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04./05.03.2012 - Letzte Aktualisierung: 05.03.2012 Bundesliga

43:24 - THW-Express überrollt TSV Hannover-Burgdorf

Bundesliga, 22. Spieltag: 04.03.2012, So., 17.30: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 24:43 (11:23)
Update #3 KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Filip Jicha (beim Wurf) war mit acht Treffern erneut bester Kieler Torschütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha (beim Wurf) war mit acht Treffern erneut bester Kieler Torschütze.
Mit einem überdeutlichen Kantersieg bei der TSV Hannover-Burgdorf hat der THW Kiel seinen Bundesliga-Startrekord auf nun 44:0 Punkte ausgebaut. Beim 43:24 (23:11)-Erfolg stellten die "Zebras", bei denen Filip Jicha mit 8/1 Treffern bester Schütze war, die Weichen schnell auf Sieg, führten nach elf Minuten bereits mit 10:4. Doch obwohl Alfred Gislason munter durchwechselte, nahmen die Kieler gegen die teils hilflos agierenden Hannoveraner das Tempo nicht heraus und bauten den Vorsprung kontinuierlich aus.
43 Treffer in einem Bundesligaspiel - dies gelang dem THW zuletzt am 3. Juni 2009 beim 43:28-Erfolg bei TuSEM Essen.
Buspanne erschwerte Anreise
Nachdem sich beide Mannschaften erst am Dienstag im DHB-Pokal gegenüber standen und sich Hannover beim 29:34 lange Zeit äußerst achtbar aus der Affäre gezogen hatte, wollten die Kieler diesmal von Beginn an für klare Verhältnisse sorgen. Daran änderte auch eine Panne des Mannschaftsbusses kurz vor Hamburg nichts. Aus der Noch-Meisterstadt wurde ein Ersatzbus angefordert, die "Zebras" kamen eine Stunde später als geplant, aber immer noch rechtzeitig in der niedersächsischen Hauptstadt an. Alfred Gislason musste allerdings auf Tobias Reichmann verzichten, der sich am Dienstag eine Knochenabsplitterung an der Außenseite des Unterarms zuzog und noch voraussichtlich bis Ende März ausfallen wird. Keine größeren personellen Sorgen hatte auch TSV-Trainer Christopher Nordmeyer - bis auf die Langzeitverletzten Torhüter Katsigiannis und Weiner sowie Kreisläufer Clößner waren alle seine Spieler einsatzbereit. Sorgen bereiteten ihm eher die Ergebnisse vom Vortag: Durch die Siege Gummersbachs (25:21 gegen Magdeburg) und des Bergischen HC (23:22 gegen Wetzlar) war der Vorsprung Hannovers auf die Abstiegsränge wieder auf zwei Zähler geschrumpft.
Spiel nimmt sofort Fahrt auf
Christian Sprenger erzielte fünf Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Sprenger erzielte fünf Tore.
Der THW startete diesmal mit seiner ersten Garde: Narcisse, Jicha und Andersson bildeten den Rückraum, Klein und Sprenger begannen auf den Außenpositionen, Marcus Ahlm am Kreis und Thierry Omeyer im Tor. Und es entwickelte sich sofort eine Partie, in der beide Mannschaften rasant zu Werke gingen. Die Gastgeber glichen die Kieler Führungstreffer durch einen Durchbruch Jichas und einen Narcisse-Wurf aus zehn Metern nach langem Anlauf postwendend durch Olsen und Lehnhoff aus.

Doch schon bald sollte sich der THW absetzen können: Eine tolle Kombination über Jicha, Andersson und Narcisse landete letztlich bei Ahlm, der den diesmal schwachen Puljezevic zum 3:2 überwand. Dann parierte Omeyer gegen Jurdzs, Narcisse bügelte einen eigenen Fehlpass selbst wieder aus und bediente Sprenger zum 4:2. Jurdzs verkürzte zum 3:4, doch Jichas abgefälschter Sprungwurf, ein Lattenkracher Olsens, eine weitere Parade des unglaublich starken Omeyer gegen den freien Johannsen und ein Treffer Kleins per zweiter Welle bedeuteten beim 6:3 nach etwas mehr als sieben Spielminuten bereits die erste Kieler Drei-Tore-Führung.

THW setzt sich früh ab
So frei kam selten ein Hannoveraner Spieler zum Wurf.
Klicken Sie zum Vergrößern! So frei kam selten ein Hannoveraner Spieler zum Wurf.
Als Svavarsson nach schönem Jurdzs-Pass verkürzte, hofften die Hannoveraner Fans in der diesmal fast ausverkauften AWD-Hall noch auf eine spannende Partie. Doch die Kieler machten nun ernst: Jicha tanzte durch die 6:0-Deckung der Gastgeber zum 7:4, ehe die Kieler 3:2:1-Abwehr um Daniel Narcisse an der Spitze einen Fehlpass provozierte und Andersson im Gegenstoß zum 8:4 traf. Dann entnervte Omeyer ein weiteres Mal Torge Johannsen und Narcisse' Kracher sprang vom Innenpfosten gegen Puljezevic und von dort zum 9:4 in den Kasten. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal zehn Spielminuten absolviert, der THW befand sich somit auf 54-Tore-Kurs.
Hannover wittert Morgenluft
Marcus Ahlm erzielte das 11:5 und vier weitere Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm erzielte das 11:5 und vier weitere Tore.
Christopher Nordmeyer nahm nun seine Auszeit, doch auch diese schien nichts zu nützen: Hallgrimsson unterlief der nächste Fehlpass und Narcisse erhöhte per Konter auf 10:4, ehe Johannsen endlich sein erster Treffer gelang. Gislason wechselte schon jetzt, brachte Palmarsson auf der Rückraummitte für Narcisse, in der Abwehr rückte Ilic in die Mannschaft, Jicha übernahm die Spitze der offensiven Deckung. Doch nach dem 11:5 durch Ahlm geriet ein bisschen Sand ins Kieler Getriebe: Aivis Jurdzs rückte nun vermehrt neben Svavarsson an den Kreis, von dort traf er zweimal und verkürzte auf 7:11. Als dann noch ein halbherziger Palmarsson-Wurf geblockt wurde, Johannsen per Gegenstoß zum 8:11-Anschluss traf und Andersson gegen die nun ebenfalls offensiv stehende Deckung der Gastgeber einen Fehlpass fabrizierte, hatte der Rechtsaußen Hannovers gar die Chance zum 9:11 - doch Johannsen hämmerte seinen Gegenstoß an die Latte.
5:0-Lauf bringt Vorentscheidung
Alfred Gislason reagierte auf die neuen Taktiken der Gastgeber und stellte auf die defensive 6:0 mit Ilic und Ahlm im Mittelblock um. Ein gelungener Schachzug, denn nun setzte sich seine Mannschaft endgültig vorentscheidend ab: Andersson traf per Durchbruch zum 12:8, Palmarsson beantwortete einen Lattentreffer Olsens zum 13:8 und Sprenger traf im Gegenstoß zum 14:8. Zwei weitere Paraden Omeyers gegen Przybecki und Olsen, ein weiterer Konter über Dominik Klein zum 15:8, ein Fehlwurf Lehnhoffs von Linksaußen und ein trockener Wurf Jichas bedeuteten nach zwanzig Spielminuten das 16:8, ehe Svavarsson endlich wieder ein Treffer für die Gastgeber gelang.
Hannover zerfällt in Einzelteile
Vierfacher Torschütze: Henrik Lundström.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vierfacher Torschütze: Henrik Lundström.
Während die TSV Hannover-Burgdorf in der ersten Viertelstunde auch eine Menge Pech mit Aluminiumtreffern hatte, so rannte sie nun zunehmends in ihr Verderben: Nach dem 11:18 (23.) durch Buschmann sollte den Gastgebern kein Treffer mehr in der ersten Halbzeit gelingen, die Kieler hingegen legten mit viel Spielfreude weiter nach. Ahlm im Doppelpack nach feinen Anspielen Palmarssons und Anderssons zum 20:11, Jicha mit seinem sechsten Treffer zum 21:11, dazu Omeyer mit weiteren gehaltenen Bällen gegen Buschmann, Lehnhoff und vor allem Przybecki, der sich nun aus allen Lagen vergeblich versuchte. Das Ergebnis wäre sogar noch höher ausgefallen, wenn der junge Malte Semisch nicht mit einigen Glanztaten zwischen den Pfosten hätte aufhorchen lassen. Doch die letzten Aktionen im ersten Durchgang zeigten einmal mehr den Klassenunterschied auf: Jicha traf von der Linksaußen-Position mit einem raffinierten Dreher zum 22:11, Buschmann versuchte selbiges auf der Gegenseite, doch Omeyer stoppte den Ball. Als wollte Palmarsson noch einmal zeigen, wie man es - wie Jicha - richtig macht, drehte der junge Isländer den Ball kurz vor der Sirene zum 23:11-Pausenstand ins Tor.
THW auch nach der Pause kompromisslos
Artistisches Anspiel: Daniel Narcisse bedient hier Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Artistisches Anspiel: Daniel Narcisse bedient hier Marcus Ahlm.
Als die zweite Halbzeit begann, hatte Filip Jicha, mit sieben Treffern überragender Mann der ersten Hälfte, bereits Feierabend. Der Tscheche sollte nur für einen Siebenmeter kurz vor Schluss noch einmal aufs Parkett zurückkehren. Gislason startete dafür mit Ilic und Narcisse im Rückraum. Und die "Zebras" gaben gleich weiter Gas: Ilic bediente Ahlm zum 24:11, und nachdem Jurdzs verkürzte, sorgten Andersson postwendend und Klein im Gegenstoß nach einer Parade Omeyers gegen Jurdzs beim 26:12 gar für eine 14-Tore-Führung.

Die TSV Hannover-Burgdorf war mittlerweile völlig auseinander gebrochen und präsentierte sich wie ein Absteiger. Selbst, wenn die Kieler mal im Angriff den Ball verdaddelten, konnten die Gastgeber kein Kapital draus schlagen. Im Gegenteil: Häufig verloren sie sofort im schnellen Aufbauspiel wieder den Ball und wurden von den Kielern mit einem weiteren Gegentreffer bestraft. Als Andersson mit einem grandiosen Stemmwurf, Ilic per Sprungwurf und Sprenger per Gegenstoß auf 31:15 (40.) erhöhten, war mittlerweile Andreas Palicka für den mit einer Quote von 56 Prozent überragenden Thierry Omeyer gekommen.

Viele Wechsel, viel Spielspaß
Auch Andreas Palicka fügte sich nahtlos in die tolle Mannschaftsleistung ein.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch Andreas Palicka fügte sich nahtlos in die tolle Mannschaftsleistung ein.
Wenig später folgten Christian Zeitz, Henrik Lundström, Aron Palmarsson und Daniel Kubes. Der THW ließ es ein wenig ruhiger angehen im Hinblick darauf, dass die nächste Bundesligapartie bereits am Mittwoch gegen HBW Balingen-Weilstetten ansteht. Doch obwohl der dänische Spielmacher Morten Olsen nun endlich gelungene Aktionen zeigte und auch Nenad Puljezevic einige Würfe parieren konnte, wurde der Kieler Vorsprung nicht kleiner. Die "Zebras" zeigten weiterhin tollen Kreativ-Handball mit Kempatricks, Ballstafetten und tollen Einzelleistungen. Daniel Kubes steuerte vom Kreis zwei sehenswerte Treffer bei, Kim Andersson traf per Dreher von der Rechtsaußen-Position, Ilic vergoldete per Gegenstoß einen Zeitz-Steal, und auch Lundström trug sich nach anfänglichen Problemen noch viermal in die Torschützenliste ein. In der 56. Spielminute war es dann soweit: Momir Ilic durchbrach mit seinem vierten Treffer die "magische" 40-Tore-Marke, was dem THW zuletzt im September 2010 gegen Balingen gelang. Am Ende wurden es sogar 43 Treffer, so dass die "Zebras" mit nun 44:0 Punkten und einer Tordifferenz von exakt +200 einsam an der Spitze verweilen. Der Vorsprung auf die "Verfolger" wurde sogar auf nun acht bzw. neun Punkte ausgebaut, weil sowohl die Füchse Berlin (30:30 gegen Göppingen) als auch der HSV Hamburg (26:26 beim TV Hüttenberg) patzten. Ein perfekter Sonntag also für den THW Kiel!

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht aus den Kieler Nachrichten und den KN-Nachbericht vom 6. März.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich habe nie erwartet, dass wir in dieser Höhe hier gewinnen können. Bei uns hat fast alles gestimmt. Wir haben gut gedeckt mit starken Torhütern dahinter. Im Angriff haben wir wenig Fehler gemacht und es war viel Druck hinter den Aktionen. Riesenkompliment an meine Mannschaft. Wir sind mit Respekt angereist, haben uns aber vorgenommen, besser zu spielen als vor einigen Tagen. Burgdorf alles Gute und ich hoffe, dass wir diese Form halten können.
Hannovers Trainer Christopher Nordmeyer:
Gratulation zum verdienten Sieg. Man hat heute gesehen, dass der THW mehr Kraft hatte. Wir wollten heute einige Dinge besser machen, aber ausschlaggebend war heute, dass wir fast jede freie Chance vergeben haben. Außerdem wurde für mich zu viel darüber gesprochen, dass wir heute im zweiten Anlauf den THW schlagen könnten.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Glückwunsch an die Mannschaft und meinen Trainer. Es war ein hervorragendes Spiel. Es hat mich besonders gefreut, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit weiter Gas gegeben hat. Ein besonderer Dank gilt wieder unseren mitgereisten Fans. Ich wünsche ihnen alles Gute und eine gute Heimreise.
THW-Spieler Daniel Kubes gegenüber Sport1:
Dass wir heute so hoch gewinnen würden, war für mich nicht so überraschend. Wir waren am Dienstag richtig müde. Heute haben wir von Beginn an richtig Gas gegeben, hatten in den ersten Minuten auch ein bisschen Glück. Die Zuschauer hatten heute sicherlich viel Spaß am Spiel, auch wir haben es heute genossen.

Natürlich macht Torewerfen Spaß. Ich bin ja dafür da, Marcus etwas Entlastung zu geben. In Melsungen werde ich mich trotzdem auf die Abwehrarbeit konzentrieren.

Ein Video mit weiteren Stimmen finden Sie hier.

22. Spieltag: 04.03.12, So., 17.30: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 24:43 (11:23)

Logo TSV Hannover-Burgdorf:
Semisch (22.-30., 52.-60., 4 Paraden), Puljezevic (1.-22., 31.-52., 5 Paraden); Johannsen (2), Repke (2), Jonsson (2), Hallgrimsson (1), Jurdzs (5), Buschmann (2), Lehnhoff (2/1), Rydergard, Przybecki (1), Szücs, Svavarsson (3), Olsen (4); Trainer: Nordmeyer
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-37., 18 Paraden), Palicka (37.-60., 5 Paraden); Andersson (6), Lundström (4), Dragicevic (n.e.), Sprenger (5), Ahlm (5), Kubes (2), Zeitz, Palmarsson (2), Narcisse (4), Ilic (4), Klein (3), Jicha (8/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Peter Behrens / Marc Fasthoff
Zeitstrafen:
Hannover: 2 (2x Szücs (22., 45.));
THW: 1 (Ilic (59.))
Siebenmeter:
Hannover: 2/1 (Jonsson an die Latte (59.));
THW: 2/1 (Ilic an den Pfosten (48.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:4 (5.), 3:4, 3:6, 4:6, 4:10 (11.), 5:10, 5:11, 8:11 (14.), 8:16 (20.), 9:16, 9:17, 10:17, 10:18, 11:18 (23.), 11:23;
2. Hz.: 11:24, 12:24, 12:26, 13:26, 13:27, 14:27 (35.), 14:29, 15:29, 15:31 (40.), 16:31, 16:32 (45.), 17:32, 17:33, 18:33, 19:33, 19:35 (50.), 20:35, 20:36, 21:36, 21:37, 22:37, 22:39 (56.), 23:39, 23:41, 24:41, 24:43.
Zuschauer:
4.221 (AWD-Hall, Hannover)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2012:

Nur der Bus war ein Hindernis

Kaputte Bremsleitung hielt den THW Kiel auf - Gegner Hannover bei 24:43-Niederlage trotzdem chancenlos
Hannover. Fünf Tage nach dem 34:29-Sieg im Pokalviertelfinale in der AWD-Hall des TSV Hannover-Burgdorf legte der THW Kiel gestern an gleicher Stelle nach, landete im Punktspiel einen 43:24 (23:11)-Sieg, verbesserte seinen Bundesliga-Startrekord auf 44:0 Zähler und profitierte zudem von den Punktverlusten der Verfolger Berlin und Hamburg.

Während THW-Trainer Alfred Gislason während der Pressekonferenz bei Bekanntgabe der Ergebnisse aus den anderen Hallen keine Miene verzog, huschte über das Gesicht von Klaus Elwardt ein unübersehbares Lächeln. "Nein", korrigierte der Kieler Manager später, er habe sich nicht über die Punktverluste der Konkurrenz gefreut, sondern vor allem über die eigene großartige Leistung. "Das war eine Demonstration, alle haben 100 Prozent gegeben. Auch, als schon alles entschieden war."

Hannover gegen den THW, Probleme sind bei diesem Duell wohl inklusive. Sorgte beim Pokalspiel am Dienstag eine unsachgemäße Reinigung für einen rutschigen Hallenboden und Aufregung bei beiden Teams, so war gestern eine abgerissene Bremsleitung im Mannschaftsbus die Ursache für eine THW-Anreise mit Hindernissen. Kurz hinter dem Elbtunnel kam es zum unfreiwilligen Zwischenstopp, der allerdings nur eine knappe Stunde dauerte, weil, aus Hamburg kommend, schnell ein Ersatzbus zur Stelle war.

Im Pokal waren nur 1900 Fans Zeuge des Kieler Sieges gewesen, gestern wollten 4221 das Ausnahmeteam aus dem Norden sehen. Sie hofften auf die Sensation, "vielleicht können wir Geschichte schreiben", hatte TSV-Coach Christopher Nordmeyer große Worte gefunden. Mit Respekt war auch sein Kieler Kollege angereist. Am Dienstag hatten die "Zebras" den Start verschlafen, schnell 2:6 (9.) zurückgelegen. Das dürfe sich nicht wiederholen, warnte Gislason. "Wenn diese Halle kocht, kann es unangenehm werden."

Die ausverkaufte "Hölle" AWD-Hall brannte aber nur knappe zehn Minuten, nahm schon bald die Atmosphäre einer Bibliotheks-Lesehalle an. Zu hören waren nur noch die rund 150 THW-Fans, die gut gelaunt alle Register ihrer Gesangskunst zogen. Höhnisch wurden sie nicht, trotz der katastrophalen Gegenwehr, die Hannover bereits Ende der ersten Halbzeit bot. Als Filip Jicha, mit acht Treffern bester Kieler Schütze, in der 24. Minute zum 18:10 traf, war's bereits um den Widerstand der Gastgeber geschehen. Kiel habe nun einmal eine super Mannschaft, relativierte der Ex-THWer Piotr Przybecki die peinliche Vorstellung vor eigenem Publikum. "Allerdings", schränkte er ein, " so dürfen wir uns auch nicht hängen lassen, das ist nicht gut für die Moral."

Sicher, die 3:2:1-Deckung, die bewegliche und offensive Kieler Variante, machte es den TSV-Angreifern wirklich nicht leicht, außerdem sammelte Torhüter Thierry Omeyer bis zum Halbzeitpfiff 15 Striche für gehaltene Bälle. Hinzu kam, dass die Kieler Angriffsmaschinerie wieder auf Hochtouren lief, viele Tore auch über gewonnene Bälle in der Abwehr fielen. Ja, der THW erwischte einen guten Tag, hatte seine herausragenden Kräfte neben Omeyer und Jicha in Daniel Narcisse, Dominik Klein und Marcus Ahlm. Dennoch: Selten einmal mussten die "Zebras" in fremder Halle so wenig Widerstand brechen. Marcus Ahlm zuckte nur mit den Schultern. Zum Gegner wolle er nichts sagen, so der Schwede, "aber für uns war wichtig, dass wir im Angriff besser gespielt haben, dann kommt auch ein solches Ergebnis heraus."

Gislason hatte sein Team "in der ersten Halbzeit sehr gut gesehen. Wir sind gut in die Gegenstöße gekommen, deutlich besser als vor ein paar Tagen." Er hoffe, so der THW-Trainer, "dass die Mannschaft diese Form weiter halten kann."

Die TSV-Fans schlichen zumeist mit bedröppelten Gesichtern von dannen. Sie mussten eine Niederlage verschmerzen, die noch mehr weh tat, weil die Konkurrenz um den Klassenerhalt Punkte gesammelt hatte. Ein grünweißer Anhänger tröstete sich mit schwarzem Humor: "Wenn man nicht mithalten kann", stöhnte der junge Mann, "dann muss man sich wenigstens richtig einseifen lassen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2012)


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