THW-Logo
11./13.12.2008 - Letzte Aktualisierung: 13.12.2008 Bundesliga

THW Kiel empfängt am Samstag Schlusslicht Essen

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt...

So sah das Team von TuSEM Essen zu Beginn der Saison aus.
Klicken Sie für weitere Infos! So sah das Team von TuSEM Essen zu Beginn der Saison aus.
Bis Weihnachten sind es keine zwei Wochen mehr, doch für den THW Kiel stehen bis dahin im pickepackevollen Terminkalender auch nach dem 35:28-Arbeitssieg am Mittwoch gegen die HSG Nordhorn-Lingen noch vier Spiele auf dem Plan. Bereits am Samstag werden die Zebras erneut in die Sparkassen-Arena-Kiel einlaufen, zu Gast ist dann der finanziell gebeutelte und bereits als Zwangsabsteiger feststehende TuSEM aus Essen. Der Anwurf erfolgt am Nachmittag um 15.00 Uhr, es sind im Vorverkauf noch Karten in allen Kategorien zu Preisen zwischen 13,00 und 40,00 Euro erhältlich.
Routinier und Spielmacher: Sergio Ruiz Casanova hält dem TuSEM auch nach der zweiten Krise die Treue.
Routinier und Spielmacher: Sergio Ruiz Casanova hält dem TuSEM auch nach der zweiten Krise die Treue.
Nachdem der TuSEM aus Essen Anfang November den Insolvenzantrag stellte, steht der Verein bereits als erster Zwangsabsteiger aus der TOYOTA Handball-Bundesliga fest. In der Geschäftsstelle des TuSEM herrschte seitdem ein buntes Treiben: Allen Spielern wurde das Angebot unterbreitet, dass sie ihre Verträge jederzeit auflösen könnten - wovon bereits viele Leistungsträger Gebrauch machten und mittlerweile einen von Verbandsligaakteuren "verstärkten" Rumpfkader übrigließen. Trainer Krysztof Szargiej wird es schwer haben, die Motivation des Tabellenletzten aufrecht zu erhalten, für die verbliebenen Spieler geht es vermutlich weniger ums Punkten, sondern eher darum, sich mit guten Leistungen für andere Clubs zu empfehlen.

Aber von vorne: Die jüngste Clubgeschichte des Altmeisters würde vermutlich sogar für eine Hollywood-Verfilmung taugen, würde man in den Vereinigten Staaten die Sportart "Handball" kennen. Nur wenige Tage, nachdem man mit dem EHF-Pokalsieg im Mai 2005 den größten Erfolg seit 11 Jahren feiern konnte, folgte mit dem Lizenzentzug und dem damit verbundenen Abstieg in die Drittklassigkeit die große Ernüchterung. Immerhin schworen einige Leistungsträger wie Spielmacher Sergio Ruiz Casanova, Linkshänder Evars Klesniks und Rechtsaußen Mark Schmetz dem Traditionsverein die Treue, auch Ex-Nationalspieler Mark Dragunski unterstützte den Neuanfang in der Regionalliga aktiv. Mit diesem Team schaffte der TuSEM tatsächlich mit Leichtigkeit den sofortigen Sprung in die Zweite Bundesliga Süd und euphorisiert sogar den Durchmarsch zurück in die Beletage.

Michal Shejbal kam aus Göppingen zum TuSEM, um mehr Spielanteile zu bekommen - spätestens nach dem Abgang von Gerrie Eijlers hat  er davon nun mehr als genug.
Michal Shejbal kam aus Göppingen zum TuSEM, um mehr Spielanteile zu bekommen - spätestens nach dem Abgang von Gerrie Eijlers hat er davon nun mehr als genug.
An dieser Stelle würde der Hollywood-Film sein "Happy End" feiern. Doch diese Euphorie, dieses aufgebaute Nicht-Verlierenkönnen-Gen verschwand zurück in der Bundesliga allerdings sehr schnell, Essen stand dreizehn Spieltage lang am Tabellenende. Der Verein zog letztlich die Reißleine: Der längst umstrittene Aufstiegstrainer Jens Pfänder wurde letztlich zu Beginn der Rückrunde entlassen und durch den ehemaligen Spieler Krysztof Szargiej ersetzt. Unter dem neuen Mann an der Seitenlinie, der den TuSEM als eine "Herzensangelegenheit" ansieht, gab es tatsächlich wieder Hoffnung, und durch ein 35:35-Unentschieden gegen Melsungen am letzten Spieltag wurde der direkte Klassenerhalt bereits wenige Sekunden lang gefeiert - bis der Sensationssieg Mindens in Flensburg bekannt gegeben wurde. Essen musste doch in die Relegation und konnte durch zwei starke Derbysiege gegen die HSG Düsseldorf am Ende doch den Ligaverbleib sicherstellen.

Dennoch hatte dieses zweiwöchige "Nachsitzen" erhebliche negative Auswirkungen auf den Essener Kader, konnte man doch erst ab Anfang Juni für die nächste Spielzeit planen. So gingen dem TuSEM mehrere interessante Spieler durch die Lappen, der Kader wurde deutlich kleiner. Leistungsträger wie die Goalgetter Mark Schmetz (zum TBV Lemgo), David Katzirz (zu Pick Szeged) und Torhüter-Oldie Torsten Friedrich (zum ASV Hamm) konnten zwar durch die Verpflichtungen von Evgeny Vorontsov (vom VfL Edewecht), Maris Versakovs (von Eintracht Hagen) und Michal Shejbal (von FA Göppingen) einigermaßen kompensiert werden. Mit dem talentierten Jörg Lützelberger vom TBV Lemgo, der in die großen Fußstapfen von Mark Dragunski treten soll, wurde die Kreisposition sogar verstärkt. Doch der ein oder andere Rückraumspieler fehlte noch in den Planungen Szargiejs. Mit dem aus Veszprem ausgeliehenen vierfachen ungarischen Nationalspieler Barna Putics wurde man schließlich doch noch fündig und präsentierte einen echten Hochkaräter auf der Königsposition im linken Rückraum.

Jörg Lützelberger kam aus Lemgo zum TuSEM und spielt nicht nur  am Kreis, sondern ersetzte den gesperrten Casanova zuletzt gegen Wetzlar auf der Spielmacherposition. Mit 60/1 Treffern in 15 nun bester Torschütze der Mannschaft.
Jörg Lützelberger kam aus Lemgo zum TuSEM und spielt nicht nur am Kreis, sondern ersetzte den gesperrten Casanova zuletzt gegen Wetzlar auf der Spielmacherposition. Mit 60/1 Treffern in 15 Partien ist er nach dem Abgang von Barna Putics (84/24 in 13 Spielen) nun bester Torschütze der Mannschaft.
Doch auch Putics konnte den Fehlstart des TuSEM in die neue Spielzeit nicht verhindern. Trotz dessen durchschnittlich 6,5 Toren pro Partie verlor Essen die ersten neun Saisonspiele, besonders in der Heimstätte "Am Hallo" enttäuschte die Mannschaft bei deutlichen Pleiten mit jeweils sieben Toren Differenz gegen den TV Großwallstadt, die Füchse Berlin und Frisch Auf Göppingen. Erst am neunten Spieltag bei der 30:31-Niederlage in Balingen konnte man eine Partie lange Zeit ausgeglichen gestalten, eine Woche später dann endlich die ersten Punkte beim 27:26-Sieg über GWD Minden einfahren.

Diese Begegnung sollte aber die letzte für diesen Essener Kader sein, denn wenige Tage später wurde der Insolvenzantrag gestellt und die ersten Spieler verließen den Verein: Kurioserweise zeigte der TuSEM im Anschluss ohne die Leistungsträger Gerrie Eijlers (nach Balingen), Aljoscha Schmidt (nach Minden) und Evars Klesniks die bislang besten Saisonleistungen und konterte die aufkeimenden Befürchtungen einer Wettbewerbsverzerrung mit Beinahe-Punktgewinnen in Gummersbach (30:32) und bei Melsungen (33:36). Mittlerweile unterstützt von einigen Akteuren aus der zweiten Mannschaft Essens, die in der Verbandsliga beheimatet ist, gelang im Kellerduell bei Stralsund sogar der dritte Punktgewinn. Allerdings wird es immer schwerer für den TuSEM, denn mit Vaclav Vrany (zurück nach Tschechien), Maris Versakovs (zum ASV Hamm) und nun auch Top-Goalgetter Barna Putics, der sich dem FC Barcelona anschloss und damit in der Hauptrunde der Champions League in der THW-Gruppe - aber nicht gegen den THW - spielen wird, haben zuletzt drei weitere Spieler dem Verein den Rücken gekehrt. Mark Dragunski ließ sich bei diesem personellen Engpass sogar noch einmal reaktivieren, um der Abwehr mehr Stabilität zu verleihen. Kreisläufer-Talent Lützelberger wurde kurzerhand zum Spielmacher umfunktioniert, wodurch der vom Bergischen HC gekommene und ursprünglich als Kreisläufer Nummer 3 vorgesehene Patrick Wiencek nun ungeahnte Spielanteile bekommt. Ebenso Eigengewächs Martin Wozniak: Nach den Abgängen von Putics und Versakovs trumpft der 20-Jährige auf der Königsposition auf und traf in den letzten beiden Partien jeweils sechsmal. Dennoch war Essen sowohl zu Hause gegen Wetzlar (21:31) als auch bei den Rhein-Neckar Löwen (24:41) mehr als deutlich unterlegen (siehe auch Gegnerkurve Essen).

Martin Wozniak trumpfte im linken Rückraum zuletzt groß auf.
Martin Wozniak trumpfte im linken Rückraum zuletzt groß auf.
Zwar verlor der THW in 54 Bundesliga-Duellen mit dem Altmeister bereits 17 Mal, davon sogar zwei Partien in eigener Halle. Und auch die letzte Pleite gegen TuSEM - ein 25:27 im April 2003 in der Oberhausener König-Pilsener-Arena - liegt "erst" etwas mehr als fünfeinhalb Jahre zurück. Doch damals hatte man in Essen noch eine schlagkräftige Truppe zusammen mit Spielern, die in ihren jetzigen Vereinen immer noch zu den Stars der Bundesliga gehören: Dauer-Pechvogel Oleg Velyky (Hamburg), Ex-Zebras Viktor Szilagyi (Gummersbach), Nationalspieler Michael Haaß (GWD Minden), Abwehrchef und Weltmeister Oliver Roggisch sowie der isländische Goalgetter Gudjon Valur Sigurdsson (beide Rhein-Neckar Löwen) waren an diesem Sieg noch beteiligt. In der vergangenen Spielzeit hatte der damalige Aufsteiger hingegen keine Chance gegen den späteren deutschen Meister, kassierte durch insgesamt 18 Treffer der Flügelzange Klein/Kavticnik in eigener Halle eine 27:33-, in der Sparkassen-Arena-Kiel später durch eine Ahlm-Gala eine 25:34-Niederlage (siehe auch Gegnerdaten Essen).

Beim TuSEM wäre man mit solch einem Endergebnis sicherlich nicht unzufrieden, doch der THW sollte dennoch gewarnt sein - denn Essens Spieler werden alles geben, um sich bei Essens Abschiedstournee erhobenen Hauptes aus der Bundesliga zu verabschieden - und sich natürlich ebenfalls für andere Vereine zu empfehlen. Und wo ginge dies besser als mit einer beeindruckenden Leistung in der Sparkassen-Arena?

Die Schiedsrichter in der Sparkassen-Arena-Kiel sind am Samstag Jörg Mahlich (Stendal) und Martin Harms (Magdeburg).

(Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2008:

Ein Spiel, das keiner will

Absteiger Essen heute Gast beim THW - Riesentalent Aron Palmarsson klopft in Kiel an
Kiel - THW Kiel gegen TuSEM Essen zählte einmal zu den Handball-Klassikern der Bundesliga. Heute treffen der amtierende 14-fache und der ehemalige dreifache Titelträger erneut aufeinander. Anwurf in der Sparkassen-Arena ist um 15 Uhr, es gibt noch Karten in allen Preiskategorien. Der Grund: Das Spiel ist eine Farce.

Das Jahr 2005 geht als das bisher schwärzeste in die TuSEM-Vereinschronik ein. Nur wenige Tage nach dem Europa-Pokaltriumph im EHF-Cup gegen Magdeburg brach das Essener Finanz-Lügengebäude unter lautem Getöse zusammen. Es folgte der Lizenentzug und Abstieg in die Drittklassigkeit. Unter neuer Führung kam TuSEM dann zurück wie Phönix aus der Asche. 2007 folgte der Wiederaufstieg in die Erste Liga, der Klassenerhalt gelang nach Relegationsspielen gegen Düsseldorf.

Rückblickend hätte sich die gesamte Liga Düsseldorf in der Eliteklasse gewünscht. TuSEM schlitterte nämlich in die nächste Finanzkrise, musste, noch bevor die laufende Saison richtig Fahrt aufgenommen hatte, Insolvenz anmelden und wurde zum ersten Absteiger bestimmt. Schlimm für Spieler und Fans, für den deutschen Profihandball ein Imageschaden von riesigem Ausmaß.

So tingeln die Spieler von Trainer Kristoph Schargy, der seinen Vertrag gerade erst bis 2010 verlängerte, von Niederlage zu Niederlage. Woche um Woche verlassen Leistungsträger den Club, Schargy füllt den Kader mit A-Jugendlichen und Spielern aus der Verbandsliga auf, überredete sogar Oldie Mark Dragunski nach dessen Herzoperation im Sommer zu einem Comeback.

Trotz allem: Der Vorstand will durchhalten, um in der kommenden Saison in der Zweiten statt in der Oberliga starten zu dürfen. So hält sich die Vorfreude auf den heutigen Gegner bei THW-Manager Uwe Schwenker in Grenzen. Eine schwierige Aufgabe sei dieses Spiel, "trotzdem stehen wir gegenüber unserem Publikum in der Pflicht, eine tadellose Leistung aufs Parkett zu bringen." Schwenker verweist auf eine Vorstandssitzung der Handball-Bundesliga Anfang kommender Woche. "Ich will nicht vorgreifen, aber das Thema Essen steht auf der Agenda."

Die bis auf den verletzten Börge Lund in Bestbesetzung zu erwartenden Kieler wünschen sich einen hohen Sieg und "dass alle Spieler gesund bleiben" (Schwenker). Ansonsten blickt man nach vorn. Nach der Vertragsverlängerung von Weltklasse-Torhüter Thierry Omeyer bis 2013 rückt eine weitere Personalie in den Fokus: Aron Palmarsson, das vielleicht größte isländische Handball-Talent aller Zeiten, klopft an die THW-Tür. Gerade erst 18 Jahre alt geworden, überzeugte der Mittelmann von Meister FH Hafnarfjördur kürzlich in den Länderspielen gegen Deutschland, steht schon länger auf dem Wunschzettel des FC Barcelona, wird von der halben Bundesliga gejagt und hat beim TBV Lemgo bereits einen Vorvertrag über eine Ausbildungszeit unterschrieben. Ja, er wolle unbedingt zum THW Kiel, das sei sein Traumverein, wurde Palmarsson in der isländischen Presse zitiert. Lemgo sei für ihn kein Thema mehr, weil mit Kraus und Strobel zwei erstklassige Mittelspieler im Kader stünden. Vielmehr, so Palmarsson, habe es bereits Kontakte zum THW gegeben. Schwenker bestätigt nicht, bemerkt aber, dass "Aron eines der allergrößten Talente in Europa ist." Mehr wolle er dazu nicht sagen. Muss Kiels Manager nicht, denn alle Vorzeichen deuten nur in eine Richtung: Aron Palmarsson ist ab Juni 2009 ein "Zebra".

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2008)

 

User-Tipp:

THW Kiel - TUSEM Essen:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!

 

Radio- und Internet-Tips:

  • NDR 1 Welle Nord-Logo Radio: NDR 1 Welle Nord:
    Sa., ab 15.00 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - TUSEM Essen
    (geplante Einblendungen um 15.00 Uhr, 15.30 Uhr, 15.40 Uhr, 16.00 Uhr, 16.10 Uhr und in der Schlussphase gegen 16.30 Uhr - jeweils in einer Konferenzschaltung mit dem Spiel Nordhorn - Flensburg; Nach dem Spiel Berichte und Stimmen der Beteiligten um 17.00 Uhr und 17.30 Uhr; Reporter ist Norman Nawe)
    Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!

  • Internet:
    KN-Logo Die Kieler Nachrichten bieten einen Live-Ticker an unter www.kn-online.de/thw.
  • Internet:
    Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer Live-Ticker-Seite.


(11./13.12.2008) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite