27.01.2009 | WM 2009 |
Michael Kraus täte es zu Hause vor dem Fernseher. Der Lemgoer, der bei der 24:25-Niederlage gegen Norwegen einen Bänderriss im Sprunggelenk davontrug, trat gestern Morgen die Heimreise an. Fraglich ist zudem der Einsatz von Pascal Hens. "Muskelverhärtung oder leichte Zerrung" diagnostizierte Mannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmaier. "Vielleicht kann er spielen." Der Hamburger Rückraum-Star zweifelt. Er könne zwar schmerzfrei gehen, "aber wenn ich nicht springen kann, kann ich der Mannschaft auch nicht helfen." Versuchen will Hens es trotzdem.
So ist Bundestrainer Heiner Brand erstmals in diesen WM-Tagen zu einem größeren Umbau gezwungen. Hoffnungsträger sind der Lemgoer Lars Kaufmann im linken Rückraum und der 22-jährige Martin Strobel, der wie schon gegen Russland Kraus auf der Spielmacherposition ersetzen müsste. "Wunder gibt es immer wieder", beschwor Brand gestern den alten Schlagertext von Katja Ebstein, setzt vor allem aber auf deutsche Tugenden. "Wer uns kennt, weiß, dass wir uns nie geschlagen geben."
Kollege Ulrik Wilbek sieht seine Europameister im Vorteil, stellt sich aber auf ein ganz schweres Spiel ein. "Das ist alles sehr offen. Wir wissen alles über Deutschland, die Deutschen alles über uns."
Derweil übte der Bundestrainer Selbstkritik wegen seines Verhaltens nach der Niederlage gegen Norwegen. Weil er sich von den Schiedsrichtern verschaukelt glaubte, hatte Brand nach dem Schlusspfiff das Spielfeld gestürmt, den Unparteiischen hinter dem Rücken mit der Faust gedroht und ein sehr skurriles Tänzchen aufgeführt.
Fast zehn Millionen Fernsehzuschauer waren Zeuge. Bilder, die in keinem Jahresrückblick fehlen werden. Er sei bei den Videoausschnitten sehr erschrocken über sich selbst gewesen, erklärte Brand. "Es wäre aber nichts passiert, ich verabscheue Gewalt." Trost habe ihm auch das Telefonat mit Ehefrau Christel gegeben. "Du hattest dich gut unter Kontrolle, hat sie gesagt." Der Wutausbruch bleibt wohl ohne Folgen, der Disziplinarkommission liegt kein Bericht vor.
Irgendwelchen Verschwörungstheorien erteilte Brand indes eine Absage. "Es wird nicht so sein, dass Vorgaben gemacht werden." Allerdings sehe er nach dem WM-Gewinn von 2007 eine gewisse Tendenz. Da habe er in der Vergangenheit einige komische Situationen registriert. Fakt ist aber auch, dass die Angreifer in der Schlussphase hochkarätige Chancen ausließen. Hätten Preiß, Jansen oder Klein ihre Möglichkeiten genutzt, gäbe es keine Schiedsrichterdiskussion. Gegen die Dänen können sie es besser machen. Der Kieler Dominik Klein beschwört eine Weisheit: "Aller guten Dinge sind drei, heute wollen wir gewinnen."
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