Am Samstag wurde
bei HBW Balingen-Weilstetten der erste
Kieler Saisonsieg eingefahren, doch bereits am Mittwoch
wartet eine ungleich schwerere Aufgabe auf den THW Kiel:
Zu Gast in der Sparkassen-Arena-Kiel ist dann der SC
Magdeburg, der dank zweier Kantersiege als Tabellenführer
in die neue Spielzeit gestartet ist. Der Anwurf erfolgt
um 20.15 Uhr, aktuelle Informationen aus der Halle bekommen
Sie im Internet über den Liveticker der Kieler Nachrichten
unter
www.kn-online.de.
Am Ende der vergangenen Spielzeit stand für die "Gladiators"
ein
achter Platz zu Buche. Nüchtern betrachtet war dies zwar
die schlechteste Platzierung seit Rang 9 in der Saison 1996/97.
Doch nach den vielen Turbulenzen im vergangenen Herbst und
Winter kommt einem dies schon fast wie ein "Frühjahrsmärchen"
vor. Die Querelen um den ehemaligen Manager Bernd-Uwe Hildebrandt,
verschwundene Spielerverträge und finanzielle Löcher, die es
zu stopfen galt - dies waren die Hauptthemen in Magdeburg,
während die Mannschaft sportlich so langsam im Mittelmaß versank.
Der Tiefpunkt wurde erreicht, als Trainer Bogdan Wenta Ende
Oktober beurlaubt und durch ein Interims-Gespann, Sportdirektor
Stefan Kretzschmar und Youngsters-Trainer Helmut Kurrat, ersetzt
wurde.
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In bestechender Form: Torhüter Silvio Heinevetter.
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SCM |
Als mit Michael Biegler vom Wilhelmshavener HV schließlich erst
im Januar der neue Chef-Coach vorgestellt wurde, waren die beiden
polnischen Starspieler schon Richtung Mannheim transferiert:
Spielmacher Grzegorz Tkaczyk und Rückraumshooter Karol Bielecki
hatten ohnehin schon Anschlussverträge bei den Löwen unterzeichnet
und schienen mit dem Kopf schon eher an Rhein und Neckar statt in
der Magdeburger Börde zu sein. Mittlerweile hatte das Team mit
zwischenzeitlich 17:27 Punkten sogar Tuchfühlung zum Abstiegsstrudel
der TOYOTA Handball-Bundesliga aufgenommen.
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Kreisläufer Christoph Theuerkauf verpasste nur knapp die Olympischen Spiele.
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SCM |
Doch der SCM zog sich auf beeindruckende Weise aus diesem Schlamassel
heraus: An den letzten zwölf Spieltagen verloren die "Gladiators"
lediglich noch in Hamburg und Mannheim. Zudem leisteten sie durch
ein souveränes 32:28 gegen die SG Flensburg Schützenhilfe für den
THW auf dem Weg zum 14. Meistertitel und gewannen sogar abschließend
in der Kölnarena beim VfL Gummersbach. Dank dieses phänomenalen
Endspurts von 20:4 Punkten gelang dem SC Magdeburg im Nachhinein
sogar - auch bedingt durch die Promotion der Rhein-Neckar Löwen in
die Champions League Qualifikation - noch das Erreichen eines
EHF-Pokal-Startplatzes.
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Torwart Jürgen Müller wechselte von Hamburg nach Magdeburg.
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SCM |
Was aber noch viel wichtiger war: Das Team ohne große Namen hatte
sich endlich wieder als eine Einheit präsentiert, über unbändigen
Siegeswillen jeden einzelnen Punkt erkämpft. Michael Biegler ist daher
schon sehr zufrieden mit seinen Spielern: "Sie mussten lernen, taktisch
anders zu agieren. So musste sich das Team zum Beispiel jeden Treffer
viel härter erarbeiten, weil mit Bielecki und Tkaczyk natürlich auch
Durchschlagskraft im Angriff verloren gegangen ist. Da haben wir einen
Werdegang hinter uns, der am Saisonende erste Erfolge gezeigt hat. Da
hat die Mannschaft tolle Spiele abgeliefert und den Spaß am Handball
wieder gefunden." Andere Spieler sprangen für die beiden Polen in die
Bresche, insbesondere die Linkshänder mit dem Griechen Alexandros
Vasilakis im Rückraum und National-Rechtsaußen
Christian Sprenger
lieferten torreiche Partien ab. Was auch das Publikum in der Bördelandhalle
honorierte: "Das größte Kompliment, das wir erhalten haben, kam von
unseren Fans, die uns gesagt haben, dass wir wieder begeisternden
Handball spielen und es Spaß macht, ein Spiel des SCM anzusehen", so
Biegler weiter. "Daran wollen wir anknüpfen."
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Senkrechtstarter aus Norwegen: Spielmacher Nicolay Hauge
schaffte bereits den Sprung von den Youngsters in die erste
Mannschaft.
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SCM |
Kein Wunder also, dass der Trainer auch in dieser Saison auf den zuletzt
so erfolgreichen Kader setzt - zumal die finanzielle Lage des Vereins
nicht viel Spielraum für neue Akteure lässt. So wurde mit Jürgen Müller
vom HSV Hamburg ein neuer Torhüter verpflichtet, der den norwegischen
Nationalkeeper Ole Erevik ersetzt. Ebenfalls als Neuzugang kann sich
der 23-jährige Linkshänder Andreas Rojewski fühlen, nachdem er sich in
der Vorbereitung zur vergangenen Spielzeit seinen zweiten Kreuzbandriss
zuzog und nun noch einmal angreifen will. Auch aus der in der 2.
Bundesliga Nord spielenden zweiten Mannschaft, den SCM Youngsters, können
traditionell einige Spieler den Sprung ins Bundesliga-Team schaffen. Am
ehesten ist dies dem norwegischen Mittelmann Nicolay Hauge sowie dem ab
2009 für den THW Kiel auflaufenden Rechtsaußen
Tobias Reichmann zuzutrauen. Insgesamt aber
ist der Kern der Mannschaft zusammengeblieben. Mit Heinevetter,
Stiebler, Rojewski, Grafenhorst, Wiegert,
Sprenger und Theuerkauf
sind sogar noch sieben Spieler dabei, die unter
Alfred Gislaon
beim SCM spielten (siehe auch
Gegnerkader Magdeburg).
Ein großer Vorteil für den SC Magdeburg zum Saisonstart ist sicher, dass Michael
Biegler in der Vorbereitung fast der gesamte Kader zur Verfügung stand,
da mit Kreisläufer Bartosz Jurecki und Rechtsaußen
Christian Sprenger nur
zwei Spieler mit nach Peking flogen. So haben die eingespielten "Gladiators"
gleich an den ersten beiden Spieltagen gezeigt, dass man vielleicht doch in den
Kmpf um Platz 4 eingreifen könnte: Zunächst wurde TuSEM Essen mit 30:17 aus der
Bördelandhalle gefegt, drei Tage später wurde die Euphorie in Dormagen nach
dem
Punktgewinn in Kiel vom SCM geradezu torpediert.
Magdeburg siegte beim Heim-Comeback der Rheinländer haushoch mit 34:22 und
liegt damit auch nach dem zweiten Spieltag an der Tabellenspitze (siehe auch
Gegnerkurve Magdeburg und
Tabelle der TOYOTA HBL).
Das Erfolgsrezept der letzten Rückrunde wurde dabei übernommen: Die rechte Seite mit
Sprenger (12 Tore) und Vasilakis (10 Tore) ragt im Angriff heraus, im Tor
ließ Nationalkeeper Silvio Heinevetter seine Gegenspieler reihenweise verzweifeln.
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Damien Kabengele traf in Dormagen allein zehnmal.
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SCM |
Das Spiel am Mittwoch wird also alles andere als eine leichte Aufgabe
für den THW Kiel, der mit dem
30:24-Erfolg bei Balingen
zuletzt aber Selbstvertrauen für die kommenden schwierigen Aufgaben tanken
konnte. Die Statistik spricht dabei eindeutig für die Zebras, die in
Heimspielen gegen den SCM nur eine von 19 Partien verloren. Beim letzten
Pflichtspielduell in Kiel, in der
zweiten Runde des DHB-Pokals,
deklassierte der THW seinen Gegner beim
44:27-Erfolg
regelrecht. Übrigens: Zehn Tage zuvor gewannen die Kieler auch den
Bundesliga-Vergleich gegen die Gladiators mit
30:25.
Es war der dritte Spieltag, nachdem Magdeburg zovor einen Glanzstart mit 4:0
Punkten hingelegt hatte (siehe auch
Gegnerdaten Magdeburg)...
Die Schiedsrichter am Samstag sind
Holger Fleisch und Jürgen Rieber (Ostfildern/Nürtingen).
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2008:
Magdeburg soll stürzen
THW erwartet SCM zum Handball-Klassiker
Kiel - Der Bundesliga-Start war wenig meisterlich,
aber dem Heim-Unentschieden gegen Aufsteiger Dormagen ließ der
THW Kiel bei Balingen-Weilstetten am Sonntag den ersten Sieg
(30:24) folgen. Heute (20.15 Uhr) erwarten
die "Zebras" im Handball-Klassiker den SC Magdeburg. "Der SCM
kommt als Tabellenführer, das wollen wir ändern",
kündigt THW-Coach Alfred Gislason an.
Mit zwei souveränen Siegen gegen Essen (30:17) und bei
Kiel-Widersacher Dormagen (34:22) stürmten die Männer
von Trainer Michael Biegler auf den Bundesligagipfel. Das
nötigt Respekt ab, weil viele Kenner der Szene dem ersten
deutschen Champions-League-Sieger nach der wirtschaftlichen
Talfahrt mit den Irrungen und Wirrungen um den ehemaligen Macher
Bernd-Uwe Hildebrandt nur noch ein "Graue-Maus-Dasein"
zugetraut hatten.
Wer die SCM-Formkurve nach der Amtsübernahme
Bieglers im Januar 2008 jedoch genauer in den Fokus genommen
hat, notierte im Schlussdrittel 20:4 Punkte in Folge und am
Ende sogar die Teilnahme im europäischen Wettbewerb, dem EHF-Pokal.
"Wir haben viel gearbeitet, außerdem war das Team in der
Lage, den Verlust der Top-Stars im Rückraum, Grzegorz
Tkaczyk und Karol Bielecki, durch eine neue Spielweise zu
kompensieren", erklärt Magdeburgs Trainer den Weg aus
der Talsohle. Seinen Heidenrespekt vor dem deutschen
Rekordmeister verhehlt der 47-Jährige dennoch nicht.
"Das ist die Ausnahmemannschaft auf der Welt", sagt er.
Dem missratenen Saisonstart der "Zebras" misst Biegler
nur eine untergeordnete Rolle bei. "Das kann passieren, keine
große Geschichte."
Im heutigen Spiel sieht er sein Team jedenfalls als Außenseiter.
Das unterstreicht die Vorbereitung auf die Partie rund 350 Kilometer von
der Heimat entfernt. Der SCM-Bus rollt erst heute in Kiel ein. Man
habe für Auswärtsfahrten ein festgelegtes Budget zur Verfügung, erklärt
Biegler. Für die Reise zum Meister spart man sich die Übernachtung. Weil
eine Niederlage einkalkuliert ist? Oder nur kalkuliertes Understatement,
um den Gegner in Sicherheit zu wiegen? "Kiel ist der klare Favorit" betont
Biegler, "auch wenn nicht alles gut war, was der THW bisher gezeigt hat."
Kiel gegen Magdeburg hatte immer Besonderes zu bieten,
vor allem viele Tore. Mit 44:27 katapultierten die "Zebras"
den SCM im September 2007 aus dem DHB-Pokal. Es war eine kleine Revanche für
die 24:39-Bestrafung im Dezember 2006 in Magdeburg,
der höchsten THW-Bundesliga-Schlappe überhaupt. Und
dann das 54:34 vom 20. Dezember
2005 - Bundesligarekord! THW-Trainer Alfred Gislason
erinnert sich mit Grausen, stand er damals doch auf der anderen Seite.
"Das war bitter", stöhnt der Isländer heute noch. Mit der
Rekord-Niederlage wurde sein Abschied eingeläutet, im
Januar bekam Gislason die Kündigung
präsentiert. Die Entlassung habe allerdings schon vor dem Spiel
festgestanden, weiß er: "Weil ich mit Hildebrandt nicht mehr
konnte, hatte ich schon in Gummersbach zugesagt." Revanchegelüste
verspürt Gislason indes keine. "Ich habe
noch prima Kontakte zu vielen Spielern und drücke dem
SCM immer die Daumen - außer gegen Kiel."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.09.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - SC Magdeburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips:
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Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - SC Magdeburg
(geplante Einblendungen um 20.30 Uhr, 21.00 Uhr
und in der Schlussphase; Berichte und Stimmen um 22.00 Uhr und am
Donnerstagmorgen in den Nachrichten; Reporter ist Rudi Dautwiz)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet: Die Kieler Nachrichten bieten einen Live-Ticker an unter
www.kn-online.de.
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.