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09./10.03.2008 - Letzte Aktualisierung: 10.03.2008 Bundesliga

THW kämpft starke Gummersbacher nieder

Bundesliga, 25. Spieltag: 09.03.2008, So., 15.00: THW Kiel - VfL Gummersbach: 31:28 (18:16)
Update #2 KN-Spielbericht, THW-Splitter, weitere Stimmen, Spielbericht, Fotos ergänzt...

Jubel beim THW: Die zwei Punkte bleiben in Kiel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel beim THW: Die zwei Punkte bleiben in Kiel.
Es war das erwartet große Stück Arbeit für die Handballer des THW Kiel: Im Duell mit Altmeister VfL Gummersbach mussten die 10.250 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena-Kiel lange um die zwei Heimpunkte zittern, letztlich setzten sich die Zebras in einer hart umkämpften Partie aber mit 31:28 (18:16) durch und verteidigten damit den Vorsprung in der Bundesliga auf die SG Flensburg-Handewitt. Überragend einmal mehr: Nikola Karabatic, der zehn seiner insgesamt 12/4 Treffer im ersten Durchgang erzielte.
Eine schwierige Bundesligapartie für die beiden Spitzenteams, wartet in der kommenden Woche doch auf beide Mannschaften ein echtes "Endspiel" um den Halbfinaleinzug: Während dem THW am Donnerstag in eigener Halle "nur" ein Punkt gegen Ademar Leon genügt, muss der VfL Gummersbach bei Ciudad Real gewinnen, um das spanische Spitzenteam noch abzufangen. So schienen beide Teams schon - oder ob der schwierigen Partien gegen Ivry bzw. Montpellier vielleicht auch noch - bei der Champions League zu sein und begannen dementsprechend unkonzentriert. Die Gäste starteten überraschend mit Adrian Wagner für Gudjon Valur Sigurdsson auf Linksaußen, zudem durfte Denis Zakharov erstmals in dieser Spielzeit im rechten Rückraum von Beginn an ran.

Marcus Ahlm traf sechs Mal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm traf sechs Mal.
Lövgren und Karabatic warfen zunächst Goran Stojanovic warm, ehe Marcus Ahlm nach schönem Anspiel von Andersson den ersten Treffer markierte. Die Oberbergischen aber hatten in einer nervösen Anfangsphase den besseren Start: Zakharov, Klev und Ilic per Strafwurf sorgten für die 3:1-Führung der Gäste, während sich die Kieler im Angriff gegen die 6:0-Abwehr des VfL sehr schwer taten und vorwiegend mit Fehlpässen, Missverständnissen und technischen Fouls auffielen. Immerhin fand Karabatic Marcus Ahlm am Kreis, der auf 2:3 verkürzen konnte, immerhin zeigte Filip Jicha Durchsetzungskraft beim 3:4 und sorgte so auch noch für eine Zeitstrafe gegen Zakharov, immerhin hielt auch Thierry Omeyer einige Bälle - der THW konnte so in Überzahl zum 5:5 ausgleichen, doch Gummersbach konterte mit zwei weiteren Zakharov-Treffern und hatte dabei auch Glück: Beim zweiten Wurf des russischen Linkshänders prallte der Ball vom Pfosten an Omeyers Fuß und von dort dann doch noch ins Tor - das 7:5 für den Tabellenfünften.

Nikola Karabatic (12/4 Tore) wird von Sverre Andre Jakobsson festgemacht. Im Hintergrund VfL-Keeper Goran Stojanovic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic (12/4 Tore) wird von Sverre Andre Jakobsson festgemacht. Im Hintergrund VfL-Keeper Goran Stojanovic.
Doch glücklicherweise lief Nikola Karabatic nun zur Höchstform auf, hielt seine Farben fast im Alleingang im Spiel. Der VfL Gummersbach schwächte sich in dieser Phase des Spiels oft selbst durch Zeitstrafen gegen Klev und Ilic, so dass der THW die Gästeführung, die nun vor allem von Roman Pungartnik und vom überragenden Kreisläufer Robert Gunnarsson herausgeworfen wurde, nicht nur durch einen Siebenmeter von Karabatic zum 11:11 ausgleichen, sondern durch Ahlm und Klein per Gegenstoß sogar selbst mit 13:11 in Führung gehen konnte.

Noka Serdarusic versuchte es mittlerweile mit einer 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Dominik Klein, Gummersbach schaffte dennoch wieder den Ausgleich, weil Ilic sich nach einer Omeyer-Parade den Abpraller schnappte und weil Roman Pungartnik nach einem Pfostenkracher Jichas am schnellsten schaltete. Das Spiel blieb also somit bis in die Schlussphase der ersten Halbzeit ausgeglichen: Karabatic legte vor, der VfL nach. Als Kenneth Klev mit einem Rückraumwurf Thierry Omeyer tunnelte, kam kurz vor dem Pausenpfiff Mattias Andersson ins Kieler Tor - ein guter Schachzug von Serdarusic. Denn nachdem Kim Andersson mit einer unglaublichen 116km/h-Fackel das 17:16 gelang, hielt sein Namensvetter einen Wurf von Pungartnik - und Karabatic machte mit seinem bereits zehnten Treffer mit dem Halbzeitpfiff die etwas glückliche Zwei-Tore-Führung perfekt.

Robert Gunnarsson war mit acht Toren bester VfL-Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Robert Gunnarsson war mit acht Toren bester VfL-Schütze.
Wer nun aber glaubte, dass die Kieler das Spiel nach Wiederanpfiff schnell entscheiden würden, wurde schnell eines Besseren belehrt. Binnen 50 Sekunden gelang Gunnarsson und dem nun für Zakharov im rechten Rückraum agierenden Alvanos der Ausgleich. Zudem zeigte Goran Stojanovic nun sensationelle Reflexe im Tor des VfL, parierte erst einen Strafwurf von Karabatic, wenig später einen freien Ball vom heute glücklosen Kavticnik - Erinnerungen an das Heimspiel gegen den HSV Hamburg mit dem damals überragenden Johannes Bitter wurden wach. Nur gut, dass Mattias Andersson ebenfalls gut begann und durch Paraden gegen Ilic und Alvanos vorerst den Rückstand verhindern konnte. Nur gut, dass Nikola Karabatic Stojanovic in der 35. Minute endlich überwinden konnte. Doch dann musste der Franzose, der zu diesem Zeitpunkt unglaubliche 58% der THW-Tore erzielt hatte, auf die Strafbank, ihm folgte wenig später auch noch Kapitän Stefan Lövgren. In kurzzeitig doppelter Unterzahl hielt die Abwehr des THW den Angriffen des VfL nicht mehr stand, der durch zwei Treffer von Klev und einen durch Gunnarsson nun mit 21:19 in Führung ging.

Filip Jicha sorgte in einer schwierigen Phase für wichtige Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha sorgte in einer schwierigen Phase für wichtige Tore.
Die Kieler wirkten, nun wieder komplett, sehr verunsichert, hatten über 80 Sekunden keine Idee, um den Gummersbacher Abwehrriegel zu knacken - ehe sich Filip Jicha ein Herz nahm und den wichtigen Anschlusstreffer erzielte. Dieses Tor war auch ein Wachmacher für das Kieler Publikum, das den THW nun wie ein achter Mann unterstützte und den Spielern spürbar Mut machte. Die Abwehr schien nun auch hochkonzentriert, blockte einen Wurf von Klev und zwang Wagner zu einem Verlegenheitswurf aus schlechter Position. Andersson hielt diesen, Jicha gelang nur Sekunden später der Ausgleich zum 21:21. Doch damit nicht genug: Während Gunnarsson ein ungenaues Anspiel nur noch im Kreis stehend annehmen konnte, legte Kiels Tscheche noch einen drauf: Sein Anspiel auf den eingelaufenen Klein bedeutete die Kieler Führung. Auszeit Gummersbach - "Schwarz und Weiß"-Stimmung in der Halle.

Und der THW, insbesondere die "Schweden-Connection", legte sogar noch nach: Die Achse Lövgren/Ahlm funktionierte zweimal, besonders der Treffer zum 25:22 nach einem One-Touch-Pass des Mittelmanns sorgte für ein begeistertes Raunen. Zudem setzte Kim Andersson zwei Würfe unnachahmlich in das nun von Nandor Fazekas gehütete Tor - 26:22, alles schien endlich den für die Kieler Fans gewohnten Gang zu nehmen.

Momir Ilic wird von Kim Andersson attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic wird von Kim Andersson attackiert.
Wieder kam es jedoch anders: Nachdem Kim Andersson eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam, verkürzten Alvanos, Pungartnik und Gunnarsson in Überzahl zum 25:26. Wieder zu sechst, verschafften Ahlm und Andersson wieder ein kleines Polster, ehe der schwedische Linkshänder erneut zwei Minuten bekam. Doch diesmal wehrten sich die fünf Kieler, insbesondere der in dieser Phase eingesetzte und vom Publikum umjubelte Christian Zeitz lief nun zur Höchstform auf: Erst warf er selbst einen Rückraumhammer zum 29:26 in die Maschen, dann gelang ihm ein geniales Anspiel auf Dominik Klein zum 30:27, zuletzt schaffte er einen Steal in der Abwehr und bediente dann Filip Jicha - wäre dieser nicht an Fazekas gescheitert, die Sparkassen-Arena-Kiel hätte bereits zwei Minuten früher den Sieg feiern können. So aber musste noch ein bisschen gezittert werden, ehe der in der Schlussphase ins Tor zurückgekehrte Thierry Omeyer mit zwei Paraden den Sieg endgültig unter Dach und Fach brachte.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten, die THW-Splitter der KN und den KN-Bericht über Adrian Wagner.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
So schwer hatten wir das nicht erwartet, das temporeiche gute Spiel hat wirklich Nerven gekostet. Wir haben gut begonnen, Stojanovic hat aber bis zur 12. Minute acht einhundertprozentige Chancen vereitelt, das hat einigen meiner Jungs den Nerv gezogen. Und wenn die Nerven nicht mehr mitspielen, macht man Fehler. Wir haben diese Fehler bei der Schnellen Mitte und den Tempogegenstößen gemacht und Gummersbach dadurch viele Bälle geschenkt. Ich denke aber, wenn man unsere Chancen betrachtet, hat Gummersbach heute doch auch Glück gehabt.

Ich drücke dem VfL immer die Daumen, weil ich mit Alfred Gislason sehr gut klar komme. Und wenn Gummersbach Ciudad Real aus der Champions League schmeißt, haben wir bessere Chancen. (lacht)

VfL-Trainer Alfred Gislason:
In Anbetracht des Dauerstresses, dem beide Mannschaften ausgesetzt sind, haben wir heute ein gutes Spiel gesehen. Wir wollten überraschen - und das ist uns teilweise gelungen. Wir hatten ein sehr gutes Rückzugsverhalten und auch mit der Deckung bin ich zufrieden - Klev und Zakharov haben eine gute Partie gezeigt.

Deshalb war das Spiel bis zum Ende hin offen, letztlich hatten wir aber in der entscheidenden Phase in der zweiten Halbzeit nicht das Glück, um ausreichend Tore zu machen. Kiel hat dann mit mehr Routine das Spiel gedreht und gewonnen. Mal sehen, ob es Mittwoch besser läuft. Ich drücke dem THW Kiel die Daumen für einen Champions-League-Sieg, damit Deutschland in der Nationenwertung wieder viele Punkte bekommt. Wir haben zwar selber noch Chancen, aber Kiel hat die besseren. Sollten wir weiter kommen, drücke ich dem THW dann lieber nicht mehr die Daumen! (lacht)

THW-Manager Uwe Schwenker:
Wir haben ein gutklassiges und kampfbetontes Spiel gesehen, bei dem wir beim 19:21 den größeren Willen gezeigt und das größere Engagement bewiesen haben. Über den Kampf sind wir wieder ins Spiel zurück gekommen und ich bin froh, dass wir beide Punkte behalten haben. So kann es weiter gehen!
VfL-Sportdirektor Francois-Xaver Houlet:
Das heute war ganz ordentlich von uns. Allerdings gab es viele Fehler auf beiden Seiten, dennoch hat der THW die wichtigste Phase des Spiels beherrscht. Man hat aber schon gesehen: Angesichts der Doppelbelastung waren die Spieler nicht unbedingt frisch.
VfL-Spieler Adrian Wagner gegenüber hbl.tv:
Man kann hier innerhalb von fünf Minuten verlieren, wir aber haben heute hinbekommen, das Spiel bis in die letzten Minuten offen zu halten, aber am Ende fehlte uns der Big Point.

Für uns ist es eine sehr schwere Woche [Anm.: Spiele in Ciudad Real und Hamburg folgen]. Wir haben heute gezeigt, dass wir auch auswärts gegen die momentan weltbeste Mannschaft mithalten können. Das wollen wir auch gegen Ciudad Real und Hamburg zeigen.

THW-Spieler Vid Kavticnik gegenüber hbl.tv:
Gummersbach hat eine gute Mannschaft und hat im letzten Jahr hier beide Punkte geholt. Wir wussten, die kommen mit voller Kraft. Unsere Mannschaft hat gut gespielt und wir sind weiterhin Erster. Nun folgt ein wichtiges Spiel in der Champions League.

[Zur Vorbereitung gegen Leon:]
Morgen spielen wir ein wenig Fußball, Dienstag folgt dann Taktik.

THW-Spieler Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir sind in der heißesten Phase der Saison, das merken wir auch an der Ansprache unseres Trainers. Die ist jetzt eine ganz andere. Wir können die Spiele bis zum Saisonende zählen, da hängt sich jeder noch einmal richtig rein. So wie heute. Als Stojanovic die ersten Bälle gehalten hat, habe ich schon daran gedacht, dass der wohl ausgerechnet in Kiel immer seinen Glückstag erwischt.
THW-Spieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Es war ein richtig hartes Stück Arbeit. Sie hatten sich gut auf uns vorbereitet, letztlich haben Kleinigkeiten entschieden. Wichtig war nur, dass die Punkte in Kiel geblieben sind. Wie, das spielt keine Rolle. Jetzt freuen wir uns auf Leon. Mit den Spaniern haben wir noch eine Rechnung offen.
VfL-Spieler Roman Pungartnik gegenüber den KN:
Es ist nicht schlimm, in Kiel zu verlieren. Wir haben es in der ersten Halbzeit nicht geschafft, Karabatic zu stoppen und leichte Fehler gemacht, als das Spiel auf der Kippe stand. Schade. Meistens hat man in Kiel keine Chance. So ein Tag war das heute aber nicht.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Kim Andersson.

25. Spieltag: 09.03.08, So., 15.00: THW Kiel - VfL Gummersbach: 31:28 (18:16)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-28., 55.-60. und ein Siebenmeter, 8 Paraden), M.Andersson (28.-55., 7 Paraden); Lund (n.e.), K. Andersson (6), Lundström, Kavticnik, Anic (n.e.), Lövgren, Ahlm (6), Szilagyi (n.e.), Zeitz (1), Karabatic (12/4), Klein (3), Jicha (3); Trainer: Serdarusic
Logo VfL Gummersbach:
Fazekas (42.-60. und ein Siebenmeter, 7 Paraden), Stojanovic (1.-42., 10/2 Paraden); Krantz (1), Wagner, Jahn (n.e.), Klev (5), Zakharov (3), Pungartnik (4), Ilic (3/2), Jakobsson, Gunnarsson (8), Alvanos (3), Sigurdsson (1), Rahmel; Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Andler / Andler (Remseck / Stuttgart)
Zeitstrafen:
THW: 6 (Karabatic (35.), Lövgren (37.), 2x K. Andersson (48.,54.), Ahlm (57.), Klein (60.));
VfL: 6 (Zakharov (7.), 2x Klev (11.,15.), Ilic (19.), Jakobsson (32.), Gunnarsson (57.))
Siebenmeter:
THW: 6/4 (Stojanovic hält Lundström (11.) und Karabatic (32.));
VfL: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:3 (6.), 2:3, 2:4, 3:4, 3:5, 5:5 (10.), 5:7, 6:7, 6:8, 8:8 (15.), 8:9, 9:9, 9:10, 10:10, 10:11 (18.), 13:11 (22.), 13:13, 14:13, 14:14, 15:14, 15:15, 16:15, 16:16 (27.), 18:16;
2. Hz.: 18:18 (31.), 19:18 (35.), 19:21 (37.), 24:21 (44.), 24:22, 26:22 (48.), 26:25 (50.), 28:25, 28:26, 29:26, 29:27 (55.), 31:27 (60.), 31:28.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2008:

Karabatic ließ THW Kiel feiern

Franzose warf zwölf Tore bei 31:28-Sieg gegen Gummersbach
Kiel - Der THW Kiel gibt sich keine Blöße: Gestern besiegte der Rekordmeister in eigener Halle einen bärenstarken VfL Gummersbach mit 31:28 (18:16) und verteidigte die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga. Held des Tages war einmal mehr der Franzose Nikola Karabatic, der zehn seiner zwölf Tore in der ersten Halbzeit warf und die "Zebras" lange im Alleingang im Spiel hielt.

Die Gäste, die auf Mittelmann Oleg Kuleschow und Rechtsaußen Verdran Zrnic (beide verletzt) verzichten mussten, zeigten über weite Strecken den besseren Handball und führten in der 38. Minute nicht unverdient mit 21:19. Die Kieler kämpften zwar wie die Löwen, ließen aber in spielerischer Hinsicht viele Wünsche offen. So kassierten sie in der ersten Halbzeit vier Tore in Unterzahl, Schlussmann Thierry Omeyer fand hinter einer brüchigen Deckung nicht zur gewohnten Form und im Angriff bekam das Team von Noka Serdarusic die Nerven nicht in den Griff. Immer wieder scheiterten die "Zebras" an VfL-Keeper Goran Stojanovic, der mit seinen Paraden unangenehme Erinnerungen weckte. Im September 2006 hatten die Oberbergischen bei ihrem letzten Gastspiel an der Förde die Kieler Festung gestürmt (39:37), der überragende Stojanovic hielt damals 22 Bälle.

Diesmal zeichnete sich ein ähnliches Drehbuch ab. Einzig Karabatic war es zu verdanken, dass die Hausherren mit einer schmeichelhaften Zwei-Tore-Führung in die Kabine entlassen wurden. Bezeichnend der letzte Treffer in der ersten Halbzeit, als Filip Jicha, dem im Angriff bis dato ebenfalls nichts gelingen wollte, drei Sekunden vor dem Abpfiff den Ball an Karabatic weiterreichte. Der Franzose sollte es richten und der 23-Jährige traf mit Wucht zum 18:16. Doch die Gäste blieben unbeeindruckt.

21:19 für Gummersbach in der 38. Minute. Spätestens in diesem Augenblick begann der zwölffache Meister an die Sensation zu glauben. Mit geballten Fäusten bejubelten die Rot-Weißen jede gelungene Abwehraktion, feuerten die Kollegen lautstark an, klopften die Schultern ihrer Nebenleute weich - Kiel wankte. Doch dann fasste sich Filip Jicha ein Herz und schmetterte aus zehn Metern den Ball in den Winkel. Sekunden später glich der Tscheche aus, dann traf Dominik Klein mit einem wunderschönen Heber zum 22:21. Die Halle bebte, der THW war zurück im Spiel. Auch, weil ein guter Mattias Andersson für Omeyer gekommen war und die Umstellung auf eine 5:1-Deckung mit Klein als Spitze ("ich habe mich in dieser Rolle heute gut gefühlt") wirkte.

Allerdings konnte auch eine Vier-Tore-Führung (26:22/48.) die flatternden Nerven der Hausherren nicht beruhigen. Hilflos musste Serdarusic, der so emotional wie selten an der Seitenlinie auf und ab raste, Szenen erleben, die einen Trainer innerhalb von Sekunden um Jahre altern lassen. Da vergab Jicha freistehend das 28:25, als er am eingewechselten Nandor Fazekas scheiterte. Wenige Augenblicke später stürzte Klein das Gros der 10 250 Zuschauer in einen emotionalen Strudel, als er bei einem Tempogegenstoß ebenfalls in dem ungarischen Nationaltorhüter seinen Meister fand. Der Weltmeister sorgte mit seinem Kunstwurf im Unterzahl zum 30:27 aber auch für ein kollektives Aufatmen unter den Fans, deren Unterstützung die "Zebras" bereits in drei Tagen wieder benötigen werden. Dann, wenn der spanische Spitzenklub Ademar Leon und der THW Kiel den Halbfinalisten in der Champions League unter sich ausspielen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2008:

THW-Splitter

  • Herz - Gudjon Sigurdsson hatte in der ersten Halbzeit nicht gespielt, wärmte sich in der Pause auf und traf bei einem Torwurf den Kopf eines kleinen Jungen, der direkt hinter dem Netz saß. Der VfL-Linksaußen rannte sofort in die Kabine, holte ein blaues Trikot mit seiner Nummer ("22") und schenkte es dem Sechsjährigen, nach dessen Gesundheit er sich nach dem Abpfiff noch einmal erkundigte. "Er tat mir richtig leid. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich ihm mit dem Trikot einen Gefallen getan habe", sagte der Isländer. "Schließlich ist er ein THW-Fan."

  • Glück - Als die "Zebras" im Rampenlicht über den Teppich in die Halle trabten, wurde im Schatten an der Bande ein Zuschauer von vier Sanitätern abtransportiert und in ein Krankenhaus gebracht. Der Mann mittleren Alters hatte Glück. Er verpasste zwar den THW-Sieg, zog sich nach Angaben des Rettungsdienstes bei einem Sturz aber nur eine leichte Knieverletzung zu.

    (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2008)


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