tore, 27 Vorlagen) Dritter hinter Olafur Stefansson (Island/106) und Ivano Balic (Kroatien/97).
Doch noch vor dem Ablauf der Wechselfrist am 15. Februar sagten die Lemgoer ab. "Ich habe dafür vollstes Verständnis", meinte Schwenker, "schließlich können sie sich noch für den EHF-Cup qualifizieren. Aber fragen musste ich." Jetzt, so Schwenker, würden die Karten auf dem Tisch liegen. "Wir spielen die Saison mit dem Kader zu Ende, den wir zur Verfügung haben." Auf Jeppesen, der sich zuletzt sogar mit Brustpanzer und lädierten Rippen aufstellen ließ, zählt er dabei nicht mehr. "Lars kann uns nur helfen, wenn er wieder hundertprozentig fit ist. Alles andere macht einfach keinen Sinn."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2007)
(19.02.2007) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |