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28.07.2011 Mannschaft / Vorbereitung

Kieler Nachrichten: "Zebra"-Zeit der Leiden

Rekordmeister schwitzt für neue Titel

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2011:

Schönkirchen. Alfred Gislason hat Hula-Hoop-Reifen zweckentfremdet, sie auf dem Kunstrasenplatz am äußeren Ende der Sportanlage in Schönkirchen platziert. "Es geht noch schneller", feuert der Trainer von Handball-Rekordmeister THW Kiel seine 15 Spieler an. Die "Zebras" müssen die Hindernisse mit Sprungübungen überwinden, Schweiß auf der Sportanlage in der Kieler Randgemeinde Schönkirchen fließt in Strömen.
Die erholsamen Tage im Paradies von La Reunion sind vorüber, der Spaß bei den Team bildenden Maßnahmen im Kreise der Familien gehört der Vergangenheit an. Seit Montag leiden Kiels Vorzeige-Handballer in der Saisonvorbereitung, bekommen körperlich zu spüren, was Gislason direkt vor dem Heimflug nach Kiel angekündigt hatte. "Es wird sehr hart."

Nach dem Medizin-Check am Montagmorgen stehen jeweils zwei Trainingseinheiten pro Tag auf dem Programm. Er freue sich, dass ausnahmslos alle Spieler mit guten Werten aus der Pause zurückgekehrt seien, sagt Kiels Trainer. "Sie machen einen guten Eindruck." Ernsthafte Verletzungen hat Gislason nicht zu beklagen. Christian Zeitz muss wegen Schulterschmerzen nach einem Fahrradunfall zwar auf Übungen mit Körperkontakt verzichten, "ansonsten kann er alles mitmachen", sagt der isländische Coach. Bis Freitag werden die "Zebras" weiter in Doppelschichten für Kraft und neue Titel schuften, am Sonnabend öffnen dann die Tore des Trainingslagers. Allerdings nicht wie gewöhnlich in friesischen Gefilden. Der THW-Tross steigt in diesem Jahr im polnischen Plock ab, fliegt von Hamburg nach Warschau und bewältigt den Rest des Weges mit einer eineinhalbstündigen Busfahrt. Ein dreitägiges Turnier rundet den Ausflug, der am 7. August endet, ab. Gegner beim "Orlen-Cup" sind Gastgeber Wisla, das slowenische Spitzenteam Gorenje Velenje und die japanische Nationalmannschaft.

Henrik Lundström zählt seit 2004 zum THW-Kader, der 32-jährige Linksaußen quält sich zum achten Mal durch die Kieler Saisonvorbereitung. Aber der Schwede nimmt's mit nordischer Gelassenheit, vielleicht auch, weil er weiß, dass es seine letzte Trainingsfron sein wird. Am 30. Juni 2012 bricht Lundström seine Zelte in Kiel ab, kehrt in die Heimat zurück. Seine aktive Karriere will der leise Ballkünstler mit dem begnadeten Handgelenk bei seinem Ex-Club Redbergslids Göteborg ausklingen lassen. Trainer des ehemaligen schwedischen Spitzenvereins ist THW-Legende und Jahrhundert-Welthandballer Magnus Wislander. Lundström unterschrieb einen Zwei-Jahresvertrag, soll Kopf eines Teams werden, das wegen leerer Kassen zumeist nur noch aus Nachwuchskräften besteht. Hauptberuflich wird Lundström sein Können als Lehrer an einem Handball-Gymnasium weitervermitteln. Der Wechsel zurück in seine Heimat käme seiner Familie auch deswegen gelegen, weil Sohn Colin im November sechs Jahre alt werde und dann in Schweden eingeschult werden könne, erklärt Lundström.

Saisonstart in der Handball-Bundesliga ist für den THW am 4. September (17.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Flensburg, am 10. folgt die Auswärtspartie in Hüttenberg, und am 14. September kommt FA Göppingen nach Kiel. Der Trainingsplan sieht vor, dass dann alles rund läuft im THW-Getriebe. Deswegen wird jetzt hart gearbeitet. Spaß daran hat niemand im Team. "Augen zu und durch", stöhnt Momir Ilic. Kim Andersson sagt, was alle denken: "Es nervt. Wenn ich mir einen Teil vom Handball wegwünschen dürfte, dann ist es die Zeit der Vorbereitung."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.07.2011)


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