THW-Logo
03./04.06.2009 - Letzte Aktualisierung: 04.06.2009 Bundesliga

THW holt sich den Bundesliga-Punkterekord

Kantersieg bei Zwangsabsteiger TuSEM Essen

Bundesliga, 33. Spieltag: 03.06.2009, Mi., 20.15: TuSEM Essen - THW Kiel: 28:43 (14:21)
Update #3 (Foto-Update) Fotos, KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Bester Torschütze: Kim Andersson erzielte 12 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bester Torschütze: Kim Andersson erzielte 12 Treffer.
Die bisherige Bundesligabestmarke mit 62:6 Punkten des TBV Lemgo aus der Saison 2003 ist nur noch Geschichte. Durch einen ungefährdeten 43:28 (21:14)-Erfolg des THW Kiel beim Zwangsabsteiger TuSEM Essen werden die Zebras sich nach einer beeindruckenden Saison mit der Verteidigung des Doubles aus Meisterschaft und Pokal auch noch diesen Rekord schnappen. Beim TuSEM, der nach der Anmeldung der Insolvenz nahezu alle seine bundesligatauglichen Spieler verlor, war Kim Andersson mit 12 Toren erfolgreichster Werfer.
Die Zebras waren direkt von ihrem Mallorca-Kurztrip, auf dem sich die Mannschaft vor allem von Kapitän Stefan Lövgren verabschiedete, via Flughafen Düsseldorf mit dem Mannschaftsbus zur altehrwürdigen Grugahalle gebracht worden. Erstaunlich frisch entstiegen die Kieler dem Bus, nur Vid Kavticnik klagte über Sprunggelenksschmerzen, weshalb Alfred Gislason auf einen Einsatz des Slowenen verzichtete. Kurz vor dem Ende des Aufwärmens meldete sich auch Lövgren ab - die Wade zwickte, um einen Einsatz am Sonnabend im letzten Plichtspiel seiner Karriere nicht zu gefährden, blieb der Schwede auf der Bank. Gislason nutzte die Partie bei den schon vor dem Anpfiff hoffnungslos unterlegen wirkenden Essenern, bei denen sechs Briten Erfahrungen für Olympia 2012 in London sammeln, um auch Akteuren, die bisher wenig Einsatzzeiten zu verbuchen hatten, eine Chance zu geben.

In der Startaufstellung: Tim-Philip Jurgeleit.
Klicken Sie zum Vergrößern! In der Startaufstellung: Tim-Philip Jurgeleit.
So rückte Tim-Philip Jurgeleit in die Startaufstellung. Trotz der ungewöhnlichen Formation zeigten die Kieler von Beginn an, dass zwischen ihnen und dem TuSEM Welten liegen. Die schnelle 4:0-Führung konterten die Gastgeber vor allem durch den 2,06-Meter-Riesen Hruscak, doch mehr als der 3:4-Anschluss sollte dabei nicht herausspringen. Die Zebras zogen durch fünf Andersson-Treffer in Folge wieder auf 10:6 davon (13.) und bauten in der Folge ihre Führung kontinuierlich aus. Ein Jurgeleit-Doppelschlag zum 12:6 folgte, Moritz Weltgen ging auf die Spielmacherposition und verwandelte zum Einstand zwei Siebenmeter in einer Minute zum 14:6 - das Spiel war entschieden. Morten Michelsen löste Thierry Omeyer im Tor ab, während sich bei TuSEM neben Hruscak immer mehr in den Vordergrund spielte. Nach Ahlms 18:9, der einen Traumpass von Zeitz verwandeln konnte, blieb der Kieler Angriff jedoch vier Minuten lang ohne weiteren Treffer. Die Gastgeber nutzten diese kleine Schwächeperiode, um mit fünf Toren in Folge auf 14:18 (27.) heranzukommen. Die Zebras reagierten, machten bis zur Pause noch einmal ernst und kamen durch Zeitz, Ahlm und Anics verwandelten Siebenmeter zu drei weiteren Toren. Das Kieler 21:14 zur Halbzeit schmeichelte den Gastgebern, die sich trotz des drückend überlegenen THW Kiel aber niemals aufgaben und so den Respekt der Zuschauer und des Gegners verdienten.

Geehrt, aber nicht gespielt: Stefan Lövgren.
Klicken Sie zum Vergrößern! Geehrt, aber nicht gespielt: Stefan Lövgren.
Die zweite Hälfte geriet nun - trotz eines immer stärker treffenden Tovornik - noch mehr zum Schaulaufen als die ersten dreißig Minuten. Den Torreigen eröffnete einmal mehr Kim Andersson, Lundström legte wenig später das 23:14 nach. Anderssons 24:15 (36.) war dann allerdings wieder der Auftakt für torlose Kieler Minuten. Zwar nur drei an der Zahl, die Fehler der Zebras aber nutzte TuSEM konsequent aus. Wiencek und dreimal Tovornik verkürzten auf 19:24, ehe Jicha mit zwei Toren innerhalb einer Minute die Aufholjagd der Gastgeber beendete. Einige feine Paraden von Michelsen ebneten dann den Weg zum standesgemäßen Kantersieg. Nach Tovorniks 21:28 (42.) folgten zwei Lundström-Treffer, ein Zeitz-Geschoss, Anics Kreistreffer und Anderssons neunter Treffer - die Zebras waren mal eben auf 33:21 davongezogen. Diese Führung wurde in der Schlussviertelstunde gegen nun konditionell nachlassende Gastgeber sogar noch ausgebaut, den Zuschauern bot der THW allerdings auch noch einige Handball-Feinkostscheiben. Feierlich wurde es dann vier Minuten vor dem Ende, als mit Mark Dragunski die Gallionsfigur des Essener Auf- und Abstiegs ein letztes Mal die heimische Platte betrat. Der 2,14-Meter-Riese war einmal mehr eingesprungen, als es TuSEM besonders dreckig ging. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Fans den Kreisläufer, der beim Tor zum 28:42 zeigte, dass er nichts verlernt hat. Einem weiteren Dragunski-Tor stand dann Michelsen im Weg, als er einen Siebenmeter des Esseners parieren konnte.

Traf neun Mal: Igor Anic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Traf neun Mal: Igor Anic.
Am Ende freuten sich die Zuschauer über eine gelungene Heim-Abschiedsvorstellung ihres Teams. Trotz der deftigen Niederlage hatte sich TuSEM in seinem letzten Bundesliga-Heimspiel vor dem Zwangsabstieg noch einmal mächtig ins Zeug gelegt. Gegen den THW Kiel, der trotz der vielen Wechsel und der Strapazen der vergangenen Tage eine gute Partie zeigte, war indes kein Kraut gewachsen. Die Kieler freuen sich nun auf den Saisonausklang am kommenden Sonnabend. Dann geht es gegen den ehemaligen Erzrivalen aus Flensburg, ehe der THW Kiel die Deutsche Meisterschaft und den DHB-Pokalsieg 2009 feiern wird. Rund 15000 Fans werden nach dem Spiel auf dem Rathausplatz erwartet, um gemeinsam mit der Mannschaft eine tolle Saison und diese zwei Titel zu feiern ...

(Christian Robohm) Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

TuSEM-Trainer Krysztof Szargiej:
Ich möchte mich bei den Zuschauern und Fans bedanken, dass sie uns treu geblieben sind. Wir haben heute den Deutschen Meister und Pokalsieger und unsere Mannschaft gesehen. Ich möchte mich außerdem bei Alfred Gislason bedanken. Er hat verstanden, welche Mannschaft TuSEM hat und heute nicht mit vollem Eifer spielen lassen. Es war ein sehr schönes Erlebnis.
THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin froh, dass wir nach dieser Reise das Spiel gewonnen haben und sich keiner verletzt hat. Es war schön, hier vor voller Halle zu spielen und ich hoffe, dass wir TuSEM Essen bald wieder in der ersten Liga sehen werden.

Am Sonnabend steht zuerst das Spiel gegen Flensburg im Vordergrund. Wenn wir das Spiel gewonnen haben, werden wir sicherlich einen Grund zum Feiern finden (er lacht).


33. Spieltag: 03.06.2009, Mi., 20.15: TUSEM Essen - THW Kiel: 28:43 (14:21)

Logo TUSEM Essen:
Maiß (24.-60., 7 Paraden, Kulhanek (1.-23., 4 Paraden); Prieto (1), Hruscak (6), Dragunski (1), McMillan, Tovornik (12/1), Vorontsov, Krüger (1), Williams (2), McDermott, Mohr, Schütte (1), Wiencek (4); Trainer: Szargiej
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-16., 7 Paraden), Michelsen (16.-60., 16 Paraden); Lund (2) Andersson (12), Lundström (3), Anic (9/1), Lövgren (n.e.), Ahlm (2), Weltgen (2/2) Zeitz (4), Jurgeleit (6), Karabatic, Klein (1), Jicha (2); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Nils Blümel/Jörg Loppaschewski (beide Berlin)
Zeitstrafen:
TUSEM: 3 (Krüger (28.), 2x Wienceck (32., 45.));
THW: 1 (Anic (25.))
Siebenmeter:
TUSEM: 3/1 (Michelsen hält Tovornik (41.) und Dragunski (58.));
THW: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3 (3.), 2:4 (6.), 3:6 (9.), 4:8 (12.), 6:12 (15.), 8:15 (18.), 9:17 (21.), 11:18 (24.), 14:18 (27.), 14:21;
2. Hz.: 14:23 (33.), 15:24 (36.), 19:25 (39.), 20:28 (42.), 21:31 (45.), 21:33 (48.), 22:36 (51.), 24:39 (54.), 26:41 (57.), 28:43.
Zuschauer:
4969 (Grugahalle, Essen)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2009:

43:28-Sieg Countdown für Titelfeier

Müder THW in Essen ungefährdet
Essen - Nach dreitägiger Frustbewältigung auf Mallorca musste der THW Kiel gestern beim 43:28 (21:14) beim insolventen Absteiger TuSEM Essen zum Alltag in der Handball-Bundesliga übergehen. Ein Alltag, den die "Zebras" in dieser Zusammensetzung nie wieder erleben werden.

Denn gestern wurde klar: Mit dem Countdown zur "Meisterfeier" auf dem Kieler Rathausplatz am Sonnabend begann gestern in der Grugahalle auch ein langer, schmerzhafter Abschied. Müde "Zebras" trotteten in "Zeitlupe" gegen ein Tabellenschlusslicht, das sich immerhin nie den Stolz rauben ließ. Beim 14:18 (27.) und bis zum 20:26 (41.) waren die Essener wackere Gegner, die mit Patrik Hruscak (6) und Pasqual Tovornik (12/1) gefährlich wurden und mit Claran Williams einen Mittelmann in ihren Reihen hatten, der in Deutschland die nötigen Fertigkeiten erworben hat, um Handball-Entwicklungsland England als Regisseur in die Olympischen Spiele 2012 zu führen.

Erst mittags waren die Kieler Spieler in Düsseldorf gelandet. Ihr Coach Alfred Gislason hatte ein frühes Einsehen mit seinen Schützlingen, wechselte im Eishockey-Stil gleich blockweise. Youngster Tim-Philip Jurgeleit bekam von Beginn an eine Chance und ersetzte den verletzten Vid Kavticnik (Fußgelenk) engagiert und zuweilen eiskalt (22:34, 49.). Morten Michelsen löste Thierry Omeyer ab (15.) und parierte 13 Bälle. Nachdem Börge Lund sein Team in der Rückraum-Mitte zu einem beruhigenden 12:6 geführt hatte (15.), durfte sich auch der Altenholzer Kapitän Moritz Weltgen noch einmal beweisen. Ebenso wie Kavticnik wurde auch Stefan Lövgren (Wade) für Sonnabend geschont.

"Wir haben nicht viel über Handball gesprochen auf Mallorca. Der Schmerz sitzt tief", gestand Kim Andersson ein und gab zu, dass es "schwer" sei, sich auf die Feier am Sonnabend zu freuen: "Mit den Spielern, die uns verlassen, verliere ich Lebensfreunde. Es wird noch sehr traurig." Mit leeren Augen und versteinerten Mienen waren die "Zebras" in die Halle gekommen. Nach dem Spiel, das den Zuschauern immerhin vereinzelte "Zaubereien" und den emotionalen Abschied von Ex-Nationalspieler Mark Dragunski bot, sprach Filip Jicha noch immer von "100 Prozent Enttäuschung. Nach dem Aufwachen habe ich gemerkt, wie groß unsere Chance in Ciudad Real war." Selbst der neue Bundesliga-Rekord, den der THW mit mittlerweile 63:3 Punkten nun allein hält, taugte nicht als numerisches Antibiotikum gegen die tief sitzende Champions-League-Infektion. "Nein, jetzt in diesem Moment ist mir der Rekord egal. Die Saison in der Bundesliga war schön. Aber ich wollte die Champions League gewinnen und will auch im nächsten Jahr mit der neuen Mannschaft um Titel spielen", sagte THW-Torwart Thierry Omeyer. Artig gaben die Kieler den Essener Fans Autogramme und schlichen dann in die Kabine, um später mit dem Bus die Heimreise nach Kiel anzutreten. "Erst einmal müssen wir das letzte Spiel gegen Flensburg gewinnen. Dann werden wir bestimmt einen Grund finden, zu feiern", so Alfred Gislason. Zur Erinnerung: Der THW ist die mit Abstand beste Mannschaft Deutschlands, Meister und Pokalsieger. Das alles ist - Grund genug.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 04.06.2009)


(03./04.06.2009) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite