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08.02.2014 Champions League

Zebra-Journal: Champions League: Zebras profitieren von Kielce-Patzern

Polnischer Meister gab gegen Kolding und Dünkirchen überraschend sechs Punkte ab

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.02.2014:

22.09.2013, So., 17.00, 1. Sp.tag:
Orlen Wisla Plock (POL) - THW Kiel: 33:34 (14:14)
29.09.2013, So., 15.00, 2. Sp.tag:
THW Kiel - KIF Kolding-Kopenhagen (DEN): 29:26 (12:14)
12.10.2013, Sa., 20.15 (21.15 MESZ), 3. Sp.tag :
FC Porto Vitalis (POR) - THW Kiel: 27:31 (17:16)
19.10.2013, Sa., 18.15, 4. Sp.tag:
KS Vive Targi Kielce (POL) - THW Kiel: 34:29 (17:11)
17.11.2013, So., 18.45, 5. Sp.tag:
Dunkerque HB Grand Littoral (FRA) - THW Kiel: 21:29 (13:19)
20.11.2013, Mi., 19.00, 6. Sp.tag:
THW Kiel - Dunkerque HB Grand Littoral (FRA): 28:25 (15:12)
01.12.2013, So., 14.30, 7. Sp.tag:
THW Kiel - Orlen Wisla Plock (POL): 34:25 (16:11)
09.02.2014, So., 16.55, 8. Sp.tag:
KIF Kolding-Kopenhagen (DEN) - THW Kiel
Live auf Eurosport!
16.02.2014, So., 17.45, 9. Sp.tag:
THW Kiel - KSV Vive Targi Kielce (POL)
Live auf Eurosport!
19.02.2014, Mi., 19.30, 10. Sp.tag:
THW Kiel - FC Porto Vitalis (POR)
Live auf Eurosport!

Es gab Momente in der laufenden Champions League-Saison, die Alfred Gislason tiefe Furchen ins Gesicht gruben. Etwa im ersten Auswärtsspiel in Plock, als der THW Kiel sich sehr schwer tat. Nur ein unfassbarer Fehlpass in den letzten Sekunden, den Kapitän Filip Jicha dankend annahm und per Tempogegenstoß zum glücklichen 34:33-Sieg verwandelte, sicherte in Zentralpolen die ersten Punkte.
In Kielce setzte es dagegen eine klare Niederlage. Und auch beim scheinbar krassen Außenseiter FC Porto lief es harzig für den dreimaligen Titelträger. Mehrfach explodierte Trainer Gislason auf der Bank, unzufrieden mit seinen Profis.

Aber viele dunkle Momente haben sich am siebten und bisher letzten Spieltag dann radikal relativiert. Mit dem klaren 34:25-Sieg gegen Plock übernahm der THW (12:2 Punkte) die Tabellenführung in der Gruppe B - weil Kolding-Kopenhagen (10:4) sensationell in Porto unterlag. "Wir haben die Portugiesen auf die leichte Schulter genommen", klagte Torwart Kasper Hvidt hinterher. Und auch der polnische Meister Kielce, der zuvor zweimal den Dänen unterlegen war, hatte überraschend in Dünkirchen Federn gelassen. "Wir haben Glück gehabt, dass Kielce dreimal hintereinander verloren hat", sagte Gislason, als er die bisherige Vorrunde resümierte. "Wir waren Nutznießer."

Zu Euphorie aber bestehe kein Anlass, mahnte der 54-Jährige. "Wenn wir in Kopenhagen mit mehr als drei Toren verlieren, dann ist der wichtige Gruppensieg weg", so Gislason. Dem morgigen Rückspiel (16.55 Uhr, Eurosport) beim Team von "Ex-Zebra" Kim Andersson, der allerdings wegen einer Schulter-Operation bis Mai ausfällt, kommt also vorentscheidender Charakter zu: Sollte der THW in der dänischen Hauptstadt gewinnen, könnte er den Gruppensieg in den verbleibenden Heimspielen gegen Kielce (16.2) und Porto (19.2.) perfekt machen. "Das ist unser festes Ziel", sagt Gislason. Er möchte unbedingt ein Treffen mit dem Topfavoriten FC Barcelona im Achtel- oder Viertelfinale vermeiden. Das wäre sicher die schwerste Hürde auf dem Weg zum Final4-Turnier am 31. Mai und 1. Juni in Köln. Die Katalanen sind, da inzwischen 56 Prozent aller Spiele in der laufenden Königsklasse absolviert sind, noch ungeschlagen - mussten allerdings auch schon einen kritischen Moment überstehen. Am ersten Spieltag verspielte das Team von Xavier Pascual eine Sieben-Tore-Führung bei Vardar Skopje und mühte sich zu einem Remis.

Das Team aus Mazedonien gilt als kommende Großmacht in der europäischen Handballszene; der russische Millionär Samsunenko, der mit Wettbüros sein Geld verdient, will weiter investieren. Der Plan, nach dem großen Linkshänder-Talent Alex Dushebajew auch dessen Vater Talant als Trainer zu verpflichten, ließ sich indes nicht realisieren.

Paris St. Germain wiederum musste viel Lehrgeld zahlen, verlor bei Metalurg Skopje und holte nur einen Punkt bei Vardar. Trotz der Verpflichtung von Daniel Narcisse kämpft das von den Katarern finanzierte Team gegen Metalurg Skopje (beide 9:5 Punkte) um den zweiten Platz - auch diese Gruppe ist, von der Ausnahmestellung Barcelonas abgesehen, ausgeglichener als vermutet.

Nach der Papierform verlaufen indes die beiden anderen Gruppen. In der Gruppe A zieht der ungarische Meister MKB Veszprem einsam seine Kreise. Sieben Siege in sieben Spielen lautet die Bilanz. Selbst eine Niederlage beim Gruppenzweiten Rhein-Neckar Löwen (11:3) dürfte am Gruppensieg wenig ändern. Überraschender ist die gute Vorrunde des ukrainischen Meisters Saporoschje (7:7), der aber noch in Celje (6:8) und Zagreb (4:10) antreten muss. Scheinbar klar ist die Angelegenheit in Gruppe D. Da Flensburg einen Punkt bei Naturhouse La Rioja liegen ließ, steuert der HSV Handball mit 12:2 Punkten auf den Gruppensieg zu, Aalborg dürfte sicher das Achtelfinale erreichen und Velenje und La Rioja streiten um den letzten Platz.

Möglich, dass sich der aktuelle Modus bald ändern wird. Obwohl viele Vorrundenspiele umkämpft waren und beispielsweise 15.000 Fans den Auftritt des FC Barcelona in Minsk sehen wollten, drängen viele europäische Spitzenvereine auf eine Reform. Sie argumentieren, dass Teams wie St. Petersburg, Wacker Thun oder Halmstad zu stark abfallen und auch zu wenig Zuschauer ziehen. "Man muss die Champions League so zusammenstellen, dass Qualität der Teams und die Zuschauerzahlen stimmen, und die TVAnstalten damit etwas anfangen können", bringt Gerd Butzeck, der Geschäftsführer des Forum Club Handball, die Argumente der Reformer auf den Punkt. Ein favorisiertes Modell ist, die Champions League auf 16 Klubs zu reduzieren und diese Klubs in zwei Achter-Gruppen spielen zu lassen. Das allerdings würde bedeuten, dass die Bundesliga und die spanische Liga Asobal nur noch zwei feste Vertreter in die Champions League entsenden. Laut Butzeck ist eine solche Systemänderung sogar "schon in diesem Sommer denkbar", so groß sei der Druck bei den Klubs. "Andernfalls ist meine Befürchtung, dass einige europäische Klubs ihre Etats nicht weiter halten können." Auch beim Veranstalter, der Europäischen Handball-Föderation (EHF), scheint man nicht abgeneigt. Natürlich müsse ein solcher Wechsel erst mit dem Partner Velux und dem Vermarkter MP Silva geklärt werden, heißt es. Der HSV und die Löwen würden dann in die Röhre gucken. "Umso wichtiger, dass wir unser Heimspiel gegen den HSV gewonnen haben", sagt Gislason. "Als ich 2008 hier anfing, hieß es: Das wichtigste Ziel ist das Erreichen der Champions League."

Widerstand leisten insbesondere die Ligen. Denn bei einem Modell mit zwei Achter-Gruppen und einem folgenden Viertelfinale benötigt die Champions League zwei Spieltage mehr als bisher (maximal 16). "Man kann nicht sechs Monate vorher einfach zwei Spieltage mehr in den Kalender reinbringen", sagt Reiner Witte, Präsident der Handball-Bundesliga und Chef der europäischen Ligavereinigung. "Es ist schlicht nicht machbar, das so schnell zu ändern. Ich gehe davon aus, dass das neue System noch nicht 2014/15 kommen wird." Kiels Manager Klaus Elwardt glaubt auch nicht, dass die EHF die Reform so schnell auf den Weg bringt. Andererseits kommt es auf die EHF-Partner an, sagt er: "Am Ende entscheidet das Fernsehen."

Duschebajew neuer Trainer in Kielce

Es war der Transferhammer der Winterpause: Kielce vermeldete die Verpflichtung von Trainer Talant Duschebajew. Am 15. Januar trat der gebürtige Kirgise den Dienst an. Der ehemalige Welthandballer war nach dem Aus von Ciudad Real bei vielen Vereinen im Rennen, am Ende entschied er sich für den polnischen Meister, bei dem der bisherige Trainer Bogdan Wenta zum Sportdirektor befördert wurde. "Wir wissen beide, was wir wollen: das Beste für Vive Targi Kielce", erklärte Talant Duschebajew, dessen Vertrag bis 2017 läuft. Er kenne Wenta seit Jahren, es passe sportlich sowie persönlich. "Es war keine schwere Entscheidung, Kielce hat eine starke und sehr erfahrene Mannschaft", so der frühere Weltklassespieler über seinen neuen Verein.

Siehe Gegnerkader Kielce

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.02.2014)


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