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08.12.2009 Verein

Kieler Nachrichten: "Noka hat Geld benötigt"

Was Uwe Schwenker der Staatsanwaltschaft sagte

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2009:

Kiel - Der ehemalige THW-Manager Uwe Schwenker hat in der Affäre wegen angeblicher Schiedsrichterbestechungen in der Champions League vor der Staatsanwaltschaft Kiel ausgesagt. Danach habe es Zahlungen an Ex-Trainer Noka Serdarusic vom THW gegeben, die der Handballclub als "Rückzahlungen für ein internes Vertragsverhältnis" bestätigte. Hier exklusiv Auszüge aus dem Protokoll.
Zwei tragende Komplexe stehen im Mittelpunkt der Aussagen bei der Justizbehörde. Im ersten Teil geht Schwenker auf Überweisungen in Höhe von 92 000 Euro an den kroatischen Serdarusic-Freund und Handball-Fachmann Nenad Volarevic ein. Die Zahlungen sind in zwei Raten erfolgt, die erste in Höhe von 56 000 Euro am 25. April 2007, die zweite über 36 000 am 27. Juni. Die Zahlungen erfolgten zeitnah zum unter Manipulationsverdacht stehenden Champions-League-Finalrückspiel gegen Flensburg-Handewitt, das der THW am 30. April 2007 mit 29:27 gewann. Der zweite Komplex behandelt einen Scheck aus dem Jahr 2008 über 20 000 Euro und eine Barabhebung an Serdarusic über 40 000 Euro.

Schwenker erklärt die ersten Zahlungen mit der Arbeitsweise der Transferpolitik. Diese Arbeitsweise sei Grundlage für die Vereinbarung mit Volarevic gewesen. Den Kontakt zu Volarevic habe in erster Linie Noka Serdarusic gepflegt. Man habe sich über eine engere Zusammenarbeit mit Volarevic geeinigt. "Er sollte für Empfehlungen, Informationen und Tipps zur Verfügung stehen. Dafür hat er die Zahlungen erhalten."

Als Ausgangspunkt für die größte Krise beim THW bewertet Schwenker "die Trennung von meiner Frau im Dezember 2007 und die Aufnahme einer neuen Beziehung im Januar 2008 zu meiner jetzigen Lebensgefährtin". In diesen Zusammenhang stellt er die Zahlungen über insgesamt 60 000 Euro, die der ehemalige Manager als Kredit an Noka Serdarusic bezeichnet. Dabei schildert Schwenker die zunehmenden Spannungen, die sich zum Trainer aufbauten, weil dessen Frau Mirjana seine neue Lebenspartnerin bei jeder Gelegenheit denunziert habe. Die fortwährenden Streitigkeiten hätten absolut negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit Serdarusic gehabt.

Schwenker habe mehrere Gespräche mit Serdarusic geführt, diese hätten aber keine nachhaltige Wirkung gezeigt. "Mirjanas Beleidigungen waren nicht zu stoppen." So verschlechterte sich laut Schwenker auch das Klima in der Mannschaft. Spieler hätten um Auflösung ihrer Verträge gebeten, Stefan Lövgren habe ihn in seiner Eigenschaft als Kapitän zu einem Gespräch aufgefordert, "weil die gesamten Saisonziele gefährdet sind".

Dieses Gespräch habe Ende März 2008 im Restaurant Bärenkrug in Molfsee stattgefunden. Am Ende des Treffens habe Serdarusic von einem finanziellen Engpass berichtet. "Er benötigte Bargeld. Ich habe ihm Hilfe zugesagt. Das schien mir vor dem Hintergrund der Gesamtsituation unerlässlich." Schwenker berichtet weiter von dem hohen Lebensstandard, den die Familie Serdarusic gepflegt habe. "Die Grundschulden für das neu erbaute Einfamilienhaus wurden von ihm in kürzester Zeit abgetragen, Tochter und Enkeltochter großzügig finanziell unterstützt, Freunde aus Mostar ebenfalls, zudem zockte Mirjana Serdarusic."

Die 60 000 Euro seien in zwei Raten über 20 000 (4. April 2008) und 40 000 (15. Mai 2008) ausgezahlt worden, der zweite Betrag also zwei Tage nach dem Champions-League-Rückspiel gegen Ciudad Real. "Vor der Auszahlung der 40 000", sagt Schwenker, "hat der Gesellschafter Dr. Grote seine Zustimmung erteilt. Eine Zahlung im Zusammenhang mit einer Spielmanipulation nach einem verlorenen Finalrückspiel war und ist für mich völlig abwegig."

Am Ende der Saison sei es dann zur Trennung von Serdarusic gekommen. Er, Schwenker, habe zwar vorgeschlagen, sich für ein Jahr aus dem näheren Umfeld zurückziehen zu wollen, um das letzte Vertragsjahr mit Serdarusic möglich zu machen. "In einem Gespräch mit den Gesellschaftern hat Stefan Lövgren dann unmissverständlich klargemacht, dass dies keine Lösung sei. "Noka akzeptiert keinen anderen als Uwe." Diese Aussage, erklärt Schwenker, habe letztlich zur Freistellung von Serdarusic geführt.

Die Kieler Staatsanwaltschaft prüft derzeit mit Hochdruck, ob Schwenkers Aussagen den Verdacht der Untreue sowie der Bestechung von Schiedsrichtern entkräften. Trainer Serdarusic hat nach Informationen unserer Zeitung in der vorletzten Woche bei der Kieler Behörde die Aussage verweigert.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2009)


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