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Niclas Ekberg war erfolgreichster
Kieler Schütze mit 6/2 Treffern.
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Der THW Kiel bleibt auch in der
"VELUX EHF Champions League"
in der Erfolgsspur. Am frühen Sonntagabend gewannen die "Zebras"
ihr Gruppenspiel beim französischen Vizemeister US Dunkerque dank
einer über weite Strecken konzentrierten Leistung souverän mit
29:21 (19:13). Erfolgreichster Torschütze bei den Kielern war
Niclas Ekberg mit 6/2 Treffern, bei
den Gastgebern war Linksaußen Baptiste Butto ebenfalls sechs Mal
erfolgreich. Eine starke Leistung zeigte auch THW-Keeper
Johan Sjöstrand, der insgesamt 15 Würfe
entschärfte.
Mit nun 8:2 Punkten belegt der THW Kiel in der
Gruppe B den zweiten Platz,
punktgleich mit Tabellenführer KS Vive Targi Kielce. Die Polen
kassierten am Sonntagnachmittag allerdings ihre erste Saisonniederlage
beim 24:29 bei KIF Kolding-Kopenhagen. Die Mannschaft um den weiterhin
verletzten Ex-Kieler
Kim Andersson hat
damit ebenfalls 8:2 Zähler auf dem Konto und liegt aufgrund des
schlechtesten Torverhältnisses der drei Anwärter auf den Gruppensieg
derzeit nur auf Platz 3. US Dunkerque bleibt nach der fünften
Niederlage im fünften Spiel weiter ohne Punktgewinn auf dem letzten
Platz.
Beide Teams mit viel Tempo
Die Kieler begannen im ausverkauften "Stade de Flandres"
unweit der belgischen Grenze mit ihrer zuletzt erfolgreichen 6:0-Deckungsformation
um
Patrick Wiencek und
Rene Toft Hansen
im Mittelblock. Im Angriff dirigierte erneut
Aron Palmarsson
das Spielgeschehen zwischen
Filip Jicha und
Marko Vujin. Auf den Außenbahnen spielten
Gudjon Valur Sigurdsson und
Niclas Ekberg
durch, im Tor durfte
Johan Sjöstrand ran.
Und der THW startete mit unheimlich viel Tempo. Auch von Dunkerques
Schachzug, mit einer eher defensiven Abwehrvariante zu agieren, ließen
sich die Kieler nicht verunsichern. So entwickelte sich eine rasante
Partie, in der
Gudjon Valur Sigurdsson den
ersten Treffer markierte. Die Gastgeber gingen das hohe Tempo mit, so
dass es nach etwas mehr als vier Spielminuten bereits 3:3 stand.
THW setzt sich langsam ab
Langsam erarbeiteten sich die "Zebras" einen Vorteil.
Toft Hansen
traf von
Jicha bedient zum 4:3, dann
parierte
Sjöstrand gegen Espen Lie Hansen
und
Jicha antwortete mit einem tollen
Sprungwurf in den Winkel zur ersten Zwei-Tore-Führung der Partie.
Butto schaffte vom Kreis zwar den Anschluss, doch
Palmarsson
gelang per schneller Mitte postwendend das 6:4, und nachdem der
nächste Versuch Lie Hansens geblockt wurde, ließ Kiels isländischer
Regisseur gleich noch das 7:4 folgen. Und die "Zebras" hielten das
Tenpo weiter hoch: Auf Soudrys Treffer hatte
Jicha
erneut eine schnelle Antwort parat. Dann scheiterte Lie Hansen
einmal mehr an der Kieler Deckung,
Ekberg
erhöhte per Siebenmeter, und als der von
Jicha
mustergültig bediente Schwede in Überzahl gar das 10:5 markierte,
war der THW bereits ein wenig enteilt.
Sechs-Tore-Führung zur Halbzeit
Dunkerques Trainer Patrick Cazal reagierte, brachte Mittelmann
Lamon für Espen Lie Hansen und stellte in der Abwehr einen Sonderbewacher
für
Filip Jicha ab. Seine Mannschaft konnte
in der Folgezeit tatsächlich bis auf 9:12 verkürzen - in erster Linie
aber, weil
Patrick Wiencek eine Zeitstrafe
absitzen musste und der THW einige gute Chancen ausließ. So trafen
Filip Jicha,
Aron Palmarsson
und
Niclas Ekberg binnen dreißig Sekunden
dreimal das Torgebälk statt ins Netz. Nachdem dann der vom erneut
starken
Palmarsson in Szene gesetzte
Toft Hansen einen Heber über das gegnerische Tor
bugsierte, hatten die Gastgeber gar die Chance, auf zwei Treffer zu
verkürzen. Doch
Johan Sjöstrand war gegen
Rechtsaußen Touati zur Stelle und
Wiencek
sorgte per zweiter Welle für das wichtige 13:9. Und die "Zebras" ließen
sich auch von der zweiten Zeitstrafe gegen ihren Kreisläufer nicht
aus dem Konzept bringen:
Jicha per
Siebenmeter, eine weitere
Sjöstrand-Parade
gegen Mokrani und ein
Vujin-Aufsetzer aus
halblinker Position brachten dem THW beim 15:9 (23.) die erste
Sechs-Tore-Führung ein. Ein Vorsprung, der auch dank zweier toller
Sigurdsson-Treffer bis zum Seitenwechsel
Bestand halten sollte, obwohl
Wiencek-Vertreter
Wael Jallouz im Mittelblock bis zur
Pausensirene ebenfalls noch zwei Zeitstrafen kassieren sollte.
Frühe Entscheidung dank starker Deckung
Der Auftakttreffer im zweiten Durchgang gelang diesmal den Gastgebern
durch Bastien Lamon. Indes: Es sollte der letzte Treffer für Dunkerque
für über zehn Minuten bleiben. Die Kieler Deckung rührte in der
Folgezeit Beton an, und so geriet der deutliche Vorsprung auch nicht
in Gefah, obwohl Torhüter Vincent Gerard nun etliche Paraden gegen
Jicha und den zum Wiederanpfiff eingewechselten
Christian Zeitz zeigte. Als Kreisläufer
Benjamin Afgour in der 42. Spielminute endlich der 15. Treffer für die
Franzosen gelang, hatten zweimal
Sigurdsson
sowie
Ekberg und
Jicha
jeweils per Siebenmeter beim zwischenzeitlichen 23:14 bereits für mehr
als nur eine Vorentscheidung gesorgt.
Zwei rote Karten
Auch danach blieb es eine muntere, allerdings nun von vielen Fehlern
auf beiden Seiten geprägte Partie mit wenigen Toren.
Filip Jicha
durfte bereits frühzeitig Feierabend machen, sein Vertreter
Wael Jallouz sorgte mit seinem Geschoss
zum 24:15 noch einmal für einen Paukenschlag, ebenso
Palmarsson mit seinem Sprungwurf zum
25:16. Doch die Partie wurde kurzzeitig doch noch einmal hitzig.
Zunächst kassierte
Rene Toft Hansen eine
rote Karte, nachdem er den jungen Theophile Causse unglücklich
niederstreckte. Eine Minute später hatte Guillaume Joli dann die
Chance, per Strafwurf auf 18:25 zu verkürzen. Sein strammer Versuch
traf
Johan Sjöstrand aber genau am Kopf,
weshalb der französische Welt- und Europameister folgerichtig
ebenfalls des Parketts verwiesen wurde.
Die Gemüter beruhigten sich in der Schlussphase wieder, was auch den
klaren Kräfteverhältnissen auf dem Parkett geschuldet sein durfte.
Der THW brachte den Vorsprung locker über die Zeit. Für die letzten
drei Kieler Tore sorgte Wael Jallouz,
der dafür von den rund 20 mitgereisten Schlachtenbummlern frenetisch
gefeiert wurde.
Rückspiel schon am Mittwoch
Bereits am kommenden Mittwoch stehen sich beide Teams erneut
gegenüber, wenn die "Rückrunde" der Gruppenphase beginnt. Anwurf
in der Kieler Sparkassen-Arena ist um 19.00 Uhr, es sind noch Karten
in allen Kategorien zu Preisen zwischen 14,00 Euro und 48,00 Euro
im Vorverkauf erhältlich.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie bitte auch
Ich bin sehr zufrieden, dass wir hier gewonnen haben. Wir
wussten um die aggressive Deckung, die selten mehr als 20
Gegentore zulässt. Aber wir haben das gut gelöst im Angriff,
und die Abwehr stand auch sehr gut. Dunkerque hat uns mit
der 6:0-Formation nicht überrascht.
Dunkerques Trainer Patrick Cazal:
Ich bin nicht sehr enttäuscht, schließlich haben wir gegen
eine der besten Mannschaften der Welt verloren. Die erste
Halbzeit war noch einigermaßen ausgeglichen, aber ich habe
meinem Team in der Pause keinen Druck gemacht. Eine
Niederlage gegen Kiel ist keine Schande.
Mir geht es gut, ich habe keine Schmerzen und kann nach den
Spielen auch das Aufbautraining machen. Ich bin froh, dass
ich wieder da bin und wäre auch für die Abwehr bereit gewesen,
wenn wir früh eine rote Karte erhalten hätten. Wir können auch
eine sehr gute 3:2:1 spielen. Wir haben immer Lösungen!
Dunkerques Linksaußen Baptiste Butto:
Jeder Ballverlust gegen Kiel wird bestraft. Obwohl wir das
wussten, konnten wir das nicht verhindern.
THW-Kapitän Filip Jicha gegenüber den KN:
Wichtig für unseren Angriff war unsere stabile Abwehr. In
der Pause hatten wir Bedenken, dass
Patrick Wiencek oder
Wael Jallouz die Rote Karte
sehen könnten. Dass es dann aber
Rene Toft Hansen getroffen
hat, sorgte für einiges Schmunzeln.
- US Dunkerque (FRA ):
-
Gerard (1.-13., 31.-59., 10 Paraden),
Gardenat (59.-60., keine Parade),
Annotel (13.-30., keine Parade);
Afgour (2),
Lamon (2),
Nagy (1),
Touati,
Causse (2),
Soudry (2),
Guillard,
Nieto,
Grocout,
Joli (1),
Mokrani (4),
Butto (6),
Lie Hansen (1);
Trainer: Cazal
- THW Kiel:
-
Sjöstrand (1.-60., 15/1 Paraden),
Palicka (n.e.);
Toft Hansen (1),
Sigurdsson (5),
Sprenger (n.e.),
Wiencek (1),
Ekberg (6/2),
Zeitz,
Jallouz (4),
Palmarsson (5),
Klein (n.e.),
Jicha (4/2),
Vujin (3);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Gregorio Muro San Jose / Alfonso Rodriguez Murcia (Spanien)
- Zeitstrafen:
-
Dunkerque: 4 (Butto (11.), Lamon (23.), 2x Agfour (31., 34.));
THW: 6 (2x Wiencek (14., 20.), 2x Jallouz (27., 30.),
Jicha (42.), Zeitz (49.))
- Rote Karten:
-
Dunkerque: Joli (50., Kopftreffer gegen Sjöstrand bei Siebenmeter);
THW: Toft Hansen (49., grobes Foulspiel)
- Siebenmeter:
-
Dunkerque: 1/0 (Sjöstrand hält Joli (49.));
THW: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3, 3:3 (5.), 3:5, 4:5, 4:7, 5:7, 5:10 (12.),
6:10, 6:11, 7:11, 7:12 (17.), 9:12, 9:15 (23.), 10:15, 10:16,
12:16 (27.), 12:17, 13:17, 13:19;
2. Hz.: 14:19 (32.), 14:23, 15:23 (42.), 15:24, 16:24, 16:25 (48.), 18:25 (52.),
18:26, 19:26, 19:27, 20:27, 20:28, 21:28, 21:29.
- Zuschauer:
-
2.481 (ausverkauft) (Stade de Flandres, Dunkerque (FRA))
- Spielgrafik:
-
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Die Füchse Berlin und die TSV Hannover-Burgdorf greifen im
EHF-Pokal
erst am Wochenende drauf ins Spielgeschehen ein. Dann empfangen die Bundeshauptstädter
zum Drittrunden-Hinspiel den weißrussischen Spitzenclub HC Meshkov Brest, während die
Niedersachsen bei den Kadetten Schaffhausen in der Schweiz antreten.
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Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der
CL-Gruppenphase finden Sie hier.
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In der
Champions-League-Gruppe A haben
die Rhein-Neckar Löwen bereits am Donnerstag ihren zweiten Tabellenplatz
hinter MKB Veszprem (HUN) gefestigt. Nach dem souveränen 34:26-Heimsieg über den
kroatischen Meister RK Zagreb haben die Mannheimer nun 7:3 Punkte auf dem
Konto.
In der Gruppe D hat der HSV Hamburg
im bundesliga-internen Zweikampf um den Gruppensieg vielleicht schon einen
vorentscheidenden Erfolg gefeiert. Am Sonnabendnachmittag siegte die Mannschaft
von Trainer Martin Schwalb gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt in der
o2-World mit 32:27 (15:14) und hat mit 10:0 Punkten nun schon drei Zähler
Vorsprung. Die SG kann den Rückstand aber bereits am kommenden Donnerstag
(19.00 Uhr) im Rückspiel in der Flens-Arena wieder verkürzen.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2013:
Erneut erfolgreiche Löwenjagd
THW Kiel nahm die Hürde in Dünkirchen ohne Probleme - Jallouz durfte beim 29:21 Selbstvertrauen tanken
Dünkirchen. Der THW Kiel hat sich nach dem
Erfolg gegen die Rhein-Neckar Löwen in der
Bundesliga vor zwei Wochen ein weiteres Mal als
erfolgreicher Löwen-Jäger betätigt. In der
nordfranzösischen Provinz übersprang der
deutsche Meister gestern Abend souverän die
Champions-League-Hürde im fünften Spiel der
Vorrunde. Im Stades de Flandres besiegten die
Kieler den französischen Vize-Champion US Dunkerque,
dessen Maskottchen ebenfalls ein Löwe ist, mit
29:21 (19:13).
Die Franzosen mussten früh die Überlegenheit der Kieler
anerkennen, die ihre Torerfolge quer durch die Mannschaft
verteilten. "Wir sind nicht ängstlich, auch wenn wir kein
Favorit sind", hatte USDK-Manager Regis Giunta vor der
Partie noch leise Hoffnung bei den Gastgebern signalisiert,
um allerdings direkt im Anschluss einzuschränken: "Wir
haben allerdings Schwierigkeiten, unser Spiel über 60
Minuten durchzuziehen." So war es in den ersten vier
Champions League-Spielen der Dünkirchener bisher, die
allesamt im letzten Spielviertel verloren gingen. Doch dazu
kam es diesmal gar nicht erst.
In ihrer ersten Champions-League-Saison fremdeln die
Franzosen noch ein bisschen mit der europäischen Top-Liga.
Das zeigte sich schon bei der Eröffnungszeremonie, bei
der die Organisatoren THW-Torhüter Johan Sjöstrand
etwas unvermittelt zum Einlaufen auf das Parkett schubsten.
Doch die Begrüßung der Kieler in der mit 2500 Zuschauern
ausverkauften Halle war herzlich. Und eine freundliche
Extra-Umarmung gab es zwischen Kiels Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson und
USDK-Trainer Patrik Cazal, die sich noch aus gemeinsamer
und erfolgreicher Zeit bei TuSEM Essen kennen.
Grund zur Zurückhaltung sah Sigurdsson
darin allerdings nicht. Er eröffnete den Kieler Torreigen zum 1:0.
Danach ließen die Kieler nur noch beim 3:3 ein zwischenzeitliches
Remis zu, setzten sich aber zügig ab - eine Dünkirchener Führung
gab es zu keinem Zeitpunkt. Die Gastgeber hatten zunächst auf ihre
unorthodoxe und früh ansetzende Abwehr verzichtet. Dadurch konnte
sich vor allem der Kieler Rückraum mit schnellen und einfachen Toren
auszeichnen. Die Führung des THW hätte frühzeitig sogar zweistellig
sein können, wenn sich die Zebras zur Mitte der ersten Halbzeit mit
Würfen über das Tor und an das Gebälk nicht einige Fahrkarten erlaubt
hätten.
In der Abwehr hatte Trainer Alfred Gislason
dazu ein anderes Problem zu lösen. Der starke Mittelblock mit
Rene Toft Hansen und
Patrick Wiencek drohte früh gesprengt
zu werden, da Wiencek schon in der 20.
Minute die zweite Zwei-Minuten-Strafe kassiert hatte. Auch
Wael Jallouz, der für den deutschen
Nationalspieler in der aggressiveren Abwehrvariante kam, tappte
zweimal in die Falle und war bis zur Halbzeit zweimal vorbestraft.
So gestaltete sich das Ergebnis für die Gastgeber, die
zwischenzeitlich doch zu ihrer Mann-gegen-Mann-Verteidigung
übergegangen waren, zur Halbzeit erträglich.
Nach der Pause ließen sich die Gastgeber zunächst nicht weiter
abschütteln, auch weil USDK-Torhüter Vincent Gerard, der zu Beginn
keinen Ball angefasst hatte, nun 13 gute Paraden zeigte. Doch der
Kieler Sieg geriet nie in Gefahr. Auch nicht, als das THW-Team in
der 49. Minute kurz in doppelter Unterzahl spielte.
Toft Hansen hatte zunächst wegen
übertriebener Härte die Rote Karte gesehen, Christian Zeitz
musste direkt im Anschluss für zwei Minuten vom Parkett. Dünkirchen
konnte diese Chance jedoch nicht nutzen, zumal Guillaume Joli ebenfalls
"Rot" sah (50.), als er Johan Sjöstrand bei
einem Siebenmeter im Gesicht abschoss.
Die Hektik in einem gar nicht mal überharten Spiel nahm kurzzeitig
zu. Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, durfte
Wael Jallouz Selbstvertrauen tanken. Der
Tunesier erzielte die letzten drei Kieler Treffer.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2013:
Kieler Elemente im grauen Dünkirchen
Dünkirchen. Die Stationen in der Champions League mögen
den THW Kiel zwar zu den nationalen Spitzenklubs des
Handballs bringen, wie in der Bundesliga führt dieser Weg
aber mitunter weit an den Metropolen vorbei. Dünkirchen,
die im Kern rund 90 000 Einwohner große Hafenstadt an
der französischen Nordseeküste, gibt den Besuchern ihre
Reize nur zögerlich preis.
Die Tristesse eines grauen Novembertages ist in den
Straßen eng verwoben mit dem dunklen Teil der deutschen
Geschichte. Im Frühjahr 1940 hielt Dünkirchen der deutschen
Belagerung lange stand, um so über 300 000 britischen und
alliierten Soldaten als letzter Brückenkopf die Evakuierung
über die Nordsee nach England zu ermöglichen. Dafür erlitt
die Stadt das Schicksal der weitgehenden Zerstörung.
Im Wiederaufbau entstanden charmelose Nachkriegsbauten,
später funktionelle Gebäude der 60er und 70er. Die wenigen
verbliebenen historischen Gemäuer wie das Rathaus, der
Belfried oder der Turm des Lügners überragen die Bausünden
zwar zum großen Teil, deren Schatten kann die Stadt, die
unter Ludwig XIV und durch den Freibeuter Jean Bart im 17.
Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte, aber nicht abstreifen.
Die Touristenströme führen daher an diesem Teil Flanderns
eher vorbei ins nahe Brügge auf belgischer Seite.
Kieler können in der maritim geprägten Stadt aber durchaus
heimische Elemente wiederfinden. Die Industriebrachen des
Hafens werden allmählich mit neuen Wohn- und Bürobauten
erschlossen. Die See reicht bis in das Herz der Stadt
hinein, der Dreimaster "Duchesse Anne", 1901 als
"Großherzogin Elisabeth" in Bremen gebaut, bestimmt das
Bild. Die diversen Häfen für die Sportschifffahrt sind
selbst im Spätherbst noch gut gefüllt. Auf der annehmbar
temperierten Nordsee wird auch jetzt noch trainiert.
Sportliche Aktivitäten gehören offenbar zum Sonntagsprogramm
der Stadt. Strand und Promenade zwischen Dünkirchen und der
Vorstadt Malo verwandeln sich am späten Vormittag zur Meile
für Läufer, Radfahrer und Skater - mit einer besonderen
Ausprägung des Aquajoggings. Im Neopren zieht eine
Sechser-Gruppe ihre Bahn durch das brusthohe Nordseewasser.
Und ein paar Sonnenstrahlen auf die Bar- und Cafe-Szene vor
einigen respektablen Villen an der Promenade zeigen, dass
Dünkirchen zu anderen Jahreszeiten und in ausgewählten
Vierteln durchaus städtebaulichen Charme versprühen dürfte
und mehr zu bieten hat als Spitzenhandball.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2013)