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28.01.2008 EM 2008

Kieler Nachrichten: Schweden sitzen wieder in der ersten Reihe

Marcus Ahlm und Co gewinnen Spiel um Platz fünf und sind direkt für die WM qualifiziert

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2008:

Lillehammer - Das Bein bandagiert wie eine Mumie, das Gesicht von den Erschöpfungen gezeichnet, doch die rechte Faust geballt - so feierte Marcus Ahlm (THW Kiel) sein finales Tor zum 36:34-Sieg gegen Norwegen im Spiel um Platz fünf.
Nach zweimaliger Verlängerung und am Ende eines Fehlerfestivals zweier ausgelaugter Mannschaften, hatten die Schweden ihr Ziel erreicht: Der Sieger qualifiziert sich direkt für die Weltmeisterschaft im Januar 2009 in Kroatien und hat nun auch in der Qualifikation für die Olympischen Spiele im August in Peking die besseren Karten. So spielt Schweden Ende Mai, Anfang Juni in Polen gegen den Gastgeber, Island und Argentinien. Für die Norweger, die ihr bestes Turnierergebnis (7. bei der WM 2005 in Tunesien) übertrafen, ist der Weg nach China weitaus steiniger. Sie spielen gegen Frankreich (Gastgeber), Spanien und Tunesien.

Gut möglich, dass die Wikinger schon da ein anderes Gesicht haben werden. Frode Hagen ("ich werde da nicht mehr dabei sein"), Glenn Solberg und wohl auch Johnny Jensen denken über einen Abschied aus der Nationalmannschaft nach. "Wir rackern uns ab, aber es kommt nichts dabei heraus", sagt der Abwehrspieler der SG Flensburg-Handewitt. "Da muss man sich schon genau überlegen, ob das alles die Mühe wert ist."

Tief enttäuscht war auch Landsmann Börge Lund, der mit seinen Toren in der Schlussphase Norwegen am Leben gehalten hatte. "Wir haben aus der Vorrunde vier Punkte mitgenommen, da kann es nicht sein, dass wir hier nur um Platz fünf spielen", ärgerte sich der Rückraumspieler des THW Kiel. "Wir hatten immer das Gefühl, dass die Schiedsrichter im Zweifel gegen uns entschieden haben." Nach der Weltmeisterschaft in Deutschland, bei der es immer wieder Vorwürfe gegeben hatte, der Gastgeber sei bevorzugt behandelt worden, war ihrer Meinung nach ein erneuter Sieg der ausrichtenden Nation unerwünscht. "Ob es Absicht war, das weiß ich natürlich nicht", meinte Jensen. "Aber wir durften uns weniger erlauben als andere Mannschaften." Auch im Spiel um Platz fünf, so Jensen und Lund unisono, hätten die Schiedsrichter sich am Ende für Schweden entschieden. Es pfiff das deutsche Gespann Frank Lemme und Bernd Ullrich (Magdeburg).

Für die Schweden hat am Sonnabend dagegen die Zukunft begonnen. Bei den letzten beiden Meisterschaften hatte das Mutterland des Handballs gefehlt. Mit acht Spielern, die ihr erstes großes Turnier spielten, kehrten sie nun in die Weltspitze zurück. "Wir sind alle ziemlich kaputt, aber die Freude ist riesig", meinte Ahlm. "Uns haben zwei Tore gefehlt, um das Halbfinale zu erreichen. Das heißt, wir können mit den Besten der Welt mithalten." Endgültigen Abschied nahm Johan Petersson, der mit einem frechen Siebenmeter in der 77. Minute seinen ehemaligen Vereinskollegen beim THW Kiel, Steinar Ege, genarrt und zum wichtigen 33:31 getroffen hatte. "Das war mein letzter Wurf." Seine Mission ist erfüllt, Schweden sitzt wieder in der ersten Reihe.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2008)

Lesen Sie bitte auch unseren Bericht zum Spiel gegen Norwegen...


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