15./16.04.2009 - Letzte Aktualisierung: 16.04.2009 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ... |
Igor Anic erzielte zehn Treffer gegen harmlose Stralsunder. |
Kim Andersson konnte dieses Tor nur noch von der Tribüne aus feiern. Der Schwede kam mit dick eingegipster Wurfhand in die Sparkassen-Arena. Beim Spiel der Kieler in Berlin hatte sich der Kieler Halbrechte einen Bruch der Mittelhandknochen der linken Hand zugezogen. Er wird bis zum Saisonende ausfallen und den Kielern damit im DHB-Pokal wie auch in der Champions League fehlen.
Deshalb war THW-Trainer Alfred Gislason natürlich gezwungen, sein Team umzubauen. Für Kim Andersson rückte Christian Zeitz in den Kader. Auch der immer noch von den Nachwirkungen einer Bronchitis geplagte Dominik Klein musste auf einen Einsatz verzichten, Lundström nahm seinen Platz auf der Platte ein. Geschont wurde Marcus Ahlm, dessen Rückenprobleme noch nicht vollständig behoben sind. Igor Anic übernahm - wie schon in Berlin - die Kreisläuferposition. Zudem durfte Börge Lund von Beginn an in Abwehr und Angriff spielen.
Allein unter Stralsundern: Nikola Karabatic. |
Wurde mit Sprechchören gefeiert: THW-Trainer Alfred Gislason. |
Die zweite Hälfte begann ebenso zerfahren, wie die erste geendet hatte. Es sollte drei Minuten dauern, ehe Zeitz mit einem Tempogegenstoß das erste Tor der zweiten dreißig Minuten erzielen konnte. Kurz darauf bediente er Kavticnik zum 18:12, in der 38. Minute konnte Libergs dann die SHV-Torflaute beenden. Doch der THW drückte nun aufs Tempo, wollte den Zuschauern etwas zeigen. Mit dem bis dato schönsten Tor des Tages erziele Lundström dann den tausendsten Saisontreffer der Zebras. Nach einem Einwurf spielte er Doppelpass mit Jicha und vollendete mit einem feinen Schlenzer ins lange Eck. Zum ersten Mal kam richtig Jubel in der Sparkassen-Arena auf, und die Zebras legten nach. Jicha erzielte zwei Treffer in Folge mit exakt der gleichen Geschwindigkeit (101 km/h), Anic vollendete kunstvoll zum 23:14 - mit "Alfred, Gisla"-Sprechchören feierte das Publikum den Meistermacher, der in seiner ersten Saison bei den Zebras den Zauberhandball zurück nach Kiel brachte.
Nikola Karabatic blieb nach seinem Kempa-Tor zum 26:15 verletzt im Tor der Stralsunder liegen. |
Kurz darauf schickte Gislason die beiden Altenholzer mit Zweitspielrecht, Moritz Weltgen und Daniel Wessig aufs Feld. Wessi schloss mit dem härtesten Wurf des Tages (105 km/h) aus der Rückraummitte zum 28:16 ab, Weltgen bediente den auf Rechtsaußen aushelfenden Jicha mit einem feinen Bodenpass zum 29:17, Morten Michelsen, nach 52 Minuten für Omeyer ins Tor gekommen, schickte Lundström mit einem weiten Pass auf die Reise, der Anic zum Kempatrick und dem 30:18 einlud - die Kieler waren auf Rehabilitationstour für die schwache erste Hälfte. Und wenn Jicha in der Schlussphase mehr als einen seiner zahlreichen "Steals" im gegnerischen Tor untergebracht hätte, wäre das Ergebnis sogar noch deutlicher ausgefallen. So aber stand am Ende ein 32:20-Erfolg, der dem THW Kiel bereits am kommenden Sonntag die Meisterschaft bescheren könnte, wenn die Zebras beim TBV Lemgo mindestens einen Punkt holten. Die historische fünfte Meisterschaft in Folge ist nun in noch greifbarere Nähe gerückt - nicht auszuschließen also, dass der THW Kiel am kommenden Mittwoch beim Heimspiel gegen Wetzlar bereits als Meister von den Heimfans gefeiert werden kann - 45 Tage vor dem regulären Ende der Saison ...
(Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin natürlich erst einmal zufrieden, dass wir gewonnen haben, auch wenn es ganz sicher kein großartiges Spiel von uns war. Wir hatten heute die Ziele, das Spiel zu gewinnen, die Belastung auf möglichst vielen Schultern zu verteilen und uns auf das Spiel beim TBV Lemgo vorzubereiten. Dies ist uns ganz gut gelungen.Ich hoffe nur, dass es keine schlimmere Verletzung ist bei Nikola, er humpelte ein bisschen. Durch den Ausfall von Kim haben wir eh schon weniger Alternativen.
Gegenüber den KN:
Ich dachte, die Zuschauer rufen "Abwehr, Abwehr", bis Stefan Lövgren mich aufgeklärt hat. Die Rufe waren mir wirklich peinlich und haben mich auf der Bank richtig aus dem Rhythmus gebracht. Der Trainer gehört in den Hintergrund.
Wir wussten, dass es heute richtig schwer werden würde. Der THW hat einen richtig guten Lauf, obwohl die Mannschaft so viele Spiele hat. Wir hatten den Plan, uns hier nicht abschlachten zu lassen und die Niederlage unter zwanzig Toren zu halten. Dies ist uns gelungen, daher bin ich zufrieden.Jetzt wollen wir schnell nach Hause, denn es warten die nächsten Spiele auf uns.
Wir haben einen Lauf. Einige legen sich schon flach auf den Rücken, wenn wir kommen.
Ich bekomme Lust auf mehr, und Marcus tut die Pause hoffentlich gut, denn in den nächsten schweren Spielen brauchen wir ihn. Die "Alfred"-Chöre für den Trainer freuen mich. Er bereitet uns super vor, hat unglaublich viel Video-Material auf seinem Laptop, schneidet alles - wir brauchen nur noch zuzusehen und zu spielen.
Es gibt immer noch viele Dinge zu verbessern. Und eine ideale Handball-Mannschaft würde wohl nie verlieren, was uns in dieser Saison schon passiert ist.
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2009:
Zwölf Punkte Abstand trennen Kiel vom zweitplatzierten HSV, außerdem das um 109 Treffer bessere Torverhältnis, ein Depp, wer jetzt noch mit Fragezeichen spielt. Phänomenal, wie die "Zebras" die Bundesliga beherrschten und eine Rekordmarke an die andere reihten. Und all das im Schatten der unsäglichen Manipulationsaffäre. Die Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena bewiesen Gespür für die Situation, dafür, dass Mannschaft und Trainer gar nichts zu tun haben mit den schlechten Schlagzeilen. Erstmals gab es Sprechchöre für den Trainer, die auch an die Mannschaft gerichtet waren. "Alfred, Alfred", skandierten die Fans. Kiels Publikum gilt als fachkundig, gestern Abend wurde es seinem Ruf erneut gerecht. Das Theater um Bestechungen und Manipulationen lassen Mannschaft und Trainer seit Wochen einfach abperlen, ließen sich nicht beirren auf dem Weg zur bisher erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte.
Das Wort "bisher" ist eine bewusst gewählte Einschränkung. Denn ausgerechnet jetzt, kurz vor den Entscheidungen im DHB-Pokal und dem Endspurt in der Champions League, hat sich das Verletzungspech zurück gemeldet. Kreisläufer Marcus Ahlm war mit Rückenbeschwerden 60 Minuten lang Zuschauer auf der THW-Bank, Kim Andersson nahm gar auf der Tribüne Platz. Der Linkshänder fällt wochenlang aus. Ursache ist ein Mittelhandbuch des Wurfarmes, den Andersson vom Punktspiel aus Berlin mitbrachte und anfangs unterschätzte. Erst gestern brachte eine Röntgenuntersuchung das ganze Ausmaß ans Licht. "Großes Pech", stöhnte der Schwede, " aber ich hoffe, dass ich noch ein paar Spiele bestreiten kann." Pechvogel Nummer drei ist Nikola Karabatic, in dieser Saison häufig genug von Verletzungen geplagt. Von Henrik Lundström in der 49. Minute bedient, versenkte der Franzose den Ball per Kempa-Trick im Stralsunder Tor, rutschte dabei im Kreis aus, fasste sich ans rechte Knie und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Bank. Ende seiner Dienstzeit. Er hoffe, sagte Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker, "dass es nur eine Zerrung ist. Morgen sehen wir weiter."
Handball gespielt wurde auch, allerdings weit unter dem gewohnten Niveau. Die "Zebras" quälten sich zum von allen erwarteten Sieg, standen in der Abwehr ordentlich, hatten in Omeyer einen starken Rückhalt im Tor, spielten im Angriff aber mit den Nerven der Zuschauer. Fast ohne Tadel blieb allein Igor Anic. Zehnmal traf der 21-Jährige, zuletzt zum Kieler Tor Nummer 32, das gleichzeitig Saisontreffer Nummer 1012 war. Das begehrteste Tor des Abends aber schnappte sich Henrik Lundström. Sein Dreher über den Kopf von Stralsunds Torhüter Levshin war Treffer Nummer 1000 in der laufenden Bundesligasaison. Noch eine Rekordmarke.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 16.04.2009)
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