Der THW Kiel wird auf dem Weg zum 17. Meistertitel nicht locker lassen. Deshalb
wollen die Zebras drei Tage nach dem wegen der Begleitumstände denkwürdigen
35:21-Erfolg gegen HBW Balingen-Weilstetten gegen einen
weiteren vom Abstieg bedrohten Club nachlegen: Am Sonnabend ist der TV Großwallstadt
zu Gast in der Kieler Sparkassen-Arena. Anpfiff zum Duell der beiden
Traditionsvereine ist um 19 Uhr, Sport1 überträgt die Partie kostenpflichtig
im Internet. Zeitnahe, ausführliche Informationen liefert der Live-Ticker der
Kieler Nachrichten unter
www.kn-online.de.
Im Heimspiel geht es für die Zebras um den Ausbau der beeindruckenden Sieges-Serie in der
TOYOTA Handball-Bundesliga, die bisher mit viel Respekt von den Kontrahenten und
46:0 Punkten belohnt wurde. Aber das Spiel gegen Großwallstadt hat eine weitere,
besondere Note, treffen in Kiel doch große Rivalen der Vergangenheit
aufeinander. Denn als der legendäre Kurt Klühspies 1979 den Europapokal
der Landesmeister in Richtung Hallendecke reckte,
da war der TV Großwallstadt in Europa und Deutschland
eine ganz große Nummer. Und auch die darauffolgenden
Jahre wurden Titel meist nur an die Mannschaften vergeben,
die den TVG schlugen. Doch das ist lange her: Seit
1990 warten die Fans in der handballbegeisterten
Region auf einen Titel für ihren Verein. In
der vergangenen Saison hätte es beinahe geklappt:
Erst im Finale des EHF-Pokals unterlag man Frisch
Auf Göppingen. "Daran werden wir noch lange denken,
so schnell werden wir ein europäisches Finale
nicht mehr erreichen", sagt Peter David,
Trainer des siebenfachen deutschen Meisters.
Kostenbremse wirkt sich aus
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Nationalspieler Steffen Weinhold ist einer der Leistungsträger der
Mainfranken.
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Hartmut Gratz |
Denn der Altmeister aus Großwallstadt befindet sich im
personellen Umbruch: Einige Leistungsträger mussten
die Franken - auch aus wirtschaftlichen Gründen - ziehen
lassen. "Teure Stars wird man so schnell beim TV
Großwallstadt nicht sehen", erklärte Manager Uli
Wolf vor der Saison. "Wir sind nicht auf Rosen
gebettet und müssen sparen." Nur mit Auflagen
erhielten die Großwallstädter die Lizenz für
die TOYOTA Handball-Bundesliga, beim Traditionsverein
musste man vor dieser Spielzeit gehörig auf die Kostenbremse treten.
Die Konsequenzen für die Zusammenstellung des
Kaders,
den wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel ausführlich
vorgestellt hatten, waren einschneidend: So verließ unter anderem der
ehemalige Kieler Torhüter
Mattias Andersson die Mainfranken
in Richtung Flensburg (siehe auch
Gegnerkader TV Großwallstadt).
Holpriger Saisonstart des TVG
Auch aufgrund der personellen Änderungen gab Trainer Peter
David vor Saisonbeginn die Wiederholung von Platz
zehn der Vorsaison als Ziel für die aktuelle
Spielzeit aus. "Dann wäre ich glücklich.
Wir wollen uns vor allem möglichst schnell
von den Abstiegsplätzen entfernen." Doch das
klappte nicht so wie erhofft: Nach Niederlagen
gegen die Rhein-Neckar Löwen (24:27) und
beim VfL Gummersbach (30:35) rutschte man gleich
zu Saisonbeginn auf einen Abstiegsplatz, von dem
man sich auch bis Mitte Dezember auch nicht
wesentlich entfernen konnte. Siege gegen
Balingen-Weilstetten (26:24), die HSG Wetzlar
(28:23), den SC Magdeburg (32:28) und beim
Bergischen HC (29:25) sowie ein Remis gegen
Melsungen reichten nicht, um sich abzusetzen.
Zwischenspurt verschafft kurzfristig Luft
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Stefan Kneer (Mitte), hier beim Spiel gegen Hannover, erzielte bisher
107 Feldtore für den TVG.
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Hartmut Gratz |
Erst ein starker Zwischenspurt kurz vor dem Weihnachtsfest
ließ die Mainfranken wieder ein wenig optimistischer
in die Zukunft blicken: Binnen neun Tagen gewann
der TVG die beiden wichtigen Auswärtsspiele in
Hildesheim (29:26) und Hüttenberg (32:29) sowie
die Heimpartie gegen Frisch Auf Göppingen (23:21) - das
verschaffte Luft. Aber der Neustart nach der
EM-Pause mit der knappen 32:33-Niederlage
gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Gummersbacher
und dem deutlichen 20:27 in Balingen misslang gründlich. Der
24:23-Zittersieg gegen den Bergischen HC wieder sollte ein Signal in Richtung
Aufbruch in höhere Tabellenregionen werden, doch die klare
26:31-Heimniederlage gegen den direkten Klassenerhalts-Konkurrenten
aus Hannover drückte am verganenen Mittwoch in Großwallstadt
mächtig auf die Stimmung. Mit nur drei Punkten Vorsprung auf den
Abstiegsplatz 16 stehen dem TVG unruhige Zeiten bevor
(siehe auch
Tabelle und
Gegnerkurve TV Großwallstadt).
Allerdings: Mit Heimspielen gegen Hildesheim und Hüttenberg im Endspurt hat der TVG
noch zwei Faustpfände in der Hand. "Der Spielplan der Rückrunde ist sehr gut
für uns", so Trainer Peter David. So etwas wie eine Lebensversicherung im
Absteigskampf ist Michael Spatz: Der Rechtsaußen erzielte bisher 151/64 Tore, was ihn
auf Platz drei der Torjägerliste der TOYOTA Handball-Bundesliga hievte. Erfolgreichster
Torschütze aus dem Feld ist hingegen Stefan Kneer: 107 Mal netzte der Rückraumspieler
bisher ein.
In der Jugend liegt die Zukunft
Den
Kader muss der Coach aber
auch zur kommenden Saison wieder gravierend umbauen:
Mit Jens Tiedtke, der keinen neuen Vertrag erhielt
und zur HSG Wetzlar wechselt, und Stefan Kneer
(geht zum SC Magdeburg) verlassen dann erneut
zwei Leistungsträger den Verein. Auffangen soll
David dies mit seinen jungen Spielern: "Wenn ich auf das
vergangene halbe Jahr blicke, bin ich mit deren Entwicklung
wirklich zufrieden. Ich glaube, dass sie ihren Weg machen
werden." Doch ohne finanzielle Veränderungen, mahnt Manager Uli Wolf, blicke der
TVG in eine schwierige Zukunft."Denn Tradition allein reicht im modernden Handball eben nicht mehr."
Kieler hoch motiviert
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Kreisläufer Jens Tiedtke wechselt am Saisonende nach Wetzlar.
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Hartmut Gratz |
Die Zebras werden sich am Sonnabend mächtig ins Zeug legen, um die
nächsten beiden Punkte auf dem Weg zur 17. Deutschen Meisterschaft
einzusammeln. Denn in Kiel weiß man nur zu gut, dass erst am Ende
einer langen, entbehrungsreichen Saison abgerechnet wird. Außerdem
haben die Kieler mit dem heutigen Gegner noch eine Rechnung offen: In
der vergangenen Saison gewann der TV Großwallstadt sein Auswärtsspiel
in der Sparkassen-Arena. Dieser Erfolg war in zweierlei Hinsicht
historisch, denn der THW verlor an diesem Tag nicht nur sein erstes
Heimspiel in der TOYOTA Handball-Bundesliga nach 1239 siegreichen
Tagen und den Kontakt zur Tabellenspitze. Der
28:25-Erfolg der
Mainfranken in der Sparkassen-Arena, der erste des TVG nach mehr als zehn Jahren,
war vielmehr der Grundstein für
eine Niederlagen-"Serie" des THW, die ebenfalls in die
Geschichtsbücher eingehen wird: Nach dem darauffolgenden 31:33 gegen
die Rhein-Neckar Löwen hatten die Zebras zum ersten Mal seit dem 12.
November 1978 zwei Bundesliga-Heimspiele in Folge verloren.
Neuer Rekord ist in Sichtweite
Am Sonnabend haben die Zebras die Gelegenheit, die Scharte vom 29. März
2011 auszuwetzen und ihr Habenkonto in der TOYOTA Handball-Bundesliga
auf unglaubliche 48:0 Punkte auszubauen. Im 72. Bundesliga-Duell
der beiden Traditionsvereine könnten die Kieler mit dem insgesamt
41. Erfolg gegen den TVG (siehe auch
Gegnerdaten Großwallstadt)
einen weiteren, vereinseigenen Rekord einstellen: Saisonübergreifend hat der
THW Kiel bisher 26 Siege errungen. In der Saison 2008/2009 waren es
nach dem Auftakt-Unentschieden gegen Dormagen, dem ersten Spiel unter
Erfolgs-Trainer Alfred Gislason, satte 27 Siege bis zur Niederlage in
Lemgo. Mit einem Erfolg gegen den TV Großwallstadt könnten die Zebras
also ihrer Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen.
Die Schiedsrichter am Sonnabend in Kiel sind
Robert Schulze und Tobias Tönnies.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2012:
Der Meister-Macher kommt
TV Großwallstadt entschied im März 2011 mit seinem Sieg beim THW Kiel das Titelrennen zu Gunsten des HSV
Kiel. Eine beruhigende Nachricht für die Fans des Handball-Rekordmeisters
THW Kiel: Die Chancen stehen gut, dass das heutige Bundesliga-Heimspiel
gegen den TV Großwallstadt (19 Uhr) pünktlich angepfiffen wird. Die Franken
reisten bereits gestern mit dem Bus an und übernachteten in Kiel. Ein
Malheur wie dem letzten THW-Gast, HBW Balingen-Weilstetten, der am Mittwochabend
in einer Vollsperrung auf der A7 gestrandet war und erst eine halbe Stunde
nach dem geplanten Anpfiff die Halle erreichte, droht diesmal nicht.
Mit dem TV Großwallstadt reisen allerdings auch schlechte Erinnerungen
an. "Das letzte Heimspiel gegen den TVG liegt schon eine Weile zurück, vergessen
habe ich es aber nicht", sagt THW-Trainer Alfred Gislason.
Kein Wunder, hat der 28:25-Sieg des aktuellen
Tabellen-Dreizehnten doch seinerzeit großen Schaden in der Kieler Bilanz
angerichtet. Erstmals hatten die "Zebras" nach 1239 Tagen wieder ein
Heimspiel in der Bundesliga verloren. Zudem vernichtete diese Niederlage
die letzten Hoffnungen darauf, den HSV Hamburg doch noch die Meisterschaft
streitig machen zu können.
"Großwallstadt hatte in dieser Phase viele
schlechte Spiele gemacht", erinnert sich Gislason.
"Die Situation ist also vergleichbar mit der aktuellen." Der TVG, neben Kiel
und dem VfL Gummersbach Gründungsmitglied der Liga, droht kurz vor der
125-Jahr-Feier der Absturz in die 2. Liga. Am Mittwoch unterlag das Team
von Peter David (45), der in Personalunion die Nationalmannschaft der
Slowakei trainiert, in eigener Halle dem TSV Hannover-Burgdorf mit 26:31.
Hannover? Jener Mannschaft also, die sich kurz zuvor dem THW widerstandslos
mit 24:43 ergeben hatte. Den siebenmaligen
Meister trennen inzwischen nur noch drei Punkte von einem Abstiegsplatz.
Das Debakel gegen Hannover steckt den Franken noch in den Knochen. "Für
diese Leistung schäme ich mich", sagt Manager Uli Wolf. "Das war ein
Blackout." Kapitän Sverre Jakobsson entschuldigte sich im Namen der
Mannschaft anschließend gar in einem offenen Brief bei Fans und Sponsoren.
In Kiel, so Wolf, würde es nun darum gehen, sich wieder zu finden. "Das
Wetzlar-Spiel hat für uns ganz klar Priorität." Am Freitag steht für den
TVG gegen die Hessen ein weiteres Abstiegs-Endspiel an.
Welches Gesicht das Team um Nationalspieler Stefan Kneer auch zu bieten
hat, zeigte sich am vergangenen Wochenende bei der 25:32-Niederlage in
Flensburg, als wenige Minuten vor dem Abpfiff noch eine Sensation möglich
war. "Wir können auch Kiel die Stirn bieten", sagt Wolf. "Aber dann
muss bei uns wirklich alles passen." Die personellen Alternativen sind gering
und daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Der Traditionsclub,
der die Lizenz nur unter Auflagen bekam, muss sparen und kann Leistungsträger
wie Kneer (SC Magdeburg) nicht halten. Die Zukunft ist günstiger, jünger.
Deshalb bekam auch Kreisläufer Jens Tiedtke (32/HSG Wetzlar) keinen neuen Vertrag.
"Was der THW derzeit macht, ist beeindruckend. Wir haben also nichts zu
verlieren", sagt Wolf. "Kiel wird aber auf der Hut sein und uns nicht noch
einmal unterschätzen." Offenbar hatte der Rekordmeister die Gäste an jenem
denkwürdigen 29. März 2011 tatsächlich auf die leichte Schulter genommen.
Das Gislason-Team hatte zuvor 14 Siege in Folge
gefeiert, die Verletzten Kim Andersson und
Daniel Narcisse waren zurückgekehrt - was sollte
also gegen das Kellerkind, das zuletzt im August 2000 in Kiel gewinnen konnte,
passieren? Doch mit den Rückkehrern verschoben sich eingespielte Achsen.
Zudem erwischte Mattias Andersson einen Sahnetag,
hielt an seinem 33. Geburtstag 19 Bälle. "Gefühlt waren es 30 Paraden",
sagte Daniel Kubes damals. Gut für Kiel, dass der
Schwede fehlt - er ist inzwischen Flensburger.
Gislason rechnet damit, dass Rechtsaußen
Christian Sprenger (Grippe) wieder mitspielen
kann. Ein erneuter Einsatz von Jannick Boldt
ist nicht angedacht. "Das war aber nicht seine letzte Chance", sagte
Gislason über den 18-jährigen Rechtsaußen,
der mit seinen beiden Toren beim 35:21-Sieg gegen Balingen
für Beifallsstürme gesorgt hatte. "Ich habe mich sehr für ihn gefreut."
Seinen Spielern hätte er nicht die Anweisung gegeben, dem A-Jugendlichen
ein Tor zu ermöglichen. Dass Aron Palmarsson
und Christian Zeitz den ersten
Boldt-Treffer gezielt einfädelten, empfand
er aber als "schöne Aktion von den Jungs".
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - TV Großwallstadt:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1 Internet / Sport1+:
Sa., ab 19.00 Uhr: THW Kiel - TV Großwallstadt
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Sa., ab 19.20 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - TV Großwallstadt
live aus der Sparkassen-Arena in Kiel
(geplante Einblendungen um 19.20 Uhr, 19.40 Uhr, 20.10 Uhr und in
der Schlussphase gegen 20.30 Uhr, Reporter ist Stefan Eilts; Nachberichte mit Stimmen am
Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr in
"Schleswig-Holstein Aktiv" und am Montagmorgen in "Guten Morgen
Schleswig-Holstein")
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
-
Internet:
Die Kieler Nachrichten bieten einen Live-Ticker an unter
www.kn-online.de/thw.
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.