29./30.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 30.01.2009 | WM 2009 |
Update #2 | KN-Bericht ergänzt ... |
Das deutsche Team: Fünfter der WM 2009. |
Lars Kaufmann war mit acht Toren bester deutscher Schütze. |
Nachdem Holger Glandorf einen Rückraumwurf ans Gebälk krachen ließ und Pulzejevic seinen Rechtsaußen Tamas Ivancsik zum 6:7 auf die Reise schickte, begann die stärkste Phase Deutschlands in der Partie: Sechs Tore in Folge gelangen dem DHB-Team, insbesondere das Zusammenspiel zwischen Spielmacher Martin Strobel und Kreisläufer Jens Tiedtke wurde immer besser. Auch Dominik Klein konnte sich in dieser Phase mit zwei Treffern, einem Nachwurf vom Kreis nach Kaufmann-Fehlwurf und einem Gegenstoß, auszeichnen.
Dominik Klein konnte zwei Treffer erzielen. |
Nach der Pause durfte Silvio Heinevetter ins Tor rücken, doch nachdem der Magdeburger gleich die ersten beiden Würfe hielt, verkürzte Ungarn nach zwei Fehlwürfen Glandorfs durch Gal und Mocsai doch auf 15:16. Die deutsche Mannschaft wankte kurz, fiel aber nicht. Stattdessen startete Glandorf nun endlich durch, bediente zunächst Tiedtke und legte dann mit einem Doppelpack zum 19:15 nach. Binnen elf Minuten wurde die ungarische Mannschaft, bei der nur Kreisläufer Gyula Gal ein einziges Mal ein Mittel gegen die engagierte deutsche Deckung fand, regelrecht zerlegt. Als der im zweiten Durchgang sonderbewachte Lars Kaufmann sich doch noch einmal befreien konnte und auf 23:16 erhöhte, war die Vorentscheidung nach 42 Minuten bereits gefallen.
Jens Tiedtke, der sich hier am Kreis durchsetzt, traf sechs Mal. |
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2009:
Zunächst flogen die beiden Schweißbänder in hohem Bogen in den Block der deutschen Fans der leeren Zagreb-Arena, in der die 1000 Fans etwas verloren wirkten. Dann nahm Lars Kaufmann lächelnd die Ehrung des "Man of the Match" entgegen, die Uhr eines Sponsors, bevor er jeden einzelnen Kameraden abklatschte. "Ich habe schon nach den ersten Würfen gemerkt, dass ich in einen Lauf komme", berichtete der mit acht Treffern beste Schütze des deutschen Teams.
"Das ist ein schöner Abschluss des Turniers", freute sich Bundestrainer Heiner Brand, zumal er mit dem Lemgoer Kreisläufer Sebastian Preiß (Fieber) und dem Hamburger Pascal Hens (Oberschenkelverletzung) auf zwei weitere Stammspieler verzichten musste.
Am Morgen hatte Silvio Heinevetter (Magdeburg), der mit Kaufmann ein Zimmer teilt, hellseherische Fähigkeiten bewiesen. "Ich habe zu Lars gesagt: Das heute wird dein Spiel, du wirfst zehn Tore", erzählt der Torwart, der in der zweiten Halbzeit mit einer Quote von 50 Prozent zum zweiten Matchwinner avancierte. "Der Silvio ist ein bisschen verrückt, der sagt immer so etwas", lächelte Kaufmann etwas verlegen. Aber sein Zimmergenosse behielt Recht. Allerdings profitierte der 1,99 Meter große Rückraum-Rechtshänder davon, dass viele seiner Gegenspieler kraftlos und müde wirkten. Kaufmann selbst hatte aber nur jeweils zwölf Minuten pro Partie gespielt. Er sprühte daher vor Einsatzfreude, schnellte hoch zu gewaltigen Sprungwürfen, traf auch mit seinen wuchtigen Stemmwürfen. Dazu blockte er einige Bälle in der Abwehr, worüber er sich ebenso freute wie über seine Tore. Kaufmann warf sich den Frust von der Seele.
Kaufmanns Körper wirkt wie aus einem Handball-Labor, er bringt geradezu ideale Körpermaße für diese Sportart mit. Und doch ist der Sachse, der mit seiner Frisur den Eindruck erweckt, er stehe ständig vor dem Gebläse eines Luftkissenfahrzeugs, wegen seiner ungelenken Spielweise oft verspottet worden. Stets stand der 26-Jährige im Schatten des gesetzten Stars Hens.
Unvergessen ist Kaufmanns Einsatz im WM-Halbfinale von 2007, als er in der zweiten Verlängerung ausgeruht von der Bank kam, ein Tor gegen Frankreich warf und dazu den entscheidenden Strafwurf herausholte - es war sein Beitrag zum Titelgewinn. Er kann von sich sagen, einmal Weltmeister geworden zu sein. Aber seitdem ist es nicht gut gelaufen. Beim TBV Lemgo war er oft verletzt, und weil Trainer Markus Baur nicht mehr mit ihm plante, wird er im Sommer nach Göppingen wechseln. "Ich hatte in der letzten Zeit wenig Glück", sagt Kaufmann. "Aber auf dieser Leistung kann ich aufbauen."
Irgendwie verkörperte Kaufmanns eindrucksvoller Auftritt gestern den Zustand der deutschen Mannschaft. Zwar hat sie in Kroatien den WM-Titel verloren. Aber die Spieler sind jung und hungrig, sie sind fest entschlossen, eine neue Mannschaft zu bilden, die irgendwann fähig ist, einen großen Triumph zu feiern.
Am Rande der Partie wurde bekannt, dass Holger Glandorf seine Zukunft bei den Rhein-Neckar-Löwen sehen soll. "Für mich war es keine Überraschung, dass er zu den Rhein-Neckar-Löwen wechselt. Zwischen dem THW und Glandorf hat es keinen Kontakt, absolut keine Verhandlungen gegeben", sagte THW-Manager Uwe Schwenker gestern gegenüber unserer Zeitung.
(von Erik Eggers und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2009)
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