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27./28.01.2009 - Letzte Aktualisierung: 28.01.2009 WM 2009

Deutschland nach Niederlage gegen Dänemark im Spiel um Platz fünf

Update #3 KN-Bericht, KN-Splitter und Stimmen ergänzt ... .

Bitter: Lasse Boesen traf mit dem Halbzeitpfiff zum  14:14-Ausgleich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bitter: Lasse Boesen traf mit dem Halbzeitpfiff zum 14:14-Ausgleich.
Die deutsche Handballnationalmannschaft hat ihr letztes Gruppenspiel bei der Weltmeisterschaft in Kroatien verloren und steht damit im Spiel um Platz fünf gegen Ungarn. Ohne Michael Kraus und größtenteils auch Pascal Hens hielt das DHB-Team gegen Europameister Dänemark das Spiel bis in die Schlusssekunden offen und kassierte am Ende eine unglückliche 25:27 (14:14)-Niederlage. Da Serbien zuvor Mazedonien schlug, wäre die deutsche Auswahl bei einem Unentschieden zwischen Polen und Norwegen dennoch ins Halbfinale eingezogen, doch die Polen schnappten Deutschland durch einen 31:30-Sieg in letzter Sekunde das Semifinalticket vor der Nase weg (siehe Bericht).
Sebastian Preiß war mit  sieben Toren bester deutscher Schütze.
Sebastian Preiß war mit sieben Toren bester deutscher Schütze.
Beste Torschützen bei Deutschland waren Sebastian Preiß mit sieben und Hens-Vertreter Lars Kaufmann mit sechs Treffern. Dominik Klein verwandelte zwei von drei Siebenmetern.

Pascal Hens versuchte es im entscheidenden Spiel von Beginn an, auch seine Vereinskameraden Stefan Schröder (nach überstandener Grippe) und Johannes Bitter im Tor rückten in die Startformation. Und die deutsche Mannschaft startete furios, ging sogleich durch Rückraumtreffer von Hens und Glandorf sowie einen über Schröder und Jansen abgeschlossenen Gegenstoß mit 3:1 in Führung. Dann allerdings warfen Glandorf, Strobel und Schröder binnen 16 Sekunden Kasper Hvidt warm. Dänemark fand besser ins Spiel, nahm Pascal Hens in Manndeckung und ging nach drei weiteren Hvidt-Paraden mir vier Treffern in Folge mit 5:3 in Front.

Hans Lindberg war für Dänemark mit sechs Treffern am  erfolgreichsten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Hans Lindberg war für Dänemark mit sechs Treffern am erfolgreichsten.
Doch das DHB-Team ließ sich nicht verunsichern und spielte weiter mit der nötigen Ruhe im Angriff. Immer wieder wurde Sebastian Preiß am Kreis gesucht und gefunden, mit allein fünf Treffern im ersten Durchgang hielt der ehemalige Kieler zusammen mit dem gut aufgelegten Johannes Bitter und einer aufmerksamen Deckung Deutschland auf Halbfinalkurs. Als es für Pascal Hens nach immerhin 21 allerdings eher durchwachsenen Minuten nicht mehr weiterging, beorderte Heiner Brand Lars Kaufmann aufs Parkett. Der zukünftige Göppinger schloss gleich seinen ersten Angriff mit einem furiosen Rückraumkracher ab und wurde in der Folge zur weiteren Trumpfkarte der DHB-Auswahl.

Trotz leichter Vorteile auf dem Spielfeld reichte es aber zur Halbzeit nur zu einem 14:14, weil viele gute Chancen, unter anderem erneut ein Strafwurf von Torsten Jansen, ausgelassen wurden, und weil Flensburgs Lasse Boesen nach der Pausensirene noch einen direkten Freiwurf zwischen den Armen von Sebastian Preiß hindurch und an Johannes Bitter vorbei ins Tor bugsierte.

Lars Kaufmann machte für den verletzten Pascal Hens ein tolles Spiel: Sechs Tore und zwei schöne Anspiele.
Lars Kaufmann machte für den verletzten Pascal Hens ein tolles Spiel: Sechs Tore und zwei schöne Anspiele.
Nach dem Seitenwechsel hatte, wie schon im ersten Durchgang, die Mannschaft von Heiner Brand den weitaus besseren Start: Nach Eggerts Siebenmeter zum 14:15 brachten Kaufmann, Glandorf und Klein per Strafwurf Deutschland erstmals seit dem 3:1 wieder mit zwei Toren in Führung. Leider verpasste man es erneut, weiter nachzulegen, kassierte stattdessen den Ausgleich durch einen Doppelpack von Barcelonas Mikkel Hansen.

Die Partie wurde nun immer umkämpfter geführt, beide Angriffsreihen fanden kaum noch Mittel, um die gegnerischen Deckung zu knacken. Nur der für Glandorf gekommene Michael Müller auf deutscher und Jesper Jensen auf dänischer Seite konnten Akzente setzen und Siebenmeter herausholen. Acht Minuten lang fiel kein einziges Feldtor, als Kaufmann in der 49. Spielminute endlich den Bann brach, stand es gerade einmal 21:21.

Dominik Klein konnte zwei von drei Strafwürfen verwerten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein konnte zwei von drei Strafwürfen verwerten.
In der 53. Minute, Hans Lindberg hatte gerade Dänemark mit 23:22 in Führung geworfen, gab es zwei Aufreger für die deutsche Bank. Beide Male wurde Dominik Klein bei einem Torwurf von Linksaußen entscheidend gestört, die rumänischen Schiedsrichter gaben aber keine Siebenmeter. Doch auch nach dem 22:24 durch Knudsen steckte die deutsche Mannschaft nicht auf, Strobel und Preiß besorgten den neuerlichen Ausgleich. Als dann auch noch Lars Kaufmann mit seinem sechsten Treffer das 25:25 erzielte und Mogensen drei Minuten vor Schluss eine Zeitstrafe kassierte, konnte man wieder von einem Sieg gegen den Europameister träumen.

Dänemark spielte den nächsten Angriff lange aus, ehe Klavs Bruun Jörgensen zum Torwurf ansetzte. Dieser wurde vom deutschen Mittelblock abgefälscht, Johannes Bitter hatte aber ebenfalls noch seine Finger am Ball, der knapp übers Tor strich. Die Schiedsrichter aber entschieden auf Einwurf für Dänemark. Bei bereits angezeigtem Zeitspiel versuchte Hans Lindberg, sich auf Rechtsaußen durchzusetzen - doch statt ihn aus spitzestem Winkel werfen zu lassen, bedrängte ihn Martin Strobel und bekam eine Zeitstrafe. Im Spiel "Fünf gegen fünf" setzte dann Bruun Jörgensen doch noch seinen Treffer. Als Jansen von Linksaußen 34 Sekunden vor Schluss das Tor verfehlte, setzte die deutsche Mannschaft auf eine offene Deckung, um noch einmal an den Ball zu kommen. Stattdessen aber versenkte ihn Mikkel Hansen zum entscheidenden 25:27. Statt des Halbfinals am Freitag geht es für die DHB-Auswahl nun am Donnerstag gegen Ungarn um Platz 5.

Im zweiten Spiel der Gruppe II besiegte Serbien die Mannschaft Mazedoniens mit 32:28 (15:16). Das dritte Spiel und damit den Platz im Halbfinale sicherte sich - wie bereits erwähnt - Polen durch das 31:30 gegen Norwegen (siehe Spielbericht).

(Sascha Krokowski)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 


Stimmen zum Spiel:

Heiner Brand gegenüber den KN:
Großes Kompliment an meine Mannschaft, die die Ausfälle von Kraus und Hens verkraftet und überragend gespielt hat. So, wie dieses Team bei der WM aufgetreten ist, kann man nur stolz sein. Heute war es sensationell, wir hatten den Sieg verdient. Die Sache mit Bitter und die nicht gegebenen Siebenmeter bei Klein hätten gereicht. Zu den Schiedsrichtern nur soviel: Ich muss als Trainer aufpassen, was ich sage.
Dänemarks Trainer Ulrik Wilbek gegenüber den KN:
Ich bin sehr, sehr glücklich über den Halbfinaleinzug. Kämpferisch und von der Einstellung her, hat meine Mannschaft alles gegeben.
Pascal Hens gegenüber den KN:
Wir haben ein großes Turnier mit großem Fight und viel Herz gespielt. Schade, heute hatten eigentlich wir den Sieg und das Halbfinale verdient gehabt. Man kann nicht mit allem einverstanden sein, was hier abgegangen ist.
Lars Kaufmann gegenüber den KN:
Viele Kleinigkeiten haben dieses Spiel entschieden, wir haben aber auch zu viele Chancen liegen gelassen.
Sebastian Preiß gegenüber den KN:
Jeder hat sich für sein Land zerrissen. Dann dieses bittere Ende, es tut richtig weh.
Dominik Klein gegenüber den KN:
Absolut unverständlich, was heute wieder geschehen ist.
Silvio Heinevetter gegenüber den KN:
Eine Riesensauerei, das ist Betrug. Jeder Mensch in der Halle hat doch gesehen, dass Jogi Bitter den Ball berührt hat.
Lars Christiansen gegenüber den KN:
Keine Diskussion, es war ein klarer Torabwurf und natürlich ein klarer Vorteil für uns.

Gruppe II, 3. Spieltag: 27.01.09, Di., 17.30: Deutschland - Dänemark: 25:27 (14:14)

Deutschland:
Bitter (1.-60., 15 Paraden), Heinevetter (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Hens (1), Roggisch, Klein (2/2), Müller, Strobel (3), Preiß (7), Tiedtke (n.e.), Glandorf (3), Jansen (2), Schöne, Kaufmann (6), Schröder (1); Trainer: Brand
Flagge DEN Dänemark:
Hvidt (1.-60., 17/2 Paraden), Landin Jacobsen (n.e.); Mogensen (2), Boesen (1), Jörgensen, Jensen (1), Christiansen (2/1), Bruun Jörgensen (1), Eggert (3/3), Spellerberg (1), Knudsen (4), Hansen (4), Lindberg (6), Nielsen (2); Trainer: Wilbek
Schiedsrichter:
Din / Dinu (Rumänien)
Zeitstrafen:
Deutschland: 6 (2x Jansen (16.,26.), Klein (38.), Preiß (48.), Strobel (59.), Roggisch (60.));
Dänemark: 4 (Jörgensen (17.), Hansen (38.), Nielsen (45.), Mogensen (58.))
Siebenmeter:
Deutschland: 4/2 (Hvidt hält Jansen (25.) und Klein (47.));
Dänemark: 4/4
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1 (4.), 3:5 (9.), 4:5, 4:6, 5:6, 5:7, 8:7 (16.), 8:8, 9:8, 9:10 (21.), 11:10, 11:11, 12:11, 12:12, 13:12, 13:13, 14:13, 14:14;
2. Hz.: 14:15, 17:15 (36.), 17:17, 18:17, 18:18, 19:18, 19:19 (41.), 20:19, 20:21, 21:21, 21:22 (50.), 22:22, 22:24, 24:24 (56.), 24:25, 25:25, 25:27.
Zuschauer:
3000 (Sports Center Visnjik, Zadar (CRO))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2009:

Tränen nach der Willkür

Deutschland scheitert zum dritten Mal an Dänemark - und an den Schiedsrichtern
Zadar - Die WM-Krone ist weg. Im besten Spiel der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Kroatien hätte die DHB-Auswahl beim Finaltag der Hauptrunde den Sieg gegen Dänemark verdient gehabt. Am Ende aber gab es Tränen, weil wieder Schiedsrichter-Willkür einem Erfolg im Wege stand.

Die Dänen siegten glücklich mit 27:25 (14:14) und stehen im Halbfinale, in dem sie auf Olympiasieger Frankreich treffen. Das zweite Duell bestreiten Kroatien und Polen. Als auch die letzte Hoffnung des Titelverteidigers auf ein Remis nach dem letzten Spiel des Abends zwischen Polen und Norwegen zerstoben war (bei Unentschieden wäre die DHB-Auswahl in die Runde der letzten Vier eingezogen), stand fest, dass das von Bundestrainer Heiner Brand neu formierte Team ein zwar über alle Erwartungen gutes Turnier gespielt hatte, "aber wir stehen wieder einmal mit leeren Händen da", formulierte der siebenfache Torschütze Sebastian Preiß mit feuchten Augen in die Mikrofone.

Seine Enttäuschung und die aller deutschen Spieler erschien verständlich. Schon bei der 24:25-Niederlage vom Sonntag gegen Norwegen hatten die Unparteiischen dem Weltmeister den verdienten Lohn einfach gestohlen. "Vorgestern sind wir betrogen worden und heute schon wieder, das ist unglaublich bitter", beklagte sich der Lemgoer Kreisläufer.

Wieder waren es die letzten Minuten, die die Partie drehten, deutsche Spieler, Trainer und Fans entsetzt und machtlos auf das Geschehen blicken ließen. Bis zum 22:22 durch Schröder hatten die rumänischen Unparteiischen Din/Dinu das Duell gut geleitet. Dann, als hätten sie eine Eingebung bekommen (Verschwörungstheorien von einer Anweisung aus dem Welthandballpräsidium machten die Runde), fiel nahezu jede Entscheidung zu Gunsten der Dänen aus. Zwei Fouls an dem Kieler Dominik Klein, die zu Siebenmetern hätten führen müssen, übersahen Din/Dinu einfach. Dänemark zog in dem durchweg engen Spiel 24:22 davon.

Doch die Brand-Buben ließen nicht locker, Strobel und Preiß glichen aus, Lindberg brachte seine Roten erneut in Front, und als der gute Lars Kaufmann, ab der 20. Minute für den angeschlagenen Pascal Hens gekommen, den Ball mit seinem sechsten Treffer ins Tor schmetterte, stand's 25:25. Ein deutscher Sieg war greifbar nahe, als Mads Nielsen eine Zeitstrafe kassierte. Jetzt umkurvten die Dänen den DHB-Abwehrverband, fast ohne Druck, nur darauf bedacht, Zeit verrinnen zu lassen. Die Schiedsrichter ließen es zu, eine Minute, eineinhalb Minuten. Sehr spät kam die Hand zum Zeichen von Zeitspiel, es musste geworfen werden. Der Wurf folgte, wurde von einer Abwehrhand berührt, doch Deutschlands Torwartriese Johannes Bitter hatte die Fingerspitzen dran. Also Abwurf. Aber: der Torschiedsrichter entschied auf Ballbesitz Dänemark, sein Kollege Feldschiedsrichter, zuständig für die letzte Instanz, entschied andersherum, nahm die Entscheidung nach kurzer Absprache aber wieder zurück. Ein Skandal. Natürlich sei er klar am Ball gewesen, erzählte Johannes Bitter später im Kabinengang, "der eine Schiedsrichter hatte ja auch so entschieden. Aber was wir hier erleben müssen, ist unfassbar und tut ehrlich in der Seele weh."

Klavs Bruhn-Jörgensen nutzte die Zeitstrafe gegen Martin Strobel, die Verwirrung und Aufregung, brachte den Europameister erneut in Führung. Torsten Jansen warf nur ans Außennetz, und als Mikkel Hansen 25 Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 27:25 traf, hatte das Drama seinen, für Dänemark glücklichen, für Deutschland tragischen, Ausgang gefunden. Und: Die Dänen waren zum dritten Mal in Folge nach der EM und Olympia 2008 Endstation für Deutschlands Hoffnungen bei einem großen Turnier, gestern mit fremder Hilfe.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.01.2009)


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