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08./09.05.2007 - Letzte Aktualisierung: 09.05.2007 Bundesliga

Arbeitssieg gegen Eintracht Hildesheim - Karabatic verletzt

Bundesliga, 27. Spieltag: 08.05.2007, Di., 20.00: THW Kiel - Eintracht Hildesheim: 34:28 (19:12)
Update #3 Spielbericht der KN, Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt...

Pelle Linders bejubelt einen seiner insgesamt elf Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pelle Linders bejubelt einen seiner insgesamt elf Treffer.
Der THW Kiel hat am Dienstag Abend gegen Tabellenschlusslicht Eintracht Hildesheim einen mühsamen 34:28 (19:12)-Arbeitssieg eingefahren. In einer auf schwachem Niveau stehenden Partie mühten sich die Gastgeber, die selbstbewussten Gäste auf Distanz zu halten. Überragender Akteur bei den Zebras war Kreisläufer Pelle Linders, der mit neun von insgesamt elf Torerfolgen den Weg zur klaren 19:12-Halbzeitführung ebnete. Bitter für die Zebras: Nikola Karabatic verletzte sich bei der letzten Kieler Offensivaktion am Zeh. Eine klaffende Wunde musste noch in der Kabine mit mehreren Stichen genäht werden.
Sein Einsatz am Sonntag beim richtungsweisenden Spiel in Halle/Westfalen gegen den TBV Lemgo erscheint fraglich. Eine genauere Diagnose wird erst am Mittwoch feststehen, wenn Karabatic, der gegen Hildesheim einmal mehr seine Klasse unter Beweis stellte, eine Röntgenuntersuchung hinter sich gebracht haben wird.

Christian Zeitz führt seine Zebras in die Ostseehalle.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz führt seine Zebras in die Ostseehalle.
Die Partie wurde von beiden Seiten extrem hektisch geführt. Dennoch schienen die Zebras schon früh in der Spur, als Linders nach einem Xepkin-Tipp-Pass das 3:1 und Karabatic nach Alleingang das 4:1 erzielte. Hildesheims Top-Goalgetter Kabengele hatte sein Visier zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig justiert, verzog zwei Mal freistehend. Vier Minuten folgten, die symptomatisch für das Spiel werden sollten: Hin und her flog der Ball, technische Fehler reihten sich auf beiden Seiten aneinander, ein konstruktiver Spielaufbau fand weder hüben noch drüben statt. Erst als Kim Andersson per Siebenmeter das 7:3 (14.) erzielte, schien die Sicherheit zurück im Kieler Spiel. Vor allem die Achse Karabatic/Linders machte mit der Abwehr der Niedersachsen, was sie wollte. Die Anspiele kamen präzise, Linders distanzierte die Verteidiger und überwand auch den starken Eintracht-Keeper Vaskevicius. So waren es auch die beiden auffälligsten Kieler Akteure, die den THW binnen vier Minuten von 12:8 auf 16:8 (24.) davon ziehen ließen. Drei Unaufmerksamkeiten im Angriff ließen Hildesheim dann jedoch drei Mal in Folge treffen - mit einem 19:12 wurden die Seiten gewechselt.

Nikola Karabatc, rechts Oliver Tesch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatc, rechts Oliver Tesch.
Hatten die Zuschauer noch auf eine Besserung der Partie gehofft, so mussten sie nun einsehen, dass der THW Kiel in Rumpfbesetzung einen klassischen Arbeitssieg einfahren würde müssen. Egal, was die Linksaußen Dominik Klein und Henrik Lundström auch anstellten: Der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Vaskevicius erwies sich für die ansonsten so sicheren Schützen als unüberwindbares Hindernis, und wenn der Teufelskerl zwischen den Eintracht-Pfosten einmal nicht ein Körperteil zwischen Tor und Ball bekam, flog dieser mit ziemlicher Sicherheit an Pfosten oder Latte. Mehr Glück hatte auch Andrei Xepkin nicht, der vier Mal freistehend an Vaskevicius scheiterte. Gut für den THW, dass auf der Gegenseite einmal mehr auf Thierry Omeyer Verlass war. Wenn Hildesheim gefährlich nah zu rücken drohte, parierte "Titi". Im Angriff hatte sich nun offenbar die Stärke von Linders auch bis in die gegnerische Verteidigung herum gesprochen, viel lief nun über Einzelaktionen, die zumeist von Karabatic zu einem erfolgreichen Ende geführt wurden.

Pelle Linders wird von Oliver Tesch (links) und Damien Kabengele attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pelle Linders wird von Oliver Tesch (links) und Damien Kabengele attackiert.
Als Klein nach 42 Minuten seine Torflaute beendet hatte, schien der Torfluch für alle Zebras besiegt. Doch Vascevicius nagelte erneut seinen Kasten dicht. Ganze drei Minuten dauerte es, bis die Niedersachen durch Matovic, Boese und Tesch von 20:29 auf 24:29 verkürzen konnten - der THW wackelte, fiel aber nicht. Entgegen kam den Zebras nun ausgerechnet das unsicher pfeifende Schiedsrichtergespann: Zwei kurz aufeinander folgende Zeitstrafen für Kabengele und Tesch brachten eine 6:4-Überzahl für die Zebras, die mit einer endlich konsequenten Chancenauswertung durch Klein und Kavticnik auch den letzen Zweifel am verdienten, wenn auch mühsamen Erfolg gegen Hildesheim ausräumten.

Am Ende mussten die Zebras aber einen hohen Preis für den Erfolg bezahlen. Der Kader eh schon dezimiert, verletzte sich Karabtic in den Schlusssekunden am Zeh. Bis Sonntag haben die Zebras nun Zeit, sich auf die Partie beim TBV Lemgo vorzubereiten - keine leichte Aufgabe angesichts des von Verletzungen in dieser Saison arg geplagten Kaders...

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Unsere heutige Leistung hat nichts mit Frische zu tun. Wenn meine Linksaußen, die heute zwölf einhundertprozentige Chancen verworfen haben, nur ihre gewohnten mindestens 80 Prozent der Würfe reinmachen, stellt sich die Frage nach der Frische überhaupt nicht. Die Fans wissen, dass wir nicht in der Lage sind, solch einen Handball wie mit komplettem Kader zu spielen. Sie haben dafür Verständnis. Ich bin froh, dass wir nur noch fünf Spiel zu überstehen haben. Die Mannschaft stellt sich beinahe schon von selbst auf, taktisches Spiel ist dadurch nicht mehr möglich. Wir können leider auch nicht davon ausgehen, dass bis zum Saisonende alle Spieler, die heute auf dem Parkett standen, weiterhin einsatzfähig sind. Karabatic hat sich heute verletzt.
Eintracht-Trainer Frank Walther:
Für uns spielt der THW Kiel Handball wie von einem anderen Planeten. Deshalb haben wir heute eine gute Leistung gezeigt. Sieben bis acht Minuten haben wir uns in der ersten Halbzeit ein bisschen aufgegeben, was der THW genutzt hat. In der Halbzeitpause haben wir uns vorgenommen, die zweite Hälfte nicht zu verlieren. Das haben wir erreicht, alles in allem ein vernünftiges Resultat erzielt. Nur mit sechs Toren in Kiel zu verlieren, ist für uns gut. Jetzt schauen wir von Spiel zu Spiel. Der nächste Gegner ist Flensburg, dann sehen wir, was dann passiert.
THW-ManagerUwe Schwenker zu Karabatic:
Es gibt keinen neuen Termin für Vertragsverhandlungen. Alles Spekulieren macht aber überhaupt keinen Sinn. Wir halten es wie immer, geben keine Wasserstandsmeldungen ab und werden uns melden, wenn irgend etwas passiert ist. Nikola wird sich jetzt mit seinem Berater und seinem Vater zusammen setzen - aber nochmal: Spekulationen bringen uns nicht weiter!
Eintracht-Spieler Sven-Sören Christophersen gegenüber den KN:
Wir können den THW zwar zu Hause nicht besiegen. Aber immerhin hat man gesehen, dass wir die Großen ärgern können. Ich hatte es schwer als Rechtshänder im rechten Rückraum. Darauf hatte sich der THW gut eingestellt. Trotzdem denke ich, dass wir uns ganz gut verkauft haben. Hier sind schon ganz andere Mannschaften mit viel schlechteren Ergebnissen aus der Halle gegangen.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Hildesheim ist sicherlich besser, als es die Tabelle aussagt. Trotzdem haben wir heute nicht gut gespielt und zu viele Chancen vergeben. Wichtig ist deshalb, dass wir heute gewonnen haben.
THW-Rechtsaußen Vid Kavticnik gegenüber den KN:
Seit dem Finale gegen Flensburg treffe ich nicht mehr so gut. Ich hoffe, dass ändert sich am Sonntag. An Hamburg denke ich nicht. Wenn wir alles gewinnen, werden wir Meister.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Pelle Linders.

27. Spieltag: 08.05.07, Di., 20.00: THW Kiel - Eintracht Hildesheim: 34:28 (19:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 16 Paraden), M. Andersson (n.e.); Linders (11), Xepkin, K. Andersson (5/2), Lundström (2), Kavticnik (2), Weltgen Zeitz (1), Karabatic (10/3), Klein (3); Trainer: Serdarusic
Logo Eintracht Hildesheim:
Vaskevicius (1.-60., 20 Paraden), Stange (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Lakenmacher (3), Kabengele (6/2), Nikolov (2), Christophersen (3), Kasmauskas (2), Matovic (5), Thiede (2), Gorpishin, Limberg, Tesch (3), Boese (1), Fetser (1); Trainer: Walther
Schiedsrichter:
Hagen Becker (Halberstadt) / Axel Hack (Halberstadt)
Zeitstrafen:
THW: 5 (Kim Andersson (40.), 2x Zeitz (47.,55.), 2x2 Karabatic (60.));
Hildesheim: 8 (Christophersen (4)., Nikolov (14.), 2x Tesch (20., 52.), 2x Matovic (38., 45.), Fetser (42.), Kabengele (52.))
Siebenmeter:
THW: 5/5;
Hildesheim: 3/2 (Kabengele gegen Omeyer an die Latte (36.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 4:1 (5.), 5:2 (8.), 5:3 (9.), 7:3 (14.), 9:5 (16.), 11:7 (19.), 12:8 (20.), 16:8 (24.), 17:9 (26.), 18:9 (26.), 18:12 (29.), 19:12;
2. Hz.: 20:13 (31.), 21:14 (34.), 21:16 (37.), 24:16 (39.), 24:18 (41.), 25:19 (42.), 27:19 (43.), 29:20 (47.), 29:24 (51.), 31:24 (53.), 32:25 (56.), 34:27 (59.), 34:28.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2007:

Pleiten, Pech und Pelle

THW Kiel müht sich gegen Eintracht Hildesheim zu einem 34:28 (19:12)
Kiel - Für Lars Walther, Trainer von Eintracht Hildesheim, spiele der THW Kiel in der Ersten Bundesliga und auch sonst "Handball von einem anderen Planeten". Beim 34:28 (19:12)-Sieg der Kieler gestern Abend waren die Zebras für 60 Minuten zurück auf der Erde. Gegen Hildesheim änderte allerdings auch eine zuweilen miserable Chancenverwertung nichts an einem sicheren Sieg.

Die erste Halbzeit stand unter dem Motto "Pleiten, Pech und Pelle". Gegen engagierte Hildesheimer, die zuletzt aus einem Sieg gegen den SC Magdeburg Selbstvertrauen geschöpft hatten, gestaltete sich das Kieler Spiel zunächst zäh, taktisch jedoch wirkungsvoll, auch dann, wenn die Zebras im Zuge der zweiten Welle mit dem furios aufspielenden Pelle Linders und Andrei Xepkin im "Doppelpack" für Unruhe im gegnerischen Mittelblock sorgten. Einzig die Tore gelangen seltener als erhofft. Zum einen, weil mit dem Litauer Arunas Vaskevicius Hildesheims größte Trumpfkarte zwischen den Pfosten zu Höchstform auflief und am Ende des Spiels 24 Paraden auf seinem Konto verbuchte. Zum anderen, weil die THW-Akteure ein ungewohnt schwaches Nervenkostüm im Abschluss offenbarten. So scheiterten Henrik Lundström per Tempogegenstoß und von Außen (9., 15.), Andrei Xepkin vom Kreis (10.) und Dominik Klein, der zunächst nur die Latte (28.) traf und später beim Tempogegenstoß an Vaskevicius scheiterte (30.).

"Meine beiden Linksaußen haben heute zwölf hundertprozentige Chancen vergeben", rechnete THW-Trainer Noka Serdarusic nach dem Schlusspfiff vor und formulierte sogleich eine Hoffnung für die kommenden Partien: "Ich denke, die Zuschauer wissen, dass wir mit der Aufstellung nicht in der Lage sind, das zu spielen, was sie früher von uns gesehen haben."

Es ist folglich zu konstatieren, dass der THW zwar gestern Abend nicht zu dem im Stande war, was noch am Sonnabend für ein souveränes 40:20 gegen den Wilhelmshavener HV gesorgt hatte. Dass aber schließlich auch gegen Hildesheim der Vorsprung nie auf ein Besorgnis erregendes Mindestmaß schrumpfte. Auf dem Weg zum 19:12 zur Pause blieb immerhin Zeit für neun Treffer des am Kreis ackernden Pelle Linders, der dabei zweimal zum 10:5 (17.) und 11:6 (18.) von Nikola Karabatic mit einem Rückhand-Anspiel der Marke Weltklasse bedient wurde.

Nach der Pause zunächst das gleiche Bild: Klein und Karabatic scheitern frei vor Vaskevicius (32.), Hildesheim verkürzt sogar bis auf 16:21(38.), und doch blieb alles beim alten. Thierry Omeyer hielt die wichtigen Bälle, auf die es ankam, während der Frust seiner Mitspieler von Minute zu Minute wuchs. Eben jenen Frust durfte Dominik Klein erst in der 43. Minute bei seinem ersten Treffer zum 27:19 hinauspressen, seinem inneren Zorn Luft verschaffen.

Das Signal zu einem furiosen Endspurt war damit keineswegs gegeben, das muntere Chancenauslassen auf dem Planeten Erde ging weiter und fand seine Personifizierung ausgerechnet in dem Publikumsliebling Xepkin, dem an diesem Tag im Angriff nichts gelingen mochte. Das Vermögen der eigenen Fähigkeiten bescherte den Zebras am Ende einen ungefährdeten Sieg ohne Wert. "Wenn wir besser in der Abwehr spielen, haben wir in Lemgo eine Chance", sagte Pelle Linders nach dem Schlusspfiff.

Dass Nikola Karabatic nach dem Spiel wegen einer Risswunde über dem vierten Zeh am rechten Fuß genäht werden musste, die er sich in der Schlussminute zugezogen hatte (unklar blieb, ob bei einer Aktion auf dem Feld oder bei einem wütenden Tritt gegen die Auswechselbank nach einer Zweiminutenstrafe) und dass Karabatic deswegen heute geröntgt werden muss, erhöht nun die eigene Unsicherheit in Bezug auf die verbleibenden Saisonspiele. Pelle Linders sagt: "Wir sind immer noch die Nummer eins."

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 09.05.2007)


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