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15.01.2011 WM 2011

Kieler Nachrichten: Karabatic und Hens bekannte Größen

Handball-Zwerg Bahrain kennt seine Rolle bei der WM - Abwehrchef Jahwer ein Volksheld

Die Weltmeisterschaft 2011 findet vom 13. bis 30. Januar in Schweden statt.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2011:

Kristianstad. Ob sie morgen Nachmittag (16.15 Uhr, ARD) eine Chance gegen Deutschland haben? Ali Essa Eshaqi, seit drei Jahren Präsident der Bahrain Handball Association, lacht herzlich. "Natürlich nicht. Wir sind stolz darauf, dabei sein zu dürfen und hier, um zu lernen."
Der 42-Jährige hat gerade in der Heimat angerufen. Einem Staat am Persischen Golf der aus 33 Inseln besteht und die Größe von Hamburg hat. "Meine Familie sagt, dass es schon lange nicht mehr so kalt gewesen ist." 15 Grad plus hätten sie derzeit. Zu wenig in einem Land, in dem der Sommer wohnt. Um sich auf die ungewohnten Temperaturen vorzubereiten, übte das Team von Ulrik Kirkely acht Tage in Ungarn und acht weitere in Slowenien. Eine Chance, einen der fünf Gruppengegner zu schlagen hat der Zweite der Asienmeisterschaft trotzdem nicht. "Wir kennen unsere Rolle", sagt Kirkely, ein Däne aus Gudme. "Die Spieler gehen deshalb alle sehr entspannt an den Start." Außerdem hat das Königreich bereits Turniergeschichte geschrieben: als kleinster Teilnehmer.

Mit Jaafer Abdulqadar Salman, der in Saudi-Arabien sein Geld verdient, steht nur ein Profi im Kader. Alle anderen spielen als Amateure in der einzigen Liga des Landes, die aus zwölf Clubs besteht. Tagsüber sind sie Studenten, Soldaten oder Angestellte von Versicherungen oder Banken. Trotzdem: Für Handballer im Nebenberuf lassen sich monatlich 1500 Euro verdienen, eine stolze Summe, liegt der Durchschnittsverdienst laut Eshaqi doch nur unwesentlich darüber. Wer einen Euro investiert, kann die Topspiele sehen. Angeblich sollen das regelmäßig mehr als 3000 Fans machen. Der Verband, so der Präsident, überlege derzeit, aus Gründen der Chancengleichheit die Liga zu teilen: "Alle Nationalspieler kommen von den besseren sechs Clubs."

Eine Million Menschen leben in Bahrain, 300 haben sich entschieden, Handballer zu werden. Trotzdem steht dieser Sport neben Basketball auf der Beliebtheitsskala an erster Stelle. Pascal Hens und der Franzose Nikola Karabatic sind bekannte Größen. "Wenn wir Erfolge feiern, dann im Handball", sagt Eshaqi. So belegte die Jugend bei der WM 2007 im eigenen Land einen erstaunlichen achten Platz. Unvergessen auch die Qualifikation für die Schweden-WM, die Bahrain mit einem kuriosen 26:25-Sieg im Halbfinale der Asienmeisterschaft gegen Saudi-Arabien perfekt gemacht hatte. In der letzten Sekunde schnappte sich Kapitän und Abwehrchef Saeed Jahwer den abgewehrten Ball und warf ihn vom eigenen Sechs-Meter-Kreis in das Tor des Gegners. Nicht nur dieser Treffer, der im Internet verewigt wurde, macht ihn, der die Nummer eins trägt, zu einem arabischen Volkshelden. "Er ist das größte Talent, das wir jemals hatten", sagt Eshaqi, der einst gemeinsam mit Jahwer spielte, "jetzt bin ich Präsident und er ist immer noch dabei." Die erste WM, für die sich Bahrain qualifizieren konnte, wird allerdings auch das letzte Turnier des bald 40-Jährigen sein.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2011)


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