Es ist das Spiel der Spiele in der TOYOTA Handball-Bundesliga:
Neun Spieltage vor dem Saisonende trifft am Mittwoch der deutsche
Rekordmeister THW Kiel auf seinen direkten Verfolger, die Füchse
Berlin. Ab 20.15 Uhr messen in der seit Wochen restlos ausverkauften
Sparkassen-Arena die beiden momentan besten deutschen Mannschaften
ihre Kräfte. "Das wird ein Spitzenspiel mit allem Drum und Dran",
verspricht THW-Torjäger
Filip Jicha dem
Hauptstadtclub einen heißen Tanz. Dieser wird für alle diejenigen,
die keine der begehrten Karten für das Topspiel der Saison bekommen
haben, ab 20.15 Uhr live bei Sport1 im Fernsehen gezeigt.
Mit 50:0 punkten führen die Kieler souverän die Tabelle der TOYOTA
Handball-Bundesliga an. Doch entschieden ist in dieser Saison noch
nichts. Und deshalb macht die beeindruckende Serie die Zebras auch
nicht satt, sondern fördert nur den Hunger nach mehr. "Wir freuen
uns über jeden Punkt", sagt beispielsweise
Kim Andersson
nach dem
27:19 vor Wochenfrist in Melsungen,
"aber wir können und wollen so weitermachen und es nicht bei den
50:0 Punkten belassen." Linksaußen
Henrik Lundström
stieß in die gleiche Kerbe: "Klar, ich bin stolz auf die Serie. Aber
wir haben noch einige Spiele zu bestreiten und aus denen wollen wir
jeden Punkt mitnehmen."
Daniel Kubes, der
den THW Kiel am Saisonende in Richtung Melsungen verlassen wird, möchte
mit seiner Mannschaft Bundesliga-Geschichte schreiben: "Deshalb bleiben
wir sehr konzentriert."
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte
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Alexander Petersson ist rechtzeitig zum Spitzenspiel wieder fit.
©
Füchse Berlin |
Das müssen die Kieler auch. Denn mit den Füchsen Berlin erwarten sie
am Mittwoch die Mannschaft der Stunde an der Förde. Denn spätestens
nach dem 24:23-Erfolg in der "
VELUX EHF Champions League"
beim HSV Handball und dem damit verbundenen Viertelfinaleinzug in der
europäischen Königsklasse sind die Füchse Berlin aufgestiegen in den
Kreis der ganz Großen des Handballs. Bob Hanning hat im fünften Jahr
nach dem Aufstieg in die Beletage des deutschen Handballs eine Mannschaft
zusammengestellt, die - allen Understatement-Sprüchen des Berliner
Managers zum Trotz - bereits in dieser Spielzeit Großes erreichen kann.
"Ich bin brutal stolz", schnaufte der überragende Silvio Heinevetter
nach dem Coup der Füchse in der Hamburger O2-World. Doch eine Party
zu feiern, das lag den Berlinern fern. "In drei Tagen haben wir schon
wieder eine schwere Partie beim THW Kiel", richtete Heinevetter wenige
Minuten nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte den Blick schon
wieder nach vorn.
Erneute CL-Quali das Ziel
Denn die Berliner wollen natürlich jetzt auch in Kiel beweisen, dass
sie jede Mannschaft schlagen können. Denn so könnte für die Mannschaft
von Trainer Dagur Sigurdsson, die wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel ausführlich
vorgestellt hatten, ein - wenn auch kleines - Kapitel in den
Handball-Geschichtsbüchern herausspringen. Zudem brauchen die Berliner
jeden Punkt im Kampf um die Startplätze in der "VELUX EHF Champions
League": "Die Erfahrung Champions League möchte ich in der kommenden
Saison gern wiederholen", sagt Rechtsaußen Johannes Sellin, der
unlängst sein Nationalmannschafts-Debüt feierte. Der Tabellen-Zweite
hat allerdings ein heftiges Restprogramm vor sich. So müssen die
Hauptstädter nach dem Spiel beim THW auch noch bei der SG
Flensburg-Handewitt und den Rhein-Neckar Löwen antreten, die
ihrerseits um jeden Punkt für eine Champions-League-Qualifikation
kämpfen.
Kompletter Füchse-Kader
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Nationalspieler Sven-Sören Christophersen ist längst zum Leistungsträger gereift.
©
Füchse Berlin |
Deshalb werden die Füchse, die mit dem Sieg in Hamburg eine wahre
Handball-Euphorie ausgelöst haben, am Mittwoch alles auf Sieg setzen.
Trainer Dagur Sigurdsson kann dabei nahezu auf seinen kompletten Kader
zurückgreifen. Beim HSV feierte auch Linskhänder Alexander Petersson
nach seiner Schulterverletzung ein umjubeltes Comeback im Angriff:
Als es darauf ankam, markierte der Isländer vier Tore. Im Verbund mit
dem Haupttorschützen Ivan Nincevic, der bisher 137 Treffer in der
TOYOTA Handball-Bundesliga erzielte, Kapitän Torsten Laen und
Rechtshänder Sven-Sören Christophersen, mit 117 Toren aus dem
Rückraum einer der effektivsten Spieler der Liga, soll Pettersson
vor dem Abschied aus Berlin noch für Punkte sorgen. Denn am Saisonende
wird der Leistungsträger der Spree den Rücken kehren und bei den
Rhein-Neckar Löwen in Mannheim anheuern.
Erfolgsrezept Kollektiv
"Wir sind nicht abhängig von ein oder zwei Spielern", verrät
Füchse-Coach Dagur Sigurdsson eines der Erfolgsgeheimnisse in der
Hauptstadt. Das "Kollektiv" Berlin spielt deshalb auch in dieser
Saison eine wichtige Rolle in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Dem
THW Kiel gelang als einziger Mannschaft, den Berlinern in ihrem
"Fuchsbau" beim dramatischen
33:32 im Hinspiel
beide Liga-Punkte abzuluchsen. Zuletzt erreichte Göppingen ein
Unentschieden in der Max-Schmeling-Halle, ansonsten holten sich
die Gegner bei den bissigen Füchsen blutige Nasen: Der HSV verlor
dort 25:26, Flensburg unterlag mit 30:33, und die Rhein-Neckar Löwen
debakelten beim 28:35. Aber auch auswärts haben sich die Leistungen
der Berliner in dieser Spielzeit stabilisiert: Lediglich bei den
heimstarken Göppingern (24:26), in Gummersbach (28:28) und in
Hamburg (23:24) ließen die Füchse den Gastgebern den Vortritt
(siehe auch
Gegnerkurve Füchse Berlin).
"Wir spielen sehr konstant und haben eine gute Truppe zusammen", sagt
Sigurdsson. "Wir genießen, es Handball zu spielen."
Igropulo kommt im Sommer
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Neu-Nationalspieler Johannes Sellin.
©
Füchse Berlin |
Die Konsequenz dieses "Genuss-Handballs": Mit nur acht Minuspunkten
sind die Füchse der direkte Verfolger des bisher ungeschlagenen THW
Kiel (siehe auch
Tabelle der TOYOTA Handball-Bundesliga).
"Wir werden hochkonzentriert an die weiteren Aufgaben gehen",
kündigte Sigurdsson an. Bob Hanning plant indes weit über das
Saisonende hinaus: Für Petersson hat Hanning spektakulären Ersatz
gefunden. Nach Iker Romero bedient sich Hanning erneut beim
Champions-League-Sieger FC Barcelona: Konstantin Igropulo, 26-jähriger
Linkshänder im Rückraum der Katalanen, wird ab der kommenden Saison
das Füchse-Trikot tragen. "Dass mit Konstantin Igropulo der zweite
Spieler aus Barcelona nach Berlin wechselt, zeigt, dass wir uns in
der Spitze etabliert haben", kommentierte Hanning den Transfer-Coup
der Hauptstädter. Der wurfgewaltige Russe weiß um die Rolle, die die
Füchse längst im internationalen Handball spielen: "Das Konzept hat
mich überzeugt. Ich freue mich auf die neuen Ziele, die ich mit den
Füchsen verfolgen kann, und die Perspektive, die der Club hat."
THW will 17. Liga-Sieg gegen die Füchse
Doch das ist erst einmal Zukunftsmusik: Am Mittwoch gilt es für den
THW Kiel, den Angriff des Liga-Kronprinzen auf die unglaubliche
Sieges-Serie der Zebras abzuwehren. Die Kieler werden deshalb alles
daran setzen, wie auch beim knappen
33:32 im Hinspiel
und beim deutlichen
39:28 im DHB-Pokal einen
Sieg gegen die Füchse einzufahren. Es wäre der 17. in der
Bundesligageschichte beider Vereine, einmal spielten beiden
Teams unentschieden, und vier Mal gingen die Füchse bisher als
Sieger vom Parkett (siehe auch
Gegnerdaten Füchse Berlin).
"Die Berliner haben in Hamburg schlau und beeindruckend gespielt", sagt
Filip Jicha. Dass die Füchse wegen des
Spiels in Hamburg ein paar Tage weniger Erholung hatten als die
Kieler, werde nicht spielentscheidend sein. "Das spielt auf diesem
Niveau keine Rolle." Man werde de Aufgabe gegen den Tabellen-Zweiten
mit viel Selbstbewusstsein angehen, versprach der Tscheche den Kieler
Fans. "Unsere Einstellung ändert sich nicht mit dem Gegner: Wir wollen
immer gewinnen!"
Schiedsrichter des Spitzenspiels am Mittwochabend sind
Lars Geipel und Marcus Helbig.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.03.2012:
HSV-Besieger besucht Kiel
"Zebras" erwarten Berlin im Handball-Gipfel
Kiel. Wenn die "Zebras" bei ihrem flottem Galopp durch
die Handball-Bundesliga einmal über die Schultern blicken,
dann sehen sie nichts. Das Verfolgerfeld des THW
Kiel ist längst dazu übergegangen, sich mit sich selbst zu
beschäftigen. Trotzdem erwartet den Spitzenreiter auf
dem Weg zum 17. Meistertitel heute (20.15 Uhr/Sport1)
noch einmal eine echte Prüfung. Warum? Die Füchse Berlin
kommen. Der Zweite. Der Hamburg-Besieger.
Jene Mannschaft, die am Sonntag den HSV aus der Champions
League warf. Nach dem 32:30-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel
siegte das Team von Dagur Sigurdsson auch im Rückspiel
(24:23). "Wir machen einen kleinen Umtrunk, das war es dann
aber auch", sagte der überragende Silvio Heinevetter am
Ende eines dramatischen Spiels, in dem die Füchse bereits
mit fünf Toren (12:17) in Rückstand geraten waren. Anschließend,
so der Nationaltorhüter, würde die Konzentration
ausschließlich dem Kiel-Spiel gelten. Tatsächlich tranken die
Sieger nur ein paar Flaschen Bier in der Kabine und gingen in
einem Hamburger Restaurant gemütlich essen. Es ist zu spüren,
dass die Füchse einen möglichen Coup in Kiel nicht leichtfertig
verschenken wollen.
Manager Bob Hanning versteht es wie kein anderer, die Favoritenrolle
dem jeweiligen Gegner in die Schuhe zu schieben. Das war vor den
Hamburg-Duellen so. Das ist diesmal nicht anders. "Die Meisterschaft
ist entschieden", sagt Hanning. "Kiel hat es verdient,
aber für die Liga ist es schade." Clubs, die über einen ähnlichen
Etat wie der THW verfügen würden, hätten in dieser Saison
einfach zu viele Fehler gemacht. Seinen Verein, der mit 4,8 Millionen
Euro den halben THW-Etat besitzen soll, sieht er dagegen
auf der Sonnenseite. "An einem guten Tag können wir auch
Kiel schlagen." Aber es sei fraglich, ob die Mannschaft nach
dem Hamburg-Coup in der Lage ist, noch einmal einen derartigen
"Adrenalin-Überschuss" zu produzieren. "Alles ist möglich."
Ein Sieg, aber eben auch eine sehr deutliche Niederlage.
"Bob beherrscht die Untertreibung", sagt THW-Trainer
Alfred Gislason. "Die Wahrheit
ist, dass Berlin inzwischen einen sehr starken Kader hat und
auf jeder Position doppelt besetzt ist." Rechtzeitig vor dem
Sonntagsspiel in Hamburg war auch Linkshänder Alexander
Petersson zurückgekehrt und hatte mit vier Toren maßgeblichen
Anteil am Erfolg. Eine Leistung, die beispielhaft ist für
den starken Willen, den der Tabellenzweite an den Tag legt.
Den Isländer plagen seit Wochen starke Schmerzen in der
Schulter seines Wurfarms, Trainingseinheiten
mit den Kollegen sind selten geworden. Am
Sonntag biss er, der zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln
wird, auf die Zähne. Das wird er
auch heute tun.
Während die Füchse in Hamburg siegten, trainierte Gislason
mit seiner Mannschaft. "Bei uns war die Belastung genauso
hoch." Es sei also kein Nachteil, dass die Gäste eine kürzere Vorbereitung
auf den Handball-Gipfel hätten. Mit Christian Sprenger (Zerrung) und
Tobias Reichmann (Armbruch), der mit
einer Schiene trainierte, hatten sich auch die verletzten Rechtsaußen
zurückgemeldet. Mit dem körperlichen Zustand seiner
Spieler ist Gislason zufrieden.
Einige hätten zwar nach dem freien Sonnabend über Schmerzen
geklagt, aber ernsthafte Beschwerden
hätte wohl keiner.
"Vielleicht schaffe ich die freien Tage einfach ab. Dann gibt es
auch kein Gejammer mehr."
Die Laune im Lager des Rekordmeisters ist gut, schließlich
trennen Kiel und Berlin acht Punkte und 132 Tore. Ob er nach
einem 26. Sieg im 26. Saisonspiel endlich davon überzeugt
sei, die Meisterschaft vorzeitig gewonnen zu haben? Gislason
lacht. "Dann sieht es auf jeden Fall besser aus." Die "M-Frage"
wird weiter umkurvt, auch Fragen zur Rekordserie perlen am
Isländer ab. "Es nervt mich nicht, danach gefragt zu werden.
Aber es überrascht mich jedes Mal wieder, weil ich mich
damit gar nicht so intensiv beschäftige."
Nein, die Leistung der Berliner in Hamburg wäre für ihn
nicht unerwartet gewesen. "Sie sind ein Spitzenteam, und so
treten sie auch auf." Nicht nur Gislason erwartet einen heißen
Tanz gegen die Füchse, die bei ihren letzten acht Gastspielen
mit mindestens sieben Toren Differenz unterlagen. Der einzige
Erfolg der Berliner, die damals noch Reinickendorfer
Füchse hießen, stammt aus dem Jahr 1981. Am 19. Dezember entführten
sie aus der Ostseehalle einen Punkt (16:16). Drei Tage
später wurde das "Zebra" Momir Ilic geboren.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.03.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - Füchse Berlin:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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