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Alle Informationen zum "Final4" in der Champions League
finden Sie auf
www.ehffinal4.com.
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Am kommenden Wochenende steht sie endlich an,
die sehnsüchtig erwartete Premiere der neu erschaffenen Finalrunde
in der Champions League. Der THW Kiel will beim "EHF Final4" in
der Kölner LANXESS arena den ersten Titel der Saison einfahren, auch
wenn die "Zebras" bereits im Halbfinale auf Titelverteidiger BM
Ciudad Real treffen (Anwurf: Samstag 18.00 Uhr). Bereits ab 15.30 Uhr
ermitteln der FC Barcelona und Chehovski Medvedi Moskau den ersten
Finalisten, Eurosport überträgt beide Halbfinals sowie am Sonntag
das Spiel um Platz 3 (15.30 Uhr) und natürlich auch das Endspiel (18.00 Uhr)
live.
Den THW Kiel erwarten beim Finalwochenende "gefühlte" Heimspiele,
denn allein rund 4.000 Fans werden sich aus dem Norden Deutschlands auf den
Weg in die Rheinmetropole machen. Hinzu kommen THW-Anhänger aus anderen
Teilen des Landes, auch die vielen erwarteten skandinavischen Fans werden
vermutlich den "Zebras" die Daumen drücken. Da sich die Kieler als einziger
Bundesligist für das "EHF Final4" qualifizieren konnten und weder die
spanischen Clubs noch der russische Abonnementmeister Tschechow dafür bekannt
sind, von großen Fankarawanen begleitet zu werden, wird das Gros der rund
19.000 Zuschauer den Schwarz-Weißen zujubeln.
Für die Premiere des neuen Finalmodus hat die EHF keine Kosten und Mühen
gescheut: Ein neu designter Pokal, der erst am Wochenende enthüllt wird,
gilt nur als ein Symbol der neuen Zeitrechnung im Vereinshandball. Auch
ein neuer Spielball wird in Köln seine Premiere feiern, die vier Clubs
durften aber natürlich bereits in den vergangenen Wochen mit dem Spielgerät
trainieren.
Neben ordentlich Prestige winkt den Teilnehmern beim "EHF Final4" aber
natürlich auch jede Menge Geld: 150.000 Euro an Prämien haben die vier
Clubs bereits sicher, die Finalisten bekommen noch einmal 100.000 Euro
drauf, dem Sieger winkt sogar ein lukrativer Bonus von noch einmal 100.000 Euro.
Das Spiel um Platz 3 am Sonntag wird - im Gegensatz zum Finalturnier des
DHB-Pokals - auf jeden Fall ausgespielt, immerhin geht es auch hier um
50.000 Euro. Ein Novum gibt es auch bei der Entscheidungsfindung: Falls eine
Partie nach 60 Minuten unentschieden steht, steht zunächst eine Verlängerung
von 2x5 Minuten an. Gibt es dann immer noch keinen Sieger, folgt eine
weitere Verlängerung, und wenn es dann noch immer unentschieden steht, folgt
ein Siebenmeterwerfen.
Alfred Gislason muss in Köln weiterhin auf
Linkshänder
Kim Andersson verzichten. Und auch
hinter dem Einsatz von
Momir Ilic steht ein dickes
Fragezeichen. Der Serbe, von einer Kreuzbanddehnung gehandicapt, wird aber
- wie schon in der Vorwoche beim
33:31-Erfolg in Hamburg
seiner Mannschaft als sicherer Siebenmeterschütze zur Verfügung stehen. Zurückgreifen kann
Gislason auf
Filip Jicha,
dem Tschechen winkt zum zweiten Mal in Folge die Torjägerkrone in der
Königsklasse. 102 Treffer erzielte der Rückraumspieler des THW bislang und
hat damit zwar "nur" 12 Tore Vorsprung auf Laurentiu Toma von HCM Constanta (ROU).
Dieser kann aber sein Torekonto genausowenig ausbauen wie die Plätze drei bis
fünf der Torjägerliste, Kiril Lazarov (Zagreb, 83), Hans Lindberg (Hamburg, 82)
und Rastko Stojkovic (Kielce, 80). Zweitbester Torschütze der am EHF Final4
teilnehmenden Spieler ist Barcelonas Linksaußen Juanin Garcia mit 76 Treffern
und damit bereits 26 Toren Rückstand auf
Jicha.
Dass es bereits im Halbfinale zur Neuauflage der Finals von 2008 und 2009
kommt, betrachten die "Zebras" indes nicht als Nachteil. Während
Geschäftsführer
Uli Derad nach der Auslosung
noch scherzte, man würde dadurch zumindest im Endspiel nicht auf Ciudad
Real treffen können, sagt
Dominik Klein: "Ich
hatte gleich nach der Auslosung ein sehr gutes Gefühl. Für uns ist es ein
Vorteil, dass wir bereits im ersten Spiel auf Ciudad Real treffen, da wir
uns auf dieses Spiel eine Woche lang vorbereiten können."
Lesen Sie auch die folgenden Vorberichte der Kieler Nachrichten:
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
Ein THW-Heimspiel in Köln
Ciudad Real, Kiel, Barcelona und Tschechow kämpfen um Europas Krone
Experiment oder bald fester Bestandteil im internationalen Sportkalender?
Die Europäische Handball-Föderation (EHF) brach mit lieb gewonnenen Traditionen,
strich in der Champions League Halbfinals und Finals mit Hin-und Rückspielen und
installierte ein Final4, das an den Tagen des 29./30. Mai Premiere in der Kölner
Lanxess-Arena feiert.
Das Teilnehmerfeld blieb exklusiv. Nach einer Vorrunde mit 24 Teams, den Achtel-
und Viertelfinals schälten sich Titelverteidiger BM Ciudad Real, der Finalist von
2009, THW Kiel, und Rekordgewinner FC Barcelona heraus. Vierte Mannschaft in
dieser illustren Runde ist das Überraschungsteam aus Russland,
Medwedi Tschechow. Die "Bären" wurden im Viertelfinale zum Stolperstein für Frankreichs
Titelträger Montpellier HB, benötigten dafür ein finales Siebenmeterwerfen und
verurteilten Montpellier-Weltstar Nikola Karabatic zum Zuschauer.
EHF-Generalsekretär Michael Wiederer begründet den Wechsel vom reinen K.o-System zum Final4 mit
"den guten Erfahrungen aus dem Fußball, das Finale der Champions League findet
ebenfalls an einem neutralen Ort statt". Seit 15 Jahren habe man sich in der EHF-Zentrale in
Wien bereits über diesen Modus Gedanken gemacht. "Wir tun es für die Sportart Handball, um ihn aus dem
lokalen Bereich in einen viel beachteten großen Fokus zuziehen. Dann
nimmt die ganze Welt Anteil, dem Handball tut es gut."
Nicht alle Mannschaften zeigten sich im Vorfeld mit dem neuen Modus einverstanden.
Halbfinale und Finale gehören den Fans der Clubs, die sich bis in die letzten Runden
durchgekämpft hätten, lautete das Argument gegen die Neuerung.
Auch der THW war kein Freund des Final4. Inzwischen haben sich alle Teilnehmer
arrangiert. Es sei ein Traum, bei diesem Riesen-Event teilnehmen zu dürfen,
freute sich Kiels Trainer
Alfred Gislason. Die Lose für die Halbfinals wurden am 4. Mai von den
Geschäftsführern der Vereine höchstpersönlich gezogen. Xavier O'Callaghan,
Manager des FC Barcelona, bescherte den Kielern die Wiederholung der Finals von 2008
und 2009. BM Ciudad Real sei die härteste Nuss, kommentierte THW-Manager
Uli Derad das THW-Lospech,
hatte aber schnell seinen Humor wiedergefunden. "Dann bekommen wir die Spanier eben nicht im Finale."
Derads spanischer Kontrahent, Luis-Miguel Lopez, verteilte die Favoritenrolle für dieses
Halbfinale ganz pragmatisch. Man habe den damaligen Bundesliga-Tabellenführer HSV Hamburg
im Viertelfinale aus dem Weg geräumt, so Lopez, "warum also sollten wir nicht auch
den Zweiten THW Kiel schlagen können".
Das erste Halbfinale in der fast ausverkauften, 19.000 Zuschauer fassenden Kölner Arena,
bestreiten am Sonnabend Barcelona und Tschechow, danach kämpfen Kiel und Ciudad Real
um die Finalteilnahme am Sonntag. Als einziges deutsches
Team dürfen die "Zebras" auf eine riesige Unterstützung setzen.
Mit ungefähr 200 Fans aus der spanischen Mancha rechnet Lopez, ähnliche Fan-Zahlen werden
aus Barcelona und Moskau erwartet. Dagegen machen sich rund 4000 Menschen aus Kiel und Umgebung auf,
um ihren THW nach vorne zu peitschen, hinzu kommen Tausende "Zebra"-Fans aus ganz Deutschland.
"Fast wie ein Heimspiel", freut sich Geschäftsführerin
Sabine Holdorf-Schust.
"Das dürfte uns viel Rückenwind geben."
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
Die "Zebras" erobern Köln
Logo des Rekordmeisters prägt das Stadtbild - "Horde wilder Isländer" kommt
Die Zebras erobern Köln. Wenn die rund 4000 THW-Fans am kommenden Wochenende in der
Domstadt ankommen, werden sie sich ziemlich heimisch vorkommen. Denn das kölsche Stadtbild ist
vollgepflastert mit dem Logo des Rekordmeisters. Auf der Kölnarena ist ein 13 mal
18 Meter großes XXL-Spannsegel mit den Emblemen der vier Teilnehmerklubs gespannt, auf allen
Brücken flattern überdimensionale Flaggen, auch am Rathaus.
100 Großflächen-Plakate und 1000 kleinere Werbe-Banner rücken das erste Königsklassen
Final4 in den Blickpunkt des Interesses. Während der VfL Gummersbach den Rückzug ins
Oberbergische vorbereitet (mit dem geplanten Bau der neuen Mehrzweckhalle endet die Ära
des Altmeisters in der Lanxess Arena), kehrt die richtig große Handball-Welt nach dem
WM-Triumph 2007 an den Rhein zurück.
Oberbürgermeister Jürgen Roters freut sich sehr über das tolle Event: "Ich freue
mich sehr darüber, dass Köln den Zuschlag für das erstmals ausgetragene Final4 Champions League Finale
im Europäischen Handball erhalten hat."
Für die vielen Kölner Handballfans ein Leckerbissen, für die Wirtschaft angesichts von rund 45.000
Übernachtungen und vieler hungriger und durstiger Gäste ein warmer Geldregen. "In dem an
hochkarätigen Veranstaltungen sehr attraktivem Kölner Sportjahr 2010 stellt dieses Turnier ein
herausragendes Ereignis dar. Köln bietet erneut den perfekten Rahmen für internationalen Spitzensport.
Wir hoffen sehr, dass die Lanxess Arena ähnlich wie bei der Eishockey-WM aus allen Nähten
platzen wird und wir uns als Stadt beim Europäischen Handballverband für eine längerfristige Ausrichtung
des Turniers entsprechend empfehlen können", sagt OB Roters.
Zumal sich Gäste aus ganz Europa angekündigt haben. Neben der von
Alfred Gislason
angekündigten "Horde wilder Isländer" um seinen Bruder kommt eine vierstellige Besuchergruppe aus
den skandinavischen Ländern - viele von ihnen werden dem THW kräftig die Daumen drücken. Aber
auch eine große Zahl von Spaniern und viele Russen werden zur Unterstützung ihrer Teams nach
Köln reisen. Insgesamt kommen 6000 Zuschauer aus dem Ausland in die Arena. 300 Medienvertreter
sind akkreditiert, wollen von dem Spektakel mit den Superstars der Handballwelt berichten.
Dass es ein Turnier der Extraklasse wird, daran lässt die EHF keinen Zweifel aufkommen: 120
Volunteers sind von der Team- bis zur Zuschauerbetreuung im Einsatz. Für die vielen VIPs und Funktionäre
stehen 18 Audi A8 und 4 Audi Q7 als Shuttles bereit. DHB-Busunternehmer Gerdi Wirths lässt
die Teams mit Königsklassen-Bussen vom Mannschaftshotel Marriott in die Katakomben der größten
Halle Europas fahren.
Mit einem Gala-Dinner läutet der Verband das Final-Four-Wochenende ein, für die Fans
eher interessant ist der Sonnabendabend, wenn Reiseveranstalter Vietentours zur offiziellen Fanparty ins
Henkelmännchen, gleich gegenüber der Arena lädt. Dort wartet neben Ex-Welthandballer Daniel Stephan
auch Kult-Kreisläufer Christian "Blacky" Schwarzer auf die Anhänger: "Mein Traumfinale
ist Kiel gegen meinen Ex-Klub FC Barcelona. Aber egal wie es kommt, das wird ein Riesen-Event
und ich freue mich auf die Party mit vielen Bekannten, Ex-Kollegen und den Fans."
Rund um die Kölnarena präsentieren sich die Sponsoren, auf einer Bühne gibt es Live-Musik,
Mitmach-Stände sorgen vor den Toren des Handball-Tempels für kurzweilige Unterhaltung.
Fürs Drumherum ist gesorgt, in der Halle ist der Boden bereitet, bis auf 800 Restkarten ist das
Wochenende auch schon nahezu ausverkauft und. so freut sich ganz Köln auf tolle Spiele.
Oberbürgermeister Roters: "Ich bin voller Zuversicht, dass die Kölnerinnen und Kölner,
bezogen auf die Begeisterungsfähigkeit und Atmosphäre, ihren Anteil dazu beitragen
werden. Darüber hinaus würde ich mich sehr darüber freuen, wenn dieses Turnier auch auf die
Nachwuchsarbeit in den Kölner Handballsportvereinen einen nachhaltigen Einfluss nehmen würde.
Besonders stolz bin ich, dass mit dem THW Kiel ein deutsches Spitzenteam an diesem hochkarätigen
Finale beteiligt ist. Wir werden die Kieler besonders herzlich in Köln aufnehmen und anfeuern."
Wie willkommen die Kieler sind, können sie in Köln an jeder Ecke sehen.
Und Trainer
Alfred Gislason hat als ehemaliger Gummersbacher Coach -
und natürlich noch mehr als Mitglied des 1. FC Köln - viele Sympathisanten im Rheinland.
"Ich hoffe, dass alle Kölner hinter uns stehen werden", sagt Gislason. "Ich glaube,
dass dieses Turnier den richtigen Standort gewählt hat und in der Arena eine großartige Stimmung
herrschen wird. Ich hoffe, dass sich das Turnier etabliert. Und wir wollen dort Stammgast werden."
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
Aus der Nische ins helle Licht
Der Weg der Champions League zum Hochglanzprodukt war steinig
Heute ist die Champions League ein Hochglanzprodukt. Das Erscheinungsbild dieses Wettbewerbs,
das stets in Blau und Weiß gehaltene "corporate design", ist modern und in allen Facetten
durchdekliniert. Jeder Handball-Zuschauer erkennt beim Anblick der Logos und Farben sofort:
Hier sind die besten Clubs Europas versammelt. Der 17 Jahre währende Weg, den die
Funktionäre der Europäischen Handball-Föderation (EHF) beschriften haben, war indes steinig und beschwerlich.
Als die EHF im Jahre 1993 die "Königsklasse" aus der Taufe hob, arbeitete die Zentrale in Wien erst
seit einem Jahr. Geld und Personal waren kaum vorhanden. Im November 1991 in Berlin erklärten die EHF-Gründer,
dass die Aufgaben des Verbandes nur schrittweise übernommen werden könnten, denn der Etat des
Verbands lag damals bei nur 14.000 Schweizer Franken. Folgerichtig ließ die EHF den Wettbewerb bis
zur Runde der letzten Acht im K.O-Modus austragen und loste dann zwei Vierergruppen aus, deren Sieger das
Finale in Hin- und Rückspiel austrugen.
Als erster Sieger trug sich der nordspanische Klub TEKA Santander in die Liste ein, der
mit Talant Duschebajew und Mikhal Jakimowitsch zwei überragende Individualisten besaß.
Finalgegner war der portugiesische Meister ABC Braga. "Die haben mich überrascht,
die waren sehr stark", erinnert sich Duschebajew. Der deutsche Vertreter, SG Wallau-Massenheim,
der vom heutigen Bundestrainer Heiner Brand gecpacht wurde, scheiterte in der Gruppenphase
knapp am späteren Sieger.
Dass die Vermarktung der Champions League einmal in solche Dimensionen vorstoßen würde, war
1993 noch nicht absehbar, an eine konsequente Zentralvermarktung, die dem Sieger rund
eine halbe Millionen Euro garantiert, noch nicht zu denken. Vorbild damals war das Beispiel
des "großen Bruders", erzählt Michael Wiederer. "Wir haben uns damals natürlich an
der UEFA-Champions-League des Fußballs orientiert", erklärt der EHF-Generalsekretär. Die Idee,
für die Runde der letzten Acht zwei Vierergruppen zu bilden, aus denen sich der Sieger
für das Finale qualifizierte, wurde noch argwöhnisch beäugt. "Aber schon die erste Saison
hat gezeigt, dass das Gruppenspielsystem den Clubs sehr behagt", erinnert sich Wiederer.
1996 schließlich wurde in der Runde der letzten 16 dann in vier Vierergruppen gespielt,
nach der Jahrhundertwende wurde auf sechs bzw. acht Vierergruppen aufgestockt, ab 2003
ließ die EHF (auch hier dem Fußballvorbild folgend) auch mehrere Vertreter der stärksten Ligen zu.
Schon früh entwickelte dann die EHF die Idee eines Final4, das aber noch von
den führenden deutschen Clubs - mit dem Manager des THW Kiel, Uwe Schwenker,
an der Spitze - abgelehnt wurde,
weil sie um die Einnahmen in Heimspielen fürchteten. Das Modell, es mit zwei Gruppenphasen bis
zum Viertel- bzw. Halbfinale zu versuchen, war ein Kompromiss. Seit 2009/10 gibt
es schließlich wieder nur eine Gruppenphase bis zum Achtelfinale.
Eine Revolution stellte im Jahr 2006 der TV-Vertrag mit dem Spartensender Eurosport dar. Erst
damit war die Übertragung der Spiele im wichtigsten Markt, Deutschland, gewährleistet - zuvor hatte die
EHF häufig für die einzelnen Partien mit deutschen Anbietern verhandeln müssen und manchmal
auf eine Übertragung verzichtet. "Das wird die Handballszene verändern", meinte Wiederer damals.
"Das öffnet den Markt, ein völlig neuer Schritt für den Handball." Dieser Vertrag brachte der
EHF für drei Jahre rund drei Millionen Euro ein. Im Jahr 2009 wurde er, nachdem sich
das Deutsche Sportfernsehen (DSF) als Sieger des Bietergefechtes wähnte, mit dem gleichen Partner verlängert.
Sportlich wurde die Champions League in den ersten acht Jahren von den spanischen Klubs
dominiert. Auf Santander folgte 1995 der baskische Vertreter Bidasoa Irun, mit dem späteren
THW-Profi Nenad Perunicic als Torschützenkönig (82 Tore). Es folgte die Ära des FC
Barcelona, der alle Angriffe der kroatischen und deutschen Klubs abwehrte. Diese Dominanz endete
mit dem fünften Triumph im Jahre 2000, als der THW im Palau Blaugrana in den letzten Minuten
noch abgefangen wurde. Bekanntlich fühlten sich viele THW-Profis, allen voran
Magnus Wislander, durch die beiden slowenischen Referees
um den Sieg betrogen. 2001 brach dann Portland San Antonio (Pamplona) die Serie der
Katalanen in den Endspielen; Regie führte damals der französische Handball-Virtuose
Jackson Richardson.
2002 siegte dann erstmals ein deutscher Verein, der von einem Trainer geführt wurde, der erstmals
an der Champions League teilnahm:
Alfred Gislason. Dass der SC Magdeburg sich erstmals
in die Siegerliste eintrug, motivierte den deutschen Serienmeister THW Kiel noch mehr, doch
nach Montpellier (2003) bekam zunächst die SG Flensburg-Handewitt die nächste Chance,
sich zu verewigen, scheiterte aber klar an dem slowenischen Meister RK Celje (2004).
2005 stand erneut der spätere Sieger Barcelona im Weg, 2006 schließlich Flensburg im Viertelfinale.
Nun triumphierte erstmals BM Ciudad Real, als es Pamplona deutlich schlug, und begründete mit
den Erfolgen der Jahre 2008 und 2009, als sie den THW Kiel niederrangen, eine neue spanische Ära.
Ob der Sieg des THW Kiel im Jahre 2007, als Flensburg den Kürzeren zog, tatsächlich aufgrund von
Manipulationen zustande kam, ist weiterhin ungeklärt. Klar ist, dass die Bestechungsvorwürfe schon seit
Bestehen der Champions League Tradition haben und das Image des Wettbewerb schwer beschädigen. Eine
der Hauptaufgaben der EHF dürfte sein, nicht nur diese Vorwürfe aufzuklären, sondern auch
soviel Transparenz zu schaffen, dass sie zukünftig nicht mehr aufkommen. Ansonsten ist
die Champions League irgendwann kein Hochglanzprodukt mehr. Sondern nur noch eine Karikatur.
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
Samstag, 29. Mai - Halbfinals
29.05.10, Sa.
| 15.30
| Chehovski Medvedi Moskau (RUS)
| -
| FC Barcelona (ESP)
| :
| live auf Eurosport
| Schiedsrichter: Canbro / Claesson (SWE)
|
18.00
| BM Ciudad Real (ESP)
| -
| THW Kiel
| :
| live auf Eurosport
| Schiedsrichter: Dinu / Din (ROU)
|
30.05.10, So.
| 15.30
| Verlierer 1. Halbfinale
| -
| Verlierer 2. Halbfinale
| :
| live auf Eurosport
| Schiedsrichter: Gubica / Milosevic (CRO)
|
18.00
| Gewinner 1. Halbfinale
| -
| Gewinner 2. Halbfinale
| :
| live auf Eurosport
| Schiedsrichter: Olesen / Pedersen (DEN)
|
Keine Frage: Mit drei Siegen in der Königsklasse in den
letzten vier Jahren ist Titelverteidiger BM Ciudad Real
auch in dieser Saison wieder Topfavorit auf den Titel.
In der spanischen "Liga ASOBAL" wurde die Mannschaft von
Talant Dujshebaev mit unglaublichen 30 Siegen aus 30 Spielen bereits
vorzeitig Meister. Und auch in der Champions League hielt
man sich lange Zeit schadlos, ehe die Mannschaft im
Viertelfinal-Hinspiel beim HSV
Hamburg ihre blütenweiße Weste verlor. Aufgrund einer
Machtdemonstration im
Rückspiel
schaffte es die spanische Startruppe aber dennoch ins
"Final4" und beendete zum dritten Mal in Folge alle hanseatischen
Träume. Zuvor feierte man in der
Gruppenphase
zehn Siege und ließ sich auch dort weder von RK Zagreb
(32:27 (H), 27:24 (A)) noch vom HSV Hamburg (32:26 (A),
30:28 (H)) ärgern. Im
Achtelfinale
schließlich ließen sie den Slowenen von Gorenje Velenje
(31:23 (A), 36:31 (H)) keine Chance.
Zwar hatte Ciudad Real mit Olafur Stefansson (Rhein-Neckar Löwen),
Ales Pajovic, Uros Zorman (beide Celje),
Rolando Urios (Karriereende) und Siarhei Rutenka (Barcelona) namhafte
Abgänge zu verzeichnen, doch mit den beiden neuen Kreisläufern Evgenj
Evdokimov (Moskau) und Julen Aguinagalde (Ademar Leon) sowie dem
erfahrenen Linkshänder Eric Gull (aus dem Katar) konnten diese Lücken
gut geschlossen werden. Die Mannschaft scheint mehr denn je
zusammengewachsen zu sein, die Abwehr um die Hünen Morros und Dinart
äußerst schwer zu überwinden. Klar ist: Wer die Champions League
gewinnen will, muss auch in dieser Spielzeit an Ciudad Real vorbei.
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
"Saison wird nur nach Titeln bemessen"
Ciudad Real fiebert Kiel-Duell entgegen
Xavier O'Callaghan spielte Schicksal hoch über den Dächern von Köln. Der
frühere Weltklasse-Spieler des FC Barcelona, der auf dem Feld stand, als der
THW Kiel das Champions-League-Finale 2000 hauchdünn gegen die Katalanen verlor,
sorgte als FCB-Vertreter und Losfee dafür, dass die Zebras im Halbfinale wieder
auf Ciudad Real treffen. Wieder auf die Spanier, gegen die sie in den CL-Finals
2008 und 2009 knapp unterlegen waren.
"Wir haben mit Hamburg den Bundesliga-Tabellenführer aus dem Weg geräumt, jetzt wollen
wir auch den Zweiten schlagen", sagte Ciudad-Real-Manager Luis Miguel Lopez. Aber auch
Lopez wusste, was die Stunde geschlagen hatte: "Gäbe es Hin- und Rückspiele, würde ich sagen,
wir wären favorisiert, in der Final-Four-Konstellation mit nur einem Vergleich wird
es richtig schwer." Lopez weiß, wovon er spricht. In allen drei relevanten Vergleichen
der Jahre 2008 bis 2009 hatten die Kieler die jeweils erste Partie - egal ob zu Hause
oder in Zentralspanien - gewonnen. Dass es in den Finals nicht reichte, lag
an den Rückspielen, die Ciudad deutlicher für sich entschied.
Dass die Mannschaft von Trainer Talant Dushebajew ein klarer Favorit für das Erreichen
des Final4 sein würde, hatte vor der Saison niemand bestritten - dass der Titelverteidiger
allerdings so dominant durch die aktuelle Spielzeit kommen würde, ist selbst für
Dushebajew überraschend: "Damit konnten wir nicht rechnen, aber es zeichnet die Mannschaft aus,
dass sie sich so schnell gefunden hat." Siarhei Rutenka (Barcelona), Olafur Stefansson (Löwen),
Ales Pajovic, Uros Zorman (beide Celje). Torsten Laen (Berlin)
sowie Rolando Urios (Karriere-Ende)
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Abwehrchef Didier Dinart.
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Ciudad Real |
hatten Ciudad Real nach dem Double aus CL-Sieg und Meisterschaft 2009 verlassen. Da die
Finanzkrise auch vor dem spanischen Bau-Unternehmer und Multimilliardär Domingo de Mera - Präsident
und Hauptsponsor von Ciudad Real - nicht Halt machte, musste auch in "La Mancha" gespart
werden. Der Kader wurde verkleinert, die Mannschaft wurde für ihre Verhältnisse äußerst günstig
und starfrei verstärkt. Aus Tschechow kam Kreisläufer und Abwehrspezialist Egor Evdokimov,
daneben wurden zum Schnäppchenpreis der Argentinier Eric Gull (als Stefansson-Nachfolger) und
der Spanier Julen Aguinagalde verpflichtet, auch Trainersohn Alex (17) steht im Kader.
Aber trotz der deutlich kleineren Brötchen formte Dushebajew eine scheinbar unschlagbare
Auswahl, die in der gesamten Saison bislang nur zwei Pflichtspiel-Niederlagen in 48 Partien
kassierte. In der Liga Asobal wurde Ciudad verlustpunktfrei (!) Meister, im spanischen Pokal
schied man im Halbfinale überraschend gegen Leon aus und in der Champions League gab es 13
Siege in 14 Spielen. Die Gruppenphase - mit Partien gegen Hamburg und Zagreb - endete mit
einer weißen Weste, im Achtelfinale stellte Velenje (Slowenien) keine Hürde da. Und dann
kamen die Viertelfinals gegen den HSV. Nach der 22:26-Niederlage in Hamburg titelten deutsche
Zeitungen vom "Ende der Unbesiegbarkeit", nach dem 35:27 im Rückspiel hatten die Spanier die
Hierarchie wieder zurecht gerückt. HSV-Trainer Martin Schwalb hatte schon vor den Viertelfinals
treffend prognostiziert: "Es muss 120 Minuten alles passen, um diese Mannschaft zu schlagen."
Die Stärke von Ciudad Real ist ihre Ausgeglichenheit im Angriff - Dushebajew hat keinen absoluten
Shooter im Team, jeder Spieler trägt sich in die Torschützenliste ein. Herausragend ist die
Defensivabteilung mit dem Innenblock Didier Dinart/Egor Evdokimov sowie dem Torhüter-Duo Arpad
Sterbik/Jose Hombrados. In der 5:1-Abwehrvariante sorgen entweder David Davis oder der wohl weltbeste Rechtsaußen
Luc Abalo für mächtig Druck. "Die Defensive ist das Erste, was funktionieren muss",
doziert Dushebajew, "aber es geht ums Kollektiv, und da gehört auch der Angriff dazu."
 |
Rechtsaußen Luc Abalo.
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Ciudad Real |
Auch wenn zahlreiche Weltstars die Mannschaft verließen, liest sich der Kader immer
noch wie das "Who is Who" des Welthandballs: Im Rückraum stehen Dushebajew die routinierten
Topstars
Jerome Fernandez (Frankreich), Petar Metlicic (Kroatien)
oder die Spanier Alberto Entrerrios und Chema Rodriguez zur Verfügung, die Defensive ergänzt der kantige
Viran Morros, wahlweise auf Linksaußen oder im linken Rückraum sorgt der Schwede Jonas Källman
für Torgefahr. Und dank der Unterstützung von de Mera wird der Kader noch lange zusammenspielen:
Dinart, der zwischenzeitlich mit einem Wechsel in die Bundesliga gepokert hatte, und Sterbik haben
ihre Verträge bis 2012 beziehungsweise 2014 verlängert. Dushebajew kann so lange bleiben, wie
er will und sei es bis zur Rente, wie es der Präsident formulierte. Der gebürtige Kirgise
hatte die Champions League als Spieler schon 1994
mit Santander gewonnen, ehe er 2001 zu Ciudad Real kam, zunächst als Spieler, dann als
Spielertrainer, seit 2007 nur noch als Trainer. Drei Titel in der "Königsklasse" stehen
seither zu Buche (2006, 2008, 2009) - und für das Final4 in Köln gibt Dushebajew die übliche Losung aus:
"Jede Saison wird bei uns nur an der Anzahl der Titel bewertet."
Da Ciudad Real, das seit 2002 zunächst am Thron von Barcelona rüttelte, ehe man die
Katalanen als bestes spanisches Team ablöste, mittlerweile so viele nationale und internationale Titel
gewonnen hat, reicht der Trophäenschrank in der "Don Quichote Arena" schon nicht mehr aus,
die Replik der CL-Trophäe aus dem Jahr 2006 steht zum Beispiel im wenig aufgeräumten Büro des
Hallenwarts. Histörchen im Gegensatz zum nie offiziell bestätigten Gerücht über ein
ominöses Telefonat. Um auch im Handball das ewige Duell Real Madrid und dem FC Barcelona ausspielen
zu können, habe der Real-Präsident bei de Mera angerufen, und ihn gefragt, wie hoch der
Preis für Ciudad sei. De Meras angebliche Antwort: "Wenn Sie nicht gleich auflegen, kaufe ich Real Madrid."
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
- Alle Spiele des THW gegen BM Ciudad Real (ESP):
-
- Links:
-
Mit dem FC Barcelona duellierte sich der THW Kiel bereits in der
Gruppenphase, siegte mit
30:27 im Palau Blaugrana, aber verlor das
Rückspiel in der Sparkassen-Arena-Kiel mit
30:32.
Die "Zebras" gewannen damit aber hauchdünn den direkten Vergleich,
und da sich beide Teams abgesehen von einem jeweiligen Unentschieden
in Kolding schadlos hielten, standen die Kieler am Ende der
Gruppenphase vor den Katalanen.
Barcelona aber demonstrierte seine Stärke im
Achtelfinale und ließ
den Kroaten von RK Zagreb (33:26, 36:33) keine Chance. Im
Viertelfinale legte "Barca" ein
33:27 gegen den ungarischen Meister MKB Veszprém vor und gewannen
auch das Rückspiel in Ungarn mit 34:33. Die Gastgeber hatten dabei allerdings
den Sechs-Tore-Rückstand mehrmals wettgemacht, am Ende verließen sie aber
die Kräfte. Überragend bei Barcelona waren neben dem warmgeworfenen Danijel
Saric die beiden Außen Victor Tomás (11) und Juanín García (8/4).
In der heimischen "Liga Asobal" wurde "Barca" ungefährdet Vizemeister mit
55:5 Punkten hinter dem verlustpunktfreien Meister Ciudad Real.
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
"Spielort ist absolut unwichtig"
Rekordsieger FC Barcelona reist mit 300 Fans und großem Selbstbewusstsein an
Fünf für den erfolgsverwöhnten Verein ewig lange Jahre liegt der letzte internationale Titel zurück.
Fünf Jahre, in denen der FC Barcelona nach dem bislang letzten Sieg in der Champions League
mit aller Macht versucht, den Wachwechsel durch die Millionentruppe von BM Ciudad Real aufzuhalten.
Nun greifen die Katalanen, die die Champions League in den Jahren 1995 bis 2000 im Alleingang dominiert
hatten, wieder nach den Sternen.
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Starker Keeper neben Barrufet: Danijel Saric.
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Barcelona |
Auch dank THW-Geschäftsführerin
Sabine Holdorf-Schust, die als Losfee ihren Anteil am
vermeintlich leichtesten Halbfinalgegner Medwedi Tschechow hatte. "Das hört sich leichter an,
als es ist", zeigte Manager Xavier O'Callaghan. "Wer das Final Four erreicht hat, gehört zu
den weltbesten Mannschaften." In die gleiche Kerbe schlägt auch Trainer Xavi Pascual, der
die Katalanen im Februar 2009 übernommen hatte: "Wir sind natürlich nicht unglücklich über die
Auslosung, müssen aber richtig aufpassen."
Vor der Saison griff der Verein tief in die Schatulle und jagte ausgerechnet dem direkten
Konkurrenten Ciudad Real einen Weltklasse-Spieler ab: Für eine Ablöse von einer Million Euro
kam Siarhei Rutenka in die Olympiastadt von 1992, daneben verpflichtete Barcelona Konstantin
Igropoulo (Medwedi Tschechow). Und beide schlugen ein: Wahrend der in Kiel nicht gerade
beliebte Rutenka - trotz einer mehrwöchigen Verletzungspause - bester Barca-Torschütze in
der spanischen Liga mit 116 Treffern wurde, läuft Igropoulo (96 Tore in der spanischen Liga)
im Angriff Routinier Laszlo Nagy den Rang ab. Barca besticht in dieser Saison aber durch
seine wieselflinken Außenspieler, die vor allem in der K.o.-Phase der Champions League für
reichlich Tore sorgten. Die auf Tempogegenstöße spezialisierte Flügelzange mit Juanin Garcia
(bislang 76 Treffer, Linksaußen) und Victor Tomas (71, rechts) ist derzeit die gefährlichste Waffe der
Spanier - trotz großer Namen im Rückraum wie Iker Romero oder Nagy. Tomas und Garcia bezwangen
im Viertelfinale die stärker eingeschätzten Ungarn aus Veszprem mit zusammen 36 Treffern in beiden
Partien quasi im Alleingang.
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Siarhei Rutenka wechselte von Ciudad Real zum FC Barcelona.
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Barcelona |
In Köln wird die Barca-Mannschaft in dieser Konstellation zum letzten Mal auflaufen:
Torwart-Legende David Barrufet beendet nach 22 Jahren im Barca-Trikot und über
70 Titeln mit dem Club seine Karriere und wird künftig als Jurist für den Gesamtverein
arbeiten, die beiden Dänen Joachim Boldsen und Mikkel Hansen wechseln in ihre Heimat
zu AG Kopenhagen. Einen Titel hat Barca in dieser Saison schon erreicht - und dies sogar ohne
Ciudad Real besiegen zu müssen. Den Pokal gewannen die Katalanen durch den Finalsieg gegen das
Team aus Leon, das zuvor Ciudad eliminiert hatte. Nun will Barca aber mehr: "Erst Tschechow
besiegen, dann ist alles möglich", sagt Trainer Xavi Pascual, der ein Finale gegen den THW liebend
gerne bestreiten würde: "Natürlich haben die Kieler durch die Tatsache, dass in Köln gespielt wird,
so etwas wie einen Heimvorteil - aber dadurch haben sie noch kein einziges Tor
mehr geworfen. Für uns ist der Spielort absolut unwichtig." Das sieht Außenspieler
Alberto Rocas ähnlich: "Es motiviert uns sogar noch mehr, in einer solch tollen
Halle vor 20 000 Zuschauern aufzulaufen. Und die Tatsache, dass es nur ein
Spiel bis zum Finale ist, mobilisiert alle Kräfte. In 60 Minuten können wir Geschichte schreiben."
In der laufenden Saison haben die Katalanen recht gute Erinnerungen an den THW: Zwar
verloren sie - wie in der Spielzeit 2008/2009 - zu Hause im Palau Blaugrana,
doch erstmals in der ewigen Geschichte beider Konkurrenten (derzeit 8:6 Siege für Kiel)
siegten sie in der Sparkassen-Arena. Mehr als das Renomee hat es Barca nicht gebracht,
durch das Remis in Kolding am letzten Gruppenspieltag mussten sie die Tabellenführung an
den punktgleichen THW abgeben, der den direkten Vergleich mit der Differenz von einem
Treffer gewonnen hatte.
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Gilt als bester Mittelmann Spaniens: Daniel Sarmiento.
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Barcelona |
Neben dem THW war Barcelona in den K.o.-Spielen dann aber die einzige Mannschaft, die
alle vier Partien gewann - und das Weiter kommen jeweils schon nach dem Hinspiel
in der Tasche hatte. Trotz 15 000 Fans gegen sich demontierten die Katalanen RK Zagreb in
deren Halle beim 33:26, das Viertelfinal-Hinspiel gegen Veszprem endete in Palau Blaugrana 33:27.
Somit hat Barcelona exakt die gleiche CL-Saison-Bilanz wie der THW vor dem Final Four:
Zwölf Siege, ein Remis, eine Niederlage in 14 Spielen. Apropos Kiel: Ihr bislang letztes
CL-Halbfinale bestritten die Spanier gegen die "Zebras" - doch schon nach dem
31:41
in der Sparkassen-Arena musste der achte Finaleinzug seit 1996 (mit insgesamt sechs CL-Titeln)
ad acta gelegt werden. Da stehen anno 2010 die Chancen besser: Am 15. Mai endete die spanische Liga,
zwei Wochen konnte sich Barca ausschließlich aufs Final4 konzentrieren, reiste bereits mittwochs
in Köln an. Rund 300 Anhänger werden die Spanier begleiten. "Die deutsche Mentalität, die
Mannschaft mit großen Fanmassen zu Auswärtsspielen zu begleiten, ist bei uns
nicht vorhanden. Aber dennoch werden wir unsere Chance hoffentlich nutzen", sagt Manager
O'Callaghan. Und Paris soll das Vorbild für Köln sein: Dort gewannen die Basketballer des FC Barcelona
vor drei Wochen das Final4 der Euro-League.
Und obwohl der spanische Handball-Rekordmeister aus Barcelona (17 Titel, zuletzt 2006) seit 1995
mit Ausnahme der Jahre 2001 bis 2003 in der Champions League mitspielt, gab es bislang noch kein
CL-Duell mit Tschechow. Das Wichtigste für Xavier O'Callaghan war, Ciudad Real im Halbfinale aus
dem Weg zu gehen: "Wir spielen schon in Spanien so oft gegeneinander, da muss das nicht
auch noch in Deutschland sein." Sechs Barca-Spieler haben derweil keine guten Erinnerungen an die
Lanxess-Arena, die am 30. Januar 2007 noch Köln-Arena hieß. An jenem Tag verloren sie mit
Spanien das WM-Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Deutschland 25:27.
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
"David, geh' ins Tor..."
Exklusiv-Interview mit dem Kapitän des FC Barcelona
Nach 22 Jahren beim FC Barcelona beendet der spanische Ausnahme-Torwart
David Barrufet seine Karriere beim Final4 in Köln. Gemessen an den Titeln auf
Vereinsebene (71!) ist er der erfolgreichste Handballer aller Zeiten. Vor seinen letzten
beiden Spielen äußert sich Barrufet zu seiner Karriere, dem Geheimnis seines Erfolgs,
der Vergangenheit, der Zukunft und seiner Liebe zum FC Barcelona.
Mit dem Spanier David Barrufet sprach KN-Mitarbeiter Björn Pazen.
- Zebra-Journal:
-
Im modernen Profisport ist es völlig untypisch, nur für einen
einzigen Verein zu spielen. Wollten Sie niemals den Verein wechseln?
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David Barrufet.
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Barcelona |
- David Barrufet:
-
Nein, seit meiner Geburt bin ich "cule", also Fan des FC Barcelona. Für einen
Jungen aus Katalonien ist es das Größte, für den FC Barcelona zu spielen.
- Zebra-Journal:
-
Im Vergleich zu den Fußballern: Welche Bedeutung hat Handball
beim FC Barcelona?
- David Barrufet:
-
Die Mannschaft ist die erfolgreichste im europäischen und spanischen Handball, und das
bringt den Handballern sehr viel Respekt von allen Mitgliedern entgegen.
- Zebra-Journal:
-
Welches waren die größten Momente Ihrer Karriere?
- David Barrufet:
-
Jeden Titel, den du gewinnst, alles, was du lernst, jeden Freund, den du triffst, sind
für mich die wichtigsten Momente meiner Karriere.
- Zebra-Journal:
-
Welcher Titel war der wichtigste?
- David Barrufet:
-
Jeder Titel hat seine eigene Geschichte - und ich mag alle Titel.
- Zebra-Journal:
-
Haben Sie einen besonderen Psycho-Trick?
- David Barrufet:
-
Nein, der einzige Trick ist Fleiß.
- Zebra-Journal:
-
Der ewige Vergleich: Welche Liga ist die beste der Welt, die deutsche oder die spanische?
- David Barrufet:
-
Beide Ligen. Der Vergleich fällt so schwer!
- Zebra-Journal:
-
Wie wurden Sie Torwart?
- David Barrufet:
-
Als ich noch in der Schule war, war Toni Rubiella, der Co-Trainer von Barca, mein Trainer. Eines
Tages hatten wir keinen Torwart und er sagte nur zu mir: "David, geh' ins Tor..." Das war
der Tag, an dem ich Torwart wurde.
- Zebra-Journal:
-
Wie sieht Ihr künftiges Leben ohne Handball aus?
- David Barrufet:
-
Ich arbeite künftig in der Rechtsabteilung des FC Barcelona. Ich habe das Jura-Diplom in
der Tasche und kann meine Leidenschaften künftig kombinieren: Sport und Recht.
- Zebra-Journal:
-
Wenn Ihre Kinder Profisportler werden wollten, was würden Sie sagen?
- David Barrufet:
-
Meine Eltern haben mir zugestanden, mich so zu entwickeln wie ich wollte.
Meinen Kinden würde ich nur sagen: Habe Spaß, bei allem, was du machst.
- Zebra-Journal:
-
Werden Sie nach Ihrem letzten Spiel eine große Party feiern?
- David Barrufet:
-
Ich hoffe, ich kann mit der Champions-League-Trophäe in Köln feiern.
(Das Gespräch führte Björn Pazen, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
- Alle Spiele des THW gegen den FC Barcelona (ESP):
-
22.04.2000
| CL: Finale, Hinspiel
| THW Kiel - FC Barcelona
| 28:25 (15:14)
| G |
| Bericht
|
29.04.2000
| CL: Finale, Rückspiel
| FC Barcelona - THW Kiel
| 29:24 (15:12)
| | V
| Bericht
|
25.03.2001
| CL: Halbfinale, Hinspiel
| THW Kiel - FC Barcelona
| 28:24 (12:11)
| G |
| Bericht
|
31.03.2001
| CL: Halbfinale, Rückspiel
| FC Barcelona - THW Kiel
| 33:28 (14:11)
| | V
| Bericht
|
20.04.2002
| EHF: Finale, Hinspiel
| THW Kiel - FC Barcelona
| 36:29 (19:13)
| G |
| Bericht
|
28.04.2002
| EHF: Finale, Rückspiel
| FC Barcelona - THW Kiel
| 28:24 (14:8)
| | V
| Bericht
|
05.03.2005
| CL: Viertelfinale, Hinspiel
| THW Kiel - FC Barcelona
| 30:25 (13:14)
| G |
| Bericht
|
12.03.2005
| CL: Viertelfinale, Rückspiel
| FC Barcelona - THW Kiel
| 33:27 (17:14)
| | V
| Bericht
|
06.04.2008
| CL: Halbfinale, Hinspiel
| THW Kiel - FC Barcelona
| 41:31 (20:15)
| G |
| Bericht
|
13.04.2008
| CL: Halbfinale, Rückspiel
| FC Barcelona - THW Kiel
| 44:37 (19:20)
| | V
| Bericht
|
19.10.2008
| CL: 1. Gruppenphase, 3. Spieltag
| FC Barcelona - THW Kiel
| 27:31 (15:15)
| | G
| Bericht
|
23.11.2008
| CL: 1. Gruppenphase, 6. Spieltag
| THW Kiel - FC Barcelona
| 33:26 (16:11)
| G |
| Bericht
|
11.10.2009
| CL: 2. Gruppenspiel
| FC Barcelona - THW Kiel
| 27:30 (17:20)
| | G
| Bericht
|
14.02.2010
| CL: 7. Gruppenspiel
| THW Kiel - FC Barcelona
| 30:32 (15:17)
| V |
| Bericht
|
- Links:
-
Zuletzt vor zwei Jahren, in der Saison 2007/08, kreuzten sich die Wege
von Chehovski Medvedi Moskau und dem THW in der Champions League. Die Kieler setzten
sich im Februar 2008 in der
zweiten Gruppenphase
mit
28:25 in eigener Halle und elf Tage später
auch mit
32:26 in Tschechow durch. Unverändert
liest sich der Kader wie das "Who-is-who" des russischen Handballs,
stellt Medvedi doch den Großteil der Nationalmannschaft. Drei
Ukrainer, unter ihnen der ehemalige Mannheimer Sergiy Shelmenko,
runden das Team der "Bären" von Trainerlegende Wladimir Maximow
ab. In der diesjährigen
Gruppenphase
reihte sich Moskau hinter Montpellier, aber vor den Spaniern von
Valladolid auf Platz 2 ein, im
Achtelfinale
wurde der THW-Gruppengegner Ademar Leon zweimal besiegt (37:36 (A), 29:25 (H)).
Im
Viertelfinale mussten sich die
"Bären" erneut mit dem französischen Meister messen. Nachdem sie das
Hinspiel in Tschechow mit 32:27 gewannen, entwickelte sich in Montpellier
ein wahrer Handballkrimi. MAHB, das im Viertelfinale auf
Vid Kavticnik und
im Rückspiel auch auf
Nikola Karabatic verzichten
musste, rettete sich durch einen Treffer von Jan Sobol wenige Sekunden vor
Schluss ins Siebenmeterwerfen. Dort aber behielt Chehovski Medvedi Moskau
mit 5:4 die Oberhand, nachdem Montpelliers siebter (!) Werfer, David Juricek,
an Torhüter Grams scheiterte.
Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
Über Montpellier nach Köln
"Bären" aus Tschechow warfen Karabatic & Co. im Siebenmeterwerfen raus
Als Torwart Oleg Grams an jenem 1. Mai 2010 kurz mit dem linken Oberschenkel zuckte,
war die Premiere perfekt. David Juricek, der 14. Siebenmeterschütze im Viertelfinal-Thriller,
scheiterte an Grams, Ex-Zebra Nikola Karabatic schlug auf der
Tribüne die Hände vor dem Gesicht zusammen. Der große Favorit Montpellier HB hatte das
Final4 verpasst, Außenseiter Medwedi Tschechow buchte das Ticket für Köln.
"Manchmal muss man auch Glück haben, aber ich denke, wir haben das Weiterkommen verdient",
sagte Trainerlegende Wladimir Maximov mit einem breiten Grinsen, nachdem sich zum ersten Mal
in der 17-jährigen Geschichte der Champions League eine russische Mannschaft fürs Halbfinale
qualifiziert hatte. Insgesamt 119 Minuten und 57 lag Medwedi auf Halbfinal-Kurs,
hatte das Hinspiel 32:27 gewonnen, lag auch im Rückspiel lange in Führung, ehe Montpellier
durch Jan Sobol drei Sekunden vor dem Abpfiff zum 32:27 für Montpellier traf und
das Resultat exakt egalisierte. Im Siebenmeterwerfen hatten die "Bären aus Tschechow" dann das glücklichere Ende.
Der Einzug der Russen ins Halbfinale ist umso überraschender, da sie vor der Saison
zwei Leistungsträger abgeben mussten: Linkshänder Konstantin Igropoulo wechselte nach Barcelona -
und trifft im ersten
Halbfinale von Köln nun auf seinen Ex-Club, Abwehrspezialist Egor Evdokimov ging an die Seite von
Didier Dinart zu Ciudad Real. Aber Maximov ließ sich nicht schocken. Da seine Mannschaft in
der russischen Liga quasi ohne Konkurrenz ist, baute er die Vorbereitung exakt auf die
Champions League auf, tingelte mit einem wahren Testspiel-Marathon durch Westeuropa.
Seine von ihm geliebten Spielertypen verkörpern immer noch die alte russische Schule: groß,
kräftig, wurfgewaltig, abwehrstark. Leistungsträger wie Alexej Rastvortsev, Alexej Kamanin oder Alexander
Chernoivanow haben alle das Zwei-Meter-Gardemaß und stehen in der
Defensive wie eine Wand. Doch Tschechow nur auf seine Riesen - zu denen sich vor der Saison
auch der Ex-"Löwe" Siarhei Shelmenko gesellte - zu reduzieren, wäre zu kurz gesprungen.
In Vitaly Ivanow und Vasily Fillipow verfügt Tschechow über zwei sehr dynamische Spielgestalter mit
gutem Auge, und Linksaußen Timur Dibirow hat sich in den vergangenen Jahren zu einem
der besten Gegenstoßspieler der Welt entwickelt - Fakten, die die Spielweise der Russen
deutlich flexibler gestalten lassen. Dennoch meint Kiels Legende Stefan Lövgren
über Tschechow: "Sie sind wie Maschinen, spielen ihre Stiefel über die gesamten 60
Minuten herunter, machen dabei kaum Fehler. Ich glaube, ihnen wäre es auch egal,
wenn die Partie 10 x 30 Minuten dauern würde, da würde sich nichts ändern."
Nach dem Ende der Sowjetunion wurden die "Bären" der Nachfolgeclub von ZSKA Moskau,
die milliardenschwere "Region Moskau" - der Speckgürtel um die russische Hauptstadt -
hatte sich zum Ziel gesetzt, erfolgreiche Sportvereine aus dem Zentrum zu verlagern,
und siedelte die Handballer in Tschechow an. Alle Mann - inklusive Maximov, der seit
2001 neben dem Nationalteam auch die Bären betreut - zogen um. Die Regionalregierung, heute
noch größter Sponsor des Vereins, baute den Handballern die schmucke Olympiski-Halle
mit allen Annehmlichkeiten, die
das Herz der Spieler, der Fans und der VIPs begehrt. Zur besonderen Belustigung der Sponsoren
befindet sich in einigen VIP-Logen sogar eine Sauna, falls sich Damenbesuch ankündigt. Spezieller
Service des Vereins ist der Rücktransport nach Hause, kurz vor dem Ziel steckt der
Taxifahrer dem Gast noch einen Zettel zu - falls die Frau zu Hause nach dem Endergebnis fragen sollte.
Ungekrönter König ist Maximov. In seinem Büro hängt über dem vergoldeten Riesen-Samowar
ein Bild, das ihn mit Staatspräsident Vladimir Putin zeigt, Audienzen im "Königszimmer" erhält
noch lange nicht jeder. Nach den Spielen zieht sich Maximov dorthin mit seinem engsten Beraterstab
oder Ikonen wie Andrej Lawrow oder Sascha Tutschkin zurück. Aber im Endeffekt hat nur
Maximov das Sagen - auch wenn er 2008 nach Peking offiziell als Nationaltrainer zurücktrat,
mittlerweile ist er als Co-Trainer zurück. Er stellte sich quasi selbst wieder ein,
weil er auch Generaldirektor des russischen Verbands ist. Aber Maximov sieht die Zukunft kritisch:
"Immer weniger junge Leute in Russland wollen sich für den Sport quälen, das Reservoir
an Nachwuchskräften wird immer kleiner." Kein Wunder also, dass das Gros seiner Mannschaft
- die auch 90 Prozent des russischen Nationalteams stellt - die 30er-Marke schon überschritten hat.
Und gerade das Aushängeschild, die Sbornaja - je zweimal Olympiasieger, Weltmeister und
Europameister in den 1990ern - schwächelt. 13. Platz bei der EM 2008, 12.
Platz bei der EM 2010 und als Negativ-Höhepunkt die Teilnahme am Präsidenten-Cup bei
der WM 2009 (am Ende 18.). "Die EM in Österreich war für uns ein echter Weckruf, wir wussten,
was die Zeit geschlagen hat und wollten dieses Ergebnis auf Vereinsebene wieder zurecht rücken", sagt
Linksaußen Dibirov. In der CL-Gruppenphase hatte sich Tschechow frühzeitig und trotz
der beiden Niederlagen gegen Montpellier Platz zwei gesichert, im Achtelfinale bezwangen
die "Bären" zweimal Ademar Leon, ehe man sich in besagtem Viertelfinal-Krimi gegen Montpellier
durchsetzten. Auch wenn die Gegner in Köln scheinbar übermächtig sind, sieht man sich
bei den "Bären nicht als Kanonenfutter. "Wir fahren nicht zu einer Mannschaftsfahrt nach Deutschland",
sagt Dibirov. "Es ist zwar selbst für uns überraschend, dass wir uns qualifiziert haben,
aber ich denke, wir können etwas reißen. Hauptsache ist, dass wir nicht gegen Kiel spielen -
die deutschen Mannschaften liegen uns nicht."
Im Europapokal setzte Tschechow bislang nur ein Glanzlicht, über das sich später allerdings ein
gewaltiger Schatten legte: 2006 gewannen die "Bären" den europäischen Pokalsieger-Wettbewerb durch
einen hauchdünnen Finalsieg gegen Valladolid. Dieses Spiel wurde im Nachhinein den deutschen Schiedsrichtern Lemme/Ullrich
zum Verhängnis, bei ihnen wurden bei der Ausreise 50.000 Dollar in der Sporttasche entdeckt.
Über die Hintermänner gibt es immer noch keine offiziellen Aussagen.
(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
- Alle Spiele des THW gegen Chehovski Medvedi Moskau (RUS):
-
- Links:
-
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
BM Ciudad Real (ESP) - THW Kiel
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.05.2010:
Ciudad erwartet "wütenden" THW
Titelverteidiger mit Aguinagalde ins Final4 - "Zebra"-Party und Public Viewing am 5. Juni auf dem Rathausplatz
Kiel. Der Countdown läuft: Noch neun Tage, dann ist
die Saison für Handballmeister THW Kiel beendet.
Noch ist unklar, ob mit Champions-League-Pokal und
Meisterschale, oder erstmals seit sieben Jahren ohne
Trophäe. Klar ist aber, dass am 5. Juni auf dem Rathausplatz
gefeiert wird.
"Das hat sich die Mannschaft verdient", meinte
Sabine Holdorf-Schust. "Außerdem haben
sich die Fans in den vergangenen fünf Jahren daran
gewöhnt." Die Party zum Saisonabschluss
sei in Kiel mittlerweile Gewohnheit geworden,
meinte die THW-Geschäftsführerin. "Wir feiern,
auch ohne Schale." Am 5. Juni bestreitet der THW beim TV
Großwallstadt (16.30 Uhr) sein letztes Saisonspiel und
die Fans können auf dem Rathausplatz bei Public Viewing
mitfiebern. Ab 19 Uhr gestaltet hier der NDR das Abendprogramm.
Die Mannschaft, die mit einem Charterflugzeug in Kiel-Holtenau
landet, wird gegen 21 Uhr erwartet.
Die Party ist gesichert, aber noch ist die Ernte einer erfolgreichen
Saison nicht eingefahren. Heute Abend fliegen die "Zebras" nach Köln,
um sich dort auf das Champions-League-Halbfinale gegen Ciudad
Real am Sonnabend (18 Uhr, Eurosport) vorzubereiten. Die
Spanier reisen in Bestbesetzung an. Auch Kreisläufer Julen
Aguinagalde ist dabei. Das Schiedsgericht der Europäischen
Handball-Föderation (EHF) entschied, den 110-Kilo-Koloss nicht
für das "Final4" zu sperren. Im Viertelfinal-Rückspiel gegen den HSV
Hamburg (35:27) hatte der 27-Jährige sich in der 41. Minute
eine Rauferei mit Igor Vori geliefert, beide hatten die Rote
Karte kassiert. Das war den Richtern Strafe genug.
"Für den THW ist es ein Vorteil, dass dieses Turnier in
Köln stattfindet", sagt Jerome Fernandez, Rückraumspieler von
Ciudad Real. "Schließlich sind sie einzige deutsche Mannschaft."
Der Franzose, der mit seinem Club die beiden letzten Finals gegen den
THW gewann, erwartet angesichts der jüngeren Vergangenheit einen "wütenden"
Gegner. Einen, der sich für die Niederlagen in den Endspielen
2009 und 2008 revanchieren will.
Kiel und Ciudad Real tankten am Wochenende eine große Portion Selbstbewusstsein.
Der THW kippte den HSV Hamburg (33:31) von der Tabellenspitze,
Ciudad gewann in Doha (Katar) die etwas absurd anmutende "Weltmeisterschaft
für Vereinsmannschaften" und kassierte 400.000 Dollar Preisgeld. Das
Team von Talant Duschebajew besiegte im Finale Gastgeber Al-Sadd (30:25), der sich
auf Leihbasis mit Stars wie Kiril Lazarow und Ivano Balic (beide Zagreb) verstärkt hatte.
"Es ist ein Halbfinale, aber wir gehen es wie ein Endspiel an", sagt THW-Trainer
Alfred Gislason, der Andreas Palicka
als dritten Torhüter und den verletzten Kim Andersson als
"Cheerleader" nominierte. Hinter dem Einsatz von Momir Ilic
(Kreuzbanddehnung) steht ein großes Fragezeichen. "Gegen eine Deckung wie die
von Ciudad müsste er Vollgas geben können, das kann er wohl noch nicht." Deshalb, so
Gislason, werde der Serbe in erster Linie in seiner Funktion
als Siebenmeter-Experte gefragt sein. In Köln werden die "Zebras" ein Wiedersehen mit
Stefan Lövgren feiern, der als Botschafter des "Final4" diese
erstmals ausgetragene Endrunde begleitet. Als Sportler, so der 40-Jährige, hätte er es
nicht restlos eingesehen, dass Halbfinale und Endspiel an einem Wochenende bestritten
werden. Aber seit er hinter die Kulissen blicken dürfe, hätte er verstanden, dass ein Event
wie dieses großen Sinn macht. "Um entsprechende Aufmerksamkeit bei Sponsoren
und Medien zu bekommen, musste der Handball diesen Schritt machen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.05.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.05.2010:
"Kiel 2010 ist nicht mehr so stark wie vorher"
Final Four: Titelverteidiger strotzt vor Selbstvertrauen - Vom Sieg gegen THW überzeugt
Kiel. In der Arena von Köln wird am Wochenende der
Handball-König Europas gekrönt. Beim erstmals ausgetragenen
Final Four trifft der THW Kiel
morgen (18 Uhr) im Halbfinale auf den dreifachen
Champions-League-Sieger und Titelverteidiger BM Ciudad Real.
Mit Ciudads Manager Luis-Miguel Lopez sprach KN-Sportredakteur Reimer Plöhn.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Lopez, in den vergangenen beiden Jahren standen sich Kiel
und Ciudad Real in den Finalspielen gegenüber. Man kennt
sich. Wer ist Favorit?
- Luis-Miguel Lopez:
-
Natürlich hat der THW eines der besten Teams in der Welt.
Dass wir schon im Halbfinale aufeinandertreffen, ist für
beide Mannschaften schwierig. Aber in den zurückliegenden
Jahren haben wir in der Addition beider Begegnungen
die Nase vorn gehabt. Außerdem glaube ich, dass Kiel 2010
nicht mehr so stark ist wie vorher. Das ist nicht mehr der
THW mit Karabatic, der reißt
nach seinem Wechsel zu Montpellier HB eine große
Lücke in den Kieler Kader. Wir haben Hamburg im Viertelfinale
ausgeschaltet, also werden wir jetzt auch Kiel
schaffen können.
- Kieler Nachrichten:
-
Ciudad Real hat 2009 ebenfalls große Spieler abgegeben. Zum
Beispiel Stefansson, Zorman oder Rutenka, der einst als bester
Halblinker der Welt galt. Sind die Verluste kompensiert worden?
- Luis-Miguel Lopez:
-
Sicher. Wir stehen nach souveränen
Leistungen im Final Four, sind durch die spanische
Meisterschaft ohne Punktverlust marschiert. Die Mannschaft
ist enger zusammengerückt, noch stärker geworden.
Einen Satz noch zu Siarhei Rutenka, der uns in Richtung
Barcelona verlassen hat: Wir vermissen ihn nicht.
- Kieler Nachrichten:
-
Was halten Sie von dem neuen Modus, den Champions-League-Sieger über ein Final Four
zu küren?
- Luis-Miguel Lopez:
-
Das alte System fand ich für die eigenen Fans natürlich
besser. Den Sieger mit Hin- und Rückspiel herauszufiltern,
war positiver. Allerdings haben wir den neuen Weg, den
die Europäische Handball-Föderation eingeschlagen hat,
unterstützt. Wir wollen es, weil es für die Sportart Handball
insgesamt gut ist, sie findet so eine größere Resonanz,
verspricht ein großes Spektakel zu werden.
- Kieler Nachrichten:
-
Der THW dürfte als einziges deutsches Team in Köln Heimvorteil
genießen. Ein Nachteil für die anderen?
- Luis-Miguel Lopez:
-
Will ich nicht sagen, schließlich spielen nicht die Fans,
sondern die Spieler. Je lauter es sein wird, um so besser für
alle Akteure. Handballer lieben eine dichte Atmosphäre,
das spornt sie gewaltig an. Wir freuen uns auf die Spiele in
der wohl besten Halle Europas.
(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.05.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2010:
Halbfinale als Duell der Giganten
Ciudad-Trainer Dujshebaev verspricht 100 Prozent Spannung - Medwedi hat gar keiner auf der Rechnung
Köln. Heute Abend beginnt für den THW Kiel in der
Kölner Lanxess Arena die heiße Phase im Kampf um
Europas Handball-Krone: Wenn der deutsche Rekordmeister
um 18 Uhr vor 20000 Zuschauern auf die vermeintliche
"Übermacht" Ciudad Real aus Spanien trifft, wird es sich beim
EHF-Champions League Final4
allerdings nicht wie ein Halbfinale anfühlen.
Bei der gestrigen Eröffnungs-Pressekonferenz machten beide
Seiten kein Hehl daraus, im Grunde genommen schon ein
Finale zu spielen. Das Duell der Giganten stellt in Köln alles
andere in den Schatten. Die Kontrahenten des ersten Semifinals
(heute, 15.30 Uhr), Medwedi Moskau und der FC Barcelona standen im Schatten.
Alles stürzte sich auf die Partie Kiel gegen Ciudad. Das
Moskau gegen "Barca" ins Finale einziehen könnte, wurde
zudem so reell eingeschätzt wie die Ernennung des Kölner
Geißbocks zum Galopper des Jahres.
"Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir so gut
wie in Hamburg spielen. Wenn nicht sogar noch besser",
meinte THW-Trainer Alfred Gislason versunken in einer
großen Journalistentraube. Das verlorene Final-Rückspiel
aus dem Vorjahr im Hinterkopf weiß der Isländer, woran
es gegen den frisch gebackenen Vereinsweltmeister ankommt.
"Du darfst niemals die Konzentration verlieren. Selbst 55 gute Minuten können
gegen die nicht reichen, wenn man sich am Ende Fehler erlaubt."
Mit zwei Trainingseinheiten gestern und heute morgen
stimmten sich die "Zebras" auf die mit Titelgarantie
implantierten Spanier ein. Fehlen wird definitiv Kim Andersson,
Momir Ilic soll nur bei
Siebenmetern zum Einsatz kommen.
Beide Mannschaften kennen sich aus dem Effeff. Taktische
Überraschungen seines arrivierten Gegenübers Talant
Dujshebaev erwartet Gislason deshalb nicht, verriet aber:
"Die haben bei der Vereins-WM eine 4:2-Deckung geübt.
Das war bestimmt kein Zufall. Vielleicht spielt er die gegen
Jicha und Narcisse." Dujshebaev
wollte sich zu derartigen Spekulationen nicht äußern, rätselte eher darüber, ob die
Turnierform seinem Team gut tun würde. "Ich bin noch unsicher.
Keiner kennt in diesem Wettbewerb das Gefühl, auf diesem Niveau zwei Tage hintereinander
spielen zu müssen. Ob er schon an das Finale denke?
"Nein, ich denke nur an Kiel. Das ist ja auch schon ein
Finale. Aber wir werden alles mögliche tun, um ins richtige
Endspiel zu kommen. Das wird gegen THW zu 100 Prozent
Spannung."
Die Präsentation seines Prämienproduktes Final4, das
erstmalig in dem Turnier-Format an zwei Tagen über die
Bühne geht, zelebrierte die EHF schon gestern opulent.
Die PK stieg im schick hergerichteten Sport- und Olympia-Museum direkt am Rhein. Die
Schaltzentrale des Verbandes sowie das Medienzentrum
wurde im mondänen Maritim Hotel hergerichtet. Als "Ambassador"
holte die EHF überdies Ex-THW-Ikone und Kapitän
Stefan Lövgren mit ins
Boot. "Wir sind mit dieser Veranstaltung
auf der großen Bühne angekommen", frohlockte Generalsekretär Michael
Wiederer auf dem Podium. Gestern Abend lud sein
Arbeitgeber zur großen VIP-Gala,
bei der laut Agenda auch die Spieler aller Teams mindestens
50 Minuten lang vorbeischauen mussten.
Alfred Gislason wurde der
Rummel drum herum fast zu viel. Sein Fokus gilt seit Sonntag
nur der sportlichen Seite, sprich Ciudad. "Gegen die zu
spielen, ist immer ein Gradmesser, wie weit man schon ist.
Das ist ein Highlight. Ich denke, wir haben mit dem
Sieg in Hamburg, der uns nicht überrascht hat, viel Selbstvertrauen
getankt. Für uns war das eine Saison des Übergangs, und
ich denke, wir sind schon viel weiter, als viele dachten."
(Von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2010:
Final4-Splitter
Das "Kölsche" Zebra-Trio
Daniel Narcisse kam aus
dem Staunen kaum heraus. Den
schicken Rheinauhafen mit den Kranenhäusern und der neuen
Microsoft-Zentrale kannte der Franzose
noch gar nicht. "Schön ist es hier geworden", sagt der Franzose
beim Fototermin am Rhein. Gemeinsam
mit
Momir Ilic und
Alfred Gislason
gönnte er sich eine Sekunde der Ruhe - die drei "Zebras"
mit Kölner Vergangenheit haben in der Lanxess Arena noch eine
Rechnung offen. Gemeinsam standen sie 2007 im Viertelfinale, schieden
gegen Valladolid nach zwei Unentschieden aus - der THW sicherte sich am Ende den
Pott.
Narcisse ging, später auch
Gislason, dann
Ilic - nur so konnte
der VfL Gummersbach überhaupt überleben. Jetzt sind sie gekommen,
um die Königsklasse mit dem THW zu gewinnen.
Narcisse: "Diese
Halle ist etwas Besonderes, die Stimmung wird sicher überragend.
Ich freue mich auf diese Spiele." (Text: Haubrich)
Locker ins Abschlusstraining
Die EHF überließ nichts dem Zufall.
15 Minuten und keine Sekunde länger. So lautete die Ansage
an die kleine Presseschar, die sich zum THW-Training aufmachte.
Was die Journalisten in der Turnhalle der Kölner Europaschule
erwartungsgemäß zu sehen bekamen, war eine kurze
Ansprache
Alfred Gislasons, das
traditionelle Fußballspiel zum Trainingsauftakt und ein lockeres
Aufwärmprogramm. Warum sollten 15 Minuten in Köln anders
ablaufen als in Russee?
Löwe im Einsatz
Vergangenes Jahr vergoss
Stefan Lövgren beim verlorenen Kieler
Finalrückspiel in Ciudad Real noch bittere Tränen. Gestern
kehrte er bestens gelaunt auf die große Handball-Bühne
zurück. "Ich bin seit Wochen im Dauereinsatz für das Final4.
Als Handballer war das irgendwie einfacher. Da hat
dir immer einer gesagt, was du zu tun hast", scherzte der offizielle
Turnier-"Ambassador". Genießen würde er seinen Job
trotzdem: "Es macht riesig Spaß bei so einem Mega-Event
mitorganisieren zu können."
THW-Fans
Um 13 Uhr erreichten die ersten Kieler Fan-Busse
die Rheinmetropole. 120 THW-Anhänger der Fanclubs
"Schwarz-Weiß" und "Zebrasprotten" bezogen ihre Hotels.
Die Busse, 54 Doppelzimmer sowie 120 Eintrittskarten
hatte Frank Henke, seit dieser Woche offizieller THW-Fan-Beauftragter, vorausschauend
schon im August geordert. Das Risiko war kalkulierbar.
"Wenn wir gegen die Löwen ausgeschieden wären, hätten wir das Paket an die weiterverkauft."
Eine Stunde nach dem Finale geht es morgen zurück
nach Kiel.
(Von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2010)
TV: Eurosport:
- Sa., ab 15.15 Uhr: Chehovski Medvedi Moskau (RUS) - FC Barcelona (ESP)
- Sa., ab 17.30 Uhr: BM Ciudad Real (ESP) - THW Kiel
- So., ab 15.30 Uhr: Spiel um Platz 3
- So., ab 17.45 Uhr: Endspiel
live aus der LANXESS-arena in Köln