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04.03.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Manfred Bülow: Schiedsrichter-Bestechung war in Osteuropa normaler Alltag

Im Angebot: Teure Uhren, Geld oder Freundlichkeiten aus dem Rotlichtmilieu

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2009:

Lübeck - Bestechung von Schiedsrichtern oder auch nur der Versuch, sie mit Sachwerten oder Geld für den eigenen Verein gefügig zu machen, soll auf europäischer Handballbühne nicht ausgeschlossen sein. Dabei spielen die Rahmenbedingungen Betrugswilligen geradezu in die Hände.
Es ist nämlich üblich, national wie international, dass die Vereine sich sehr ausführlich um die Unparteiischen kümmern. Die meisten Clubs, so auch der THW, haben dafür extra einen Schiedsrichter-Betreuer. Üblich und erlaubt ist es, dass der Heimverein den Transfer vom Flughafen übernimmt, ein Abendessen in netter Umgebung spendiert oder mal ein kleines Gastgeschenk überreicht. "Mehr ist aber nicht drin, "sagt Manfred Bülow, ehemaliger Weltklasse- Schiedsrichter. "Alles andere muss sofort dem Beobachter gemeldet werden."

Der Lübecker Referee, der im Gespann mit Wilfried Lübcker 350-mal international gepfiffen hat, dabei zweimal bei WM-Finalspielen an der Pfeife war, hat diese Versuche am eigenen Leib erlebt. "Ja", sagt der heute 57-Jährige, "Geschenke wie teure Uhren, eindeutige Angebote für ein Tetate mit Damen aus dem Rotlichtmilieu und auch Bargeld - Angebote gab es genug." Ausdrücklich beharrt der Lübecker darauf, dass "so etwas in der Bundesliga überhaupt nicht passiert. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer, für jeden einzelnen Kollegen."

Der Schiedsrichter erinnert sich an Offerten aus dem ehemaligen Jugoslawien, den genauen Ort mag Bülow nicht preisgeben. Es sei in den 90-er Jahren gewesen. "Wir hatten Spesen in Höhe von ca. 5000 Mark offiziell abgerechnet. Was wir bekamen, waren zwei Briefumschläge. Im zweiten lagen noch einmal 5000 Mark drin." Das, so Bülow, sei in einigen Ländern, vorwiegend in Osteuropa, normaler Alltag gewesen. Aber Bestechung vom THW Kiel? "Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, das haben die Kieler allein wegen ihrer Klasse nicht nötig."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2009)


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