12.-14.10.2006 - Letzte Aktualisierung: 14.10.2006 | Champions League |
Update #2 | KN-Vorbericht vom 14.10. ergänzt |
Das Team von HCM Constanta: Dritter Gegner des THW in der
Gruppenphase der Champions League.
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Constanta |
Die Reisestrapazen müssen die Kieler ebenso wegstecken wie das letzte Bundesligaspiel in Düsseldorf, das zumindest bis zur Halbzeitpause nicht gerade im Schongang absolviert wurde. In Rumänien muss der THW von Beginn an hellwach sein, überraschte der kommende Gegner HCM Constanta doch einigermaßen im bisherigen Wettbewerbsverlauf. Die Qualifikation zur Champions League stellte den kommenden Kieler Gegner vor keine großen Probleme. Gegen den italienischen Meister Indeco Conversano reichte ein 38:24-Hinspielsieg (siehe Spielbericht) in eigener Halle zum Weiterkommen, das 25:30 im Rückspiel hatte lediglich noch statistischen Wert.
Die mühelose Qualifikation erstaunte die Experten hingegen nur wenig, hatte Contanta im vergangenen Jahr doch das Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger erreicht, dann aber gegen den spanischen Club CBM Valladolid ausgeschieden.
Nach diesem größten Erfolg der Vereinsgeschichte musste der zuletzt dreimal in der "Liga Nationala" erfolgreiche Meister Constanta einige wichtige Spieler abgeben. Davon zog es mit Silviu Baiceanu (FA Göppingen) und Sandu Florin Iacob (TuS N-Lübbecke) gleich zwei Spieler in die Bundesliga, Florin Nicolae wechselte in die Schweiz zu den Kadetten Schaffhausen. Dafür wechselten Mircea Muraru (Dinamo Baumit Bukarest) und die serbischen Spanien-Legionäre Dusko Milinovic (Torrevieja) und Ivan Smigic (Cangas) ans Schwarze Meer. Ebenfalls vor dieser Spielzeit kam mit Mykola Konvalenko ein weiterer rechter Rückraumspieler zu Constanta, der zuvor beim ehemaligen THW-Gegner Tatran Presov dem Handballsport nachging (siehe auch Gegnerkader HCM Constanta).
Trainer Lucian Rasnita hat trotz der Wechsel binnen kürzester Zeit einen schlagkräftigen Kader zusammen gestellt, dessen Stärke vor allem in einer kompakten Abwehr liegt. Dies bekam nach Conversano in der Qualifikation auch die beiden anderen Gruppengegner des THW zu spüren. Gleich zu Beginn zeigten die Rumänen in Karvina, aus welchem Holz sie sind. Beim mehrmaligen Champions League-Teilnehmer gewann HCM mit 34:31 (14:16) und drehte dabei die Partie in der Schlussviertelstunde. Ein Zeichen für die gute Physis des kommenden THW-Gegners, der in dem erst 23-jährigen Kreisläufer Milutin Dragicevic und Linksaußen Laurentiu-Mihai Toma seine bisher torhungrigsten Spieler hat. Letzterer war es auch, der GOG Svendborg im zweiten Gruppenspiel gleich 11 Treffer einschenkte und so einen Großteil zum überlegenen 33:28 (17:12)-Sieg gegen die Dänen beisteuerte. Ebenfalls aufpassen müssen die Zebras, dass sie Ionut Stanescu nicht warm werfen: Der Torhüter Constantas, der auf den Spitznamen "Rudi" hört, zeigte in beiden bisherigen Gruppenspielen eine überragende Leistung.
Auf die leichte Schulter wird kein Kieler die Rumänen nehmen, zeigten sie doch im bisherigen Champions-League-Verlauf, dass mit ihnen zu rechnen ist.
Schiedsrichter am Samstag sind die Schweizer Beat Dobler und Marco Meyer. Offizieller EHF-Beobachter ist Tarik Cengiz aus der Türkei.
Die zweite Partie der Gruppe E steigt erst am Sonntag: Im Duell der beiden bislang punktlosen Teams aus Gudme und Karvina geht es um die letzte Chance, ein Wörtchen um die Achtelfinalqualifikation mitzureden. Anwurf in den Gudme-Hallen ist um 16.20 Uhr.
(Christian Robohm)
Ebenfalls am Donnerstag kam es in der Gruppe D zum Duell Gruppenerster gegen den Zweiten. Die SG Flensburg-Handewitt traf auf Chehovski Medvedi Moskau (RUS) und fand lange Zeit gegen einen starken Gegner nicht zu ihrem Spiel. Nach dem 15:18 zur Pause dauerte es bis Mitte der zweiten Halbzeit, ehe Flensburg den Spieß umdrehen konnte und letztlich klar mit 34:29 gewann.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus dem handballwoche-Sonderheft zur Champions League:
Neuaufbau erforderlich
Damit verdienen mittlerweile nicht weniger als fünf Spieler des Balkanlandes ihr Geld am Schwarzen Meer. Die wichtigsten Eckpfeiler des Teams sind Kapitän Marius Stavrositu und Rechtsaußen Laurentiu Toma. Von ihnen geht besondere Gefahr aus. Ob das aber reicht, um vielleicht die Gruppenphase zu überstehen, bleibt abzuwarten. (Von Oliver Schulz) |
Uwe Schwenker: "Das wird unbequem. In jeder Hinsicht. Von den Reisen, aber auch vom Sportlichen. Constanta könnte so etwas wie der Hecht im Karpfenteich werden. Vielleicht sorgen die ja in der Gruppe für eine Überraschung."
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Viel gehört hat man außerhalb der Grenzen Rumäniens nocht nicht von Constanta. Ein Wunder, wohnen doch über 300.000 Menschen in der Metropole am Schwarzen Meer, die bereits im 7. Jahrhundert vor Christi von den Griechen als Tomis gegründet wurde. Unter dem römischen Kaiser Konstantin I. bekam die Stadt zu Ehren seiner Schwester den Namen Constantiana.
Heute zählt Constanta als vornehmster Badeort am Schwarzen Meer. Begründet durch seine Geschichte finden sich viele griechische und römische Ruinen in der Stadt. Bekannt ist Constanta auch für sein Nationaltheater, den Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert, das heute ein Restaurant beherbergende Casino am Meer und seine Moscheen, die äußeres Kennzeichen für Constanta als Zentrum des rumänischen Islams sind.
(Christian Robohm)
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2006:
Mit dabei sind auch Kiels angeschlagene Spielmacher, Stefan Lövgren (Muskelverhärtung in der Wade) und Nikola Karabatic, der in Düsseldorf umgeknickt war, aber auf die Zähne biss und mit bandagiertem Knöchel half, den Sieg zu sichern. Ob beide morgen (Anpfiff 20.15 Uhr Ortszeit, 19.15 Uhr MEZ) voll einsatzfähig sein werden, wird erst das Abschlusstraining am Schwarzen Meer zeigen. Wichtig wäre es für den THW, denn, so Trainer Noka Serdarusic "in Constanta findet für mich das Schlüsselspiel der Gruppe statt."
Constanta zählt zu den elegantesten Badeorten am Schwarzen Meer. Für rumänische Handball-Fans sind im Moment aber nicht nur die Wellen am Strand Musik in den Ohren, sondern auch die Ergebnisse in der Champions League. Spätestens seit dem 33:28 gegen GOG Svendborg hat sich ihr HCM Constanta vom Qualifikanten zum heißen Anwärter auf das Achtelfinale gemausert. Im Überschwang der Freude zeigte sich Coach Lucian Rasnita, der zugleich als Nationaltrainer Rumäniens fungiert, besonders kampflustig: "Wir zittern nicht vor Kiel." Das saß. Denn der THW Kiel wurde in der rumänischen Presse bislang als "Super-Favorit" tituliert.
Vor einigen Wochen hätte man solch optimistische Töne noch nicht gehört. Damals hatten sich gleich drei Nationalspieler ins Ausland verabschiedet. Silviu Baiceanu ging nach Göppingen, Sandu Iacob nach Lübbecke und Florin Nicolae nach Schaffhausen. Umbruch hieß die Devise. Lucian Rasnita hatte dabei das Glück, mit einem großen Spielerkreis zu arbeiten. Mit den Spanien-Schnäppchen Ivan Smigic (Cangas) und Dusko Milonovic (Torrevieja) vergrößerte sich die Serben-Fraktion auf fünf Mitglieder. Zudem gibt es neun Rumänen, die dem Nationalteam angehören. Neben Torwart Rudi Stanescu und Rechtsaußen Laurentiu Toma zählt Kapitän Marius Stavrositu, ein torgefährlicher Rückraumspieler, seit Jahren zu den Stützen von Constanta.
Der THW Kiel sollte gewarnt sein. Im November 2004 ging schon mal einer der Großen des europäischen Handballs am Schwarzen Meer baden. Lars Krogh Jeppesen kann ein Lied davon singen, verlor er doch damals mit dem FC Barcelona 27:29. Die Katalanen verspielten dadurch den Gruppensieg.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.10.2006:
Bei der 20 Minuten dauernden Überlandfahrt, die durch eine karge Landschaft und über löchrigen Asphalt führte, überholte der Mannschaftsbus klapprige Autos, Pferde- oder Eselsgespanne und zuckelte an kleinen Hütten vorbei, vor denen ärmlich gekleidete Menschen hockten und den Fremden aus großen, dunklen Augen neugierig hinterher blickten. Wenig später passierte der Bus die Stadtgrenze von Constanta, den 300 000 Einwohner zählenden Nobel-Badeort am Schwarzen Meer. Kontraste: Überall gut gefüllte Geschäfte, Menschen hetzen durch die Straßen, Restaurants und Hotels bieten beinahe vollen West-Komfort. Hier ist die Wende nach der Dezemberrevolution von 1989, die Diktator Ceausescu und seiner Frau Elena das Leben kosteten, angekommen.
Den THW-Spielern blieb nur ein flüchtiger Blick auf den rumänischen Alltag, sie wollen heute mit dem dritten Sieg im dritten Spiel der Königsklasse eine Vorentscheidung im Ringen um den Gruppensieg erzwingen. Training stand nach der Ankunft auf dem Programm und "Körperpflege". Masseur Uwe Brandenburg hatte alle Hände voll zu tun. Die gute Nachricht: Rückraum-Ass Nikola Karabatic, der am Mittwoch beim Sieg in Düsseldorf eine Knöchelverletzung erlitt, ist beschwerdefrei. Ob Stefan Lövgren auflaufen wird, entscheidet sich dagegen erst vor dem Spiel. "Gut sieht's nicht aus", zweifelte Kiels Spielmacher, den muskuläre Probleme in der Wade behindern.
Ein dickes Fragezeichen steht gar hinter dem Namen Lars-Krogh Jeppesen. Kaum zu glauben, aber im Düsseldorf-Spiel landete erneut eine gegnerische Faust auf den lädierten Rippen des dänischen Pechvogels. Nach einem doppelten Rippenbruch hatte der 27-Jährige gerade eine vierwöchige Zwangspause überstanden. Angeknackst ist dieses Mal nichts, das brachten Röntgenbilder kurz vor dem Abflug ans Licht. Höchstens die Moral. "Das ist überhaupt nicht mehr lustig", stöhnte Kiels Neuzugang. Er wirkte schwer geknickt, und wird seinem Team höchstens sporadisch helfen können. Dabei bräuchte Noka Serdarusic jeden Mann: "Die Rumänen sind unangenehm, spielstark und routiniert. Weil ihnen Platz zwei bei einem Sieg über uns kaum noch zu nehmen sein wird, werden sie alles in die Waagschale werfen, um uns zu schlagen."
Auch, weil die Handball-Nation Rumänien nach Jahren der Tristesse endlich wieder bei den Großen anklopft. Die letzten Triumphe liegen weit zurück. 1965 gewann Dinamo Bukarest den Landesmeisterpokal, 1968 und 1977 Steaua, der Konkurrenzklub aus der Hauptstadt. Baja Mare feierte 1985 und 88 noch einmal Endspielsiege im IHF-Pokal, danach wurde es still. Jetzt hofft Handball-Rumänien auf die Wende: Alle 3000 Plätze der City-Hall von Constanta sind seit Wochen ausverkauft, den THW erwartet die Hölle.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.10.2006)
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