Aus den Kieler Nachrichten vom 01.06.2010:
Nach den beiden Krimis in der Champions League sprach Jörg Mebus für die
Kieler Nachrichten mit dem THW-Trainer
Alfred Gislason.
- Kieler Nachrichten:
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Herr Gislason, nach einer eindrucksvollen
Aufholjagd im Finale hat Ihre Mannschaft die
Champions League gewonnen. Wie haben Sie das Endspiel gegen Barcelona
und das Comeback Ihrer Mannschaft in den
letzten 20 Minuten erlebt?
- Alfred Gislason:
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Wir waren fast 45 Minuten lang die schlechtere Mannschaft. Das
war in Abwehr und Angriff nicht genug. Dann habe ich
frische Leute gebracht, und es funktionierte besser, auch
weil der Gegner plötzlich Fehler machte. Am Ende konnte
ich mich erst gar nicht freuen, weil ich immer an Barcelona
denken musste. Ich kenne dieses Gefühl der Niederlage aus
dem vergangenen Jahr und weiß genau, wie bitter es ist.
- Kieler Nachrichten:
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Sie haben schon 2002 den Titel mit dem SC Magdeburg gewonnen.
Welcher Triumph ist schöner?
- Alfred Gislason:
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2002 war super. Diesen Titel hier habe ich aber noch gar
nicht realisiert. Das muss ich erst mal sacken lassen und
und die Zeitungen lesen. Ich bin unglaublich stolz auf die
Mannschaft.
- Kieler Nachrichten:
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Der THW stand zum vierten Mal in Folge im Finale, nach zwei
Niederlagen gegen Ciudad Real gab es jetzt den zweiten Kieler
Champions-League-Sieg. War dies der Beginn einer neuen Ära
im europäischen Club-Handball?
- Alfred Gislason:
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Ich glaube nicht an eine neue Ära. Wir haben noch in allen
Bereichen Verbesserungspotenzial, das wir abrufen müssen,
um den Standard so fantastischer Teams wie Barca
oder Ciudad Real zu halten.
Wenn man sich zum Beispiel die erste Halbzeit im Finale
anschaut: 20 Gegentore sind einfach zu viel. Wir sind in
Köln zweimal in der ersten Halbzeit nicht auf Betriebstemperatur
gekommen.
- Kieler Nachrichten:
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Wie sind denn dann diese Aufholjagden
zu erklären?
- Alfred Gislason:
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Die Mannschaft ist in der Lage, sich auf den Punkt zu konzentrieren.
Gemeinsam mit dem unglaublichen Willen war dies entscheidend.
- Kieler Nachrichten:
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Nun stehen die letzten beiden Spiele in der Bundesliga auf
dem Programm. Wird die Meisterschaft nun zum Selbstläufer?
- Alfred Gislason:
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Wir sind noch lange kein Meister. Deshalb werden wir
auch nur ein bisschen feiern und uns ab Montag voll auf
das Spiel am Mittwoch gegen Balingen konzentrieren. Und
das letzte Spiel beim TV Großwallstadt am Sonnabend
wird das schwierigste der ganzen Saison.
- Kieler Nachrichten:
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Es war das erste Final-Four-Turnier
um die Königsklasse. Wie fanden Sie das Format?
- Alfred Gislason:
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Alles war super organisiert, die Stimmung riesig. Ich hoffe,
dass dieses Turnier noch lange in Köln stattfindet. Es gibt keine Halle, die neutraler
ist und gleichzeitig so viele Zuschauer fasst.
(Das Gespräch führte Jörg Mebus, aus den Kieler Nachrichten vom 01.06.2010)