Das "Zebra-Journal" der Kieler Nachrichten nimmt
vor dem Rückrunden-Start die THW-Gegner unter die Lupe
und wagt eine Prognose.
- Rhein-Neckar-Löwen:
-
Solche Geschichten schreibt nur
der Sport: Die Löwen versuchten es jahrelang mit den Millionen von Jesper Nielsen, kauften
großflächig Weltklasse-Spieler
ein, um schnell Erfolg zu haben.
Sie scheiterten grandios. Und
dann, als Nielsen und seine Millionen verschwanden, stellte
sich der Erfolg ein - mit einem
um zwei Millionen Euro reduzierten Etat. Bis zur
Niederlage gegen den THW Kiel hatten die
Löwen 13 Liga-Spiele in Folge
gewonnen, der beste Saisonstart
der Vereinsgeschichte. Mit Alexander Petersson (Berlin) und
Torhüter Niklas Landon (Silkeborg) verpflichtete Manager
Thorsten Storm zwei Kracher,
die maßgeblich an dem Höhenflug beteiligt sind, der die Badener als
Tabellenführer überwintern ließ. Das Team von Gudmundur Gudmundsson profitierte aber davon, international
nur im EHF-Cup gefordert zu
sein.
Als Kiel kam, hatten die
Löwen elf Pflichtspiele weniger
bestritten als der Meister. Die
Mannschaft wirkte in den letzten Saisonwochen trotzdem müde. Auch, weil Gudmundsson
kein großer Freund der Rotation
ist, die erste Sieben spielt oft
durch, auch gegen Leichtgewichte. Offenbar haben ihn die
vergangenen Spielzeiten geprägt, in denen die Badener immer wieder in der Schlussphase
sicher geglaubte Siege noch aus
der Hand gaben. Im Dezember
kamen sie in Balingen (34:33)
mit einem blauen Auge davon,
stolperten aber im Heimspiel gegen FA Göppingen (26:26), als
Kim Ekdahl du Rietz erst drei
Sekunden vor dem Abpfiff die
zweite Heimniederlage verhinderte. Die Winterpause, so der
Eindruck, kam für den Spitzenreiter zum richtigen Zeitpunkt.
Möglicherweise wäre auch bei
Uwe Gensheimer Schonung das
richtige Mittel gewesen. Er soll,
so Storm, im EHF-Cup-Hinspiel
gegen den harmlosen griechischen Meister Diomidis Argos schon
mit Schmerzen angetreten sein. Der einzige Linksaußen spielte trotzdem, riss sich
die Achillessehne und wird bis
zum Saisonende ausfallen.
Prognose: Platz drei, aber das
wäre ein großer Erfolg.
- SG Flensburg-Handewitt:
-
Auch wenn die SG noch fünf
Punkte hinter den Löwen liegt,
ist die SG der THW-Jäger Nummer eins. Letzte Zweifel daran
beseitigten die Flensburger am
zweiten Weihnachtsfeiertag, als
sie die "Zebras" nach allen Regeln der Kunst auseinandernahmen (35:29).
Trainer Ljubomir
Vranjes hat ihr Spiel rasant beschleunigt, zudem ist das Selbstvertrauen zurück. Die SG
schreckt auch vor namhafteren
Gegnern nicht mehr zurück, gewann in der Champions League
zu Hause gegen Hamburg
(29:26), Medwedi Moskau, den
Tabellenführer in der Gruppe A
(36:26), in der Liga locker gegen
Berlin (29:18). "In unserer Halle
können wir jeden Gegner schlagen", weiß Mittelmann Thomas
Mogensen.
In der Liga sind sie in
der "Flens-Arena" seit Dezember 2011 unbesiegt. In dieser Saison verloren sie zwar bei den Löwen 27:30, hatten aber das
schwere Auswärtsspiel gegen
Partizan Belgrad in der Champions League in den Beinen, das
kurz zuvor im südserbischen Nis
ausgetragen worden war. Die SG
trotzte zudem einem unglaublichen Verletzungspech: Nach Petar Djordjic (Kreuzbandriss)
verletzte sich auch Nachfolger
Arnor Atlason (Achillessehnenriss). Und: Dessen Nachfolger,
Olafur Gustafsson, riss sich ein
Außenband im Sprunggelenk.
Er ließ sich, stark humpelnd, allerdings beim beeindruckenden
33:24-Sieg in Lübbecke wieder
aufstellen. Ein Spiel, für das sich
auch der 39-jährige Trainer ein
Trikot zur Seite gelegt hatte - für
den Notfall.
Neuzugang Steffen Weinhold schaffte den Sprung in
den WM-Kader, zudem knüpfte
der überragend aufspielende
Holger Glandorf an alte Glanzzeiten an. Und: Mit Mattias Andersson hat die SG den besten
Torhüter.
Prognose: Zweite Meisterschaft
nach 2004 nicht ausgeschlossen.
- Füchse Berlin:
-
Manager Bob Hanning hatte es
befürchtet, als er zu Saisonbeginn eine gewisse Zufriedenheit
in seiner Mannschaft verspürte.
Vielleicht, so Hanning, wäre es
ein Fehler gewesen, nicht mit
entsprechenden Neuzugängen
die Stammkräfte unter Druck zu
setzen. Börge Lund (Mannheim)
und Konstantin Igropulo (Barcelona) sind Ergänzungsspieler,
keine, die Etablierte verdrängen. Der Abschied von Alexander Petersson (Mannheim) hat
im Angriffsspiel, das nun zu sehr
von Sven-Sören Christophersen
abhängig ist, eine enorme Lücke
hinterlassen. Zuletzt unterlagen
die Berliner, ohne "Smöre"
Christophersen, zu Hause überraschend Hannover (27:28). Im
Pokal schieden sie beim TuS N-Lübbecke aus, dem sonst nicht
viel gelang. Aber: Den 5. Dezember hat sich Hanning angekreuzt. An diesem Tag demontierten die Berliner den HSV
(36:26), der auch dann noch ratlos wirkte, als vier Jung-Füchse
eingewechselt worden waren.
Eine Genugtuung für Hanning,
der einst in Hamburg gefeuert
worden war.
Prognose: Liga und Champions
League ist für Berlin zu viel, es
droht Platz sechs
- HSG Wetzlar:
-
Die HSG ist die größte Sensation, auch wenn ihr am Ende des
vergangenen Jahres mit vier
Niederlagen (u.a. 29:30 in Hamburg) die Luft ausgehen sollte.
Im März hatte Kai Wandschneider bei den Mittelhessen angeheuert und sie am vorletzten
Spieltag vor dem Abstieg gerettet. Mit Jens Tiedtke (Großwallstadt),
Tobias Reichmann (Kiel)
und Michael Müller (RN Löwen)
kamen drei Spieler, die den
Sprung in die erste Sieben
schafften, Müller wurde sogar
Kapitän. Wandschneider krempelte die HSG in der Vorbereitung völlig um, setzte verstärkt
auf Athletik, erhöhte das Tempo
im Spiel und bearbeitete das
zerrüttete Selbstbewusstsein
seiner Spieler. Als dann ein
Start mit 6:0 Punkten gelang -
u.a. ein Sieg gegen den HSV und
der erste gegen Balingen - begann der Höhenflug. Die Folge:
Drei Spieler nahmen an der WM
teil. Aber: Michael und Philipp
Müller (Melsungen) werden gehen, Torhüter Nikola Marinovic
lehnte ein Angebot ("das war lächerlich") ab und unterschrieb
in Göppingen. "In der Etat-Rangliste sind wir nur die Nummer 15", weiß der gebürtige
Hamburger Wandschneider.
Prognose: Das Soll schon im
November erfüllt, es bleibt viel
Zeit für die Kür. Platz acht.
- MT Melsungen:
-
Melsungen entwickelt sich zu einer stabilen Mittelmacht.
"Hier wird inzwischen sehr professionell gearbeitet", sagt
Daniel Kubes, der vom THW Kiel
kam. Der Club, üppig gesponsert vom ortsansässigen Pharmariesen B.Braun, verpflichtete
mit Axel Geerken einen hauptamtlichen Geschäftsführer.
Vater des Erfolges ist Trainer Michael Roth. Nach dem 29:25-Sieg in Kiel bekam er 150 SMS
aus aller Welt. Für einen Tag waren seine Melsunger das wichtigste Handballteam der Welt.
Im Jahr 2015, so das Ziel, wollen
die Nordhessen, die im Pokal
vor dem Einzug ins "Final Four"
stehen, international mitmischen. Möglicherweise gelingt
ihnen das schon früher.
Prognose: Platz sieben.
- TSV Hannover-Burgdorf:
-
Sensation Nummer zwei. Die
kontinuierliche Arbeit zahlt
sich aus, die Verstärkungen (u.a.
Linkshänder Tamas Mocsai und
Nationaltorhüter Martin Ziemer) passen, mit Mait Patrail
gelang ein Glücksgriff. Der Este, in Lemgo als "undiszipliniert
und unprofessionell" aussortiert, fand in Hannover zu sich.
Vielleicht war der Wüstentrip,
Patrail wechselte für ein paar
Wochen nach Katar, heilsam.
Der Rechtshänder ist mit 91 Toren Nummer vier unter den
Feldtorschützen. Überragend
auch Mittelmann Morten Olsen,
der beim 32:30-Sieg in Lemgo 17
Tore warf. Der Däne, Nummer
drei der Torschützenliste (126),
wird im Sommer allerdings in
die erste französische Liga (St.
Raphael) wechseln. Vor Weihnachten gewann das Team von
Christopher Nordmeyer in Berlin, besiegte Flensburg durch
ein spätes Patrail-Tor mit 29:28
- nach 26:28-Rückstand. Ziel
war, die 30-Punkte-Grenze zu
knacken, das dürfte klappen.
Schon im Februar.
Prognose: Platz fünf.
- HSV Hamburg:
-
Das Sorgenkind der Liga, das
erst im Dezember einen Aufprall mit Zittersiegen gegen
Wetzlar und in Großwallstadt
(25:24) abfedern konnte. Präsident Matthias Rudolph stellte
zuletzt sogar die Zukunft des
Projekts in Frage. Weil die Angestellten seine Gedanken oft
aus der "Bild" erfahren,
herrscht ständig Unruhe im Verein, der seinen Spielern zudem
einen Gehaltsverzicht von 20
Prozent abverlangte. Den Meister des Jahres 2011 plagt ein
hartnäckiges Verletzungspech
und ein großes Torhüterproblem. Tiefpunkt war die 27:37-Niederlage in Berlin, als das
Trio Dan Beutler, Enid Tahirovic (inzwischen wieder in Göppingen) und Max-Henri Herrmann
den ersten Ball in der 44.
Minute parierte. Mit der Rückkehr von Johannes Bitter, der
262 Tage nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback beim
glücklichen Pokalsieg gegen den
TV Emsdetten (30:29) gab, wird
der HSV stabiler werden, für die
Zukunft hat er mit Henrik Toft
Hansen (Silkeborg), Petar
Djordjic (Flensburg), Adrian
Pfahl und Kentin Mahe (beide
Gummersbach) vorgesorgt. Vorausgesetzt, Rudolph schließt
den Laden nicht ab.
Prognose: Platz vier ist möglich,
in der Champions League ist
dem launischen Starensemble
auch der Titel zuzutrauen.
- SC Magdeburg:
-
Im Soll, mehr nicht. Der SC
Magdeburg gewinnt die Pflichtspiele, hat gegen die sechs Top-Clubs aber eine ernüchternde
Bilanz von 2:10 Punkten. Trainer Frank Carstens probt weiter
einen schwierigen Spagat, ist er
doch auch Co-Trainer der Nationalmannschaft und fehlte
auch diesmal im Januar, um den
SCM auf die Rückrunde vorzubereiten. Die Verpflichtung von
Stefan Kneer (Großwallstadt)
war ein gelungener Schachzug,
die von Michael Haaß (Göppingen), der im Sommer kommt, ist
ein weiterer. Magdeburg ist wieder eine Adresse geworden, die
ein- und nicht nur verkauft. Bei
Sport1 hat der zehnmalige
DDR-Meister weiter ein Stein
im Brett, hinter dem THW Kiel
räumt der einzige Erstligist aus
den neuen Bundesländern die
meisten Fernsehminuten ab.
Prognose: Platz sieben
- TuS N-Lübbecke:
-
Nichts Neues in Lübbecke, das
sich als "stärkstes Dorf im
Land" versteht: Auch Gennadij
Chalepo, der wie ein Volksheld
empfangen worden war, kann
aus den starken Individualisten
kein Team formen. Das war Vorgänger Markus Baur und dessen
Vorgänger Patrik Liljestrand
auch nicht gelungen. Besonders
schmerzhaft war das Pokal-Aus
gegen Erzrivalen GWD Minden
(26:27). Zuletzt ließen sie sich
die mit 12:8 Punkten (Platz 7)
gestarteten Ostwestfalen in eigener Halle von einer Flensburger Mannschaft vorführen
(24:33), der sechs Stammkräfte
fehlten. Die Nerven liegen
blank, so stürmte ein erboster
Vereinsboss Armin Gauselmann
nach dem Drama gegen Wetzlar
(29:30) aufs Feld und musste von
Geschäftsführer Uwe Kölling
energisch vor größeren Dummheiten bewahrt werden. "Wir
haben uns vorgenommen, konstanter zu spielen", hatte
Manager Zlatko Feric als Ziel formuliert. "Das sind wir Fans und
Sponsoren schuldig." Bislang
hat das nicht geklappt.
Prognose: In den vergangenen
14 Jahren war der TuS nie besser
als Platz neun. Das bleibt so.
- FA Göppingen:
-
Die Schwaben spielten bislang
eine enttäuschende Saison,
auch wenn im Endspurt ein
Sieg gegen Magdeburg (28:26)
und ein Remis bei den Rhein-Neckar Löwen (26:26) gelang.
Sie waren zuletzt Achter, davor
Fünfter und zweimal Sechster,
doch von diesen Rängen sind sie
diesmal weit entfernt. Der
Hauptsponsor (EnBW) hat sich
abgemeldet, Torhüter Darko
Stanic, Star bei der EM 2012 in
seiner Heimat Serbien, sagte
kurzfristig wieder ab - bereits
der Start war holprig. Ein Meilenstein war der 34:26-Sieg gegen Hamburg, aber gegen den
HSV gewinnt das Team von Velimir Petkovic meistens. Besonders auswärts ist der amtierende EHF-Cup-Sieger harmlos,
sammelte nur fünf Punkte ein.
Tiefpunkt war die Heimniederlage gegen den VfL Gummersbach (29:32). Und: Mittelmann
Michael Haaß, Kopf der Mannschaft, geht nach Magdeburg.
Ihn soll Michael Kraus ersetzen, das "enfant terrible" im
deutschen Handball. Er spielte
sich in Göppingen in die Nationalmannschaft. Unter Petkovic, angeblich der einzige Trainer, der mit Kraus umzugehen
weiß.
Prognose: FA bleibt Zehnter.
- HBW Balingen-Weilstetten:
-
Das Team von Dr. Rolf Brack ist
mittlerweile eine Institution in
der Liga geworden und hatte
zuletzt sogar die Rhein-Neckar
Löwen (33:34) am Rande einer
Niederlage. Kontinuierliches
Arbeiten, solides Wirtschaften
- Balingen ist ein Erstligist, der
seine Pflichtaufgaben gegen
die Kellerkinder (Essen, Großwallstadt, Gummersbach) löste
und so rechtzeitig planen kann.
Nach Christoph Theuerkauf
lässt sich mit Martin Strobel
(Lemgo) im Sommer der nächste Nationalspieler auf die
Schwäbische Alb locken.
Brack, der Erfinder des siebten
Feldspielers, lässt sich immer
wieder etwas einfallen - und
wird kopiert. So wie von Alfred Gislason,
der beim Super Globe in Katar mit drei Kreisläufern
spielen ließ. "Das habe ich mir
von Brack abgeschaut." Bemerkenswert: 31:30-Sieg in
Lübbecke und eine knappe
26:27-Niederlage in Berlin.
Prognose: Sicherer Klassenerhalt und verlässlicher Stolperstein für die Top-Vereine.
- TBV Lemgo:
-
Am 13. Spieltag stand der zweimalige Meister auf einem Abstiegsplatz (6:20 Punkte/16.)
und rettete sich anschließend
mit einer Serie von 10:2 Punkten ins Mittelfeld. So fand ein
schwieriges Halbjahr noch ein
glückliches Ende für die Ostwestfalen, die im Sommer noch
um die Lizenz bangen mussten.
Im Etat fehlten plötzlich 1,4
Millionen Euro. Der Verein,
dem noch immer 400.000 Euro
fehlen sollen, erstattete Strafanzeige gegen beide Geschäftsführer
(Fynn Holpert/Volker
Zerbe). Zudem wurde die
Mannschaft von Dirk Beuchler
lange von einem enormen Verletzungspech geplagt, teilweise
trugen vier Spieler gleichzeitig
Gips. Ein Lichtblick ist Hendrik Pekeler,
der in Kiel ausgemustert wurde, weil ihm damals noch die nötige Disziplin
für den Leistungssport fehlte.
Spätestens beim TBV hat der
Kreisläufer sie gefunden. Im
Herbst wurde er sogar als Ersatz für den verletzten Kieler
Patrick Wiencek zum Lehrgang
der A-Nationalmannschaft
eingeladen.
Prognose: Klassenerhalt. Aber
rettet der den TBV Lemgo?
- GWD Minden:
-
Das Team von Ulf Schefvert ist
erwartungsgemäß der stärkste
Aufsteiger, die Mannschaft war
schon in der Zweitliga-Saison
erstligatauglich. Die Abwehr,
bis dato das größte Problem,
wurde mit Vignir Svarvarsson
(Hannover) und Anders Oechsler (Kolding) sinnvoll verstärkt.
Zuletzt gelang gegen die favorisierte HSG Wetzlar sogar ein
klarer 35:26-Erfolg. Mit dem
flinken Regisseur Dalibor Doder hat GWD einen überragenden Individualisten, der auch
im Pokal-Achtelfinale gegen
Lübbecke (27:26) mit einem
spektakulären Tor in der letzten Sekunde den Sieg perfekt
machte. Der Schwede, All-Star-Mittelmann der WM 2011,
ist der Kopf des Mindener Kaders. Torhüter Jens Vortmann
schaffte zuletzt den Sprung in
den erweiterten WM-Kader.
Die Ostwestfalen haben seit
1997 Altlasten von zwei Millionen Euro abgebaut und im
Frühjahr vergangenen Jahres
erstmals wieder eine Spiellizenz ohne Auflagen bekommen. Mit Linkshänder Moritz
Schäpsmeier (Magdeburg/Vertrag bis 2016) hat sich GWD für
die kommende Saison bereits
sinnvoll verstärkt.
Prognose: Klassenerhalt.
- VfL Gummersbach:
-
Der VfL verabschiedete sich
mit einem 25:25 gegen Minden
aus dem Jahr 2012, nach zuvor
neun Niederlagen in Serie. Die
Personaldecke der Oberbergischen erwies sich als zu dünn,
die verletzungsbedingten Ausfälle der beiden Mittelmänner
Christoph Schindler und Kentin Mahe konnte der VfL nicht
kompensieren. Zu Saisonbeginn musste der VfL, der gerade
eine neue Halle baut, die 4000
Zuschauern Platz bieten soll,
die Eugen-Haas-Halle mit einer weiteren Tribüne aufpeppen.
Die Sitzplätze reichen allerdings bis unmittelbar an das
Feld heran und führen immer
wieder zu teilweise kuriosen
Spielunterbrechungen. "Wir
können es uns nicht leisten, die
ersten beiden Reihen nicht zu
verkaufen", sagt Geschäftsführer Frank Flatten. Die Gegenwart ist kritisch, obwohl fünf
Investoren kurzfristig den
Transfer von Fredrik Larsson
(IK Sävehof) zum VfL ermöglichten. Die Zukunft sieht nicht
viel besser aus, wechseln doch
Adrian Pfahl und Mahe zum
HSV. Eine der größten Baustellen ist die Torwart-Position.
Für Goran Stojanovic, den der
VfL in der Vorsaison für
250.000 Euro an die Löwen verkaufte, fand der zwölfmalige
Meister bislang keinen Ersatz.
Prognose: Der VfL muss auch
im Mai noch zittern.
- TV Neuhausen:
-
Sensation Nummer drei. Nicht
nur Sport1-Experte Stefan
Kretzschmar, der den TV Neuhausen als
klaren Abstiegskandidaten eingestuft hatte, musste sich entschuldigen. Keiner
hatte dem Kader von Markus
Gaugisch, in dem mit Torhüter
Thomas Bauer (Österreich) nur
ein Ausländer steht, zugetraut,
bis zur Winterpause neun
Punkte einzusammeln. Dabei
musste der TVN zu Saisonbeginn sogar seine urige Hofbrühlhalle verlassen, und ins 25
Kilometer entfernte Tübingen
umziehen. Die meisten der jungen Schwaben spielen seit dem
Zweitliga-Aufstieg im Sommer
2009 zusammen. Dermaßen eingespielt gelangen Siege gegen
Gummersbach (29:26), Balingen (34:29), Großwallstadt
(32:27) und Essen (28:27) sowie
ein denkwürdiges Remis (28:28)
gegen den HSV. Das Gründungsmitglied der Bundesliga
(Saison 1977/78) wollte in der
vergangenen Saison lediglich
den Klassenerhalt in der 2. Liga
perfekt machen, der Aufstieg
überraschte auch die Verantwortlichen. "Wir starten mit einem Etat, den man besser nicht
laut nennen sollte", sagte Manager Jürgen Zepf. "So viel sei
verraten: Wir sind unter einer
Million." Übrigens: Mit einem
18:12-Heimsieg gegen Neuhausen startete der THW Kiel am
17. September 1977 in die Erstklassigkeit. Kiel wurde Zehnter, schaffte den Klassenerhalt.
Neuhausen wurde Letzter, kam
nie wieder zurück. Bis jetzt.
Prognose: Gummersbach oder
Neuhausen - einer steigt ab.
- TV Großwallstadt:
-
Ein Gründungsmitglied in Not.
Am Saisonende gingen Stefan
Kneer, Moritz Schäpsmeier
(beide Magdeburg), Jens Tiedtke (Wetzlar) und Steffen Weinhold (Flensburg)
- Leistungsträger, die für den sechsmaligen
Meister nicht zu ersetzen sind.
Zudem verlängerte Hauptsponsor Haier, ein Hersteller von
Haushaltsgeräten, seinen Vertrag nicht - der TVG muss sparen. Im Oktober verpflichteten
die Franken den israelischen
Spielmacher Chen Pomeranz
vom Zweitligisten ASV Hamm.
Er ist ein Lichtblick, andere,
wie der Schweizer David
Graubner, blieben hinter den
Erwartungen zurück. An der
Deckung liegt es nicht, die 6:0-Abwehr steht solide, mit 537
Gegentoren ist der TVG in dieser Rubrik Tabellenzehnter,
doch im Angriff ist das Team
von Peter David mit 477 Toren
(Platz 17) nur zweitligareif.
Auswärts blieb Großwallstadt
als einziger Erstligist in zehn
Spielen ohne Punktgewinn.
Prognose: Der TVG steigt im
Jubiläumsjahr (125) ab.
- TUSEM Essen:
-
Der TuSEM war ohne große Erwartungen aufgestiegen und ist
auf dem direkten Weg zurück in
Liga zwei. Auch die Entlassung
von Trainer Maik Handschke -
für ihn kam Christian Prokop -
hat nichts gebracht, das 33:33
gegen Wetzlar, der bislang einzige Punkt, blieb ein Strohfeuer. Dem Verein fehlt das Geld
für Verstärkungen. Die größte
internationale Erfahrung hat
der 25-malige holländische Nationalspieler Toon Leenders
(Kreisläufer), der aus Nordhorn
kam. Die meisten Spieler haben
einen deutschen Pass und das
Leben noch vor sich, das Durchschnittsalter beträgt knapp 23
Jahre, aber für die Bundesliga
ist die Mannschaft zu grün. Vier
Endspiele um den Klassenerhalt - Neuhausen (Heim), Großwallstadt (Auswärts), Gummersbach (A) und Minden (A) -
hat der dreimalige Meister bereits verloren. Aber: Nach zwei
Insolvenzen kann auch ein
sportlicher Abstieg den TuSEM
nicht erschüttern. Zudem laufen fast alle Verträge bis 2014
und gelten auch für Liga zwei.
Prognose: Von 16 Aufsteigern
stiegen zuletzt 13 nach nur einer
Saison wieder ab - Essen wird
diese Tradition fortsetzen.