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21./22.10.2010 - Letzte Aktualisierung: 22.10.2010 Bundesliga

THW am Freitag bei Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm zu Gast

Update #1 Fanshop-Informationen und KN-Vorbericht ergänzt ...

Das Team der HSG Ahlen-Hamm.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der HSG Ahlen-Hamm.
Endspurt in den ersten Mammutwochen des THW Kiel: Nur 48 Stunden nach dem mühe- und glanzlosen 32:27-Erfolg im Pokal beim DHC Rheinland steht am Freitag die letzte Pflichtpartie für die "Zebras" vor der elftägigen Länderspielpause an. Bei Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm geht es für den Rekordmeister um zwei Bundesligapunkte und die Verteidigung der Tabellenführung in der TOYOTA HBL. Das Spiel wird um 19.45 Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt das erste Bundesliga-Duell der beiden Mannschaften live und kostenpflichtig im Internet. Zeitnahe und kostenlose Informationen liefert wie gewohnt kiel-liveticker.de, zudem überträgt auch Radio Lippewelle live aus der Maxipark-Arena Hamm.
Maik Machulla kehrt nach dem Zwangsabstieg mit der HSG Nordhorn-Lingen in die Bundesliga zurück.
Maik Machulla kehrt nach dem Zwangsabstieg mit der HSG Nordhorn-Lingen in die Bundesliga zurück.
Geographisch trennen die westfälischen Städte Ahlen und Hamm nur rund 12 Kilometer. Was den Handball betrifft, waren sich die Vereine Ahlener SG und ASV Hamm in den vergangenen Jahren sogar noch näher. Regelmäßig gehörten beide Lokalrivalen zur Spitzengruppe der Zweiten Bundesliga Nord, aber nur 2006 gelang es der Ahlener SG einmal, noch etwas lauter ans Tor der Beletage zu klopfen. Als Tabellenzweiter scheiterte man allerdings in der Aufstiegsrelegation am Süd-Vize TSV Dormagen. Der Traum vom Erstliga-Handball blieb indes bei beiden Vereinen bestehen. Gleichwohl kristallisierte sich aber auch heraus: Aufstieg ist eine Sache, Etablierung eine ganz andere. Da keiner der beiden Klubs wirtschaftlich dem Bundesliga-Handball auf Dauer standhalten können würde, wurden im Herbst 2009 trotz leiser Fanproteste die Kräfte gebündelt. Der Plan lautete, mit einer Spielgemeinschaft in die TOYOTA Handball-Bundesliga vorzustoßen und mit einem starken Unterbau in der neuen 3. Liga anzutreten. Die neu geschaffene HSG Ahlen-Hamm solle dann in der Maxipark-Arena Hamm ihre Heimspiele austragen, die "Youngsters" und die weiteren Jugendmannschaften hingegen sollten in Ahlen im neu geschaffenen Leistungszentrum des Westdeutschen Handballverbandes unterkommen. Der ASV Hamm stand zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Aufstiegsplatz, die Ahlener SG belegte hinter Emsdetten Rang 3 der Zweiten Liga Nord. Um den anvisierten Aufstieg nicht zu gefährden, wurden bereits während der vergangenen Saison einige Leistungsträger Ahlens zur Verstärkung nach Hamm geschickt. Der ASV wurde im Mai unter Trainer Kay Rothenpieler souverän Meister und feierte den Aufstieg, während die geschwächte ASG mit Coach Jens Pfänder im Niemandsland der Zweiten Liga versank - alles verlief somit nach Plan in der vergangenen Spielzeit.

Zurück zu alter Stärke? Einar Holmgeirsson.
Zurück zu alter Stärke? Einar Holmgeirsson.
Wie vereinbart übernahm nach der Saison Jens Pfänder den Trainerposten der Bundesliga-Mannschaft. Ihm wurde damit die Aufgabe zuteil, aus drei Mannschaftsteilen eine Einheit zu formen: aus ehemaligen Spielern des ASV Hamm, ehemaligen Spielern der Ahlener SG und den fünf Neuzugängen. Um im Kampf um den Klassenerhalt nicht zu blauäugig dazustehen, wurden vier gestandene Bundesligaspieler verpflichtet: Aus Nordhorn stieß der torgefährliche Spielmacher Maik Machulla zu den Westfalen. "Er ist in der 1. Bundesliga zu Hause, kann eine Mannschaft führen. Ich freue mich, dass wir nach neun Jahren doch zusammenarbeiten werden", zeigte sich Jens Pfänder, der den aus der "Magdeburger Schule" stammenden 33-Jährigen bereits einst nach Solingen lotsen wollte, glücklich über die Verpflichtung. Ebenfalls über eine Erfahrung von mehr als 250 Erstligaspielen verfügt der niederländische Rechtsaußen Mark Schmetz, der nach der Pleite von TuSEM Essen zuletzt beim TBV Lemgo auf Torejagd ging. Pfänder und Schmetz arbeiteten bereits zweimal miteinander, weshalb der Coach auch keine Probleme sah, dem Neuzugang gleich das Kapitänsamt der HSG zu übertragen. Im rechten Rückraum angelte sich der Verein als zweiten Mann neben dem Ex-Lemgoer Malte Schröder den isländischen Nationalspieler Einar Holmgeirsson. Der 28-Jährige, der in den vergangenen Jahren häufig unter Kniebeschwerden litt, erhielt beim Aufsteiger einen Ein-Jahres-Vertrag. "Wir hoffen natürlich, dass er bei uns an seine guten Zeiten in Flensburg und Großwallstadt anknüpft", verspricht sich HSG-Geschäftsführer Franz Dressel viel vom Linkshänder. Als vierter erprobter Neuzugang wurde Kreisläufer Rico Göde von den Berliner Füchsen geholt, der bereits in Delitzsch und Stralsund Erfahrungen im Abstiegskampf sammelte - wenn auch keine positiven. Fürs Tor wurde mit Tomas Mrkva ein echtes Juwel verpflichtet. Der 21-jährige tschechische Nationalkeeper gilt in seiner Heimat als Jahrhunderttalent, zog sich Mitte September im Training aber einen Mittelfußbruch zu und muss noch einige Wochen pausieren. Daher legte die HSG noch einmal nach und verpflichtete den Serben Srdjan Djordjevic bis zur Winterpause aus Ungarn.

Srdjan Djordjevic (hier mit Trainer Jens Pfänder) vertritt bis zur  WM-Pause den verletzten Tomas Mrkva.
Srdjan Djordjevic (hier mit Trainer Jens Pfänder) vertritt bis zur WM-Pause den verletzten Tomas Mrkva.
Weitere Hoffnungsträger im durch die Fusion mit insgesamt 21 Spielern riesigen Kader der HSG Ahlen-Hamm sind: der israelische Spielmacher Chen Pomeranz, der 2008 von der HSG Wetzlar nach Deutschland gelotst wurde, dort aufgrund eines Kreuzbandrisses aber nie Fuß fassen konnte; der Rückraumspieler Marcus Hock, der in den vergangenen drei Spielzeiten in der Zweiten Liga beim ASV Hamm nach Belieben traf; Linksaußen Andreas Simon, der 175 Bundesligaspiele für GWD Minden absolvierte sowie der tschechische Kreisläufer und Abwehrhüne Jiri Hynek, der allerdings aufgrund eines Kreuzbandrisses erst nach der WM in Schweden wieder in den Kader zurückkehren wird.

Auch aufgrund der vielen Verletzungen verlief der Saisonstart bei den Westfalen alles andere als erfolgreich: Nach acht Spieltagen wartet die HSG noch immer auf den ersten Sieg und steht mit 1:15 Punkten auf dem vorletzten Platz der TOYOTA Handball-Bundesliga.
Marcus Hock hofft nach kurzlebigen Engagements bei Melsungen und Wetzlar auf seinen Durchbruch in der ersten Liga.
Marcus Hock hofft nach kurzlebigen Engagements bei Melsungen und Wetzlar auf seinen Durchbruch in der ersten Liga.
Zwar hatte es das Auftaktprogramm des Aufsteigers auch in sich, und bis auf die böse 21:36-Schlappe in Hamburg am zweiten Spieltag konnte die Mannschaft von Jens Pfänder die Niederlagen gegen die Europapokalstarter Großwallstadt (29:32), Rhein-Neckar Löwen (25:28), Gummersbach (25:30), Lemgo (29:33) und Göppingen (27:31) stets in Grenzen halten. Allerdings vergab die HSG Ahlen-Hamm auch schon zwei "Big Points" in eigener Halle: Gegen Co-Aufsteiger TSG Ludwigshafen-Friesenheim reichte es nur zu einem 23:23-Unentschieden, gegen HBW Balingen-Weilstetten unterlag man nach 18:16-Halbzeitführung gar mit 29:30 (siehe auch Gegnerkurve HSG Ahlen-Hamm). Den vorläufigen sportlichen Tiefpunkt erreichte die Mannschaft am Mittwoch im DHB-Pokal: Beim Nord-Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV, der seinerseits erst am vergangenen Wochenende vom TSV Altenholz zerpflückt wurde, verloren die Westfalen mit 28:32 (15:20) - noch in der Aufstiegssaison hatte der ASV Hamm keinerlei Probleme mit den Sachsen-Anhaltinern und gewann beide Ligaduelle mit 31:23. Der Haussegen beim kommenden THW-Gegner hängt schief, Geschäftsführer Franz Dressel bat die Mannschaft direkt nach der Pokalpleite in die Kabine. Er bemängelte die fehlende Einstellung, stellte sich aber gleichzeitig hinter seinen Coach: "Es wird personelle Konsequenzen geben. Diese werden aber nicht Trainer Jens Pfänder betreffen. An dieser Niederlage trifft ihn überhaupt keine Schuld."

Auch abseits des Spielfeldes traten mittlerweile erste Schwierigkeiten auf, von einer finanziellen Schieflage war gar die Rede. In der vergangenen Woche dementierte Geschäftsführer Franz Dressel diese angeblich im sechsstelligen Bereich liegende Lücke. Demnach gäbe es aber im Sponsorenbereich Zusagen in erheblicher finanzieller Höhe, die mündlich zugesagt, aber vertraglich nicht fixiert wurden. "Wir glauben aber, auch aus der Vergangenheit heraus, dass diese Zusagen eingehalten werden. Das haben wir im Griff", ist sich Dressel sicher.

Am Freitag steht logischerweise das erste Bundesligaduell des THW Kiel mit der HSG Ahlen-Hamm an. Gegen die "Ur-Vereine" mussten die "Zebras" in den vergangenen Jahren hingegen insgesamt dreimal im Pokal antreten. Im Oktober 2000 (30:15) und im September 2008 (37:26) siegte der THW in der Ahlener Friedrich-Ebert-Halle, im November 2007 maß sich der Rekordmeister mit dem ASV Hamm und hatte beim 39:33-Erfolg damals mehr Mühe als erwartet. Indes: In der 2008 eingeweihten Maxipark-Arena spielten die "Zebras" noch nie. Alfred Gislason warnte aufgrund der klaren Vorzeichen für seine Mannschaft nach dem Pokalsieg beim DHC Rheinland in Bezug auf die schwache zweite Halbzeit: "Spielen wir so gegen Hamm, bekommen wir Probleme."

Die Schiedsrichter am Freitagabend in Hamm sind Colin Hartmann und Stefan Schneider.

(Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch

 

Aktualisierung vom 22.10.

Alle westfälischen THW-Fans möchten wir zudem informieren, dass es am Freitag in der Maxipark-Arena in Hamm auch einen schwarz-weißen Fanartikel-Stand geben wird. Wer also noch einen THW-Schal, ein Trikot oder den neuen Kalender braucht (und obendrein eine Karte für die seit Wochen ausverkaufte Partie besitzt), kann am Freitagabend prima Portokosten sparen.

 

HBL-Interview mit Torsten Friedrich

"Ein bisschen wie Schalke gegen Dortmund"
Torsten Friedrich: "Wenn die HSG erst einmal spielt,  dann stehen alle gemeinsam hinter der Mannschaft.
Torsten Friedrich: "Wenn die HSG erst einmal spielt, dann stehen alle gemeinsam hinter der Mannschaft.
Torsten Friedrich ist mit seinen 39 Jahren in einem Alter, wo für viele die Karriere längst schon zu Ende ist. Doch weil er Torwart ist und seinen Sport noch immer liebt, steht er in dieser Saison im Tor der 2. Mannschaft der HSG Ahlen-Hamm, für die Friedrich auch als Jugendkoordinator tätig ist. Und als sei das alles noch nicht genug, ist der Mann, den alle nur "Fichte" nennen, seit Saisonbeginn nun auch Fan-Beaufrager der HSG und somit das integrative Moment für die einst rivalisierenden Anhänger beider Klubs. Wenn am Freitagabend der THW Kiel zum Ligaspiel in Hamm antritt, hat Torsten Friedrich noch ein weiteres Problem: Bei einem Fassungsvermögen von 2.000 Besuchern müssen viele Fans der HSG draußen bleiben.
HBL:
Es heißt, für das Spiel gegen den THW Kiel hätte die HSG ganz locker auch 10.000 Tickets verkaufen können. War die Kartennachfrage für dieses Match tatsächlich so gewaltig?
Torsten Friedrich:
Das lässt sich schwer sagen. Wir hatten ganz sicher aber 5.000 bis 6.000 Anfragen. Nachdem aber klar war, dass das Match ausverkauft ist, und das ja hier in allen Medien publiziert wurde, haben sich viele Interessierte möglicherweise erst gar nicht mehr gemeldet. Die Zahl ist aber nur eine grobe Schätzung.
HBL:
Die Zahl war jedenfalls so gewaltig, dass sich die Verantwortlichen der HSG dazu entschlossen, das Match gegen den HSV Hamburg, für das ein ähnlicher Ticketrun zu erwarten sein wird, in die Dortmunder Westfalenhalle zu verlegen.
Torsten Friedrich:
Das hatten wir ursprünglich überhaupt nicht vor. Wir wollten alle unsere Heimspiele in Hamm austragen. Aber weil so viele Fans das Match gegen Kiel live sehen wollten und nun außen vor bleiben müssen, haben wir nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir allen unseren Anhängern die Möglichkeit geben möchten, die Spiele gegen die Top-Gegner in der Halle zu erleben.
HBL:
Die HSG scheint ja eine ungeahnte Akzeptanz zu erfahren, wenn Ende Dezember statt der 2.000 Besucher in Hamm möglicherweise 10.000 in Dortmund kommen werden.
Torsten Friedrich:
Das Interesse an der Bundesliga ist riesig. Alle wollen Erstligahandball sehen. Nach so vielen Jahren in der 2. Liga - das gilt für Ahlen genau so wie für Hamm - sind hier alle neugierig auf mehr. Wir sind bei nahezu jedem Spiel ausverkauft. Aber das haben wir uns ja auch so gewünscht. Zudem sind wir hier im östlichen Ruhrgebiet in einer traditionellen Hochburg, wo in den 70er und 80er Jahren der Handball einen sehr hohen Stellenwert hatte.
HBL:
Als Fanbeauftragter der Spielgemeinschaft müsste Sie das doch unheimlich freuen.
Torsten Friedrich:
Das tut es. Wir versuchen aber auch einiges. Es gab ja bereits zwei Hammer Fanclubs in der Zeit, als Ahlen und Hamm noch gegeneinander in der 2. Liga antraten.
HBL:
Die Spielgemeinschaft ist ja noch recht neu. Gibt es da eigentlich schon eine homogene Fangemeinde?
Torsten Friedrich:
Anfangs gab es schon diverse Ressentiments. Aber das wird immer weniger. Allein: Das kann ja gar nicht sofort funktionieren, wenn man an die hitzigen Derbys der Vergangenheit denkt. Die Rivalität gab es zwischen den Fans genauso wie unter den Spielern. Das war schon immer ein bisschen wie Schalke gegen Dortmund. Insofern gab es anfangs schon ein wenig Probleme unter den Fans. Aber wir bekommen das immer besser unter einen Hut. Wenn die HSG erst einmal spielt, dann stehen alle gemeinsam hinter der Mannschaft.
HBL:
Das heißt: Aus alten Rivalen sind - na ja, nicht neue Freunde - aber gute Bekannte geworden.
Torsten Friedrich:
Das darf man so sagen. Wir sind da auf einem guten Weg. Wir haben viele Fans aus Ahlen, viele Fans aus Hamm und sicher auch noch einige neue Freunde hinzugewinnen können. Und dass die Spiele in Hamm und nicht in Ahlen stattfinden, liegt daran, dass die neue Halle nun mal in Hamm steht. Das hätte sonst auch genau andersherum sein können.
HBL:
Wie sind Sie eigentlich Fan-Beauftragter für Ahlen-Hamm geworden?
Torsten Friedrich:
Das entwickelte sich nahezu von allein. Ich habe schon im vergangenen Jahr beim ASV Hamm mitgearbeitet und bin als Jugendkoordinator - das bin ich ja auch noch - und als Spieler in beiden Vereinen und in beiden Hallen präsent. Insofern sehe ich mich als Bindeglied zwischen den beiden Partnern der Spielgemeinschaft und lebe das auch mit den Fans.
HBL:
Als Keeper der zweiten Mannschaft steht jetzt vielleicht sogar ein Einsatz am Freitagabend zur Diskussion.
Torsten Friedrich:
Das darf ich ja gar nicht. Hamm hat die Lizenz für die 1. Liga, Ahlen die für die 3. Liga. Insofern sind das zwei unterschiedliche Klubs. Das ist für mich halt ein wenig ärgerlich, sonst würde ich natürlich gern gegen Kiel aushelfen.
HBL:
Was trauen Sie Ihren Kollegen am Freitagabend denn zu?
Torsten Friedrich:
Es wäre sicher grenzenlos vermessen zu sagen, dass wir das Spiel gewinnen werden. Immerhin treten wir gegen den Deutschen Meister und den Gewinner der Champions League an. Ich hoffe, dass wir das Spiel lange Zeit möglichst eng gestalten können. Das wäre für uns immens wichtig, um Selbstbewusstsein für den Abstiegskampf zu tanken. Zudem habe ich schon erlebt, dass am Ende einer Saison Entscheidungen an nur wenigen Toren hingen. Die Berliner Füchse scheiterten in der vergangenen Saison nur aufgrund eines Tores an der Europacup-Qualifikation.
(Das Gespräch führte die HBL)

 

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010:

"Wir sind nicht blauäugig"

Spannendes Projekt: Neuling HSG Ahlen-Hamm hat seine Hausaufgaben gemacht
In der Theorie hat die HSG Ahlen-Hamm den Klassenverbleib sicher. Mindestens. Woran das liegt? Ganz einfach am sportlichen Chef des Neulings, denn Jens Pfänder ist nicht irgendwer, der 50-Jährige ist als Bundeslehrwart des Deutschen Handballbundes der Spiritus Rector der Übungsleiter. Seit 2005 hat er den Job inne und hilft dabei, die Lehre des Spiels zu verbreiten.

Mehrmals war er bereits in der 1. Liga, den TuS N-Lübbecke hatte er 2004 mit 68:0 Punkten nach oben geführt, doch nach einem misslungenen Engagement in Essen suchte er Abstand. Mit dem nigelnagelneuen Fusionsgebilde verantwortet er nun eines der interessantesten Projekte des deutschen Profihandballs - Pfänder nennt das "eine superspannende Geschichte im Herzen Westfalens". Auch für ihn wird die Welt wieder "schöner, größer und weiter".

Rückblende: Ende 2009 verkünden die Ahlener SG, deren Trainer damals Pfänder heißt, und der ASV Hamm, ab der Saison 2010/2011 unter einer Flagge anzutreten. Der Anhängerschaft erschien dies zwar so sinnvoll wie eine Kooperation der Fußballrivalen Borussia Dortmund und Schalke 04, doch die Vernunft der Funktionäre führte zur Ehe. "Kurzfristig könnte den Aufstieg jeder Verein im Alleingang schaffen, aber für längere Zeit ist die 1. Liga für keinen allein zu stemmen", sagte damals Hamm-Manager Franz Dressel. Beide Zweitligisten sortierten ihre Kader für das Ziel Aufstieg, das der ASV Hamm mit dem Trainer Kay Rothenpieler im Mai realisierte.

Hamm ist in der neuen Gemeinschaft der aufstrebende Juniorpartner. Erst 2003 verließ der Klub die Oberliga und kletterte mit Rothenpieler, ehedem einer der besten deutschen Rechtsaußen, peu a peu in die Beletage des Handballs. Rothenpieler, der eigentlich als Sportdirektor des neuen Erstklässlers ausersehen worden war, zog sich jedoch nach der Meisterschaft ins Private zurück - Pfänder ist so zur alleinigen Frontfigur geworden, doch diese Beschreibung wird dem Team hinter den Kulissen nicht gerecht. Der ehemalige Ahlener Macher Dietmar Kupfernagel stieg zum hauptamtlichen Geschäftsführer der HSG auf, dazu kommen allein in der Administration vier weitere Angestellte. "Der THW Kiel ist da unser leuchtendes Vorbild", sagt Pfänder. "Wir versuchen, unsere Erstliga-Aufgaben so schnell wie möglich zu erfüllen."

Trotzdem liegt die Vermutung nahe, dass sich die HSG Ahlen-Hamm wie fast jeder Aufsteiger auf ein Himmelfahrtskommando einlassen muss, doch das mag Pfänder mit Blick auf seine neuen Spieler und erfahrenen Stammkräfte so nicht gelten lassen. "Wir haben Leute geholt, die sich in der Liga sehr gut auskennen", sagt der gebürtige Dortmunder. Allen voran gilt das für den ehemaligen Nordhorner Mittelmann Maik Machulla und Mark Schmetz. Den niederländischen Rechtsaußen hatte Pfänder bereits in Herdecke und später in Essen trainiert, mit 21 Jahren setzte er den Oranje-Trickser bereits erfolgreich als Kapitän ein. Diese Rolle übernimmt der inzwischen 33-jährige Schmetz, der zuletzt mit dem TBV Lemgo den EHF-Cup gewann, nun trotz fehlenden Stallgeruchs auch bei der HSG. "Das ist einfach eine Frage der Erfahrung", sagt Pfänder und betont: "Auch der Rest der Mannschaft wird Akzente setzen."

Linksaußen Andreas Simon, 2004 Junioren-Europameister, lernte mit GWD Minden die 1. Liga kennen; der lange verletzte isländische Linkshänder Einar Holmgeirsson (Flensburg und Großwallstadt) könnte den rechten Rückraum erheblich stärken. Zwischen den Pfosten steht mit dem aus der Magdeburger Schule kommenden Martin Ziemer nicht nur der überragende Torwart der 2. Liga, der 21-jährige Tscheche Tomas Mrkva gilt unter den letzten Männern als eines der größten europäischen Talente. Kreisläufer Rico Göde gewöhnte sich bereits in Delitzsch, Stralsund und Berlin an höchstes Niveau. "Alles in allem", sagt Pfänder, "sind wir da nicht blauäugig aufgestellt." Zur Rückrunde wird auch der tschechische Kreisläufer und Abwehrspezialist Jiri Hynek die Folgen eines Kreuzbandrisses auskuriert haben.

Als Folge der Fusion ist der Kader zurzeit auf 20 Spieler aufgebläht; beide Stammvereine kommen so zu ihrem personellen Recht. Zusammensetzung und Altersstruktur der Mannschaft spiegeln allerdings auch das Konzept der Gemeinschaft wider: Zur großen HSG gehört auch ein stabiler Unterbau mit einem in der neuen 3. Liga beheimateten Talentschuppen.

Wer ein wirkliches handfestes Argument braucht, um an die Chance der HSG Ahlen-Hamm in der 1. Liga zu glauben, dem hilft vielleicht ein Blick auf die Spielstätte der Westfalen. Die erst 2008 in Betrieb genommene Maxipark-Arena Hamm mit einer Kapazität von 2.700 Zuschauern ist nicht nur ein Schmuckkästchen - ebenso wichtig ist das alleinige Hausrecht, das die Handballer dort genießen. Fürs Training müssen sie nicht wie viele Konkurrenten mit Sack und Pack durch die Gegend ziehen. Und anders als die großen Vereine in den riesigen Multifunktionsarenen müssen sie sich nicht mit Stars und Sternchen der Showbranche um Termine balgen. Pfänder: "Ich hoffe, dass sich das auch in Punkten bezahlt macht."

Vorerst bleibt die HSG übrigens ihrem Standort treu - selbst für das zuschauerattraktive (und auch mit Heimvorteil nicht sehr aussichtsreiche) Spiel gegen den HSV Handball am 29. Dezember wagt der Neuling nicht den Umzug in die gut 40 Kilometer entfernte Dortmunder Westfalenhalle. So bleiben - eine längere Zeit im Oberhaus vorausgesetzt - noch Freiräume für späteres Wachstum. "Das Projekt", glaubt Pfänder, "kann sich sportlich und finanziell in der ersten Liga etablieren." Theoretisch besteht daran mit dem Bundeslehrwart auf der Bank gar kein Zweifel.

(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2010:

Gislason warnt vor "Bruder Leichtfuß"

THW heute bei kriselnder HSG Ahlen-Hamm
Hamm. Vor der elftägigen Länderspielpause erwartet Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm heute Abend (19.45 Uhr) Handballmeister THW Kiel. Beide Vereine hadern vor dem ersten Aufeinandertreffen in der Bundesliga noch mit ihren Auftritten im DHB-Pokal am Mittwoch, allerdings mit unterschiedlich tiefen Sorgenfalten.

Während die Kieler gestern in der Sportschule Kaiserau rätselten, warum sie beim letztlich ungefährdeten 32:27-Sieg gegen den DHC Rheinland einen zehnminütigen Blackout erlebt hatten, herrschte bei den Westfalen Katerstimmung. Schließlich war das Team von Jens Pfänder beim Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV, vor einigen Tagen noch vom TSV Altenholz gerupft, ausgeschieden (28:32). Nach dem verpatzten Saisonstart von 1:15 Punkten gerät nun auch Pfänder unter Druck.

Ein erboster Geschäftsführer Franz Dressel kündigte nach dem Pokal-Aus auch personelle Konsequenzen an. "Sie werden allerdings nicht den Trainer betreffen, er ist unschuldig." In der seit drei Wochen ausverkauften Maxipark-Arena in Hamm (2600 Zuschauer) hofft Pfänder nun auf eine Trotzreaktion. "Es ist gut, dass wir schon nach 48 Stunden die Chance bekommen, uns wieder freizuschwimmen."

Die HSG, eine Allianz aus dem ASV Hamm und der Ahlener SG, war mit großen Ambitionen gestartet. Routiniers wie Mark Schmetz, Maik Machulla oder Einar Holmgeirsson wurden verpflichtet, doch den Beweis, eine erstklassige Einheit zu sein, blieb der Neuling bislang schuldig. Allerdings fehlte mit den verletzten Jiri Hynek (Kreis), Frank Schumann (Mittelblock), Holmgeirsson (Rückraum) und Tomas Mrkva (Tor) auch eine komplette Achse. Gegen Kiel wird zudem Stammtorhüter Martin Ziemer geschont, der zuletzt nur mit schmerzstillenden Spritzen spielen konnte.

Trotz der beängstigenden Talfahrt glaubt THW-Trainer Alfred Gislason, dass der heutige Gegner ein stärkerer sein wird als der DHC Rheinland. Zumal der Isländer noch mit den Seinen haderte, hatten sie doch mit großer Lässigkeit einen klaren Vorsprung verspielt. "Ich wollte einige Spieler schonen. Am Ende musste ich sie doch wieder einwechseln", meinte er unter anderem Kreisläufer Marcus Ahlm, den Milutin Dragicevic diesmal nicht ersetzen konnte. "Gegen Hamm müssen wir über 60 Minuten das spielen, was wir in Dormagen nur eine halbe Stunde lang geschafft haben."

Die zweite Halbzeit hätten sie verschlafen, das meinte auch Rechtsaußen Christian Sprenger. "Das kann auch mal nach hinten losgehen." In Erinnerung an das Bundesliga-Spiel am 3. September in Dormagen (32:25), als es zur Halbzeit noch 15:15 stand, hätten sie sich vorgenommen, diesmal sofort für Klarheit zu sorgen. "Das klappte gut, dann haben wir aber zu schnell den Abschluss gesucht."

Bis auf jene zehn Minuten hätten sie die Hürde souverän genommen, relativierte Filip Jicha den Diskussionsbedarf. "Wir dürfen nicht vergessen, dass es die gleiche Mannschaft war, gegen die wir kürzlich noch große Schwierigkeiten hatten." Vor der Länderspielpause, auf die er sich sehr freue, hätten sie nun nur noch eine Aufgabe zu lösen. "Und das werden wir tun."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2010)

 

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    Fr., ab 19.45 Uhr: HSG Ahlen-Hamm - THW Kiel
    live aus der Maxipark-Arena in Hamm
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    Fr., ab 19.00 Uhr: Liveübertragung HSG Ahlen-Hamm- THW Kiel
    live aus der Maxipark-Arena in Hamm
    Livestream auf www.lippewelle.de
  • Internet: kiel-liveticker.de
    Kiel-Liveticker bietet einen zeitnahen ausführlichen Live-Ticker an unter www.kiel-liveticker.de.
  • Internet:
    Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer Live-Ticker-Seite.


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