Sieben Wochen lang ruhte der Handball für den THW Kiel
in der DKB Handball-Bundesliga. Am Mittwoch geht es für
die "Zebras" endlich wieder um Punkte im Kampf um die
deutsche Meisterschaft. Zum Jahresauftakt steht in der
Sparkassen-Arena gleich ein echtes Spitzenspiel an, wenn
die Kieler ab 20.15 Uhr den derzeitigen Tabellenfünften
TSV Hannover-Burgdorf empfangen.
Keine Frage: Die TSV Hannover-Burgdorf gehört zu den
Überraschungsmannschaften dieser Spielzeit. Ohne konkrete
Zielvorgabe waren die Niedersachsen in die Saison gestartet.
Beim Start nach der WM-Pause haben die Hannoveraner mit 27
Punkten jetzt bereits mehr Zähler auf ihrem Habenkonto als
in den drei Spielzeiten zuvor jeweils am Saisonende.
,"Die Recken" sind angekommen an der Leine
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In Lemgo ein Sorgenfall, in Hannover ein Leistungsträger:
Mait Patrail.
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TSV |
Die Kritiker sind verstummt, die Konkurrenz staunt, und in
der ansonsten von den 96-Fußballern dominierten Sportwelt an
der Leine hat der Handball eine breite Öffentlichkeit erreicht:
Bei der Sportlerwahl der "Neuen Presse" zur Mannschaft des
Jahres in Hannover wurden nicht die bisher alles überstrahlenden
Bundesliga-Fußballer von Hannover 96 auf den ersten Platz gewählt,
sondern erstmals die Handballer der TSV Hannover-Burgdorf. Zu den
Heimspielen kamen bisher im Schnitt 300 Fans mehr als im Vorjahr,
und zur Neuauflage des legendären Pokalspiels aus der Saison 2003,
als der damalige Regionalligist TSV Burgdorf knapp an TuSEM Essen
scheiterte, pilgerten 8.728 Zuschauer in die TUI-Arena. Der
kurzfristige Umzug aus der eigentlichen Heimspielstätte AWD-Hall
in die größte Arena der niedersächsischen Landeshauptstadt machte
sich für die TSV nicht nur auf dem Vereinskonto bezahlt - vielmehr
sorgten die Handballer mit diesem Event für ordentliches Interesse
an sich und ihrem Sport in Hannover. Keine Frage: Die TSV
Hannover-Burgdorf, die sich vor der Saison den Kampfkraft
symbolisierenden Beinamen "Die Recken" gegeben hatte, ist sportlich
und gesellschaftlich angekommen an der Leine.
Sturm ins obere Tabellendrittel
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Ein Kreisläufer mit Champions-League-Erfahrung: Juan Andreu Candau.
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TSV |
Denn die Hannoveraner sorgen in dieser Saison nicht nur neben,
sondern vor allen Dingen auf der Platte für eine Menge Aufsehen.
Dabei war die TSV so gestartet, wie man es in Hannover seit dem
Aufstieg 2009/2010 gewohnt war - auf Platz 14 pegelte sich die
Mannschaft nach dem fünften Spieltag ein. Eine Position, die man
in den ersten beiden Spielzeiten in der Beletage des deutschen
Handballs innehatte. Ein Platz schlechter als in der Vorsaison,
als man Rang 13 im Endklassement belegt hatte. Und doch war einiges
anders: Schon beim
30:36 gegen den THW Kiel
hatten die Hannoveraner den "Zebras" einen leidenschaftlichen Kampf
geliefert, und auch der HSV Hamburg musste sich nach einem 15:15
zur Pause ordentlich strecken, um am Ende einen 35:30-Erfolg feiern
zu können. Nach besagtem fünften Spieltag ging es für die Turn- und
Sportvereinigung Hannover-Burgdorf dann steil bergauf. So siegten
die Niedersachsen unter anderem bei der starken HSG in Wetzlar
(31:27), zu Hause gegen die SG Flensburg-Handewitt (29:28), in
Göppingen (31:28) und kurz vor Weihnachten auch bei den Füchsen
Berlin (28:27). Weil man sich auch in Spielen gegen vermeintlich
"leichte" Gegner keine Blöße gab, kletterten die Niedersachsen in
der Tabelle durch neun Siege in den letzten zehn Spielen vor der
WM-Pause auf Platz fünf - die beste Platzierung
seit dem Aufstieg vor vier Jahren (siehe auch
Gegnerkurve Hannover-Burgdorf und
Tabelle der DKB-HBL).
"Die Spieler konnten ihre Fähigkeiten über einen längeren Zeitraum
abrufen. Zudem passen die Zugänge", erläuterte Trainer Christopher
Nordmeyer das Erfolgskonzept der Hannoveraner, die als Saisonziel
lediglich "die sportliche Weiterentwicklung, mitreißende Heimspiele
und die ein oder andere Überraschung gegen stärkere Teams" ausgegeben
hatten. Diese Ziele dürfte die TSV bereits erfüllt haben - doch vor
neuen Vorgaben schreckt man an der Leine (noch?) zurück. "Die
Qualifikation für Europa ist noch ein ganz, ganz weiter Weg", so
Nordmeyer, "ich bin jetzt nicht so vermessen und erwarte zu viel.
Wir haben uns im vergangenen Sommer gemeinsam darauf verständigt,
keine feste Zielvorgabe in Form von Zahlen zu bestimmen. Damit sind
wir in der Hinrunde sehr gut gefahren und daher werden wir auch in
der zweiten Saisonhälfte nur von Spiel zu Spiel schauen und uns Stück
für Stück verbessern."
Die Neuzugänge schlugen ein
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Tamas Mocsai wechselte aus Flensburg nach Hannover.
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TSV |
Nordmeyer tritt auf die Euphoriebremse. Wohl auch, weil er vor der
Saison erneut eine Vielzahl von neuen Spielern in die Mannschaft
einbauen musste. Mit Vignir Svavarsson (GWD Minden), Hannes Jon
Jonsson (ThSV Eisenach), Asgeir Örn Hallgrimsson (Paris St. Germain),
dem ehemaligen Kieler
Piotr Przybecki,
Torwart
Nikolas Katsigiannis und Adam Weiner verließen gleich sechs
Spieler die TSV-Bundesligamannschaft. Ersetzt wurden sie durch ebenfalls
sechs Neuzugänge: Torwart Martin Ziemer kam aus Balingen-Weilstetten
in den Norden und war bisher mit 197 Paraden ein starker Rückhalt der
Niedersachsen. Am Kreis reißt der norwegische Nationalspieler Joakim
Hykkerud Lücken für den Rückraum, der mit dem ehemaligen Flensburger
Tamas Mocsai, Jannis Fauteck (kam aus dem niedersächsischen Springe)
und Mait Patrail verstärkt wurde. Zudem wurde von Ademar Leon
Kreisläufer Juan Andreu Candau verpflichtet, nachdem sich Mario Clößner
zu Beginn der Saison verletzt hatte. "Er wird nach seiner langen Pause
beinahe wie ein siebter Neuzugang sein", hofft Nordmeyer, mit Clößner
einen noch breiter aufgestellten
Kader zur
Verfügung zu haben. "Wir
können die Verantwortung in den entscheidenden Phasen eines Spiels
mittlerweile auf mehrere Schultern verteilen. Dadurch sind wir für
unsere Gegner schwer auszurechnen. Zudem haben wir insgesamt an
Qualität gewonnen, was sich vor allem im Abwehrbereich schnell ausgezahlt
hat", sieht Nordmeyer weitere Erfolgsfaktoren. Zu denen gehört mit
Sicherheit auch Regisseur Morten Olsen: Der Däne erzielte im Spiel
gegen den TBV Lemgo sagenhafte 17 Treffer und ist mit insgesamt 126/40
Toren drittbester Schütze der Liga. "Wir haben viele neue, gute Spieler
geholt und sind richtig stark in dieser Saison", beschreibt er die
"neue" TSV Hannover-Burgdorf, die auch mental mithilfe eines Trainers
zugelegt habe: "Wir gehen in jedes Spiel gegen jeden Gegner mit dem
Glauben, am Ende als Sieger vom Platz gehen zu können."
THW ohne Kapitän Marcus Ahlm
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Spielmacher Morten Olsen spielt bislang eine überragende Saison.
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Verzichten muss
Alfred Gislason zum
Bundesliga-Jahresauftakt auf seinen ersten Kreisläufer:
Marcus Ahlm
hatte sich beim
40:29-Erfolg bei IK Sävehof
am Samstag eine Prellung und Einblutung im Auge zugezogen und muss
am Mittwoch passen. Doch auch ohne ihren Kapitän wollen die
"Zebras" im neunten Pflichtspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf
den neunten Sieg feiern. Bei den bisherigen drei Gastspielen an
der Förde unterlagen die Niedersachsen jeweils deutlich mit
19,
elf und
15 Toren Unterschied (siehe auch
Gegnerdaten Hannover-Burgdorf. Am
Mittwoch dürfte es gegen eine der Überraschungsmannschaften dieser
Saison hingegen deutlich knapper zugehen. Die Fans in der
Sparkassen-Arena erwartet neben dem Spitzenspiel aber auch ein
buntes Rahmenprogramm: In der Halbzeitpause werden die
Halbfinalpaarungen "HVSH-Final-Four" ausgelost. Das Finalturnier
um den Pokalwettberb des Schleswig-Holsteinischen Handballverbands
findet am Wochenende des 18./19. Mai in der Edgar-Meschkat-Halle in
Altenholz statt, und das THW-Junior-Team konnte sich durch einen
überraschenden 25:22-Erfolg über den TSV Altenholz für dieses
Highlight qualifizieren. An der Auslosung werden der HVSH-Vize-Präsident
Spieltechnik Rainer Tschirne und die Losfee Jill Sievert,
DHB-Jugend-Nationalspielerin vom TSV Owschlag, teilnehmen. Im Foyer
der Sparkassen-Arena wird zudem ein Nissan Juke in der
THW-Champions-Edition zu sehen sein.
Die Schiedsrichter am Mittwoch sind
Fabian Baumgart und Sascha Wild.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.02.2013:
TSV Hannover-Burgdorf: Das Lehrgeld ist bezahlt
Handballmeister THW Kiel erwartet heute ein gereiftes Spitzenteam - Patrail im Fokus
Kiel. Dreimal war die TSV Hannover-Burgdorf bislang
in Kiel zu Gast, dreimal erteilten die "Zebras"
den Niedersachsen, die im Schnitt mit 15 Toren Differenz
verloren, Nachhilfeunterricht in Sachen Tempohandball.
Wer glaubt, dass den THW Kiel heute
Abend (20.15 Uhr) ein ähnlicher Spaziergang erwartet,
könnte den Holzweg eingeschlagen haben. Das
Team von Christopher Nordmeyer ist mittlerweile zu
einer Top-Adresse in der Bundesliga gereift.
Der Liga-Sechste gewann im Dezember vergangenen Jahres
nicht nur alle Spiele, er feierte sogar Erfolge in Göppingen,
Wetzlar und Berlin. In soliden Festungen also. Im
Pokal-Viertelfinale hatten die Nordmeyer-Schützlinge zuletzt
beim HSV Hamburg (31:33) den Sieg in der Hand und verspielten
ihn noch unglücklich. "Wir wollen unseren Top-Platz behalten",
sagt Nordmeyer, der sich als Lehrer beurlauben ließ, um sich
ganz dem Handball widmen zu können. "So lange ich das Feuer
spüre, das man als Trainer für diesen Job braucht, mache ich
ihn weiter." Allerdings, so der 45-Jährige, könne er sich nicht
vorstellen, sich diesen "extremen Hunger über Jahre bewahren"
zu können. Derzeit, so scheint es, hat aber nicht nur Nordmeyer
bei der TSV Spaß an der Arbeit.
Die Niedersachsen, die mit Benjamin Chatton mittlerweile auch
einen hauptamtlichen Manager besitzen, bemühen sich um professionelle
Strukturen. Mit Erfolg, wurde die TSV doch gerade vor den Fußballern
von Hannover 96 zur Mannschaft des Jahres in Niedersachsens Hauptstadt
gewählt Nordmeyer musste sechs Neulinge integrieren, darunter mit Mait
Patrail einen Spieler, der kurz zuvor beim Ligakonkurrenten TBV Lemgo
ausgemustert worden war. Wegen Disziplinlosigkeit, wie es hieß. Der
Este wechselte nach Katar, um nach einigen Wüstenwochen in Hannover
einen Neustart zu versuchen. "Ich will mich nicht dazu äußern, wie
Lemgo mit ihm umgegangen ist", sagt Nordmeyer. "Aber bei uns kam er
noch nicht einmal zu spät zu einem Termin. Er ist immer mit Feuereifer
dabei und für uns ein wichtiger Faktor." Der Rechtshänder, an dem der
THW die Transferrechte besitzt, absolvierte als 18-Jähriger auch ein
Probetraining in Kiel. Noka Serdarusic
verglich den Torschützenkönig (79) der U19-EM 2007 in Göteborg
seinerzeit mit dem jungen Nikola Karabatic.
Auch Serdarusic-Nachfolger
Alfred Gislason hat großen Respekt vor
dem 24-Jährigen, dem mit 91 Toren siebtbesten Werfer der
Handball-Bundesliga. "Hannover ist eine Spitzenmannschaft",
sagt Gislason. "Sie haben eine starke
Deckung, einen guten Torhüter und einen gefährlichen Rückraum."
Patrail spielt bei der TSV auch eine so gute Saison, weil Mittelmann
Morten Olsen eine spielt. Der Däne, mit 123 Saisontreffern Nummer
drei der Torschützenliste, schrieb unter anderem beim 32:30-Sieg
gegen den TBV Lemgo Geschichte, als er 17 Tore warf. Zwischen den
Pfosten steht mit Martin Ziemer ein Torhüter, den Bundestrainer
Martin Heuberger erst im letzten Moment aus dem Kader für die
WM 2013 in Spanien gestrichen hat. "Einen
Start wie gegen Sävehof können wir uns nicht erlauben", warnt
Gislason, dessen Mannschaft beim
40:29-Erfolg in der Champions League
gegen den schwedischen Meister am Sonnabend einen viertelstündigen
Anlauf benötigte.
Die "Zebras" müssen heute Abend auf ihren Kapitän
Marcus Ahlm verzichten, der in
Sävehof am rechten Auge (Prellung und Einblutung) verletzt
worden war. Auch hinter einem Einsatz im Champions-League-Heimspiel
gegen MKB Veszprem am Sonntag (19 Uhr) steht noch ein Fragezeichen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 13.02.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf
(geplante Einblendungen um 20.30 Uhr
21.03 Uhr und in der Schlussphase gegen 21.40 Uhr; nach dem Spiel
Berichte in den Nachrichten um 22.00 Uhr und am nächsten Morgen;
Reporter ist Stefan Eilts)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
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Internet:
Die Kieler Nachrichten bieten einen Live-Ticker an unter
www.kn-online.de/thwliveticker.
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.