Zehn Tage nach dem
mühsamen 24:22-Erfolg bei der TSV Hannover-Burgdorf
gehen die Handballer des THW Kiel ausgeruht in die letzten beiden Bundesligaspiele der Saison.
Zum letzten Auswärtsspiel sind die "Zebras" am Mittwoch beim VfL Gummersbach
zu Gast, der das Traditionsduell aus Anlass seines 150-jährigen Vereinsjubiläums
in der Dortmunder Westfalenhalle austrägt. Der Anwurf der Partie erfolgt um
20.45 Uhr, Sport1 überträgt den Klassiker live im Fernsehen.
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Mit 144 Treffern ist Drago Vukovic siebtbester Feldtorschütze
der Liga - in der kommenden Saison spielt der Kroate beim TuS
N-Lübbecke.
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VfL |
Der VfL Gummersbach erlebt in diesen Tagen nicht nur seinen
150. Geburtstag, sondern einmal mehr auch seine eigene
Wiedergeburt: Als die unabhängige Lizenzierungskommission
der Handball-Bundesliga GmbH am 19. Mai die Lizenzen
für die kommende Saison 2011/2012 erteilte, ging der
zwölffache Meister leer aus. "Die erforderliche wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit, insbesondere aufgrund einer bestehenden
Liquiditätslücke in Höhe von 2,2 Millionen Euro", konnte laut
der HBL nicht festgestellt werden. Dem VfL blieben fortan
acht Tage Zeit, um diese riesige Lücke zu schließen. Im Wettkampf
mit der Zeit errichtete der VfL, der bereits 1996, 2000 und
zuletzt 2009 finanziell kurz vor dem Aus stand, nicht nur ein
Spendenkonto und appellierte an Sponsoren und Fans, sondern hielt
am Abend des 25. Mai auch einen Rettungsgipfel mit rund 100
Vertretern aus Sport, Politik und Wirtschaft ab, bei dem sich der
scheidende Bundestrainer Heiner Brand mit eindringlichen Worten
für seinen ehemaligen Club stark machte. Viele Sponsoren verzichteten
schließlich auf große Anteile ihrer Forderungen, zudem verlässt
der kroatische Rückraumspieler Drago Vukovic den Verein bereits
nach dieser Saison für eine Ablösesumme von rund 100.000 Euro
Richtung Lübbecke. Tatsächlich konnte Gummersbach vor Ablauf
der Frist am vergangenen Freitagabend die 2,2 Millionen Euro
auftreiben und die nachgebesserten Unterlagen an die HBL
verschicken. "Aus unserer Sicht haben wir jetzt alle Voraussetzungen
erfüllt, um auch in der kommenden Saison Bundesliga zu spielen", gab
sich Geschäftsführer
Axel Geerken
optimistisch, und er sollte Recht behalten: Bereits am Samstagabend,
während des Festakts zum 150-jährigen Bestehen des VfL in der
Gummersbacher Stadthalle, konnte die frohe Kunde überreicht werden,
dass die Oberbergischen - wenn auch unter strengen Auflagen - doch
noch die Erstligalizenz für die kommende Saison erhalten.
"Alle haben ihren Teil zum Gelingen beigetragen. In und um
Gummersbach sind unglaublich viele Leute aufgestanden und haben
gezeigt, dass sie ihrem VfL Gummersbach helfen wollen", dankte
der Aufsichtsratsvorsitzende Götz Timmerbeil den Fans und Förderern
des Vereins. Die große Geburtstagsparty am Mittwoch gegen den
THW Kiel kann also ungetrübt gefeiert werden.
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Rechtsaußen Vedran Zrnic erzielte bislang 151/61 Treffer in
dieser Saison.
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VfL |
Zuvor hatte der VfL Gummersbach eine sehr wechselhafte Saison
gespielt, was auch der Tabellenstand dokumentiert: Mit 34:30
Punkten belegt der einstige Rekordmeister derzeit den
neunten Platz in der TOYOTA-HBL.
Bitteren Punktverlusten - wie beispielsweise eine mehr als
deutliche Pleite in Göppingen (26:37) sowie knappe Niederlagen in
Hannover (29:30), in Balingen (28:29) und gegen Melsungen (25:26) -
standen aber auch in dieser Saison wieder einige beeindruckende
Erfolgserlebnisse gegenüber: So wurde nicht nur dem THW Kiel
kurz vor Weihnachten in der Sparkassen-Arena-Kiel durch einen
Last-Second-Treffer von
Christoph Schindler
ein
26:26-Unentschieden abgerungen. Auch
die Rhein-Neckar Löwen mussten erst in der vergangenen Woche
in eine deutliche 28:36-Niederlage einwilligen - angesichts der
zu dem Zeitpunkt noch ungewissen VfL-Zukunft umso beeindruckender
(siehe auch
Gegnerkurve Gummersbach).
Unumstrittenes Highlight war aber einmal mehr der Auftritt der
Mannschaft von Trainer Sead Hasanefendic,
die wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinrundenspiel
ausführlich vorstellten, im Europapokal: Als erster Verein seit
Ciudad Real 2002 und 2003 konnte der VfL seinen Titel im
Cupsieger-Wettbewerb verteidigen
und damit den dritten Europacupsieg in Folge eintüten. Im
Finalrückspiel vor fast 8.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess-Arena
machten die Gummersbacher - nur einen Tag nach der Hiobsbotschaft der
Lizenzierungskommission - gegen Tremblay-en-France einen Gesamtrückstand
von sechs Treffern in der Schlussphase wett und zeigten einmal mehr
große Moral.
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Linkshänder Adrian Pfahl ist fünftbester Torschütze der Liga
mit 202/30 Treffern. Der Nationalspieler wird u.a. beim HSV
Hamburg als Neuzugang gehandelt.
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VfL |
Einen runden Geburtstag, eine doch noch erteilte Lizenz, ein
weiterer Europapokal und ein Duell mit dem Rekordmeister und
Vereinsweltmeister - der VfL Gummersbach hat also im letzten Heimspiel
der Saison gleich vier sehr gute Gründe zum Feiern. Daher ziehen
die Oberbergischen auch von der kleinen Eugen-Haas-Halle in die
Arena, in der sie zwischen 1967 und 1983 bereits ihre größten
Erfolge feierten: in die Dortmunder Westfalenhalle, in der zuletzt
im Dezember 2010 mit der mit 10.870 Zuschauern ausverkauften Partie
zwischen der HSG Ahlen-Hamm und dem HSV Hamburg ein Bundesligaspiel
stattfand. Zum 74. Mal werden die beiden Traditionsclubs seit
Einführung der eingleisigen Bundesliga aufeinander treffen, der
THW führt in der Gesamtbilanz knapp mit 38:32 Erfolgen. Auswärts
aber gelangen den "Zebras" bislang nur elf Siege aus 36
Liga-Vergleichen, allerdings zuletzt sechs in Folge. In der
vergangenen Spielzeit revanchierten sich die Kieler durch einen
29:22-Erfolg mit 13
Jicha-Treffern
für die wenige Wochen zuvor erlittene
28:35-Pleite
im DHB-Pokal (siehe auch
Gegnerdaten Gummersbach).
In der aktuell noch nicht ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle
will der THW Kiel mit einem Sieg in der Tabelle nicht nur an den
Berliner Füchsen wieder auf Platz zwei vorbeiziehen, sondern auch
die direkte Qualifikation für die Champions League in der kommenden
Saison sichern. Für den VfL Gummersbach, der als Titelverteidiger
auch nächste Saison wieder im Pokal der Pokalsieger antreten wird,
geht es in der Liga um nichts mehr, lediglich der achte Platz des
TBV Lemgo wäre noch in Reichweite. Aber die Oberbergischen um die
drei ehemaligen Kieler
Adrian Wagner,
Christoph Schindler und
Igor Anic
sowie das zukünftige "Zebra"
Patrick Wiencek werden dennoch alles
für einen Sieg geben - denn wer verliert schon gerne auf seiner
eigenen Geburtstagsfeier?
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Lars Geipel und Marcus Helbig.
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.05.2011:
Der Schlinge entkommen
Euphorie in Gummersbach - Tauziehen um Wiencek
Gummersbach. Turbulent ging es zu in den vergangenen Tagen
beim ehemaligen Rekordmeister VfL Gummersbach von 1861.
Wieder einmal. Am 20. Mai feierten die Oberbergischen nach
fast hoffnungslosem Rückstand den Gewinn des Europacups
der Pokalsieger über Tremblay en France, wenige Tage später
versenkte das Team von Trainer Sead Hasanefendic die Hoffnungen
der Rhein-Neckar Löwen auf die direkte
Champions-League-Qualifikation mit einer 36:28-Klatsche.
Den größten Sieg aber feierte der Traditionsclub am vergangenen
Wochenende. Freunde und Sponsoren des Vereins waren zusammengerückt,
hatten nach zunächst verweigerter Lizenz tatsächlich eine
Deckungslücke von 2,2 Millionen Euro geschlossen. Die frohe Botschaft
von der Handball-Bundesliga (HBL) kam am Sonnabend kurz vor dem Beginn
des Festaktes zur 150-Jahrfeier: Gummersbach spielt auch in der
kommenden Saison im deutschen Handball-Oberhaus, die HBL hatte grünes
Licht gegeben. Nach 1996, 2000 und 2009 zieht der VfL zum vierten Mal
den Kopf aus der Lizenzschlinge. "In und um Gummersbach sind unglaublich
viele Leute aufgestanden und haben gezeigt, dass sie ihrem VfL helfen
wollen", beschrieb Götz Timmerbeil, Aufsichtsratchef und neue starke
Kraft im Verein, die Stimmungslage.
"Schön, dass ein Traditionsclub wie der VfL der Liga erhalten bleibt",
sagt auch THW-Manager Uli Derad, der von
1989 bis 1994 selbst das VfL-Trikot trug. Morgen kehrt
Derad mit seinen Kielern für wenige Stunden
zurück in die eigene Vergangenheit. Wegen des 150-Jahr-Jubiläums findet
die Bundesligapartie zwischen dem ehemaligen und dem aktuellen
Rekordmeister um 20.45 Uhr (Sport1) in der einstigen VfL-Trutzburg,
Dortmunder Westfalenhalle, statt. Dort, wo zwischen 1967 und 1983 mit
Stars wie Hansi Schmidt, Heiner Brand oder Jo Deckarm der Grundstein
für den Gummersbacher Handballruhm gelegt wurde, hofft VfL-Manager
Axel Geerken "auf ein echtes Handballfest.
Wer meine Spieler und den Trainer kennt, weiß, dass die Mannschaft
gegen Kiel alles für den Sieg tun wird."
Für Geerken beginnt nach der Lizenzerteilung
ein neuer Abschnitt. "Bei uns herrscht Euphorie und Aufbruchstimmung",
sagt der 38-jährige ehemalige Torhüter, der von 1998 bis 2001 auch
zwischen den THW-Pfosten stand. "Wir haben jetzt eine große Chance,
aber auch die Verpflichtung, das in uns gesetzte Vertrauen zurück zu
zahlen." Daher sei es oberstes Ziel, die Finanzen im Griff zu halten,
sich auf den Hallenneubau zu konzentrieren "und unseren Fans trotzdem
guten Handball zu bieten". Allerdings, schränkt
Geerken ein, zunächst gehe die Konsolidierung
wohl auch auf Kosten eines guten Tabellenplatzes, "die hohen Ansprüche
der vergangenen Jahre müssen wir zurückschrauben".
So trennen sich die Gummersbacher am Saisonende erneut von
Leistungsträgern. In diesem Jahr von Geoffrey Krantz (St. Rafael, Frankreich),
Drago Vukovic (N-Lübbecke) und Goran Stojanovic (Löwen). Linkshänder Adrian
Pfahl soll bleiben. "Wir wollen ihn halten, das oft in den Raum gestellte
Angebot vom HSV liegt gar nicht vor." Auch im Tauziehen um
Patrick Wiencek will Geerken Stärke zeigen. Der
22-jährige Kreisläufer hat in Gummersbach noch einen Vertrag bis 2012,
wechselt dann zum THW. Einen vorzeitigen Transfer lehnt der Gummersbacher
Manager kategorisch ab. Uli Derad habe zwar
ein paar Mal angerufen, "aber wir wollen Patrick halten, einen vorzeitigen
Wechsel wird es nicht geben".
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.05.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 01.06.2011:
Kein Geschenk vom THW
Rekordmeister reist in Bestbesetzung zum Geburtstags-Spiel gegen den VfL Gummersbach
Kiel. Zwei Spiele innerhalb von drei Tagen, dann setzt
Rekordmeister THW Kiel einen Haken hinter die Saison
2010/11. Heute (20.45 Uhr, Sport1) sind die "Zebras"
Geburtstagsgast beim VfL Gummersbach. Die
Oberbergischen ziehen zu ihrem 150. extra um in die
Dortmunder Westfalenhalle. Mit dem Heimspiel am
Sonnabend (16.30 Uhr) gegen TuS N-Lübbecke
schließt sich der Kreis.
Vier Punkte sind das Wunschresultat aus den finalen Spielen,
gelingt es, schließen die Kieler im Dreikampf mit Berlin
und den Löwen die Bundesliga-Spielzeit 2011 als
Zweiter hinter Meister HSV ab. Allerdings reicht schon ein
Sieg, um Platz drei und die damit feststehende Qualifikation
für die kommende Champions League zu sichern.
Geburtstagsgeschenke tragen die Kieler trotzdem nicht
nach Dortmund. "Wir wollen unbedingt beide Spiele gewinnen",
sagt THW-Trainer Alfred Gislason, fordert von seiner
Mannschaft zum Abschluss noch einmal volle Konzentration. Das Erreichen
der Champions League besitzt für den Isländer höchste Prioritätsstufe.
"Köln mit dem Final4 war erneut eine Riesenfest
für unsere Sportart", sagt Gislason, "es war nicht einfach,
nur Zuschauer sein zu dürfen. Im nächsten Jahr wollen
wir unbedingt wieder dabei
sein."
Mit einem Triumph in Dortmund täte der THW einen Riesenschritt
dorthin. Es ist das 74. Bundesligaduell zwischen
den beiden Liga-Dinos, die gemeinsam mit TV Großwallstadt
jenes elitäre Trio bilden, das seit der Gründung der eingleisigen
Bundesliga 1977 ununterbrochen dabei ist.
Die heutige Partie ist von gegenseitigem Respekt geprägt.
Der THW werde hoch motiviert zu Werke gehen, sagt
Trainer Sead Hasanefendic, "auch wenn Kiel in diesem
Jahr nicht ganz oben steht, so ist sie für mich doch die beste
Mannschaft der Welt." Lob zollt auch Gislason
dem Gegner. Gummersbach sei sehr stark besetzt, zudem ein homogenes
Team, "in dem die Einstellung stimmt und das sehr viel Charakter zeigt", so
der Isländer. Gislason weiß, wovon er spricht, von 2006 bis
2008 hat der 51-Jährige das VfL-Innenleben als Trainer
hautnah studieren können.
Drei ehemalige Kieler, Adrian Wagner,
Christoph Schindler
und Igor Anic, zählen zum
VfL-Kader, mit Patrick Wiencek zudem ab 2012 ein zukünftiges
"Zebra". Schindler, der im Hinspiel Sekunden vor
Schluss zum 26:26 traf, muss
heute allerdings passen: Ein Bänderriss hat die Saison des
28-Jährigen vorzeitig beendet.
Gislason kann Bestbesetzung
aufbieten, Christian Sprenger und Dominik Klein
reisen zudem mit Nationalmannschaftseinladungen
für die EM-Quali-Spiele gegen Österreich (8. Juni) und Lettland
(11. Juni) an.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.06.2011)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
VfL Gummersbach - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
Mi., ab 20.45 Uhr: VfL Gummersbach - THW Kiel
live aus der Dortmunder Westfalenhalle
- Internet:
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