Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.02.2014:
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Die von THW-Kapitän Filip Jicha vor der Saison geäußerte Sorge, dass es die Mannschaft schwer haben würde,
scheint zumindest in der Bundesliga unbegründet. Als Tabellenführer verabschiedete sich der Titelverteidiger in die
Winterpause.
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Die
EM-Pause ist vorbei, der THW startete am 4. Februar mit einem klaren
29:24-Sieg in Gummersbach in die zweite Saisonhälfte.
Das Zebra-Journal schaut noch einmal auf den ersten Teil der Spielzeit zurück.
24. August 2014
Angetrieben von einem überragenden
Christian Zeitz startete der
THW Kiel mit einem 34:24
(16:10)-Heimsieg gegen den Bergischen
HC in die neue Saison. Zahlen,
die auf den ersten Blick nicht
überraschten. Doch im weiteren
Saisonverlauf wurde deutlich, zu
welchen außergewöhnlichen Leistungen
der Aufsteiger in der Lage
sein sollte. In Kiel hatte das Team
um Ex-Zebra
Viktor Szilagyi
("Phasenweise waren wir auf Augenhöhe,
aber von einem Punktgewinn
waren wir weit weg.") allerdings
keine Chance. Trotz wiederholter
Unterzahl der Gastgeber
konnten die Löwen aus dem Bergischen
Land einen zwischenzeitlichen
Acht-Tore-Rückstand nur in
ein achtbares 22:18 (45.) verkürzen,
doch am Ende ging dem BHC
die Kraft aus. Das neue Torhütergespann
Johan Sjöstrand und
Andreas Palicka feierte einen gelungenen
Einstand, die Neuzugänge
Rasmus Lauge (3) und
Wael "Willi" Jallouz (1) warfen ihre ersten Tore - ein
Auftakt nach Maß.
2. September 2014
Zweites Spiel gegen einen Aufsteiger,
zweiter Sieg. Diesmal gewann
der THW Kiel beim TV Emsdetten
deutlich mit 40:25 (18:12). 7000
Karten hätten die Gastgeber verkaufen
können, doch die winzige
Emshalle, erstmals Schauplatz für
ein Heimspiel des Bundesliga-Novizen,
bietet nur 2300 Fans Platz.
Die Mannschaft von Gennadij Chalepo
konnte den Beweis der Erstligatauglichkeit
nicht erbringen, die
Fans schon. Sie feierten die Besiegten
auch noch Minuten nach der demütigenden
Niederlage, an deren
Höhe
Andreas Palicka maßgeblichen
Anteil hatte. Der Schwede
ließ sich nach 44 Minuten entkräftet
auswechseln, bis dahin hatte er
18 Bälle pariert. "Meine Lungenflügel
fühlten sich an wie Nüsse",
sagte
Palicka, der unter den Folgen
einer Erkältung litt.
7. September 2014
Die Konkurrenz hatte gehofft, dass
der THW nach dem Abschied von
Marcus Ahlm,
Daniel Narcisse,
Thierry Omeyer und
Momir Ilic
endlich menschliche Züge zeigen
würde, doch am dritten Spieltag
war davon wenig zu sehen. Die Zebras
gewannen beim HSV Handball,
einem der Top-Konkurrenten um
den Titel, souverän mit 32:26
(16:14). Den Hamburgern steckte
noch die Teilnahme am Super Globe
in Katar in den Beinen, und sie
hatten mit der Niederlage beim
Aufsteiger Bergischer HC (27:34)
den Saisonauftakt verpatzt. Zudem
war klar, dass der 19-Mann-Kader
des Champions-League-Siegers
noch in der Findungsphase stecken
würde. Die Chance war groß, die
mit 11.500 Zuschauern überraschenderweise
nicht ausverkaufte
O2-World zu stürmen. Eine
schwierige Aufgabe blieb es trotzdem,
hatte der HSV sich doch unter
anderem mit dem spanischen Weltmeister
Joan Canellas, dem Flensburger
Rückraumspieler Petar
Djordjic und dem deutschen Nationalspieler
Adrian Pfahl verstärkt.
In der 48. Minute (23:23) deutete
noch wenig auf den Coup hin, der
den 54. Geburtstag von
Alfred Gislason
abrunden sollte. Zumal sich
mit
Rasmus Lauge, der von seinem
dänischen Landsmann Hans Lindberg
gefoult worden war, zu diesem
Zeitpunkt Mittelmann Nummer
zwei, verabschieden musste.
Aron Palmarsson war nur als Zuschauer
mitgereist. Nach dem
Lauge-Aus
schickte
Gislason mit
Patrick Wiencek
den zweiten Kreisläufer ins
Feld - die Not-Sieben, die sich auf
Andreas Palicka verlassen konnte,
brach schließlich den Widerstand
der Hamburger, die ihre ungewöhnlich
hohe Fehlerquote nicht in den
Griff bekamen. Die Kieler feierten,
beim 0:4-Punkte-HSV begann eine
Diskussion um den Trainer, die
Martin Schwalb, der Betroffene, als
"unverschämt" empfand.
11. September 2014
Beim 31:30 (14:20)-Heimsieg gegen
den VfL Gummersbach wurde
deutlich, dass diese Saison in der
bewegten Geschichte des THW
Kiel doch eine besondere werden
könnte. Drei Siege, sechs Punkte,
wer sich nicht näher mit dem
"THW 2013" beschäftigte, musste
glauben, es werde eine dieser Spielzeiten,
die mit einer Meisterfeier
auf dem Kieler Rathausplatz enden.
15:23 (37.) lagen die Zebras
zurück, die Fehlerquote war katastrophal,
die Körperspannung auch
- doch die Fans gaben nicht auf,
trieben die Hausherren, in deren
Reihen
Aron Palmarsson ein gutes
Comeback gab, zu einem berauschenden
Finale. Für die Schlüsselszene
sorgte
"Goggi" Sigurdsson,
der bei dem Acht-Tore-Rückstand
einen Gegenstoß abfing, das 15:24
verhinderte. "Das hätten wir nicht
mehr aufgeholt", sagte
Alfred Gislason,
der nach dem Drama genauso
erschöpft wirkte wie seine Spieler.
Angetrieben von Kapitän
Filip Jicha, der seine sechs Tore in der
letzten Viertelstunde erzielte, drehten
die Kieler den Spieß um. Zum
Helden wurde schließlich der siebenmalige
Torschütze
Marko Vujin,
der die Seinen in den letzten Sekunden
per Siebenmeter erlöste.
14. September 2014
Der THW Kiel konnte sich beim
29:23 (16:12)-Auswärtssieg gegen
den ThSV Eisenach auf seine stabile
Deckung und den starken Torhüter
Johan Sjöstrand verlassen.
Der Schwede wehrte in der mit
3200 Zuschauern ausverkauften
Werner-Assmann-Halle 21 Bälle
ab, zu viele, um den wackeren
Aufsteiger von einer Überraschung
träumen zu lassen. "Das
Publikum was super", lobte
Sjöstrand.
"Es war einfach geil, hier
zu spielen." Die Zebras mussten
erneut auf
Aron Palmarsson
(Knieschmerzen) verzichten,
auch
Rasmus Lauge (Schulterprellung)
konnte nur mit halber
Kraft mitwirken, der Däne verteidigte,
passte, aber hart werfen
konnte er nicht. Die Eisenacher
wehrten sich nach Kräften, die
Kieler improvisierten viel, so
musste Linksaußen
"Goggi" Sigurdsson
phasenweise als Mittelmann
aushelfen. "Wir mussten alles
geben", fasste Kapitän
Filip Jicha
60 intensive Minuten in zwei
Sätzen zusammen. "Aber wir hatten
das Spiel immer im Griff."
18. September 2014
Beim 26:25 (11:14)-Sieg gegen die
HSG Wetzlar wurde endgültig deutlich,
dass die Heimspiele des
THW Kiel in dieser Saison zunächst
einmal nach einem anderen
Strickmuster verlaufen würden.
Die Mittelhessen, die mit Ivano
Balic und Jose Hombrados (beide
Atletico Madrid) kurzfristig zwei
Weltstars verpflichtet hatten, reisten
zwar ohne sechs Stammspieler
an, doch Sekunden vor dem Abpfiff
nahm der erste Punktverlust
des Rekordmeisters Gestalt an.
Die Zebras hatten in einem zerfahrenen
Spiel mit 9:14 (28.) zurückgelegen,
sich auf der Zielgeraden
einen Drei-Tore-Vorsprung erarbeitet
und ihn wieder verspielt. Es
stand 25:25, es waren noch 23 Sekunden
zu spielen. Dann erlöste
einmal mehr
Filip Jicha, der sein
achtes Tor mit einer Geschwindigkeit
von 110 km/h in die Maschen
knallte, seine Mannschaft und die
Fans.
25. September 2014
Gummersbach, Wetzlar, diesmal
die MT Melsungen - auch die Hessen
hatten ihre Chance, die Arena
des THW Kiel zu stürmen. Es war
ihnen bereits in der vergangenen
Saison gelungen (29:25): Das
Team von Michael Roth beendete
damals überraschend die Rekordserie
der Zebras. Bis zum 20:20
(42.) waren die Gäste auf Augenhöhe,
dann setzte sich der THW,
der in
Marko Vujin (9) seinen besten
Werfer hatte, vorentscheidend
auf 26:21 ab. Die Melsunger verkürzten
in der letzten Minute zwar
noch einmal auf 29:31, doch dann
sah
"Goggi" Sigurdsson in der offenen
Manndeckung eine Lücke,
bediente Kiels Besten, den Serben
Vujin - Tor. Als
Johan Sjöstrand
anschließend doppelt gegen Philipp
Müller und den Ex-Kieler
Daniel Kubes parierte, kannte die
Freude in der Halle keine Grenzen
mehr. "Die Fans haben uns sehr
geholfen", lobte
Christian Zeitz
das Publikum, das sich in den Wochen
des Umbruchs als verlässliche
Größe erweisen sollte.
5. Oktober 2014
Es geht auch leicht: Hatten die
Kieler zuletzt in eigener Halle Zittersiege
gefeiert, kehrte beim
34:25 (19:11)-Erfolg gegen GWD
Minden die Leichtigkeit zurück.
Garant des Sieges war
Johan Sjöstrand,
der 19 Bälle parierte, 13 in
der ersten Halbzeit, in der die Zebras
den Grundstein für den achten
Saisonsieg legten. Ein starkes
Spiel lieferte auch
Patrick Wiencek
ab, der für
Rene Toft Hansen
(Rippenprellung) in der Start-Sieben stand. Über den Kreisläufer
liefen fast alle Angriffe. Entweder
traf der deutsche Nationalspieler
selbst (4), oder er arbeitete
Siebenmeter (5) heraus. "Die erste
Halbzeit hat mir richtig gut gefallen",
sagte
Alfred Gislason. Weniger
Grund zur Freude hatte sein
Kollege Goran Perkovac, der seine
Mannschaft intensiv auf dieses
Kreisläuferspiel vorbereitet hatte.
"Und dann bekommen wir vor der
Pause zehn Tore allein von der Linie",
sagte der Kroate, der zuletzt
die Nationalmannschaft der
Schweiz trainiert hatte. "Für einen
Bundesligisten geht das gar nicht.
Das war für den THW ein Trainingsspiel."
Für Minden war es
die zwölfte Niederlage gegen den
Rekordmeister in Folge.
9. Oktober 2014
Beim SC Magdeburg endete der
Überflug mit einer 31:34-Niederlage.
Dabei waren die Rahmenbedingungen
günstig gewesen. Der
zehnmalige DDR-Meister musste
sechs Stammspieler ersetzen, mit
Michael Haaß und Marko Bezjak
fehlten beide Mittelmänner, mit
Kjell Landsberg der Abwehrchef.
In der Start-Sieben standen mit
Max Janke und Bert Hartfiel zwei
Spieler, die sonst im "Youngster"-Team in der 3. Liga aktiv sind.
Trainer Frank Carstens hatte sogar
Bennet Wiegert reaktiviert. Der
Jugendkoordinator hatte seine
Karriere im Sommer beendet.
Ganz anders die Situation beim
THW, in dessen Start-Sieben erstmals
wieder
Aron Palmarsson
stand. Die Gäste führten erwartungsgemäß
mit 8:6, als mit Torhüter
Dario Quenstedt der Matchwinner
ins Spiel kam.
Ein weiterer war der neunmalige
Torschütze Stefan Kneer, den die
Kieler Deckung nicht in den Griff
bekam. Die Schwarz-Weißen verteidigten
zu passiv, die Hausherren
übertrieben dagegen die Härte
in der Abwehrarbeit. "Das war
der Schlüssel zum Erfolg", sagte
Quenstedt. "Ich weiß nicht, wie
oft der Mannschaftsarzt vom
THW auf dem Feld gewesen ist."
Ein Spruch, der nicht nur
Alfred Gislason in Rage bringen sollte.
16. Oktober 2014
Ohne
Aron Palmarsson (Knieschmerzen)
und
Patrick Wiencek
(Zerrung) besiegten die Kieler in
eigener Halle HBW Balingen-Weilstetten souverän mit 35:24
(20:12). Am Ende hatte
Alfred Gislason sogar noch die Zeit für
eine nette Geste: Er wechselte
Tjark Müller aus der 2. Mannschaft
ein. Der 20-Jährige hatte
am Wochenende zuvor die Champions-League-Reise nach Porto
mitgemacht, doch mitspielen
durfte der Bankkaufmann nicht -
die Partie gegen den portugiesischen
Meister war zu knapp, für
Experimente gab es keinen Spielraum.
Gegen Balingen war das
anders. "Das wünscht sich jeder,
der seit seiner Jugend beim THW
spielt", bedankte sich
Müller.
"Ein Traum!" Die Gäste, die ein
paar Tage zuvor eine demütigenden
18:31-Heimniederlage gegen
Wetzlar kassiert hatten, standen
noch sichtlich unter dem Eindruck
des Erlebten. Mutlos ergaben
sich die Schützlinge von Rolf
Brack ("Der THW hat uns gnadenlos
ausgespielt") in Kiel ihrem
Schicksal. Sogar das Einwechseln
eines siebten Feldspielers,
ein Brack-Trick, erwies sich
gegen den THW als Eigentor.
27. Oktober 2014
Mit einer souveränen Leistung
entführte der THW Kiel beide
Punkte aus der "Hölle Süd" von
FA Göppingen (35:31/18:15). Wer
hätte das gedacht? Im Jahr zuvor
waren die Zebras hier chancenlos
gewesen. Zudem hatten sich die
Schwaben, die kurz zuvor den
HSV Handball in eigener Halle
aus dem DHB-Pokal geworfen
hatten, mit Rückkehrer Michael
Kraus verstärkt. Die Kieler konnten
wieder auf
Patrick Wiencek
zurückgreifen, zudem hatte sich
Rasmus Lauge von seiner Grippe
erholt. Vor 5600 Zuschauern entwickelte
sich ein offener Schlagabtausch,
in dem
Christian Zeitz
nach dem Seitenwechsel die Rolle
des Regisseurs übernahm. Die
Vorentscheidung fiel, als die Zebras
nach Zeitstrafen für
Zeitz
und
Filip Jicha in doppelter Unterzahl
eine 26:24-Führung verteidigten.
Wer mit der Wende gerechnet
hatte, wurde enttäuscht,
die Tore erzielten
Marko Vujin
und
"Goggi" Sigurdsson, zudem
lieferte
Andreas Palicka eine
Klasseleistung ab.
6. November 2014
Vor dem Spitzenspiel gegen die
Rhein-Neckar Löwen standen die
Vorzeichen nicht sonderlich
günstig für den THW Kiel.
Rasmus Lauge hatte sich in einem
Testspiel der dänischen Nationalmannschaft
gegen Kroatien in
Oslo das hintere Kreuzband überdehnt
- acht Wochen Pause. Zudem
stand hinter
Aron Palmarsson
ein Fragezeichen. Kiel ohne
zwei seiner Rückraumspieler gegen
die Mannheimer?
Palmarsson
gab im Abschlusstraining
grünes Licht, stand in der Start-Sieben und hatte maßgeblichen
Anteil an dem 31:28 (14:13)-Sieg
gegen die Badener. "Er hat ein
Weltklasse-Spiel gemacht", lobte
Trainer
Alfred Gislason den Mittelmann.
Bis zur 48. Minute begegneten
sich beide Teams auf
Augenhöhe, in einer rassigen Begegnung
stand es 22:22. Dann
schlossen die Kieler die Lücken
am Kreis, liefen einen Gegenstoß
nach dem anderen, warfen die
nächsten sieben Tore - für den
Knockout brauchte der Rekordmeister
nur neun Minuten. In der
Deckung lieferten
Rene Toft Hansen und
Patrick Wiencek ihre
Feuertaufe als Mittelblock ab, zudem
lief Kapitän
Filip Jicha zu
großer Form auf. Mit einer 29:22-Führung im Rücken traten die
Hausherren auf die Bremse, die
Mannheimer verkürzten, ohne
noch einmal für echte Unruhe
sorgen zu können. "Hut ab vor
dem, was hier momentan passiert",
zeigte sich Löwen-Manager
Thorsten Storms als fairer Verlierer.
10. November 2014
Vier Tage nach der Löwen-Gala
nahm der THW Kiel eine weitere
Hürde: Das Team von
Alfred Gislason
siegte in der SwissLife-Hall
mit 30:24 (15:10) gegen die TSV
Hannover-Burgdorf. Knapp 4200
Zuschauer waren dabei, die Arena
erstmals in der Saison ausverkauft.
Den Ton gaben zunächst die Kieler
an - auf den Rängen sangen die
200 mitgereisten Fans, auf dem
Feld sah es lange nach einem Debakel
für die Niedersachsen aus. Sie
mussten mehr als elf Minuten auf
ihr erstes Tor warten. Als sie trafen,
führten die Kieler bereits mit 4:0.
Fünf Minuten vor der Pause lagen
sie sogar acht Tore in Führung
(14:7), das Spiel schien entschieden.
Andreas Palicka (20 Paraden)
hielt überragend, die Abwehr stand
erneut stabil. "Wir haben in der Deckung
inzwischen die richtige Härte
gefunden", sagte
Palicka. "Patrick
tut uns im Mittelblock gut."
Die Kieler führten zwar hoch, die
Fehlerquote war aber im ersten
Durchgang beachtlich gewesen.
Weil diese nicht geringer wurde,
die Niedersachsen aber besser, war
die Führung in der 47. Minute auf
ein Törchen geschrumpft (21:20).
Ein Weckruf für die Zebras, die
nun eine Phase zu fassen bekamen,
die stark an den Knockout gegen
die Löwen erinnerte. Gestützt auf
den überragenden
Palicka warfen
die Gäste sechs Tore in Folge - das
Aus für die Niedersachsen. "
Palicka
hat uns den Zahn gezogen",
brachte TSV-Manager Benjamin
Chatton den Spielverlauf auf den
Punkt. Die Kieler gewannen die
Punkte 23 und 24, von ihrem Trainer
gab es noch ein kleines Extra:
zwei freie Tage.
24. November 2014
Nach der verdienten 30:34 (14:21)-Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt gaben die Zebras die Tabellenführung
ab. In der seit Wochen
ausverkauften Flens-Arena
hielten die Gäste im 76. Derby lediglich
bis zur elften Minute mit.
Sie lagen 6:5 in Führung, als
Patrick Wiencek mit einem Gegenstoß
an
Mattias Andersson scheiterte.
Der SG-Torhüter, bis dahin
kein Faktor, nutzte diese Parade als
Weckruf, hielt im weiteren Spielverlauf
noch 17 Bälle - der Ex-Kieler
war ein Grund, warum die
Flensburger, die zuletzt vor zwei
Jahren ein Heimspiel in der Liga
verloren hatten, in den eigenen vier
Wänden eine Macht blieben. Ein
anderer war die Schwäche der Kieler,
die sich im Angriff lediglich
auf
Filip Jicha und
Marko Vujin
(warfen gemeinsam 19 Tore) verlassen
konnten. Außerdem hielt
das Gespann
Andreas Palicka/
Johan Sjöstrand bis zur Pause nur
vier Bälle, zu wenig. Die Kieler
sollten anschließend mit den
Schiedsrichtern (Fabian Baumgart/Sascha Wild) hadern. "Sie haben
bis zur elften Minute gepfiffen",
sagte Trainer
Alfred Gislason.
"Anschließend pfiffen bis zur
Pause nur noch die Zuschauer."
Ähnlich äußerte sich Kapitän
Jicha.
"Um hier zu gewinnen, hätten
wir eine Spitzenleistung gebraucht.
Aber auch eine Spitzenleitung."
Beide räumten allerdings
ein, dass die Niederlage eine verdiente
gewesen wäre. "Wir ärgern
uns jetzt darüber, dass wir die Liga
wieder spannend gemacht haben",
sagte
Jicha. "Und dann schauen
wir wieder nach vorne." So geschah
es...
27. November 2014
Drei Tage nach der schmerzhaften
Flensburg-Niederlage feierten die
Kieler ein Erfolgserlebnis der
leichteren Art: In eigener Halle besiegten
sie den chancenlosen TuS
N-Lübbecke mit 37:30 (22:16). Bereits
nach elf Minuten hatten die ersatzgeschwächten
Gäste, die lediglich
mit neun Feldspielern angereist
waren, die Punkte abgegeben.
Die Kieler führten 10:4, feierten
nach einer einseitigen Partie den
19. Sieg in Folge gegen die Ostwestfalen,
die zuletzt im September
1978 (14:14) einen Punkt in
Kiel holten. Damals war
"Goggi" Sigurdsson, 34-jährig der Oldie im
THW-Team, noch gar nicht geboren.
Bemerkenswert:
Fynn Ranke,
im Alltag beim Zweitligisten TSV
Altenholz angesiedelt, absolvierte
seine ersten Bundesligaminuten.
Der Kreisläufer nutzte den Einsatz
und warf das 37. Tor des Rekordmeisters.
8. Dezember 2014
Das Auswärtsspiel Nummer eins
nach der Flensburg-Pleite geriet
zur Demonstration der Stärke: In
der mit 10.000 Zuschauern ausverkauften
Max-Schmeling-Halle
spielten die Zebras 45 Minuten
lang Handball aus dem Lehrbuch,
führten mit 24:15 gegen die Füchse
Berlin, die mit einer guten Moral lediglich
die Höhe der 29:33-Niederlage
in Grenzen halten konnten.
"Ich bin sehr, sehr stolz auf meine
Mannschaft", lobte
Alfred Gislason.
"Im Angriff haben wir in der
ersten Halbzeit die beste Saisonleistung
gezeigt."
Die Berliner hatten ihren Fuchsbau
erstmals mit einer Zusatztribüne
ausgerüstet, der Regierende
Bürgermeister Klaus Wowereit
war gekommen, Manager Bob
Hanning ("Hier bin ich zu Hause")
hatte seinen Vertrag um fünf
Jahre verlängert - der Rahmen
stimmte, um die Kieler zu besiegen.
Aber der Gegner war zu
stark. "Wir waren nicht schlecht",
sagte Berlin-Trainer Dagur Sigurdsson.
"Aber der THW war
einfach besser." Was noch?
Andreas Palicka warf sein erstes
Bundesligator (23:15/39.), als die
Berliner in ihrer Verzweiflung
mit sieben Feldspielern stürmten.
14. Dezember 2014
Spiel eins nach dem Pokal-Aus
gegen die Rhein-Neckar Löwen:
In der Wuppertaler Unihalle bat
Neuling Bergischer HC die müden
Kieler zum Tanz, knapp 3200
schauten auf den ausverkauften
Rängen zu. "Der BHC ist der
stärkste Aufsteiger seit vielen
Jahren", hatte
Alfred Gislason
seine Mannschaft vor dem Team
um den Ex-Kieler
Viktor Szilagyi
gewarnt. Tatsächlich wehrten
sich die Schützlinge des erst 34-jährigen Sebastian Hinze bis zur
42. Minute (17:18) wacker. Dann
zogen die Gäste, die in
Andreas Palicka (18 Paraden) ihren besten
Spieler hatten, aber davon. "Eine
Mannschaft wie Kiel können wir
nur schlagen, wenn sie uns eine
Chance gibt", sagte der neunmalige
Torschütze
Szilagyi. "Das
hat sie aber nicht." Was die Oberbergischen
zu bieten haben,
musste bereits der Champions-League-Sieger HSV Handball erfahren:
Im ersten Heimspiel hatte
der BHC die Hanseaten mit 34:27
besiegt.
18. Dezember 2014
Mit einem 38:25 (17:13)-Sieg gegen
den TBV Lemgo kehrte der
THW Kiel als Herbstmeister an
die Tabellenspitze zurück. In einem
kurzweiligen Spiel wurden
Johan Sjöstrand und
"Goggi" Sigurdsson
zu Kieler Helden. "Sjöstrand
hat gefühlt 50 Bälle gehalten",
lobte TBV-Trainer Niels
Pfannenschmidt den famosen
Schweden. So viele Paraden waren
es zwar nicht, die der Nationaltorhüter
zeigte, aber jeder
zweite Wurf aus dem Feld fand in
Sjöstrand sein Stoppschild. Ein
Ausrufezeichen setzte auch
Sigurdsson,
dem in einer Phase Kurioses
gelang, in dem die Ostwestfalen
mit sieben Feldspielern
anrannten. Der Isländer schnappte
sich einen Pass von Benjamin
Herth, der als Kempatrick für Florian
Kehrmann gedacht war, und
warf den Ball ins leere Tor der
Gäste. Herth hetzte ihm noch hinterher,
landete aber nach einer finalen
Grätsche mit dem Ball im
Netz. Das Tor zum 20:13 für den
THW Kiel dürfte Geschichte geschrieben
haben: Als erster Kempatreffer
aus mehr als 30 Metern
Torentfernung.
21. Dezember 2014
Ein Arbeitssieg für den THW
Kiel: Aufsteiger TV Emsdetten
verkaufte sich bei der 28:35
(15:18)-Niederlage gut, eine echte
Chance hatte das Team von Kapitän
Stefan Thünemann ("Für
Spiele wie diese sind wir aufgestiegen")
aber nicht. Mit einem
4:0-Lauf nach der Pause stellten
die Zebras, die in
Marko Vujin
(12/7) ihren besten Werfer hatten,
die Weichen frühzeitig auf Sieg.
Mit rot-weißen Zipfelmützen auf
den Köpfen wünschten die Spieler
den Fans anschließend entspannte
Weihnachtsfeiertage.
Kapitän
Filip Jicha schnappte
sich anschließend das Mikrofon,
um in der Tradition seines Vorgängers
Marcus Ahlm zu den Zuschauern
zu sprechen. "Wir sehen
uns in fünf Tagen wieder. Und
dann schlagen wir den HSV." Gesagt,
getan.
26. Dezember 2014
Der berauschende 35:24 (19:12)-Heimsieg gegen den HSV Handball
wurde vom Herzinfarkt eines Zuschauers
überschattet. Die Kieler
führten 5:2, als das Spitzenspiel
für zwölf Minuten unterbrochen
wurde. So lange hatte es gedauert,
bis Spielleiter Uwe Stemberg die
Nachricht erreichte, dass im vierten
Rang ein 55-jähriger THW-Fan
mit dem Leben rang. Glück
für ihn, dass in unmittelbarer Nähe
Ärzte gesessen hatten, die ihn
sofort reanimierten. Der Zuschauer
wurde in ein Krankenhaus
gebracht, die Partie fortgesetzt
- mit zwei ungleichen Rivalen.
"Wir haben einen rundum gebrauchten
Tag erwischt", fasste
HSV-Trainer Martin Schwalb die
zweite Saisonniederlage gegen
den THW zusammen. Kurz zuvor
hatten die Hanseaten noch die
Rhein-Neckar Löwen mit 38:25
demontiert, doch gegen die Zebras
waren sie chancenlos. Auch,
weil
Johan Sjöstrand einen starken
Auftritt ablieferte. "Das war
mein bislang bestes Spiel in der
Kieler Arena", sagte der Schwede,
der 23 Bälle parierte. In der
zweiten Halbzeit ließ er sieben
Minuten lang keinen HSV-Treffer
zu, der THW, der auf
"Goggi" Sigurdsson
(Wadenzerrung) verzichten
musste, nutzte diese Phase.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.02.2014)