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10.-12.03.2012 - Letzte Aktualisierung: 12.03.2012 Bundesliga

48:0 Punkte - THW siegt deutlich gegen den TV Großwallstadt

Bundesliga, 24. Spieltag: 10.03.2012, Sa., 19.00: THW Kiel - TV Großwallstadt: 28:15 (16:9)
Update #4 KN-Berichte, weitere Stimmen, Fotos, Videos und Spielbericht ergänzt ...

Daumen hoch: Thierry Omeyer kassierte nur 15 Gegentreffer in 60 Minuten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daumen hoch: Thierry Omeyer kassierte nur 15 Gegentreffer in 60 Minuten.
Der THW Kiel bleibt weiter in der Erfolgsspur. Am frühen Samstagabend siegten die "Zebras" in der ausverkauften Sparkassen-Arena gegen Altmeister TV Großwallstadt mühelos mit 28:15 (16:9). Früh stellten die Kieler durch ihre starke Abwehr die Weichen auf Sieg und führten nach einer Viertelstunde bereits mit 9:2. Obwohl der Rekordmeister in der Folgezeit viele hochkarätige Chancen ausließ, geriet der Sieg niemals in Gefahr.
Am Ende musste der starke Thierry Omeyer lediglich 15 Mal hinter sich greifen. Weniger Gegentore kassierten die "Zebras" zuletzt am 24. November 1999 beim 27:14-Erfolg über den VfL Gummersbach.
Großwallstadt ohne Köhrmann
Mit nur zwölf Spielern war der TV Großwallstadt in den Norden gereist. Zu Hause geblieben war auch der erfahrene Spielmacher Oliver Köhrmann, der sich bei der bitteren 25:31-Heimpleite gegen die TSV Hannover-Burgdorf am Mittwoch eine Rückenverletzung zugezogen hatte. Somit sollte Linkshänder Steffen Weinhold zunächst das Spiel der Mainfranken leiten. Trainer Peter David überraschte zudem mit dem etatmäßigen Kreisläufer Jens Tiedtke auf Linksaußen sowie dem jungen Andreas Wolff im Tor statt des erfahrenen Martin Galia.

Kim Andersson erzielte vier Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte vier Treffer.
Alfred Gislason, der auf die beiden Verletzten Tobias Reichmann und Daniel Kubes (Zerrung) verzichten musste, begann hingegen standesgemäß mit Narcisse; Andersson und Jicha im Rückraum, Sprenger und Klein auf den Außenpositionen, Marcus Ahlm am Kreis und Thierry Omeyer im Tor. In der Abwehr entschied sich der Isländer erneut für die offensive 3:2:1-Variante mit Filip Jicha auf vorgezogener Position.

Großwallstadt mit langen Angriffen
Und an dieser Deckung bissen sich die Gäste von Beginn an die Zähne aus. Ohne Oliver Köhrmann ließ der Tabellen-Dreizehnte jegliche Kreativität vermissen - vielmehr war man darauf bedacht, nur nicht den Ball zu verlieren, ja keinen Gegenstoß zu kassieren. Gute Tormöglichkeiten vermochten die Gäste sich in ihren ellenlangen Angriffsbemühungen nicht zu erarbeiten, das Schiedsrichtergespann Schulze/Tönnies unterband das nur selten zielgerichtete Aufbauspiel der Franken aber auch nicht. Beispielhaft hierfür waren die ersten sechs Spielminuten, in denen der THW Kiel gerade einmal rund 15 Sekunden lang in Ballbesitz war. Der TV Großwallstadt passte harmlos quer, Stefan Kneer nahm sich zwei Verlegenheitswürfe aus dem Rückraum. Lediglich Michael Spatz hatte von außen eine passable Tormöglichkeit, scheiterte aber an Thierry Omeyer. Und der THW? Der rannte nach seinen beiden Ballgewinnen sofort nach vorne und ging per zweiter Welle durch Andersson und Ahlm mit 2:0 in Führung.

Linkshänder Moritz Schäpsmeier war mit drei Treffern zusammen mit Maximilian Holst bester Großwallstädter Feldtorschütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Linkshänder Moritz Schäpsmeier war mit drei Treffern zusammen mit Maximilian Holst bester Großwallstädter Feldtorschütze.
In der siebten Spielminute mussten die "Zebras" dann erstmals aus dem eigenen Aufbauspiel zum Erfolg kommen, was ihnen durch einen Pass von Jicha auf den Torschützen Sprenger zum 3:0 auch gelang. Zwei Minuten und zwei Fehlwürfe Tiedtkes später durften auch die Gäste erstmals jubeln: Schäpsmeier überwand Omeyer von außen und ließ wenig später noch einen Treffer aus dem Rückraum zum 2:4-Anschluss folgen. Doch dies blieb nur ein Strohfeuer der Mainfranken, denn nun drehte der THW auf: Sprenger verwertete ein Narcisse-Anspiel artistisch zum 5:2, Jicha traf nach eigenen Steal im Konter selbst zum 6:2, und der Tscheche ließ noch drei weitere Treffer folgen. Beim 7:2 profitierte er vom Ballgewinn Kleins, der seinen Mitspieler auf die Reise schickte. Beim 8:2 wurde Jicha von Andersson in Szene gesetzt, beim 9:2 schließlich traf er erneut per Gegenstoß. Die Partie schien bereits in der 16. Minute entschieden.

Jicha kugelt sich Finger aus
Doch die Jicha-Gala wurde jäh und schmerzhaft gestoppt. Beim nächsten Großwallstädter Angriff versuchte der Tscheche, den Ball von Stefan Kneer zu stibitzen. Dabei kugelte er sich allerdings einen Finger aus und musste zur Behandlung auf die Bank. Für ihn kam Momir Ilic in die Partie, Daniel Narcisse übernahm den Part an der Spitze der Verteidigung. Doch Jichas Ausfall änderte nichts an der Dominanz der Kieler, die durch Ahlm und Sprenger nach weitem Omeyer-Pass gar auf 11:3 (18.) erhöhten.

Momir Ilic war mit 6/3 Treffern bester Torschütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic war mit 6/3 Treffern bester Torschütze.
Mittlerweile war bei den Gästen Martin Galia für den glücklosen Wolff zwischen die Pfosten gekommen, auf der Spielmacherposition versuchte sich nun Linksaußen Maximilian Holst. Und immerhin kam der TVG nun auch zu Toren: Nach vier Fehlversuchen gelang Stefan Kneer sein erster Treffer zum 4:11, auch Weinhold und zweimal Spatz vom Siebenmeterpunkt sorgten in den folgenden Minuten dafür, dass der Kieler Vorsprung nicht weiter anwuchs. Größter Faktor hierfür war aber die nachlassende Konzentration bei den "Zebras". So scheiterte Dominik Klein gleich zweimal per Gegenstoß an Martin Galia, auch Ahlm und Ilic erlaubten sich Fehlwürfe. Dennoch: Nach Zeitz' Treffer von Rechtsaußen zum 16:8 und dem Verkürzen Großwallstadts durch Holst war zum Seitenwechsel alles im Lot bei den Kielern.

THW mit Ladehemmungen im zweiten Durchgang
Ein wenig mulmig war den THW-Fans daher nur wegen der Verletzung Filip Jichas. Doch auch hier konnten die Zuschauer durchatmen, denn der Tscheche stand zu Beginn des zweiten Durchgangs wieder auf dem Parkett - wie auch Henrik Lundström, der den heute unglücklich agierenden Dominik Klein ersetzte. Doch auch der schwedische Linksaußen scheiterte gleich mit seinem ersten freien Wurf an Martin Galia. Es war der Auftakt zu einer Viertelstunde, die man nicht gerade als "Handball-Feinkost" bezeichnen dürfte. Auf beiden Seiten reihten sich nun technische Fehler, Stürmerfouls und Fehlwürfe aneinander, selbst die starken Siebenmeterschützen Ilic und Spatz konnten vom Punkt keinen Treffer landen. So dauerte es fast acht Minuten, ehe Lundström mit einem Heber das erste Kieler Tor in der zweiten Halbzeit markierte. Es war der Treffer zum 17:10, denn auch der TV Großwallstadt hatte zuvor lediglich einmal durch den jungen Cornelius Maas treffen können.

Erst jetzt nahm das Spiel wieder Tempo auf, Spatz und Sprenger setzten die nächsten Treffer. Da Jicha, Andersson und Narcisse aber im starken Martin Galia, der allein fünf Gegenstöße parieren konnte, ihren Meister fanden, robbten sich die Gäste sogar etwas heran: Durch Holst und einen Rückhand-Notwurf Weinholds stand es nach 45 Minuten nur noch 19:14 für die Kieler.

9:1-Lauf in der Schlussphase
Henrik Lundström setzte den spektakulären Schlusspunkt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström setzte den spektakulären Schlusspunkt.
Die THW-Fans in der Sparkassen-Arena waren in den vergangenen Minuten hart auf die Probe gestellt und mittlerweile etwas unruhig geworden. Doch die Mannschaft schaltete nun doch noch einmal einen Gang herauf und versöhnte so ihr Publikum. Nur noch einen einzigen Treffer ließ die Kieler Deckung in der Schlussviertelstunde zu, und so nahm der Kantersieg doch noch Formen an. Mit einem Unterarmhammer begann Christian Zeitz den Torreigen, Ilic ließ zwei verwandelte Strafwürfe folgen. Derweil sorgte Thierry Omeyer für Jubelstürme, als er bei einem Siebenmeter Holsts auf der Torlinie stehen blieb und den Wurf des Rechtshänders von dort parierte. Noch einmal Ilic, zweimal Andersson und ein Stemmwurf von Zeitz schraubten das Ergebnis schließlich auf 27:15. Und als die Zuschauer im THW-"Wohnzimmer" sich bereits begeistert von ihren Sitzen erhoben hatten, setzten Omeyer und Lundström in den letzten Sekunden das Sahnehäubchen oben drauf: Einen weiten Pass des französischen Keepers nahm der schwedische Linksaußen in der Luft an und verwandelte per Kempatrick zum 28:15-Endstand.
Eigenen Bundesligarekord eingestellt - Champions League ruft
Mit dem niemals gefährdeten Erfolg über den TV Großwallstadt hat der THW Kiel nicht nur seinen Startrekord auf mittlerweile 48:0 Punkte ausgebaut. Auch ein weiterer Bundesligarekord wurde am Samstag eingestellt: Saisonübergreifend war dies der 27. Sieg in Folge für die "Zebras" - dies gelang bislang in der Bundesligahistorie erst einer Mannschaft, nämlich dem THW in der Saison 2008/09. Bevor sich die Kieler aber aufmachen können, auch diese Rekordmarke zu verbessern und ganz nebenbei einen weiteren Schritt Richtung "verpöntes M-Wort" zu machen, steht nun erst einmal das Achtelfinale in der "VELUX EHF Champions League" auf dem Spielplan: Am Mittwoch sind die Kieler beim polnischen Meister Orlen Wisla Plock zu Gast, bereits am nächsten Sonntag steht in der Sparkassen-Arena-Kiel das entscheidende Rückspiel an.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel.

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der KN.

Stimmen zum Spiel:

TVG-Trainer Peter David:
Die Abwehr des THW ist momentan Perfektion pur. Wir haben uns wirklich gut vorbereitet, um diese Abwehr zu knacken. Aber aus dem Rückraum haben wir nur drei Tore gemacht, das ist in Kiel einfach zu wenig. Der THW hat eine hoch motivierte Mannschaft, die über 60 Minuten eine hohe Qualität hat. In der ersten Halbzeit haben uns die Kieler überrannt. In dieser Verfassung, die der THW hat, kann ich mir nicht vorstellen, wer den Kielern noch Punkte rauben soll.

Meine Mannschaft hat gekämpft, in der Halbzeitpause haben wir uns aufgepuscht. Wir wollten dranbleiben und Schritt halten. Das ist uns bis zum 14:19 in der 45. Minute gelungen. Dann haben wir die Big Points nicht genutzt: In Überzahl landet der Wurf von Steffen Weinhold am Pfosten, Zeitz macht im Gegenzug das 20:14, wir machen den Siebenmeter nicht rein, und dann fällt alles in sich zusammen. Allerdings haben wir ohne unsere etatmäßigen Mittelmänner Oliver Köhrmann und Moritz Liebald gespielt.

Der einzige, der heute super gespielt hat, war Martin Galia. Das war eine hervorragende Leistung, er hat uns im Spiel gehalten. Schade, dass wir so hoch verloren haben. Zum Schluss haben wir viele unnötige Fehler gemacht.

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war das erwartet schwere Spiel. Wir waren gewarnt, weil Großwallstadt zuletzt in Flensburg stark gespielt hat. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft - bis auf den Punkt, dass wir in der zweiten Halbzeit sehr viel verworfen haben. Aber man muss anerkennen, dass Galia überragend war. Aber auch unsere Torhüterleistung war überragend. Bis auf die Fehlwürfe haben wir ein richtig gutes Spiel gezeigt. Vor allem waren meine Spieler 60 Minuten konzentriert. Kompliment an die Mannschaft, das war richtig gut. Wir haben uns vorgenommen, unsere Form bis zum Ende zu halten. Ich hoffe, dass es so bleibt.

In Plock gibt es eine neue, sehr große Halle, die gegen uns ausverkauft sein wird. Die Handballbegeisterung dort ist riesig. Wisla hat eine sehr gute Mannschaft aufgebaut, die eine gute Mischung aus Talenten und älteren, erfahreneren Spielern hat. Wenn wir so spielen wie in den vergangenen Wochen und nicht so viel verwerfen wie heute, können wir dort gewinnen. Es wird schwierig, aber wir wollen natürlich mit einem Sieg vorlegen.

TVG-Manager Uli Wolf:
Wenn wir Spiele wie gegen Gummersbach und Hannover zu Hause liegen lassen, rutscht man in die untere Tabellenregion. Das wollten wir unbedingt verhindern, haben das aber leider nicht getan. Jetzt sitzen wir unten drin. Es war nicht zu erwarten, dass wir in Kiel Punkte holen. Die müssen wir woanders einfahren. Die Mannschaft hat es in der Hand, da unten rauszukommen. Das haben wir uns vorgenommen.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Diesen Erfolg haben wir uns in der Abwehr verdient. Wir haben nur 15 Tore bekommen, das sagt alles. Wir sind zwar selten an den Ball gekommen, haben aber trotzdem nie die Geduld verloren. Der einzige Vorwurf, den wir uns machen können, ist der, dass unsere Torausbeute nicht stimmt. Aber - Galia hat auch ein wirklich gutes Spiel gemacht.
THW-Spielmacher Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Großwallstadt durfte unglaublich lange Angriffe spielen. Eigentlich hat unsere offensive Deckung den Sinn, ein Zeitspiel zu unterbinden. Das hat nicht geklappt. Wir hatten den Ball nicht sehr oft, haben aber trotzdem mit 13 Toren Vorsprung gewonnen - damit können wir zufrieden sein.
THW-Rechtsaußen Christian Sprenger gegenüber den KN:
Das war ein komisches Spiel, in dem wir einen phänomenalen Start erwischt haben. Leider haben wir die Chance verpasst, uns schnell deutlicher abzusetzen. In der zweiten Halbzeit hat Galia fast alles gehalten. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass das Spiel noch kippen könnte. Es fühlte sich für mich immer so an, als hätten wir es fest in unseren Händen.
TVG-Rechtsaußen Michael Spatz gegenüber den KN:
Wir haben nur 15 Tore geworfen, das ist sehr ärgerlich. Wir wollten die erste und zweite Welle der Kieler unterbinden, das ist uns in der ersten Halbzeit gar nicht gelungen. Gelegentlich stand unsere Abwehr aber ganz gut. Angesichts unserer personellen Situation können wir einigermaßen zufrieden sein.

Video: Stimmen der Beteiligten

Video: Die Pressekonferenz


24. Spieltag: 10.03.12, Sa., 19.00: THW Kiel - TV Großwallstadt: 28:15 (16:9)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 12/2 Paraden), Palicka (n.e.); Andersson (4), Lundström (3), Dragicevic (n.e.), Sprenger (4), Ahlm (2), Zeitz (3), Palmarsson, Narcisse, Ilic (6/3), Klein (2), Jicha (4); Trainer: Gislason
Logo TV Großwallstadt:
Galia (16.-60., 11/1 Paraden), Wolff (1.-16. und bei einem Siebenmeter, keine Parade); Spatz (4/2), Weinhold (2), Kneer (1), Tiedtke (1), Holst (3), Larsson, Jakobsson, Schäpsmeier (3), Kaufmann, Maas (1); Trainer: David
Schiedsrichter:
Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen:
THW: 3 (Ahlm (13.), Andersson (41.), Narcisse (45.));
TVG: 5 (2x Jakobsson (14., 31.), Larsson (25.), Kneer (36.), Tiedtke (49.))
Siebenmeter:
THW: 4/3 (Galia hält Ilic (32.));
TVG: 4/2 (Omeyer hält Spatz (38.) und Holst (50.))
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (7.), 3:1, 4:1, 4:2 (10.), 9:2 (16.), 9:3, 11:3, 11:4, 12:4 (20.), 12:5, 13:5, 13:7 (25.), 15:7, 15:8, 16:8, 16:9;
2. Hz.: 16:10, 17:10 (38.), 17:11, 18:11, 18:12, 19:12, 19:14 (44.), 23:14 (53.), 23:15, 28:15.
Zuschauer:
10.288 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2012:

15 THW-Gegentore: Weniger gab es zuletzt 1999

Eine bärenstarke Abwehr, ein überragender Torhüter Thierry Omeyer - auf diesem Fundament errichtete der THW Kiel seinen 28:15 (16:9)-Heimsieg gegen den TV Großwallstadt. Die "Zebras" führen die Tabelle der Handball-Bundesliga nun mit 48:0 Punkten an und knackten nebenbei noch zwei weitere Serien: Saisonübergreifend hat der Rekordmeister nun 27 Liga-Spiele in Folge gewonnen. Und um einen Gegner zu finden, der in Kiel so selten getroffen hat, muss lange im Archiv zurückgeblättert werden, um Vergleichbares zu finden. Am 24. November 1999 erging es dem VfL Gummersbach bei seiner 14:27-Niederlage in der Kieler Arena ähnlich. Hätten die Franken nicht in Torhüter Martin Galia ihren besten Spieler gehabt, der THW-Sieg wäre noch deutlicher ausgefallen. So sorgte der Tscheche mit seinen starken Reflexen dafür, dass die Kieler in der zweiten Halbzeit acht Minuten lang auf ihren ersten Treffer warten mussten. Erfolgreichster Schütze der Kieler war Momir Ilic (6/3).

(aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2012)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2012:

Beton-Abwehr ließ TVG verzweifeln

Auch Zeitspiel kein Rezept: THW Kiel bewies Geduld und siegte 28:15
Kiel. In der Regel enden die Heimspiele des THW Kiel in der Handball-Bundesliga in dieser Saison mit deutlichen Siegen. Das war am Sonnabend beim 28:15 (16:9)-Erfolg gegen den TV Großwallstadt nicht anders. Trotzdem, auch dieser Abend hatte eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Thema diesmal: Das Zeitspiel und seine Auswüchse.

In der Kieler Arena ist es mittlerweile Alltag geworden, dass die Gäste es mit einer Fußball-Weisheit halten: So lange wir den Ball haben, kann der Gegner kein Tor machen. Der TV Großwallstadt hat diese Taktik perfektioniert. In den ersten acht Minuten wäre es dem Team von Peter David gar nicht aufgefallen, wenn beim Aufbau des Spielfeldes das Tor der Kieler vergessen worden wäre. Der Querpass, im Handball ein eher unübliches Stilmittel, bestimmte maßgeblich die Spielzüge der Franken, denen von Beginn an daran gelegen war, den Schaden zu begrenzen. Um solchen Gegnern zu begegnen, haben die "Zebras" inzwischen eine offensive Deckungsvariante einstudiert und eine gewisse Perfektion dabei erlangt, den permanenten Querpass zu unterbrechen.

Gegen Großwallstadt gelang es aus zwei Gründen trotzdem nicht. Der Tabellen-Fünfzehnte zog sich bei seinem Pass-Spiel so weit vom Kieler Tor zurück, dass ihm beim geruhsamen Kreiseln auch die Spitze der Kieler 3:2:1-Abwehr nicht im Weg stand. Eine Situation, für die das Regelwerk das "passive Spiel" (Zeitspiel) vorsieht. Ist nicht erkennbar, dass die angreifende Mannschaft innerhalb von 30 bis 45 Sekunden ein Tor erzielen will, sollen die Schiedsrichter den Arm heben, um ihr auf diesem Weg mitzuteilen, dass es nun höchste Zeit sei, die Passivität zu beenden. Die Unparteiischen Robert Schulze und Tobias Tönnies hoben in der 28. Minute erstmals ermahnend den rechten Arm und ernteten einen spöttischen Applaus der 10 285 Zuschauer, die bis dato mit Kopfschütteln das seltsame Treiben auf dem Spielfeld verfolgt hatten.

Es ist davon auszugehen, dass den erfahrenen Magdeburgern die Zeitspiel-Regel bekannt ist. Unerklärlich deshalb, warum sie den Großwallstädtern erlaubten, in aller Ruhe große Mengen Sand ins sonst so flotte Spiel der Kieler zu streuen. Vielleicht hatten die Regel-Erfinder auch dieses Gespann im Sinn, als sie entschieden, dass über Unparteiische nun nicht mehr öffentlich geschimpft werden darf. Erst 48 Stunden nach dem Abpfiff dürfen die Betroffenen sich zu fragwürdigen Pfiffen äußern. Eine Ewigkeit im dichten Terminkalender der Handballer, die grundsätzlich eher zu spontanen Wutausbrüchen neigen und in der Regel nicht nachtragend sind. Die Schweigepflicht endet erst heute Abend um 20.28 Uhr. Dann werden Tönnies/Schulze in Kiel aber kein Diskussionsthema mehr sein.

Das Zeitlupen-Spiel der Gäste erlaubte allerdings immer wieder einen Seitenblick auf THW-Trainer Alfred Gislason, dessen Körpersprache mehr sagte als tausend Worte. Wie ein Irrwisch fegte er an der Linie auf und ab, wütend funkelte er die Unparteiischen an, die es wohl als Mutprobe begriffen, auch im Angesicht des brodelnden Vulkans nicht auf Passivität zu entscheiden. Dass es ein zähes Spiel werden würde, war bereits nach acht Minuten klar. Acht Minuten, in denen die Kieler lediglich 60 Sekunden lang im Ballbesitz waren. Genug, um drei Tore zu erzielen. Sieben Minuten reichten dagegen den Gästen nicht, um einmal zu treffen.

Das lag auch daran, dass mit den angeschlagenen Oliver Köhrmann und Moritz Liebald die beiden Mittelmänner fehlten. Für die Rechtshänder musste mit Steffen Weinhold ein Linkshänder aushelfen. Eine ungewohnte Situation für seine Nebenleute, die auch zögerten, den Ball auf ihren Linksaußen abzuspielen. Die Personalnot hatte es erforderlich gemacht, dass sich hier mit Jens Tiedtke ein gelernter Kreisläufer versuchte. "Wir sind mit einer Rumpftruppe angereist", sagte Manager Uli Wolf. "Und es war klar, dass wir die Punkte, die uns fehlen, nicht in Kiel holen werden." Für die Franken zählte schon vor dem Abpfiff nur der Abstiegs-Krimi am Freitag bei der HSG Wetzlar. Und für die Kieler, die neben Tobias Reichmann (Armbruch) auf Daniel Kubes (Wadenzerrung) verzichten mussten, war nur wichtig, dass die Punkte 47 und 48 verbucht wurden.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2012)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2012:

Zähne locker, Kapsel kaputt

Der Schmerz ist ein alltäglicher Begleiter im Leben eines Handballers. Bestes Beispiel ist in diesen Tagen Filip Jicha. Den 35:21-Sieg am Mittwoch gegen Balingen bezahlte der Tscheche mit einem kräftigen Schlag ins Gesicht, der seine Zähne lockerte.

Um Lücken im Gebiss zu vermeiden, trägt er inzwischen eine Zahnschiene, die innerhalb kürzester Zeit für ihn angefertigt worden war, und die ihn nun in den nächsten vier Wochen auf dem Spielfeld begleiten wird. "Ein unangenehmes Gefühl", sagt der 29-Jährige, der am Sonnabend einen weiteren Schaden an der Karosserie hinnehmen musste. Erst stellte er mit vier Toren in Folge die Weichen auf Sieg, dann musste er sich unter Schmerzen auswechseln lassen. "Ich habe mir einmal den Daumen gebrochen, das hat nicht so weh getan", sagte Jicha, dessen Zeigefinger der rechten Hand sich im Trikot verfangen hatte. "Die Kapsel ist kaputt", so Jicha, der zunächst Schlimmeres befürchtet hatte. "Aber wer das als Handballer noch nicht erlebt hat, ist auch keiner." Er tapte den lädierten Zeigefinger an den gesunden Mittelfinger und ließ sich wieder einwechseln.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2012)


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