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04.02.2013 WM 2013

Zebra-Journal: Spanien: Aus Beton wird Gold

Gastgeber dominieren die Heim-WM - Silber für "Zebra" Rene Toft Hansen

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.02.2013:

Aus Beton wird Gold: Mit dieser Formel hat der spanische Handball bei der Heim-WM Maßstäbe gesetzt. Und als der "Architekt" des Triumphes nach dem 35:19-Kantersieg im Finale gegen Dänemark sichtlich gezeichnet Hof hielt, brandete Applaus auf. Glücklich, aber erschöpft gestand Trainer Valero Rivera: "Das war die härteste Woche meines Lebens. Doch selbst in einem Hollywood-Film hätte es kein schöneres Ende geben können."
Eine exzellente Abwehr war der Schlüssel zum Erfolg, das spanische Spiel dürfte wegweisend für die gesamte Sportart sein. Entsprechend groß war der Jubel im wirtschaftlich schwer gebeutelten Land. Selbst die sonst eher zurückhaltende El Pais überschlug sich am Tag nach dem denkwürdigen Triumph von Barcelona mit Superlativen. "In einer Partie für die Ewigkeit ist Spanien bei seiner Heim-WM an die Spitze gestürmt. Das Team tat es gegen den am meisten gefürchteten Gegner mit einer fantastischen Verteidigung, einem souveränen Angriff und einem kolossalen Arpad Sterbik im Tor", schrieb die spanische Qualitätszeitung.

Noch nie zuvor hatte eine Mannschaft ein WM-Endspiel so deutlich für sich entschieden. Perfekt war vor allem die Defensive, der die Spanier ihren zweiten WM-Titel nach 2005 zu verdanken hatten. Keine Mannschaft klaute dem Gegner so oft den Ball (187 Steals), nur ein Team (Kroatien) blockte mehr Würfe (44). Wie stark die Abwehr der Iberer ist, hatten nicht zuletzt auch die deutschen Handballer beim bitteren Viertelfinal-Aus gegen den Gastgeber (24:28) erfahren müssen. Gerade einmal 20 Gegentore kassierte das iberische Bollwerk in den neun WM-Spielen im Schnitt - es ist der mit Abstand beste Wert aller 24 Teams.

Auch die deutschen Handballer hatten bei der WM ihr Hauptaugenmerk auf eine funktionierende Defensive gelegt. Aus einer kompakten Abwehr ließ Bundestrainer Martin Heuberger sein neu formiertes Team "Highspeed-Handball" mit schnellen Tempo-Gegenstößen spielen, und überrumpelte damit in der Vorrunde selbst den entthronten Titelverteidiger Frankreich. Der Mittelblock um Oliver Roggisch und Michael Haaß leistete Schwerstarbeit und erntete dafür Lob von allen Seiten.

Während die deutschen Handballer ihren eingeschlagenen Weg mit Heuberger aber definitiv fortsetzen werden, stehen die Zeichen bei den Spaniern auf Veränderung. Trainer Rivera ließ noch am Abend seines größten Triumphes durch-blicken, dass er sein Amt als Nationalcoach wohl niederlegen wird. Und auch Rückraumspieler Alberto Entrerrios kündigte seinen Abschied aus der "Seleccion" an. "Meine Karriere in der Nationalmannschaft hätte nicht besser enden können", sagte Entrerrios.

Für die neun "Zebras" endete die Spanien-Reise mit einer Silbermedaille für Rene Toft Hansen, der nach dem demütigenden Finale aber keinen glücklichen Eindruck machte. "Darüber werde ich mich erst in zwei Wochen freuen können", sagte der Kreisläufer, dem die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben stand. Eine 16-Tore-Niederlage in einem WM-Finale - das hatte es in 23 Auflagen noch nie gegeben. Versöhnliches hatte der Finaltag für Daniel Narcisse zu bieten, der in Pause als Welthandballer ausgezeichnet und von 16.500 Zuschauern im Palau "Sant Jordi" mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Mit ihrer Nationalmannschaft scheiterten die Franzosen an Kroatien und schlugen damit das letzte Kapitel ihrer zehnjährigen Weltherrschaft zu.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.02.2013)


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