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27.01.2009 WM 2009

Kieler Nachrichten: Wunder gibt es immer wieder

Brand muss wohl auf Kaufmann und Strobel setzen - Deutschland hofft noch auf Hens

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2009:

Zadar - Nur Zwei von Sechs kommen weiter. Dänemark (6:2 Punkte) spielt beim WM-Hauptrundenabschluss heute in Zadar (17.30 Uhr, RTL) ein weiteres Mal Schicksal für die deutschen Handballer (5:3), die nur mit einem Sieg sicher im Halbfinale stehen. Bei Unentschieden oder Niederlage muss die DHB-Auswahl auf Schützenhilfe hoffen.
Schon wieder die Dänen. Bei der Europameisterschaft vor einem Jahr in Norwegen waren sie im Halbfinale Endstation, bei den Olympischen Spielen durch die entscheidende Vorrundenniederlage. So drängt sich eine Parallele auf, die nicht für Deutschland spricht. In Peking 2008 ließ der Noch-Weltmeister vorher einen unnötigen Zähler gegen Russland liegen, sollte heute Abend ebenfalls ein einziges Pünktchen fehlen, muss man dem dummen Unentschieden gegen Serbien nachtrauern.

Michael Kraus täte es zu Hause vor dem Fernseher. Der Lemgoer, der bei der 24:25-Niederlage gegen Norwegen einen Bänderriss im Sprunggelenk davontrug, trat gestern Morgen die Heimreise an. Fraglich ist zudem der Einsatz von Pascal Hens. "Muskelverhärtung oder leichte Zerrung" diagnostizierte Mannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmaier. "Vielleicht kann er spielen." Der Hamburger Rückraum-Star zweifelt. Er könne zwar schmerzfrei gehen, "aber wenn ich nicht springen kann, kann ich der Mannschaft auch nicht helfen." Versuchen will Hens es trotzdem.

So ist Bundestrainer Heiner Brand erstmals in diesen WM-Tagen zu einem größeren Umbau gezwungen. Hoffnungsträger sind der Lemgoer Lars Kaufmann im linken Rückraum und der 22-jährige Martin Strobel, der wie schon gegen Russland Kraus auf der Spielmacherposition ersetzen müsste. "Wunder gibt es immer wieder", beschwor Brand gestern den alten Schlagertext von Katja Ebstein, setzt vor allem aber auf deutsche Tugenden. "Wer uns kennt, weiß, dass wir uns nie geschlagen geben."

Kollege Ulrik Wilbek sieht seine Europameister im Vorteil, stellt sich aber auf ein ganz schweres Spiel ein. "Das ist alles sehr offen. Wir wissen alles über Deutschland, die Deutschen alles über uns."

Derweil übte der Bundestrainer Selbstkritik wegen seines Verhaltens nach der Niederlage gegen Norwegen. Weil er sich von den Schiedsrichtern verschaukelt glaubte, hatte Brand nach dem Schlusspfiff das Spielfeld gestürmt, den Unparteiischen hinter dem Rücken mit der Faust gedroht und ein sehr skurriles Tänzchen aufgeführt.

Fast zehn Millionen Fernsehzuschauer waren Zeuge. Bilder, die in keinem Jahresrückblick fehlen werden. Er sei bei den Videoausschnitten sehr erschrocken über sich selbst gewesen, erklärte Brand. "Es wäre aber nichts passiert, ich verabscheue Gewalt." Trost habe ihm auch das Telefonat mit Ehefrau Christel gegeben. "Du hattest dich gut unter Kontrolle, hat sie gesagt." Der Wutausbruch bleibt wohl ohne Folgen, der Disziplinarkommission liegt kein Bericht vor.

Irgendwelchen Verschwörungstheorien erteilte Brand indes eine Absage. "Es wird nicht so sein, dass Vorgaben gemacht werden." Allerdings sehe er nach dem WM-Gewinn von 2007 eine gewisse Tendenz. Da habe er in der Vergangenheit einige komische Situationen registriert. Fakt ist aber auch, dass die Angreifer in der Schlussphase hochkarätige Chancen ausließen. Hätten Preiß, Jansen oder Klein ihre Möglichkeiten genutzt, gäbe es keine Schiedsrichterdiskussion. Gegen die Dänen können sie es besser machen. Der Kieler Dominik Klein beschwört eine Weisheit: "Aller guten Dinge sind drei, heute wollen wir gewinnen."

Deutschland steht im Halbfinale...
  1. ... wenn es gegen Dänemark gewinnt.
  2. ... wenn es gegen Dänemark unentschieden spielt und Polen gegen Norwegen mindestens unentschieden spielt.
  3. ... wenn es gegen Dänemark verliert, Serbien gegen Mazedonien gewinnt und zudem Norwegen gegen Polen unentschieden spielen. Dann haben vier Teams insgesamt 5:5 Punkte, 3:3 Punkte in den direkten Vergleichen und die DHB-Auswahl das beste Torverhältnis aus diesen Spielen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2009)


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