Der Terminkalender kennt im Mai einfach kein Erbarmen mit den dezimierten
Zebras. Gut nur, dass die Anstrengungen sich beim lockeren
40:20-Erfolg
gegen Wilhelmshaven am vergangenen Samstag in Grenzen hielten. Denn drei Tage
nach diesem Spiel wartet bereits die nächste Partie auf den THW Kiel: Am Dienstag
ist Aufsteiger Eintracht Hildesheim zu Gast in der Ostseehalle, Anwurf ist um
20.00 Uhr, es gibt noch wenige Tickets in allen Kategorien an allen bekannten
Vorverkaufsstellen.
Eigentlich galt Eintracht Hildesheim bereits als Absteiger Nummer eins. Doch
seit dem Überraschungscoup gegen Nordhorn ist die Hoffnung und das Vertrauen
in die eigene Stärke bei den Niedersachsen zurückgekehrt. Der zweite Anlauf
in der Erstklassigkeit sollte für die Eintracht erfolgreicher
verlaufen als der desaströse erste: Vor sechs Jahren, in der Spielzeit
2000/2001, gingen nach dem ersten Bundesligaaufstieg 33 der damals
38 Saisonpartien verloren, und so musste die Eintracht mit 7:69 Punkten,
ohne einen einzigen Auswärtszähler und als abgeschlagenes Tabellenschlusslicht
schnell wieder die Reise in die Zweitklassigkeit antreten.
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Hatte oft dsa Nachsehen: Urgestein Sven Lakenmacher
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Von den damaligen Spielern steht keiner mehr im aktuellen Hildesheimer
Kader, den wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorstellten,
nur ein Name bleibt unweigerlich mit dem Club in Verbindung:
Eintracht-"Macher" Gerald Oberbeck, langjähriger Manager,
Geschäftsführer und Trainer in Personalunion, führte in der
Vorsaison durch eine starke Hinrunde seinen Verein zum zweiten
Mal in die Beletage des deutschen Handballs und zog sich nach
dem Aufstieg zumindest aus dem Trainergeschäft zurück. Sein
Nachfolger wurde mit Valerij Gopin ein ehemaliger Weltklassespieler,
der mit der russischen Nationalmannschaft alles gewann, was
sich ein Spieler wünschen könnte.
Der Erfolg stellte sich allerdings nicht ein in Hildesheim:
Zwei deutlichen Heimsiegen gegen Kronau/Östringen und Minden
standen zu Saisonbeginn acht Niederlagen gegenüber. Verkaufte
man sich in Gummersbach (32:35) und Nordhorn (28:29) noch
teuer, so war aber nach dem 10. Spieltag und der klaren
27:34-Schlappe in Düsseldorf der Geduldsfaden bei Gerald
Oberbeck gerissen: "Gopin zeigte sich wenig zugänglich für
Kritik. Er wollte die bestehenden Schwierigkeiten nicht
einsehen." Als neuer Trainer wurde im November der 41-jährige
Däne Lars Walther präsentiert, doch Ruhe kehrte bei den
Niedersachen auch weiterhin nicht ein.
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Engagiert an der Seitenlinie: Trainer Lars Walther
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Keinen einzigen Punkt holte Hildesheim mehr in der Hinrunde, verlor
auch richtungsweisende Heimspiele gegen Wetzlar (31:32) und
Lübbecke (29:33) und blieb mit lediglich vier Pluspunkten
abgeschlagener Letzter. Dafür nutzte man aber die
WM-Pause,
um zwei namhafte Neuverpflichtungen zu tätigen: Damien Kabengele,
der zusammen mit
Thierry Omeyer und
Nikola Karabatic 2003 die Champions
League gewann, kam ebenso ablösefrei mit sofortiger
Wirkung von RK Zagreb, wie Vladimir Matovic vom slowenischen
Vizemeister Gold Club Kozina (siehe auch
Gegnerkader Eintracht Hildesheim).
Doch obwohl der 2,01m-Hüne Matovic die löchrige Hildesheimer Abwehr
stärkte und Kabengele aus dem linken Rückraum durchschnittlich
sieben Treffer pro Spiel beisteuerte, setzte es auch nach
der Weltmeisterschaft eine Niederlage nach
der anderen. Das Resultat: 4:46 Punkte und sieben Punkte
Rückstand auf den Relegationsplatz 16.
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Macht hier gegen den Hamburger Bertrand Gille dicht: Vladimir Matovic
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Doch ausgerechnet gegen den Champions-League-Anwärter HSG Nordhorn
gab es letztlich am 15. April einen kleinen Hoffnungsschimmer:
Die Eintracht spielte die bislang überzeugende HSG beim 38:32-Erfolg
zeitweise an die Wand und feierte den ersten Sieg in der im
März fertig gestellten, 2300 Zuschauer fassenden Sparkassen-Arena.
Und an dem Wochenende, an dem der THW seinen lang ersehnten
ersten Champions League-Titel holte, gelang Hildesheim
schließlich im 32. Anlauf auch der erste Auswärtspunkt
in der Bundesliga: Beim 29:29 in Wilhelmshaven wäre sogar
noch mehr drin gewesen, führte die Eintracht doch 90
Sekunden vor Spielende noch mit 29:27.
Dennoch: Die Hoffnung und das Selbstvertrauen sind nach Hildesheim
zurückgekehrt. Deutlichstes Zeichen: Der unglaubliche 36:35-Triumph am Sonntag
gegen den um die Champions League-Qualifikation kämpfenden SC Magdeburg. Hildesheim ist
wieder dran. Insbesondere bei den letzten vier Saisonspielen
gegen Großwallstadt, gegen Melsungen sowie auswärts bei
den direkten Nachbarn im Abstiegskeller, der HSG Wetzlar und
dem TuS N-Lübbecke will die Mannschaft um Sven-Sören Christophersen
noch so viele Punkte wie möglich schaffen. Wenn die Konkurrenz
selbst nicht zu viele Punkte holt, sind zumindest Platz 16
und damit die entscheidenden Relegationsspiele gegen die drittbeste
Zweitligamannschaft für Hildesheim noch drin (siehe auch Tabelle und
Gegnerkurve Hildesheim). Die Hoffnung stirbt
ja bekanntlich zuletzt.
Obwohl Hildesheims Trainer Lars Walther am Dienstag Abend auf seinen kompletten
Kader zurück greifen kann, käme ein Punktverlust der Zebras gegen den
Tabellenletzten einer Sensation gleich. Schwächen in der Qualität des Kaders wolle man,
so ist es aus Niedersachsen zu vernehmen, durch Kampf ausgleichen. Das Motto der Eintracht
auch für das Spiel am Dienstag: "Eigentlich haben wir keine Chance,
lasst sie uns aber trotzdem nutzen" - mit diesem fuhr zuletzt der THW Kiel in
den Finalspielen der Champions League sehr gut. Bisher hatten die Kieler gegen
Hildesheim wenig Probleme: Die
bisherigen vier Pflichtspielduelle konnten die Zebras
für sich entscheiden. In der Bundesliga siegte der THW
in der Saison 2000/2001 souverän mit
30:21 in eigener Halle
und am letzten Spieltag mit 33:21 in Hildesheim.
Nur fünf
Monate später das nächste Duell, als sich die Kieler zu einem
26:24-Sieg im DHB-Pokal
mühten - nach ausgeglichener erster Halbzeit
machten letztlich 12 Treffer von Johan Pettersson
den Unterschied aus. Zuletzt gab es in der Hinserie einen ungefährdeten
34:25-Erfolg, bei dem die Eintracht dem hohen Favoriten zwanzig Minuten
lang Paroli bot, um letztlich dank starker Leistungen des Kieler Franzosen-Duos
Thierry Omeyer und Nikola Karabatic doch
klar den Kürzeren zu ziehen (siehe auch Spielbericht und
Gegnerdaten Hildesheim).
Die Schiedsrichter in der Ostseehalle sind
Hagen Becker und Axel Hack (beide Halberstadt).
(Sascha Krokowski/Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
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Häufiger Torjubel: Damien Kabengele
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Sven-Sören Christophersen und Damien Kabengele sind im
Angriffsspiel der Eintracht Hildesheim die entscheidenden
Faktoren und erzielen zusammen rund 12 Tore pro Spiel für den
Tabellenletzten. Beide rackern für das große Ziel, das schon
unendlich weit weg schien: den Klassenerhalt! Und das,
obwohl bei beiden Spielern bereits feststeht, dass sie die
Niedersachsen nach dem Saisonende verlassen werden, um sich
zwei Spitzenclubs der HBL anzuschließen.
Sven-Sören Christophersen - Die Leihgabe aus Lemgo
Als Sven-Sören Christophersen 2003 vom ATSV Stockelsdorf in die erste
Liga zum TBV Lemgo wechselte, war der fast zwei Meter große Rückraumspieler
gerade 18 Jahre alt. Als wurfgewaltiger "Rohdiamant" mit einer Menge
Übersicht gilt der Rechtshänder seitdem als große Hoffnung für den
deutschen Handballsport auf Halblinks, aber insbesondere auch auf
der Spielmacherposition. Seine Einsatzzeiten in der ersten Bundesliga
waren bei den Lipperländern aber spärlich gesät, zu groß war die
Konkurrenz in der Mitte durch den ehemaligen Welthandballer Daniel
Stephan und Weltmeister Markus Baur, auf links zuletzt durch
das zukünftige Zebra Filip Jicha. Damit "Smöre" in dieser Saison
mehr Spielanteile bekommt, wurde der inzwischen 21-Jährige zu
Beginn der Saison nach Hildesheim ausgeliehen. Mit großem Erfolg:
Als Spielmacher hat sich Christophersen mittlerweile einen Namen
in der Bundesliga gemacht, ist mit über fünf Treffern im Schnitt
zudem extrem torgefährlich. Kein Wunder, dass Bundestrainer Heiner
Brand bereits auf ihn aufmerksam wurde und Christophersen bereits
zu Testspielen eingeladen hat. In der nächsten Saison kehrt
der Jungnationalspieler dann aber wieder zum TBV zurück - nachdem
Markus Baur als Spielertrainer in die Schweiz zu Pfadi Winterthur
geht, wird Sven-Sören Christophersen nun auch genügend Spielanteile
sammeln und vermutlich auch international Erfahrung sammeln können.
Das nächste große Ziel: Olympia 2008 in Peking!
Damien Kabengele - Über Hildesheim nach Magdeburg
Den wichtigsten Titel im Vereinshandball hat der gebürtige Kongolese
bereits gewonnen: Damien Kabengele war 22 Jahre jung, als er 2003
zusammen mit den beiden Kielern
Thierry Omeyer und
Nikola Karabatic und dem französischen
Abonnementmeister Montpellier HB die Champions League gewann. Sein
weiterer Weg führte den Franzosen nach Kroatien zu RK Zagreb, ehe
er nach dem vorzeitigen Aus des Vereins in der Königsklasse im Januar
beim Tabellenschlusslicht der Bundesliga landete. Sieben Tore
im Schnitt steuerte der auch vom Siebenmeterpunkt nervenstarke
Rechtshänder seitdem für Eintracht Hildesheim bei, beim überraschenden
Heimsieg gegen die HSG Nordhorn erzielte der Rückraum-Allrounder
allein 13 Treffer. Kein Wunder, dass mehrere Top-Clubs auf den
mittlerweile 26-Jährigen aufmerksam wurden. Die Entscheidung fiel
letztlich für den SC Magdeburg, mit dem Damien Kabengele in der
kommenden Saison erneut den Angriff auf einen europäischen Titel
unternehmen kann. Aber bis dahin wirft er noch munter Tore für
seinen ersten deutschen Club: für Eintracht Hildesheim, für den
Klassenerhalt.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.05.2007:
Kann Karabatic spielen?
Verletzung droht THW-Halblinken auszuschalten
Ein Einsatz des Franzosen Nikola Karabatic
im heutigen Heimspiel gegen die Eintracht aus Hildesheim ist fraglich. Nach einem
Ultraschall diagnostizierte THW-Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker eine
Muskelüberdehnung in der rechten Wade, die sich Karabatic
am Sonnabend im Spiel gegen Wilhelmshaven zugezogen
hatte. Mit Hildesheim kommt nun die Überraschungsmannschaft
des letzten Spieltages nach Kiel, die mit einem 36:35 gegen den SC
Magdeburg verblüffte.
Im Januar
hatte sich Hildesheim
mit dem 25-jährigen Rückraumspieler Damien Kabengele
aus dem Kongo verstärkt, der 2003 mit Montpellier an
der Seite von Nikola Karabatic die Champions League gewonnen
hatte. Kabengele kam von RK Zagreb, vom slowenischen
Vizemeister RK Gold Club Kozina hatte sich der serbisch-montenegrinische
Kreisläufer Vladimir Matovic der Eintracht angeschlossen.
Und nun sehen die Hildesheimer Europapokalsieger-Besieger nach dem Sieg gegen
den SCM, einem Unentschieden in Wilhelmsaven (29:29)
sowie einem 38:32 gegen Nordhorn plötzlich wieder einen
Hoffnungsschimmer im Abstiegskampf. "Wir treten
endlich als Mannschaft auf", sagt der im November verpflichtete
Däne Lars Walther, der Valerij Gopin auf dem Trainerstuhl abgelöst hatte.
Nur noch zwei Punkte trennen
den Tabellenletzten vom Relegationsplatz 16. Punkte,
die in Wetzlar, gegen Melsungen und in Lübbecke eingesammelt
werden sollen. Heute wird Hildesheim nicht noch einmal zum Europapokalsieger-Besieger.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.05.2007)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - Eintracht Hildesheim:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips: