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12.08.2013 Vorbereitung / Mannschaft

Kieler Nachrichten: Brockmanns Gespür für den Körper

THW-Athletiktrainer feilt an individuellen Schwächen der Spieler

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.08.2013:

Faaborg. Als Christian Sprenger sieht, mit welcher Hand Hinrich Brockmann wirft, kann er sich einen Spruch nicht verkneifen. "Was für eine Verschwendung", ruft der Rechtsaußen in Faaborg, im Trainingslager des Handballmeisters THW Kiel. Brockmann ist Linkshänder, offenbar hätte aus ihm mehr werden können als der neue Athletiktrainer.
Brockmann spielte mit Ulf Kahmke (heute Eurosport) und Frank Lübke (einst TSV Altenholz) Handball bei Riemann Eutin. Als der 15-Jährige eine der beiden Trainingseinheiten pro Tag verpasste, flog er aus dem Team, das kurz darauf deutscher Schülermeister wurde. Ein Rauswurf, den er nutzte. "Sonst wäre ich nicht das, was ich bin." Was er ist? Seit 1998 leitender Trainer im Schleswig-Holsteinischen Leichtathletikverband. Er unterstützt zwölf ehrenamtlich tätige Landestrainer, die knapp 60 Athleten betreuen. Fünf Eigengewächse haben die Chance, bei den Spielen 2016 in Rio zu starten. Einer ist Zehnkämpfer Matthias Prey (SC Rönnau 74). Der deutsche Hallenmeister im Siebenkampf wird von Brockmann persönlich trainiert.

Der 47-Jährige, einmal Siebter bei den deutschen Juniorenmeisterschaften über 400 m Hürden, führte die Zehnkämpfer Mike Maczey (2000) und Stefan Drews (2004) zu den Spielen in Sydney und Athen. Maczey lief als B-Jugendlicher die 100 m in eher mäßigen 12,5 Sekunden und wollte seine Karriere beenden. Brockmann, schon als 18-Jähriger ein Trainer, arbeitete acht Jahre mit ihm, verbesserte ihn auch auf der Sprintstrecke so weit, dass er die Elf-Sekunden-Grenze knackte. "Talent ist nicht entscheidend", sagt der Diplom-Trainer, dessen Athleten rund 30 deutsche Meistertitel gewannen. Es reizt ihn, sie zu formen. Mit Geduld, einem Plan. Nun soll er die Zebras noch flotter machen. Individuell an einzelnen Schwächen feilen, aber auch mit dem ganzen Team üben. "Er entlastet mich sehr und ist extrem wichtig für uns", sagt THW-Trainer Alfred Gislason, der auch künftig beim Krafttraining dabei sein will. Aber in der zweiten Reihe, an einem Platz, an dem er Videos schneiden kann, um seine Spieler taktisch vorzubereiten.

Der in Malente aufgewachsene Brockmann kümmert sich in Faaborg intensiv um Aron Palmarsson (Knie-OP). "Er macht große Fortschritte", lobt er den Isländer, der ihn gelegentlich beschimpft, weil er nicht locker lässt, sanft Druck ausübt und sich immer neue Übungen ausdenkt, um die Mühsal bunter zu machen. "Es reizt mich, leicht angeschlagene Spieler durch intelligentes Athletiktraining wieder an die Mannschaft heranzuführen."

Was ihn noch reizt, in seinem engen Terminkalender so viele Handballer unterzubringen? "Sie sind extrem leistungswillig und bereit, mit mir neue Wege zu gehen", sagt Brockmann. "Außerdem kann ich noch etwas lernen." Von Gislason, der auf einem sehr hohen Niveau arbeiten würde. Davon, Krafteinheiten für ein ganzes Team zu entwerfen. Von dem Nationen-Mix. "Meine Tage bestehen zu 60 bis 70 Prozent aus Schreibtischarbeit", sagt Brockmann, der seit Kindesbeinen ein THW-Fan ist. "Deshalb genieße ich diese Tage in Faaborg, auch wenn sie lang sind."

Wie der Kontakt zustande kam? "Ich habe im Oktober vergangenen Jahres den Austausch mit einem professionell arbeitenden Trainer gesucht." Und Gislason gefunden. Der war so angetan von dem Gespräch, dass er ihn kurz darauf an Bord holte.

Aron Palmarsson über Hinrich Brockmann:
Er hat überhaupt keine Ahnung von Handball, aber ein unglaubliches Wissen darüber, wie ein Körper funktioniert. Die Übungen sehen zwar sehr leicht aus, aber danach bin ich immer völlig kaputt."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.08.2013)


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